Risikomanagement in westeuropäischen kleinen und mittleren Unternehmen


Masterarbeit, 2016

86 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Relevanz
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Vorgehensweise
1.4 Aufbau der Arbeit

2 Hauptteil
2.1 Forschungsfrage
2.2 Begriffsklärungen
2.2.1 KMU
2.2.2 Risiko
2.2.3 Exposure
2.2.4 Risikomanagement
2.3 Methodik: Systematic Literature Review
2.3.1 Ablauf
2.3.2 Planung der Review
2.3.3 Durchführung der Review
2.3.4 Dokumentation & Veröffentlichung
2.4 Analyse
2.4.1 Deskriptive Analyse
2.4.2 Thematische Analyse

3 Conclusio

4 Einschränkungen

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Vorgangsweise bei einer Systematic Literature Review

Tabelle 1: Quellen der Systematic Literature Review

Tabelle 2: Thematische Einordnung der Quellen der Systematic Literature Review

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Relevanz

Unternehmen mit einer hohen Anzahl an Geschäftsbeziehungen sind einer Fülle von Risiken, beispielsweise Market Risks, Credit Risks, Technology Risks und Business Riks ausgesetzt. Manche Unternehmen gehen wissentlich erhebliche Risiken ein, andere wiederum versuchen bewusst Risiken zu minimieren. Die Forschung auf dem Gebiet des Risikomanagements in westeuropäischen kleinen und mittleren Unternehmen ist generell ausbaufähig, obwohl bereits einige Artikel dazu vorhanden sind, da in der Vergangenheit der Fokus in der Forschung sehr stark auf Großunternehmen gesetzt wurde. Durch die Globalisierung und stetig voranschreitende Vernetzung der Wirtschaft ist Risikomanagement jedoch auch für kleinere Betriebe nötig.

In der Regel setzen Unternehmen Absicherungsmaßnahmen, die in der Theorie und Praxis dem Risikomanagement zugeordnet werden können – dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn eine Versicherung abgeschlossen, die IT-Sicherheit verbessert oder Rohstoffe von verschiedenen Lieferanten bezogen werden. Von Interesse für die Forschung ist es, mit welchen Risiken westeuropäische KMUs konfrontiert sind und welche Risikomanagement-Maßnahmen von ihnen eingesetzt werden, um die Risiko-Exposures zu reduzieren.

1.2 Zielsetzung der Arbeit

Es soll ergründet werden, welche Risikomanagement-Maßnahmen von westeuropäischen kleinen und mittleren Unternehmen gesetzt werden, um das Risiko-Exposure eines Unternehmens zu reduzieren. Weiters soll herausgefunden werden, ob und wie Unternehmen von Risiken betroffen sind. Weiters soll untersucht werden, wie mit existierenden Risiken umgegangen wird, also ob vorhandene Risiken vermieden, akzeptiert, reduziert oder geteilt werden.

Basierend auf den Erkenntnissen aus der Masterarbeit und der verwenden Literatur lassen sich beispielsweise Rückschlüsse darauf ziehen, welche Phasen eines Risikomanagement-Prozesses in KMUs von Relevanz sind, ob Risiken identifiziert werden oder ob komplett darauf verzichtet wird. Wenn von einem Unternehmen Risiken identifiziert wurden, stellt sich die Frage, wie auf Risiken reagiert wird, ob die regelmäßige Kontrolle und Verbesserung der Instrumente im Vordergrund steht und ob die eingesetzten Risikomanagement-Systeme einer regelmäßigen, externen Evaluation – beispielsweise durch Wirtschaftsprüfer, die auf den Teilbereich KMUs spezialisiert sind - unterzogen werden.

1.3 Vorgehensweise

Basierend auf der verwendeten Literatur soll ein umfassender Überblick zum Stand der Forschung im Themenfeld „Risikomanagement in kleinen und mittleren Unternehmen“ erstellt werden.

