Deutsch als Fremd- und Zweitsprache als ein verhältnismäßig junger Teilbereich der Germanistik ringt seit seiner Entstehung mit verschiedenen Fragestellungen bezüglich der richtigen Grammatikvermittlung. Ähnlich wie in der Literatur- und Sprachwissenschaft, aber auch anderen wissenschaftlichen Disziplinen, hatte das mehrere Folgen für dieses Fachgebiet.
Die erste große Folge dieses steinigen Weges von DaF/DaZ sind die vielen Methoden, die sich im Laufe der Zeit entwickelt und diesen Fachbereich geprägt haben. Auf der einen Seite hat man sich darum bemüht, immer eine bestimmte Methode durchzusetzen, mittlerweile wird aber von den meisten Forscher/-innen empfohlen, eine Mischung aus mehreren Methoden in den Unterricht einfließen zu lassen.
Die Grammatik hat im Fremdsprachenunterricht einen kontroversen Stellenwert. Es gibt verschiedene Ansichten, wie Grammatik und ob sie überhaupt vermittelt werden sollte. Dazu kann man nur sagen, dass es ohne Grammatik keinen qualitativen Sprachunterricht geben kann. Was man in erster Linie berücksichtigen muss, sind allerdings nicht die Methoden und Lehrwerke, sondern die Lernenden selbst. Man muss als Lehrperson gut bedenken, wie der Grammatikunterricht bei den Lernenden ankommt. Deshalb ist äußerst notwendig, dass die Lehrkräfte Meinungen und Rückmeldungen von ihren Lernenden beispielsweise durch einen Fragebogen sammeln, diese erheben und anhand der Ergebnisse versuchen, den Grammatikunterricht möglichst effektiv zu gestalten. Die nachfolgende Arbeit geht auf konkrete Beispiele und Vorschläge zur Umsetzung dieser Ziele ein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Teil
2. 1. Grammatik - Begriffserläuterung und Problematik
2. 2. Methoden der Grammatikvermittlung
2. 3. Grammatik nach GER
2. 4. Aufgabenorientierung vs. Lernendenorientierung
3. Praktischer Teil
3. 1. Grammatikvermittlung in der Praxis
3. 2. Aufgaben und hbungen
3. 3. Automatisierung
3. 4. Lernerfolgsüberprüfung
3. 5. Auswertung des Fragebogens
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
6. Anhang
Abstract
HYBEN, Ľubomír: Problematik bei der Grammatikvermittlung im DaF/Z-Unterricht [Seminararbeit]. Universität Wien. Philologisch-kulturwissenschaftliche Fakultät; Masterstudium Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.
In der nachstehenden Arbeit beschäftige ich mich mit der Problematik der Vermittlung von bestimmten grammatikalischen Phänomenen im DaF/DaZ-Unterricht mit besonderer Berücksichtigung von DaZ. Das Ziel der Arbeit ist, auf die problematischen Felder hinzuweisen und eine mögliche Förderung, bzw. einen Förderplan für Lehrkräfte zu entwerfen, wie diese Problematik im alltäglichen Unterricht bewältigt werden könnte. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird ein theoretischer hberblick über die Methoden des Fremdsprachenunterrichts und den aktuellen Forschungsstand dargeboten. Im zweiten Teil wird über praktische Grammatikvermittlung berichtet und eine empirische Untersuchung durchgeführt. Diese habe ich an Probanden aus meinem Deutschkurs (Niveau C1) in Wien gemacht und die Resultate der Durchführung werden im praktischen Teil der Arbeit angewandt.
1. Einleitung
Deutsch als Fremd- und Zweitsprache als ein verhältnismäßig junger Teilbereich der Germanistik ringt seit seiner Entstehung mit verschiedenen Fragestellungen bezüglich der richtigen Grammatikvermittlung. Ähnlich wie in der Literatur- und Sprachwissenschaft, aber auch anderen wissenschaftlichen Disziplinen hatte das mehrere Folgen für dieses Fachgebiet. Die erste große Folge dieses steinigen Weges von DaF/DaZ sind die vielen Methoden, die sich im Laufe der Zeit entwickelt und diesen Fachbereich geprägt haben. Auf der einen Seite hat man sich darum bemüht, immer eine bestimmte Methode durchzusetzen, mittlerweile wird aber von den meisten Forscher/-innen empfohlen, eine Mischung aus mehreren Methoden in den Unterricht einfließen zu lassen.
