Betrachtet man ein Wirtschaftssystem mit einem privaten marktwirtschaft -
lichen und einem öffentlichen Bereich, so stellt sich die Frage, welche
Funktionen die beiden verschiedenen Sektoren übernehmen sollen. Diese
Arbeit behandelt die Herleitung der optimalen Menge an Gütern, die die
öffentliche Hand bereitstellen soll. Dabei wird davon ausgegangen, dass -
abgesehen von öffentlichen Gütern - die Koordination über den private
Sektor zu effizienteren Lösungen führt.
Im folgenden Kapitel wird zunächst geklärt, was öffentliche Güter sind
und welche Eigenschaften diese aufweisen. Außerdem wird erläutert,
warum es notwendig ist, dass der Staat deren Bereitstellung übernimmt.
In den Kapiteln danach wird versucht werden, mit Hilfe verschiedener
Ansätze und Methoden die optimale Menge an öffentlichen Gütern herzuleiten. Öffentliche Güter werden überwiegend von der öffentlichen Hand angeboten.
Man findet sie auch als so genannte Kollektivgüter in der Literatur. 1
Reine öffentliche Güter sind durch zwei wesentliche Aspekte gekennzeichnet:
§ Nicht-Rivalität im Konsum: Sobald ein Individuum das öffentliche
Gut zur Verfügung gestellt bekommt, ist es gemeinschaftlich
nutzbar (= nicht rivial). Es steht jedem Konsumenten gleich zur
Verfügung ohne Qualitätseinbußen, wobei bei der Nutzung keine
zusätzlichen Opportunitätskosten entstehen.
§ Nicht-Ausschließbarkeit: Konsumenten können nicht von der
Nutzung aus ökonomischen oder technischen Gründen ausgeschlossen
werden. Dies eröffnet Anreize zum Trittbrettfahrerverhalten.
2 Eine marktwirtschaftliche Bedürfnisbefriedigung wird somit
unmöglich, da jeder diese öffentlichen Güter nutzen, aber keiner
sich finanziell daran beteiligen möchte. 3
Formal lässt sich der Unterschied zwischen privaten und öffentlichen
Gütern folgendermaßen darstellen: [...]
1 Vgl. Graf (1999), S. 33.
2 Vgl. Brümmerhoff (2001), S. 94.
3 Vgl. Andel (1998), S. 421.
Inhaltsverzeichnis
Bildverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Formelverzeichnis
1 Einleitung
2 Theorie der öffentlichen Güter
2.1 Reine öffentliche Güter
2.2 Unvollkommen öffentliche Güter
2.3 Angebot und Erstellung öffentlicher Güter
3 Der partialanalytische Ansatz
3.1 Private Güter
3.2 Öffentliche Güter
4 Der allgemeine Gleichgewichtsansatz
4.1 Paretoeffizienz
4.2 Effiziente Lösung
4.3 Wahl des Optimums
5 Lindahl-Modell
6 Präferenzenthüllung bei öffentlichen Gütern
7 Schlussbemerkung
8 Literatur- und Quellenverzeichnis
Bildverzeichnis
Abbildung 1: Partielles Gleichgewicht bei einem privaten Gut
Abbildung 2: Partielles Gleichgewicht bei einem öffentlichen Gut
Abbildung 3: Darstellung eines negativen öffentlichen Gutes
Abbildung 4: Optimales Angebot öffentlicher und privater Güter
Abbildung 5: Die Unbestimmtheit der Aufteilung auf private und öffentliche Güter im Zwei-Personen-Fall
Abbildung 6: Die Distributionsentscheidung
Abbildung 7: Lindahl-Gleichgewicht im Zwei-Personen-Fall
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Formelverzeichnis
Formel 1: Gesamtmenge aller privaten Güter
Formel 2: Gesamtmenge aller öffentlichen Güter
Formel 3: Bereitstellung öffentlicher Güter
1 Einleitung
Betrachtet man ein Wirtschaftssystem mit einem privaten marktwirtschaftlichen und einem öffentlichen Bereich, so stellt sich die Frage, welche Funktionen die beiden verschiedenen Sektoren übernehmen sollen. Diese Arbeit behandelt die Herleitung der optimalen Menge an Gütern, die die öffentliche Hand bereitstellen soll. Dabei wird davon ausgegangen, dass - abgesehen von öffentlichen Gütern - die Koordination über den private Sektor zu effizienteren Lösungen führt.