Mittels einer Systematic Literature Review nach Tranfield soll herausgefunden werden, mit welchen Risiken westeuropäische kleine und mittlere Unternehmen konfrontiert sind und welche Risikomanagement-Maßnahmen gesetzt werden, um die Risiko-Exposures zu reduzieren.

Es werden Kategorien gebildet, um alle Aspekte des Risikomanagements in kleinen und mittleren Unternehmen abzudecken. Folgende Kategorisierung wird verwendet: Risikoarten in kleinen und mittleren Unternehmen; Risikomanagement-Prozess in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Risikomanagement-Maßnahmen in kleinen und mittleren Unternehmen.

1.4 Aufbau der Arbeit

Zu Beginn des 2. Kapitels – dem Hauptteil - wird zunächst die Forschungsfrage erläutert, gefolgt von einer Definition und Klärung der verwendeten Begriffe und Fachtermini. In Kapitel 2.3 wird die Methode der vorliegenden Masterarbeit näher erläutert. Das darauffolgende Kapitel bildet das Kernstück der vorliegenden Masterarbeit.

Das Kapitel 0 „Analyse“, ist in die Abschnitte „Deskriptive Analyse“ und „Thematische Analyse“ unterteilt. Im Kapitel 2.3.4.1 „Deskriptive Analyse“ werden die Arbeiten, welche die Basis der Systematic Literature Review bilden, übersichtlich dargestellt und beschrieben. Im Kapitel 2.3.4.2 „Thematische Analyse“ werden die in der Literatur erwähnten Risikoarten mit der Literatur zu Risikomanagement-Ansätzen verglichen. Darüber hinaus werden Risikomanagement-Maßnahmen der zugrundeliegenden Literatur mit dem Risikomanagement-Prozess vergleichen, welcher in Kapitel 2.2.4.1 genauer erklärt wird.

Am Ende der Arbeit werden die Ergebnisse übersichtlich zusammengefasst und in Kapitel 3 „Conclusio“ werden die Schlussfolgerungen verdichtet dargelegt. Den letzten Teil der Arbeit bildet das Kapitel 4 „Einschränkungen“, in welchem auf Limitationen und Grenzen dieser Arbeit hingewiesen wird.

2 Hauptteil

2.1 Forschungsfrage

Manche Unternehmen versuchen bewusst ihre Risiken zu minimieren, andere Firmen gehen wissentlich Risiken ein. Das Ziel dieser Masterarbeit ist es, herauszufinden mit welchen Risiken westeuropäische KMUs konfrontiert sind und welche Risikomanagement-Maßnahmen von den Unternehmen gesetzt werden, um die Risiko-Exposures zu reduzieren.

Mit welchen Risiken sind westeuropäische kleine und mittlere Unternehmen konfrontiert und welche Risikomanagement-Maßnahmen werden gesetzt, um die Risiko-Exposures zu reduzieren?

2.2 Begriffsklärungen

2.2.1 KMU

Ein kleines und mittleres Unternehmen (KMU), in der englischen Sprache oftmals als small and medium-sized enterprise (SME) oder small and medium-sized business (SMB) bezeichnet, ist ein Unternehmen, welches je nach Definition Schwellenwerte nicht überschreitet. Die Europäische Kommission definiert ein KMU wie folgt: „KMUs sind Firmen, welche weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen und zusätzlich einen Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme von weniger als 43 Millionen Euro haben.“[1]

Innerhalb der Europäischen Union (EU) sind 90 % der Unternehmen KMUs und stellen das wirtschaftliche Rückgrat der EU dar. KMUs schaffen 2 von 3 Arbeitsplätzen, allein im Jahr 2013 beschäftigten KMUs 90 Millionen Arbeitnehmer innerhalb der EU. Zusätzlich fördern KMUs Innovation und inspirieren potentielle Gründer dazu, selbst ein Unternehmen zu gründen. Sie beleben damit den Wettbewerb, das Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigung.[2]

In weiterer Folge wird statt dem Begriff „kleines und mittleres Unternehmen“ die Abkürzung „KMU“ verwendet.

