Eine kurze Buchkritik von Franz Wegener zum Bestseller Emotionale Intelligenz des Autors Daniel Goleman. Die zentralen Thesen und Beweisstrategien mit denen Goleman vorliegt werden kritisch hinterfragt und auf Plausibilität hin überprüft. Es wird auch kurz auf logische Fehler in Golemans Werk eingegangen, sowie das im Buch vorgelegte Beweismaterial zur Bestätigung der aufgestellten Thesen auf Vollständigkeit und Stichhaltigkeit überprüft.
Inhalt
1 Einleitung
2 Grobe Übersicht zum Thema und zum Aufbau des Buches
3 Zur Argumentationsstruktur
4 Zusammenfassung und Urteil
1 Einleitung
Am 11.9.2001 rasten zwei entführte Flugzeuge in das World-Trade-Center in New York. Unzählige Menschen wurden in den Tod gerissen. Eine Welle von Trauer und Wut machte sich breit. Innerhalb weniger Stunden wurden Menschen gefunden, die für diesen Vorfall verantwortlich gemacht wurden. Nur wenige Tage dauerte es, bis ein Krieg gegen diese vermeintlichen Verantwortlichen angezettelt wurde, der wahrscheinlich jetzt schon viel mehr Tote gebracht hat als das Attentat selbst. Die Reaktionen waren in der ersten Zeit sehr stark. Fernsehreporter durften ihre Meinung nicht äußern, wenn sie nur ein wenig anders war, als ein Ausdruck grenzenloser Trauer.
Dies ist nur ein Einzelfall, wenn auch ein sehr verheerender, in dem Menschen die Kontrolle über ihre Emotionen verloren haben, und deshalb nicht unbedingt die humanste Lösungsstrategie für ihre Konflikte gewählt haben. Daniel Goleman beschreibt in seinem Buch „Emotionale Intelligenz“ unsere Abhängigkeit von Emotionen, aber auch die Möglichkeit, mit Emotionen vernünftig umzugehen und ihr Potential für sich in sinnvoller Weise zu nutzen. Diese Fähigkeiten, eigene und fremde Emotionen zu erkennen, zu verändern und zu nutzen, fasst Goleman unter dem Sammelbegriff „Emotionale Intelligenz“ zusammen. Die folgenden Seiten sollen nun eine Beurteilung des gleichnamigen Buches darstellen.
2 Grobe Übersicht zum Thema und zum Aufbau des Buches
Zur Sicherung eines allgemein einheitlichen Verständnisses der Gesprächsgrundlage,erklärt Goleman anhand vieler Beispiele als allererstes, was Emotion nach seinem Verständnis bedeutet, und wo Emotionen herkommen. Seine Ausführungen über den Begriff der Emotion machen nicht bei bloßen Bezeichnungen von Gefühlszuständen halt. Wir werden außerdem über die aktuellen wissenschaftlichen Auffassungen über den genauen Sitz der Emotionen im Gehirn informiert. Diese Annahmen, wo Gefühle im Gehirn lokalisiert sind, und wie diese Orte mit anderen Denkzentralen zusammenhängen, untermauert er durch die Beschreibung der Änderung der Verhaltensmuster von Personen, denen bestimmte Teile des Gehirns entfernt wurden.[1] Hier wird auch erklärt, daß Kognition allein, also stumpfe Rechnerei, für den praktischen Umgang mit der Umgebung nicht ausreicht. Zur Abwägung der vielen Möglichkeiten ist Emotion nötig, um wichtige von unwichtigen Faktoren zu trennen.[2]
Im Anschluß an diese Darstellung folgt eine historische Betrachtung verschiedener Auffassungen der Beurteilung geistiger Dispositionen. Diese Beurteilung wurde zu allen Zeiten mit dem Erfolg im beruflichen und im privaten Leben in Verbindung gebracht. Goleman untersucht ganz speziell die Auffassung, ein hoher IQ würde zu einem erfüllten Leben führen und sowohl beruflichen als auch privaten Erfolg garantieren. Da der IQ angeblich eine ererbte Größe sein soll, ist eine alleinige Abhängigkeit der Lebensumstände von ihm eine sehr demotivierende, aber auch eingeengte Vorstellung. Aus diesem Grunde wurde das IQ-Konzept, so Goleman, schrittweise ausgebaut. An die Stelle der ursprünglichen eindimensionalen Betrachtungsweise tritt eine vielgestaltige Intelligenz bestehend aus Fähigkeiten wie
1. das Kennen und Erkennen der eigenen Emotionen
Erst das Kennen der eigenen Gefühle ermöglicht einen Umgang mit ihnen. Der Unterschied zwischen dem bloßen Erleben und dem Erkennen eines erlebten Gefühls wird deutlich, wenn man im Stress steht und wegen einer Kleinigkeit überreagiert. Golemans Ausführungen zufolge erkennt man in diesem Moment seinen Gefühlszustand nicht, sondern erst, wenn einem hinterher klar wird, daß man überreagiert hat.[3]
2. mit eigenen Emotionen umgehen
Dies meint die erfolgreiche Bekämpfung unerwünschter Emotionen, sowie das Erzeugen erwünschter Emotionen. Hierzu zählt unter anderem die Selbstmotivation.
3. eigene Emotionen in die Tat umsetzen. Das bedeutet die erzeugten Emotionen zur
Verwirklichung seiner Pläne zu nutzen.
4. Empathie oder auch Einfühlungsvermögen ist die Fähigkeit die Gefühle anderer zu
erkennen.
5. Umgang mit Beziehungen: Diese Fähigkeit ist die Kunst die Gefühle des anderen
zu erkennen und mit ihnen in sinnvoller Weise umzugehen[4]
Diese vielen Fähigkeiten (und die klassische Intelligenz) sind es, die den beruflichen und den persönlichen Erfolg wahrscheinlich machen. Dieses Konzept macht er dadurch attraktiv, daß es über- oder unterdurchschnittlicher Begabung auf dem Gebiet der Mathematik - die ja durch diverse Intelligenztests bloßgelegt werden - nicht so einen hohen Stellenwert beimisst und Ausgleichsmöglichkeiten schafft. Aber auch Menschen, die weder über einen hohen IQ noch über die genannten sozialen Kompetenzen verfügen, verspricht er Hoffnung. Soziale Kompetenzen oder emotionale Intelligenz hält er nämlich für trainierbar.[5]
Einige Beispiele für Erfolge eines solchen Trainings liefert er dann im fünften Teil des Buches. Beispiele für fehlendes emotionales Training begleiten den Argumentationsgang von der ersten bis zur vorletzten Seite. Dies gibt ihm die Grundlage emotionales Training in der Schule vorzuschlagen. Mit diesem Gedanken und einigen Beispielen zur erfolgreichen Einsetzung des emotionalen Trainings schließt das Buch.
[...]
[1] Goleman, 1997, S.19-49
[2] Goleman, 1997, S.74-75
[3] anderes Beispiel, siehe Goleman, 1997, S.67
[4] Goleman, 1997, S.65
[5] Goleman, 1997, S.53-61
- Quote paper
- Franz Wegener (Author), 2001, Buchkritik zu Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35222
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