Im folgenden Kapitel wird zunächst geklärt, was öffentliche Güter sind und welche Eigenschaften diese aufweisen. Außerdem wird erläutert, warum es notwendig ist, dass der Staat deren Bereitstellung übernimmt. In den Kapiteln danach wird versucht werden, mit Hilfe verschiedener Ansätze und Methoden die optimale Menge an öffentlichen Gütern herzuleiten.
2 Theorie der öffentlichen Güter
2.1 Reine öffentliche Güter
Öffentliche Güter werden überwiegend von der öffentlichen Hand angeboten. Man findet sie auch als so genannte Kollektivgüter in der Literatur.[1]
Reine öffentliche Güter sind durch zwei wesentliche Aspekte gekennzeichnet:
- Nicht-Rivalität im Konsum: Sobald ein Individuum das öffentliche Gut zur Verfügung gestellt bekommt, ist es gemeinschaftlich nutzbar (= nicht rivial). Es steht jedem Konsumenten gleich zur Verfügung ohne Qualitätseinbußen, wobei bei der Nutzung keine zusätzlichen Opportunitätskosten entstehen.
- Nicht-Ausschließbarkeit: Konsumenten können nicht von der Nutzung aus ökonomischen oder technischen Gründen ausgeschlossen werden. Dies eröffnet Anreize zum Trittbrettfahrerverhalten.[2] Eine marktwirtschaftliche Bedürfnisbefriedigung wird somit unmöglich, da jeder diese öffentlichen Güter nutzen, aber keiner sich finanziell daran beteiligen möchte.[3]
Formal lässt sich der Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Gütern folgendermaßen darstellen:
Formel 1: Gesamtmenge aller privaten Güter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Gesamtmenge eines Gutes Xj entspricht der Summe aller Teilmengen der Wirtschaftssubjekte i.[4]
Im Gegensatz dazu gilt für ein öffentliches Gut Xö:
Formel 2: Gesamtmenge aller öffentlichen Güter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten für alle i
Die Gesamtmenge eines Gutes Xö entspricht der genutzten Menge jedes Wirtschaftssubjektes i.[5]
Ein Beispiel für ein reines öffentliches Gut ist die Landesverteidigung. Wird das Land durch bestimmte Aktivitäten nach außen geschützt, so werden alle Einwohner des Landes von diesem Schutz profitieren (Nicht-Rivalität), unabhängig davon, ob sie diesen Schutz wollen bzw. bezahlen (Nicht-Ausschließbarkeit). Ein Pazifist nutzt die Landesverteidigung selbst dann, wenn er diese ablehnt.[6]
2.2 Unvollkommen öffentliche Güter
Unvollkommen öffentliche Güter werden auch vom Staat bereitgestellt. Wie bei den reinen öffentlichen Gütern kann auch hier kein Nutzer ausgeschlossen werden. Jedoch ist die Nutzungsmöglichkeit nicht für alle Individuen gleich. Unterschiede können dabei folgende sein:
- Geographische Lage: Die Nutzung einer Straße hängt von der Nähe des Einzelnen ab.
- Notwendigkeit komplementärer privater Güter: Eine Straße kann nur genutzt werden, wenn der Konsument ein Auto besitzt. Somit wird der Gebrauch des öffentlichen Gutes einkommensabhängig.
