Die Entwicklung des Parlamentarismus im Kaiserreich ist das Thema dieser Arbeit. Das Wilhelminische Zeitalter von 1890 bis 1914/18, benannt nach dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. (1859-1941), zeichnet sich in der heutigen Wahrnehmung vor allem durch ein imperialistisches Weltmachtstreben und dem Militär als Kernelement der Gesellschaft des Reiches aus. Der Kaiser selbst war Träger dieses Zeitgeistes, was auf den Fotografien, Gemälden und Plastiken des Monarchen zu erkennen ist, etwa wenn er in Admirals- oder Kürassieruniformen abgebildet wurde.
Aus heutiger Perspektive könnte man vermuten, dass das Reich eine absolute Monarchie gewesen sei, in der allein der Kaiser die Politik gestaltete. Tatsächlich jedoch war der Monarch selbst an eine Verfassung gebunden und es gab auch keinen Zentralstaat, sondern eine Vielzahl von teilsouveränen, zum größten Teil konstitutionell-monarchischen, Bundesstaaten und den Reichstag als Parlament. Diese Arbeit wird sich vor allem mit der Rolle des Reichstages und der sich in ihm befindlichen Kräfte auseinandersetzen. Auch wird im Hinblick auf die Frage beleuchtet werden, ob es in der Spätphase des Reiches Tendenzen zur Parlamentarisierung gab und wie die Parteien zu einer solchen standen.
Zum Einstieg wird eine Definition des parlamentarischer Systems nach Lehner und Widmaier vorgestellt mit dem Fokus auf parlamentarische Monarchien wie beispielsweise Großbritannien. Daraufhin wird ein Blick in die Reichsverfassung von 1871 geworfen, worauf eine Analyse der Verfassungswirklichkeit folgt, bezogen auf das Zusammenwirken von Reichstag und der kaiserlichen Reichsleitung mit dem Fokus auf die Regierungszeit des Reichskanzlers Bernhard von Bülow (1849-1929). Außerdem werden die innenpolitischen Folgen der Daily Telegraph-Affäre und zu guter Letzt die Phase der Instabilität ab 1909 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges vorgestellt.
Der Schwerpunkt der verwendeten Literatur liegt bei dem Werk „Machtstaat vor der Demokratie“ von Thomas Nipperdey und weiterhin bezieht sich die Arbeit auf Texte von Manfred Botzenhart, Hartwig Brandt und Werner Frauendienst. Außerdem werden Blicke in Reichstagsdebatten geworfen wie etwa jene bekannte in Folge der Daily Telegraph-Affäre.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das parlamentarischen Regierungssystem nach Lehner/Widmaier
- Die Reichsverfassung
- Verfassungsrealität…........
- Die Ära Bülow und die parlamentarische Blockbildung...
- Die Reichstagsdebatte in Folge der Daily Telegraph-Affäre.....
- Die Ära Bethmann-Hollweg und die Wahl 1912
- Fazit und Folgen.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Reichstages und der politischen Kräfte im Wilhelminischen Reich (1890-1914/18). Insbesondere wird die Frage beleuchtet, ob in der Spätphase des Reiches Tendenzen zur Parlamentarisierung auftraten und wie die Parteien dazu standen.
- Definition des parlamentarischen Systems nach Lehner/Widmaier
- Analyse der Reichsverfassung von 1871
- Verfassungsrealität im Zusammenspiel von Reichstag und kaiserlicher Reichsleitung
- Innenpolitische Folgen der Daily Telegraph-Affäre
- Phase der Instabilität ab 1909 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Wilhelminische Reich und seine Eigenheiten vor, insbesondere die Rolle des Kaisers und des Reichstages. Sie skizziert den Fokus der Arbeit auf die Frage der Parlamentarisierung und der Positionierung der Parteien.
- Das parlamentarischen Regierungssystem nach Lehner/Widmaier: Dieses Kapitel definiert das parlamentarische System anhand der Prinzipien von Lehner/Widmaier und präsentiert das Westminster-Modell als Beispiel. Es beleuchtet die Unterschiede zwischen konstitutionellen und parlamentarischen Systemen.
- Die Reichsverfassung: Dieses Kapitel beschreibt die Verfassungsorgane des Deutschen Kaiserreichs, darunter der Bundesrat, das Bundespräsidium, der Reichskanzler und der Reichstag. Es beleuchtet die Gesetzgebungsbefugnisse und die Machtverteilung innerhalb der Verfassung.
- Verfassungsrealität…........: Dieses Kapitel analysiert die Verfassungsrealität im Wilhelminischen Reich, insbesondere das Verhältnis von Reichstag und kaiserlicher Reichsleitung. Es beleuchtet die Ära von Reichskanzler Bülow, die Reichstagsdebatte in Folge der Daily Telegraph-Affäre und die Ära von Reichskanzler Bethmann-Hollweg.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Wilhelminischen Reich, dem parlamentarischen System, der Reichsverfassung, dem Reichstag, dem Bundesrat, der kaiserlichen Reichsleitung, der Daily Telegraph-Affäre, der Parlamentarisierung, der Parteien und der politischen Kräfte im Kaiserreich.
- Quote paper
- Maximilian Klasen (Author), 2016, Das wilhelminische Reich. Auf dem Weg in ein parlamentarisches System?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351855