2.2.2 Risiko

Risiko ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Risikobehaftete Situationen sind beispielsweise der Handel mit Rohstoffen, die Gründung eines Unternehmens oder die Ausübung einer Extremsportart. Auch wenn diese Situationen auf den ersten Blick sehr unterschiedlich und zusammenhanglos erscheinen, haben sie doch zwei Gemeinsamkeiten. Erstens: in allen Situationen ist es den Beteiligten wichtig, über die Konsequenzen oder ihres Handelns Bescheid zu wissen – sie sind also der Situation ausgesetzt. Weiters können die beteiligten Personen aber nicht vorhersagen, was in der Zukunft passieren wird – die Ergebnisse ihres Handelns sind also unsicher. Eine wichtige Feststellung ist deshalb, dass sich Risiko aus Exposure und Unsicherheit über das zukünftige Ergebnis zusammensetzt.[3]

Im Kontext dieser Masterarbeit wird häufig erwähnt, dass Unternehmen Risiken gegenüberstehen. In Wirklichkeit sind es aber nicht Unternehmen, die mit Risiken konfrontiert sind, sondern die dahinterstehenden Personen – Geschäftsführer, Mitarbeiter, Investoren – welche jeweils Handlungen setzen und damit Risiken eingehen.[4] Aufgrund der einfacheren Verständlichkeit wird in den folgenden Kapiteln jedoch darauf verzichtet, die involvierten Personen im Unternehmen zu nennen, außer es ist für das Verständnis zwingend erforderlich. Die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses und dessen Auswirkungen. ermöglichen es, von positiven Entwicklungen zu profitieren, gleichzeitig läuft man aber Gefahr, von negativen Entwicklungen bedroht zu werden.[5]

Am Beginn des Hauptteils dieser Masterarbeit ist es wichtig, aus der vorhandenen Risikomanagement-Literatur eine passende Definition für Risiko zu finden. Der Begriff Risiko lässt sich nur schwer einheitlich über alle Risikoarten hinweg definieren. Darüber hinaus wird der Begriff in der untersuchten Literatur nur selten explizit erwähnt und erklärt. In 2 untersuchten Artikeln wird auf die Definition der International Organization for Standardization zurückgegriffen, welche die Auswirkungen von Unsicherheit auf vorher festgelegte Ziele als Risiko definiert. Diese Folgen sind Abweichungen von einem erwarteten Ergebnis und können sowohl positiv als auch negativ sein.[6] Die unterschiedlichen Risikoarten werden im Kapitel 2.4.2.1 genauer beschrieben.

Darüber hinaus wird Risiko von Philippe Jorion, einem Forscher auf dem Gebiet des Risikomanagements, als die Streuung von möglichen Ereignissen interpretiert. Eine breite Normalverteilung der Ereignisse ist gleichzusetzen mit einem höheren Risiko, im Gegensatz dazu versteht man unter einer engen Verteilung ein geringeres Risiko.[7] Mit dieser Definition wird in der untersuchten Literatur zwar nicht gearbeitet, sie soll aufgrund des Einflusses des Autors jedoch nicht unerwähnt bleiben. Weiters findet der bekannte Risikomessungsansatz des Autors – Value at Risk – in der untersuchten Literatur keine Erwähnung und hat folglich für die Autoren dieser Artikel und die darin erwähnten KMUs keine Relevanz. Beim Value at Risk handelt es sich um den maximalen Verlust, welcher innerhalb einen festgelegten Zeitraums auftreten kann.[8]

2.2.3 Exposure

Ein zentraler Begriff in der Risikomanagement-Theorie ist das Exposure bzw. Ausgesetztsein. Um Exposure handelt es sich jedoch nur, wenn man sich dafür interessiert, was nach einem bestimmten Ereignis passiert, wenn also ein selbstbewusstes Individuum einem bestimmten Vorhaben ausgesetzt ist und sich über das (unsichere) Ergebnis interessiert, ihm also nicht gleichgültig gegenübersteht.[9] In den folgenden Kapiteln wird die englische Übersetzung „Exposure“ für Ausgesetztsein verwendet, da diese auf dem Fachgebiet des Risikomanagements – auch im deutschsprachigen Kontext - gebräuchlicher ist.