Die meisten vom Staat zur Verfügung gestellten öffentlichen Güter sind unvollkommen. So kommt es vorwiegend auf die Verteilung dieser Güter an, wie hoch die Nutzungsmöglichkeiten jedes Einzelnen sind.[7]
2.3 Angebot und Erstellung öffentlicher Güter
In einem Wirtschaftssystem muss zunächst darüber entschieden werden, welche Produkte und Leistungen privat bzw. öffentlich angeboten werden sollen. Dabei wird davon ausgegangen, dass der private Bereich so groß wie möglich sein soll.[8]
Das Angebot privater Güter wird durch den Marktmechanismus geregelt. Dabei werden im Rahmen eines Interaktionsprozesses knappe Güter auf Konsumenten verteilt. Dadurch, dass der Anbieter der Eigentümer des Gutes ist, kann er einen Preis verlangen. Dieses Entgelt ist Voraussetzung dafür, dass einige Nachfrager das Produkt bekommen, andere aber nicht. Ein wirksamer Markt benötigt demnach individuelle Eigentümer und Preise.[9]
Öffentliche Güter dagegen sind oft schon vorhanden. Wegen der Nichtrivalität können beliebig viele Konsumenten bedient werden, ohne dass eine andere Person in der Nutzung eingeschränkt würde. Möchte eine weitere Person dieses öffentliche Gut nutzen, kann sie das ohne einen Preis zu zahlen.[10]
Bei der Bereitstellung neuer öffentlicher Güter gibt es mehr Schwierigkeiten. Durch die Produktion entstehen Kosten. Konsumenten möchten jedoch nichts für die Inanspruchnahme zahlen. Wenn viele Personen ein öffentliches Gut nachfragen, wird man es nicht merken, wenn einer dieser Konsumenten sich nicht an der Finanzierung beteiligt. Er nimmt als so genannter Freifahrer („free rider“) an der Nutzung des öffentlichen Gutes teil. Da sich andere Nutzer in der gleichen Situation sehen, werden sie auch keinen Preis zahlen wollen. Es kommt zum Marktversagen. Angebot und Nachfrage wären zwar vorhanden, aber der Markt kann sie nicht koordinieren. Damit trotzdem die Nachfrage nach diesen öffentlichen Gütern befriedigt wird, übernimmt der Staat mit Hilfe seiner Hoheitsgewalt die Rolle des Anbieters.[11]
Bei der Bereitstellung öffentlicher Güter treten einige Schwierigkeiten auf. Zum Beispiel die Anzahl der Güter, die bereitgestellt werden soll. Die Bezahlung – wie oben schon erwähnt - könnte ein weiteres Problem sein. Hier kann der Staat eine Art Zwangsfinanzierung in Form einer neuen Steuer einführen. Aber wie hoch sollen diese Steuern sein? Das festzustellen, ist für die öffentliche Hand sehr problematisch. Kein Konsument wird freiwillig zugeben, wie viel ihm das öffentliche Gut wert ist. Genauso wenig würde er einem Verkäufer privater Güter bekannt geben, wie viel er bereit wäre für das jeweilige Produkt auszugeben. Seine Bestrebung ist es, so wenig wie möglich zu zahlen. Im Fall der öffentlichen Güter werden Konsumenten versuchen, die Leistung „schwarz“ zu nutzen. Um all die genannten Probleme lösen zu können, muss der Staat bestimmte Techniken verwenden. Im Folgenden werden die Wichtigsten genauer beschrieben.[12]
3 Der partialanalytische Ansatz
Durch partialanalytische Modelle lässt sich die optimale Angebotsmenge öffentlicher Güter mit Hilfe des Marktgleichgewichtes herleiten. Dabei wird die Grenzkosten-Preis-Bedingung in einem einfachen Zwei-Personen-Zwei-Güter-Modell betrachtet. Bei der Betrachtung wird die graphische Darstellung des partiellen Gleichgewichtes für ein privates Gut als Grundlage verwendet.
