„Die kritische Psychologie leugnet nicht, dass Menschen unter bestimmten Bedingungen oft triebhaft und asozial handeln“, konstatiert Ute Osterkamp. Obwohl die Menschheit auf eine lange Entwicklung ihrer Kultur und Zivilisation, welche Moral- und Wertevorstellungen einschließt, zurückblickt, prägen auch Affekte und Emotionen, die nicht immer mit Normen konform sind, das menschliche Verhalten.
Der Idealcharakter gesellschaftlichter Werte bezüglich der Affekt- und Emotionsbeherrschung wird in Yasmina Rezas Drama „Le dieu du carnage“ (2006) thematisiert. Vier Charaktere treffen aufeinander, um den Streit ihrer Söhne sowie den richtigen Umgang damit zu besprechen. Die Elten von Bruno (Véronique und Michel Houllié), dessen Zähne beschädigt wurden, erwarten Einsicht und eine ehrliche Entschuldigung sowie das Empfinden von Schuld von Ferdinand, der für die Verletzungen ihres Sohnes verantwortlich ist. Ferdinands Eltern (Annette und Alain Reille) hingegen vertreten den Standpunkt, zumindest Schuldempfinden noch nicht von ihrem Sohn erwarten zu können und interpretieren die Situation als Rangelei zwischen heranwachsenden Männern. Obwohl die Eltern zunächst an einer friedlichen Konfliktlösung interessiert sind, eskaliert das Aufeinandertreffen nicht nur verbal, sondern auch physisch. Schnell beherrschen Emotionen, Befindlichkeiten und private Probleme der einzelnen Gesprächspartner die Situation und Konversation.
Welche Emotionen herrschen vor, wie bestimmen diese das Agieren der Charaktere und entspricht das dem gesellschaftlichen Werteverständnis sowie dem für die Außenwelt erschaffenen Bild? In dieser Arbeit werden die Charaktere und deren Verhalten analysiert sowie das Konfliktpotential zwischen den idealisierten gesellschaftlichen Werten und den Emotionen und Bedürfnissen einzelner Personen dargestellt. Dabei sind der Umgang der Charaktere miteinander, wie auch ihre Sprache und Verhaltensweisen als Ausdruck von Emotionen Untersuchungsgegenstand. Die Definition der Emotionen findet auf Basis der Emotionspsychologie statt.
Inhaltsverzeichnis
- Schein und Sein
- Das Interagieren der Charaktere, deren Persönlichkeiten, Emotionen und Werte in Sprache und Handeln: Yasmin Rezas „Le dieu du carnage“
- Wie du mir, so ich dir - über den Umgang der Charaktere miteinander
- Die verschiedene Persönlichkeiten und Emotionen der Charaktere
- Unterschiedliche Werte als Basis für das Scheitern des Dialog
- Sprache Mittel der Provokation
- Nichts ist, wie es scheint – Kritik an der Gesellschaft.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Yasmina Rezas Drama „Le dieu du carnage“ (2006) und untersucht, wie die Charaktere miteinander interagieren, welche Emotionen sie zeigen und wie diese Emotionen und Werte in Sprache und Handeln zum Ausdruck kommen. Das Stück wird als Spiegelbild gesellschaftlicher Normen und Werte betrachtet und die Frage, ob diese im alltäglichen Leben tatsächlich umgesetzt werden, wird beleuchtet.
- Interaktion der Charaktere und deren Auswirkungen auf die Eskalation des Konflikts
- Analyse der Emotionen und deren Einfluss auf das Verhalten der Charaktere
- Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Werten und dem individuellen Handeln
- Die Rolle der Sprache als Mittel der Provokation und Manipulation
- Kritik an gesellschaftlichen Normen und deren Widersprüche im Alltag
Zusammenfassung der Kapitel
Schein und Sein
Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit dem allgemeinen Kontext des Stücks und stellt die vier Charaktere vor. Das Drama „Le dieu du carnage“ thematisiert den Konflikt zwischen gesellschaftlichen Werten und den individuellen Emotionen und Bedürfnissen. Die Autoren untersuchen, wie die Charaktere im Umgang miteinander und durch ihre Sprache ihre Emotionen zum Ausdruck bringen.
Das Interagieren der Charaktere, deren Persönlichkeiten, Emotionen und Werte in Sprache und Handeln: Yasmin Rezas „Le dieu du carnage“
Wie du mir, so ich dir – über den Umgang der Charaktere miteinander
Dieser Abschnitt analysiert das Verhalten der Charaktere im Stück und zeigt, wie ihr Umgang miteinander die Eskalation des Konflikts beeinflusst. Es werden die Interaktionen zwischen den Charakteren, ihre Äußerungen und Verhaltensweisen im Detail betrachtet. Die Autoren analysieren, wie die Emotionen der Charaktere auf den Umgang miteinander Einfluss nehmen und wie diese wiederum die Emotionen der anderen beeinflussen.
Die verschiedene Persönlichkeiten und Emotionen der Charaktere
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die individuellen Persönlichkeiten der Charaktere und wie diese ihre Emotionen und ihr Handeln prägen. Die Autoren analysieren die verschiedenen Charakterzüge und Emotionen der Charaktere und betrachten, wie diese sich im Verlauf des Stücks entwickeln.
Unterschiedliche Werte als Basis für das Scheitern des Dialog
Dieser Abschnitt untersucht die unterschiedlichen Werte der Charaktere und wie diese zum Scheitern des Dialogs beitragen. Die Autoren analysieren die Konflikte, die aus den unterschiedlichen moralischen und ethischen Ansichten der Charaktere entstehen.
Sprache Mittel der Provokation
Dieser Abschnitt analysiert die Sprache der Charaktere im Stück und zeigt, wie sie als Mittel der Provokation und Manipulation eingesetzt wird. Die Autoren betrachten die sprachlichen Strategien der Charaktere und deren Auswirkungen auf die Kommunikation.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes sind: Emotionen, Interaktion, Sprache, Werte, Gesellschaft, Konflikt, Provokation, Manipulation, Drama, „Le dieu du carnage“, Yasmina Reza.
- Quote paper
- Judith Wagenhäuser (Author), 2016, Yasmina Rezas „Le dieu du carnage“. Das Interagieren der Charaktere, deren Persönlichkeiten, Emotionen und Werte in Sprache und Handeln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350912