Die Grammatik hat im Fremdsprachenunterricht einen kontroversen Stellenwert. Es gibt verschiedene Ansichten, wie Grammatik und ob sie überhaupt vermittelt werden sollte. Dazu kann man nur sagen, dass es ohne Grammatik keinen qualitativen Sprachunterricht geben kann. Was man in erster Linie berücksichtigen muss, sind allerdings nicht die Methoden und Lehrwerke, sondern die Lernenden selbst. Man muss als Lehrperson gut bedenken, wie der Grammatikunterricht bei den Lernenden ankommt. Deshalb ist äußerst notwendig, dass die Lehrkräfte Meinungen und Rückmeldungen von ihren Lernenden beispielsweise durch einen Fragebogen sammeln, diese erheben und anhand der Ergebnisse versuchen, den Grammatikunterricht möglichst effektiv zu gestalten.
Am Anfang ist es notwendig zu entscheiden, wie viel Grammatik und in welcher Form sie im Fremdsprachenunterricht benötigt wird. Jeder Mensch, der eine natürliche Sprache erlernt, bzw. erworben hat, verfügt unreflektiert über die sog. interne intuitive Grammatik, von der sich das sog. explizite grammatische Wissen als normatives Regelwerk einer Sprache unterscheidet, da es beispielsweise in einem Buch nachgelesen werden kann.1 Doch es kommt immer wieder vor, dass hauptsächlich DaZ-Lernende aus verschiedensten Ländern der Welt dieses Wissen nicht besitzen und trotzdem die Sprache lernen wollen oder müssen. Es stellt sich daher auch die Frage, wie man solchen Lernenden die Sprache beibringen kann und ob es in solchen Fällen möglich ist, auf den Grammatikunterricht zu verzichten.
Eine besondere Gruppe der DaZ-Lernenden bilden im Moment Flüchtlinge. Die meisten von ihnen kommen aus dem arabischen Sprachraum oder aus dem Nahen Osten, was heißt, dass sie ein anderes Schriftsystem beherrschen. Bevor sie also die Sprache selbst erlernen können, müssen sie alphabetisiert werden und erst nach dem Prozess der Alphabetisierung kann die Sprach- und Grammatikvermittlung erfolgen. Natürlich werden aber schon bei der Alphabetisierung nicht nur die Buchstaben, sondern auch einige Wörter, Aussprache, Sprachmelodie und Betonung unbewusst angeeignet. Die Sprachförderung kann auf zwei Weisen gewährleistet werden. Die implizite Vermittlung der Sprachförderung lenkt die Aufmerksamkeit nicht auf die Regelhaftigkeit der Sprache, sondern schafft sprachintensive Situationen, in denen die Sprache angewandt werden muss, wobei die explizite Vermittlung dagegen auf Sprachstrukturen fokussiert, was die induktive Erschließung der Regeln fördert.2 Es wäre jedoch für beide Seiten überaus hilfreich, wenn im Fremdsprachenunterricht beide Vermittlungen eingesetzt würden. Manche Lernende absolvieren nach ihren Deutschkursen auch eine Prüfung, in der sie ihr Grammatikwissen anwenden müssen. Ohne dieses Wissen könnten Aufgaben wie „Ergänzen Sie das passende Adjektiv im Komparativ oder Superlativ“ nur unmöglich erfüllt werden.
Sprachenlernen ist ein langwieriger Prozess, bei dem verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen. In erster Linie sind es die Fähigkeiten der Lernenden, die seitens der Lehrkräfte gefördert werden müssen. Da die meisten Kurse ungefähr 8-12 Wochen lang dauern, nehmen einige Kursteilnehmer/-innen an, dass sie es innerhalb eines halben Jahres schaffen, die Sprache ohne größere Probleme auf dem muttersprachlichen Niveau zu beherrschen. Das Gegenteil ist der Fall. Es liegt natürlich in den Händen der Lehrkräfte, wie sie den Unterricht gestalten, welche Materialien sie miteinbeziehen und was sie den Lernenden mitgeben wollen. Auf der anderen Seite muss gesagt werden, dass auch die Lernenden selbst darüber befinden, was sie aus dem Kurs mitnehmen wollen. Durch einen gut konzipierten und organisierten Unterricht und einem engagierten und motivierten Lehrer kann man jedoch erreichen, dass der Unterricht für die Lernenden interessant und spannend wird und durch seine Effektivität den Zweck erfüllt.