3.1 Private Güter
Abbildung 1: Partielles Gleichgewicht bei einem privaten Gut
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Brümmerhoff (2001), S. 99
Das oben dargestellte Diagramm zeigt Angebots- und Nachfragekurven eines privaten Gutes. Die Gerade A stellt die Angebotskurve dar. N1 und N2 zeigen die Nachfragefunktionen von den Wirtschaftssubjekten 1 und 2 für ein Gut bei gegebenen Preisen aller anderen Güter. Um die Gesamtnachfrage N1+2 für das privates Gut zu erhalten, müssen alle nachgefragten Einzelmengen bei alternativen Preisen horizontal addiert werden, da jede Einheit des privaten Gutes, die von Individuum 1 bzw. 2 nachgefragt wird, speziell produziert und angeboten werden muss. Bei einer Angebotskurve A ergibt sich dann ein Marktgleichgewicht G1. Hier schneiden sich die Angebots- und die Gesamtnachfragekurve. Des Weiteren sind die Grenznutzen von Wirtschaftssubjekt 1 und 2 in diesem Punkt identisch. Dieser Grenznutzen entspricht dem Preis des privaten Gutes. Individuum 1 bekommt OH-Einheiten und Individuum 2 HC-Einheiten des Gutes. Insgesamt entspricht die Fläche unter N1+2 und über A der Produzenten- und Konsumentenrente.[13]
3.2 Öffentliche Güter
Abbildung 2: Partielles Gleichgewicht bei einem öffentlichen Gut
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Brümmerhoff (2001), S. 99
Im Fall der öffentlichen Güter kann es vorkommen, dass kein Markt und daher keine Marktnachfragekurve existieren. Für das Diagramm werden stattdessen Kurven verwendet, die die marginale Zahlungsbereitschaft darstellen, so genannten Pseudonachfragekurven. Diese Kurven werden in diesem Modell als bekannt vorausgesetzt und für zwei Individuen eingezeichnet (N1 und N2). Sie zeigen, wie viel die Konsumenten 1 und 2 zu zahlen bereit wären. Voraussetzung ist jedoch, dass beide ihre wahren Präferenzen bekannt geben. Wegen der Nichtrivalität und der Nichtanwendung des Ausschlussprinzips können beide Wirtschaftssubjekte dieselbe Menge des öffentlichen Gutes konsumieren. Daraus resultiert, dass das öffentliche Gut nur einmal bereitgestellt werden muss. Daher müssen beide marginalen Zahlungsbereitschaften vertikal zusammengerechnet werden, um die gesamte Wertschätzung des öffentlichen Gutes zu erhalten. Daraus entsteht die Kurve der gesamten marginalen Zahlungsbereitschaft N1+2. Das Gleichgewicht befindet sich im Schnittpunkt der Kurven A und N1+2 im Punkt G2. Hier entspricht die Summe der Grenznutzen beider Wirtschaftssubjekte der Summe der Preise. Die Grenznutzen der einzelnen Individuen sind jedoch unterschiedlich. Daher müsste jeder einen individuellen Preis zahlen, nämlich den seiner marginalen Zahlungsbereitschaft.[14]
[...]
[1] Vgl. Graf (1999), S. 33.
[2] Vgl. Brümmerhoff (2001), S. 94.
[3] Vgl. Andel (1998), S. 421.
[4] Vgl. Brümmerhoff (2001), S. 95.
[5] Vgl. Brümmerhoff (2001), S. 95.
[6] Vgl. Blankart (2003), S. 58.
[7] Vgl. Nowotny (1999), S. 38 f.
[8] Vgl. Zimmermann/ Henke (2001), S. 44.
[9] Vgl. Zimmermann/ Henke (2001), S. 45 f.
[10] Vgl. Blankart (2003), S. 58.
[11] Vgl. Blankart (2003), S. 58 f.
[12] Vgl. Musgrave, R./ Musgrave, P./ Kullmer (1990), S. 8.
[13] Vgl. Brümmerhoff (2001), S. 98.
[14] Vgl. Blankart (2003), S. 101.
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