2. Theoretischer Teil
2. 1. Grammatik - Begriffserläuterung und Problematik
In der Sprachwissenschaft ist der Begriff Grammatik (ähnlich wie Begriffe Wort oder Satz u. Ä.) mehrdeutig und es gibt mehrere Definitionen. Prof. Peter Ernst vom Institut für Germanistik an der Universität Wien definiert die Grammatik in seinem Buch Germanistische Sprachwissenschaft folgendermaßen:
„1. Grammatik im weitesten Sinn meint eine Sprachtheorie, also die Auffassungen, ob die Sprache eine Struktur hat, wie diese aussehen könnte und wie man sie wissenschaftlich beschreiben kann. […] 2. Grammatik bezeichnet aber auch die Strukturen der beschriebenen Sprache selbst […]. 3. Schließlich bedeutet Grammatik aber auch die schriftlich festgehaltenen Sprachbeschreibungen, also die kodifizierten Regeln […].“3
Grammatik als Teilbereich der Sprachwissenschaft umfasst zwei Teilbereiche: den linguistischen Teil und den didaktischen Teil. Bei der linguistischen Grammatik, die auch als deskriptiv definiert wird, geht es darum, die wichtigsten Teilbereiche der Grammatik wissenschaftlich zu beschreiben. Im DaF/DaZ-Unterricht ist jedoch die didaktische Grammatik, die präskriptiv ist, wesentlich von Bedeutung. Hier handelt es sich um den Bedarf an Grammatik im Fremdsprachenunterricht, was aus dem Begriff selbst hervorgeht: präskriptiv heißt, dass die Menge an Grammatik vorgeschrieben wird. Es stellt sich die Frage, wie viel Grammatik Lernende brauchen und wie sie ihnen vermittelt werden soll. Das innige Verhältnis von Linguistik und Sprachunterricht, so Konrad Schröder, ist nicht mehr das Maßgebliche, neue Richtungen setzen andersartige Akzente und in dieser Situation, wo sich die Rahmenbedingungen ändern, muss man sich erneut Gedanken über das Verhältnis von Linguistik und Fremdsprachenunterricht machen.4 Schröder argumentiert hier damit, dass sich der Unterrichtstil zwar seit den Anfängen von DaF/DaZ in den 1960er und 1970er Jahren verändert hat, jedoch die Verknüpfung von Linguistik und Didaktik massiv wichtig ist.
Im Fremdsprachenunterricht ist ein weiterer Aspekt ebenfalls enorm wichtig: die Lehrkraft sollte einen guten Gesamtüberblick im Bereich Sprachwissenschaft und Sprachtypologie haben, um die Grammatik mit einigen anderen Sprachen vergleichen zu können. „Bewußster [sic!] Sprachvergleich ist der Weg, dem “Native speaker“ die ganz andere, fremde Norm in ihrer ganzen Exotik deutlich werden zu lassen; ganz anders funktionierende - zum Beispiel nicht-indogermanische - Sprachen als “Tertium comparationis“ bringen Exotik, die große weite Welt, in den “language classroom“.“5 Das heißt nicht, dass die Lehrkräfte alle MigrantInnensprachen beherrschen sollten. Vielmehr geht es darum, dass die Lehrkräfte wissen sollten, dass die Grammatik in anderen Sprachen ganz andere Struktur hat und man das bei den Erstsprachlern mit beispielsweise einer agglutinierenden oder tonalen Sprache berücksichtigen muss. Im Türkischen und Ungarischen gibt es im Gegensatz zu Deutsch beispielsweise kein grammatikalisches Genus. Frank Königs fasst mehrere Hypothesen zusammen, von denen man bei diesem Beispiel eine nennen könnte: Bei der Kontrastivhypothese geht man davon aus, dass die Schwierigkeiten beim Erlernen der Grammatik in einer Fremd- oder Zweitsprache mit der Erstsprache der Lernenden zusammenhängt und man diese Schwierigkeiten vorabsehen und bewältigen kann.6 Daher ist es bei Lernenden mit den genannten Erstsprachen notwendig, gleich am Anfang zu betonen, dass es diese Regel in der deutschen Sprache gibt und es einer intensiven hbung bedarf. Außerdem ist es überaus wichtig zu betonen, das Lernende bei jedem Nomen den Artikel und die Pluralform mitlernen müssen. Der Fremdsprachenunterricht sollte in dieser Hinsicht auch sprachenorientiert und für andere Sprachen offen sein.
Im Fremdsprachenunterricht muss auch die Tatsache in den Vordergrund gerückt werden, dass man das grammatikalische Wissen mit der Lexik verknüpfen muss. Es ist also nicht nur wichtig, die Grammatik in- und auswendig zu beherrschen, um der Sprache mächtig zu sein, sondern die Grammatik auch beim mündlichen und schriftlichen Ausdruck anwenden zu können. Als Ausgangspunkt kann hier die Outputhypothese erwähnt werden, die besagt, dass Lernende ihr Grammatikwissen mithilfe ihrer kognitiven Fähigkeit und der Fertigkeit Sprechen und Schreiben anwenden können.7 Daher müssen die Lehrkräfte darauf achten, dass Lernenden genug Möglichkeiten gegeben werden, zum Ausdruck zu kommen. Das hat nämlich einen erheblichen Einfluss nicht nur auf die sprachliche Kompetenz der Lernenden, sondern es gibt ihnen auch das Gefühl, dass ihre Meinungen, Äußerungen zu konkreten Themen für die Lehrkraft von Belang sind und sie fühlen sich dadurch gut betreut.
2. 2. Methoden der Grammatikvermittlung
Als DaF/DaZ-Lehrerkraft wird man immer wieder mit der Frage konfrontiert, welche Methoden man beim Fremdsprachenunterricht einsetzt. Die Entscheidung liegt oft bei den Lehrkräften selbst, deswegen ist es ratsam, sich mit allen Methoden zu beschäftigen und sich das Brauchbare aus der jeweiligen Methoden herauszunehmen.
Die Grammatik-hbersetzungs-Methode hat in Bezug auf DaF/DaZ ihren Ursprung in den 1950er Jahren, als das Buch Deutsche Sprachlehre für Ausländer von Schulz und Griesbach erschien, da die Vermittlung der Grammatik das Ziel aller Texte und hbungen war.8 Der Vorteil dieser Methode beruht darin, dass Lehrkraft nicht allzu viel Aufwand für den Unterricht braucht und man mit die Korrektur schnell durchführen kann.
Der Gegenentwurf zur GhM war die sog. direkte Methode, die auf Sprachverwendung fokussierte. Der Unterricht erfolgt nur in der Fremdsprache und diese Methode wird bis heute u. a.
[...]
1 Vgl. Rothstein, Björn: Sprachintegrativer Grammatikunterricht. Zum Zusammenspiel von Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik im Mutter- und Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Stauffenburg Verlag 2010, S. 22.
2 Vgl. Rösch, Heidi: Deutsch als Zweit- und Fremdsprache. Berlin: Akademie Verlag 2011, S. 30. 3
3 Ernst, Peter: Germanistische Sprachwissenschaft. Wien: Facultas 2004, S. 60.
4 Vgl. Schröder, Konrad: Von der Bedeutung der Linguistik im Fremdsprachenunterricht. In: Peter Colliander (Hrsg.): Linguistik im DAF-Unterricht. Frankfurt/Main: Peter Lang 2001, S. 178.
5 Schröder, S. 180.
6 Vgl. Königs, Frank G.: Zweitsprachenerwerb und Fremdsprachenlernen. Begriffe und Konzepte. In: Krumm, Hans-Jürgen et al. (Hrsg.): Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Ein internationales Handbuch. 1. Halbband. Berlin/New York: de Gruyer 2010, S. 754-764.
7 Vgl. Königs, S. 754-764.
8 Vgl. Funk, Hermann: Grammatikvermittlung in Deutsch-als-Fremdsprache-Lehrwerken. In: Gnutzmann, Claus; Königs, Frank G. (Hrsg.): Perspektiven des Grammatikunterrichts. Tübingen: Narr 1995, S. 30.
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- Ľubomír Hyben (Author), 2016, Problemfelder der Grammatikvermittlung im DaF/DaZ-Unterricht. Sprachtheoretische und -praktische Annäherungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351337
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