2.2.4 Risikomanagement

Risikomanagement bzw. Enterprise Risk Management wird vom US-amerikanischen Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO), eine der wichtigsten internationalen Organisationen, welche Enterprise Risk Management erforscht und fördert[10], wie folgt definiert: Enterprise Risk Management (ERM) ermöglicht es, Unsicherheiten und die daraus resultierenden Risiken und unternehmerischen Gelegenheiten zu vermeiden oder nutzbar zu machen. Unter Enterprise Risk Management (ERM) versteht man einen Prozess, welcher durch den Vorstand, den Aufsichtsrat, die Geschäftsführung oder durch andere Mitarbeiter ausgeführt wird. Diese Gremien oder Personen sind verantwortlich für die Definition einer Unternehmensstrategie, welche in weiterer Folge Ereignisse ausfindig machen soll, die die Organisation beeinflussen können. Weiters soll die Risikoneigung der Firma – also das Maß, an Bereitschaft, Risiken einzugehen – berücksichtigt werden, um Sicherheit hinsichtlich der Realisierung der Organisationsziele zu gewährleisten.[11]

Die Definition des COSO wurde deswegen ausgewählt, da sie in der Risikomanagement-Literatur oft zitiert wird.[12] Eine Herausforderung bei der Implementierung eines ERM-Prozesses ist es, den passenden Führungsstil für die Identifikation, Bewertung, Messung und Reaktion auf alle Risiken, welche im Unternehmen auftreten können, zu finden.[13]

2.2.4.1 Risikomanagement-Prozess

Um das Risikomanagement innerhalb eines Unternehmens zu erleichtern, gibt es vordefinierte Handlungsanleitungen, um die Führungskräfte bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Das oben erwähnte Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission hat acht Komponenten eines Risikomanagement-Prozesses definiert:[14]

Das Internes Umfeld beinhaltet die Kultur, Risikoneigung und ethische Werte innerhalb des Unternehmens. Wie werden Risiken von Mitarbeitern gesehen und wie wird darauf reagiert? Bevor man risikobehaftete Situationen erkennen kann, muss man wissen, welche Ziele von den Risiken beeinflusst werden können, es muss also eine Festlegung von Zielen erfolgen. Ein erfolgreiches ERM soll sicherstellen, dass alle Ziele klar definiert und im Einklang mit der Risikoneigung des Unternehmens sind.

Bei der Ereignisidentifikation geht es darum, interne und externe Ereignisse, welche die Ziele einer Organisation beeinflussen können, zu identifizieren. Sollte es sich bei dem identifizierten Ereignis nicht um ein Risiko, sondern um eine unternehmerische Gelegenheit handeln, werden diese zurück an die Verantwortlichen für die Zielfestlegung weitergeleitet. Bei der Komponente Risikobeurteilung werden Risiken hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihrem Einfluss quantifiziert, um in weiterer Folge Entscheidungen über die Behandlung der Risiken treffen zu können. Im Kontext der Komponente Risikosteuerung muss entschieden werden, ob Risiken vermieden, akzeptiert, reduziert oder geteilt werden. Die Risikomanagement-Verantwortlichen sollen – entsprechend der Risikoneigung des Unternehmens – Risikomanagement-Maßnahmen definieren. Kontrollaktivitäten, also Regelungen und Abläufe, sollen gewährleisten, dass die Risikosteuerungs-Maßnahmen effizient durchgeführt werden. Im Rahmen der Komponente Information und Kommunikation werden wichtige Informationen identifiziert, gesammelt und in einer dafür passenden Form weitergegeben. Erfolgreiche Kommunikation verläuft über alle Hierarchieebenen einer Organisation und ist nicht an eine bestimmte Richtung (aufwärts, abwärts oder seitlich) gebunden. Schließlich dient Überwachung bzw. Monitoring dazu, das gesamte ERM zu überwachen, damit notwendige Anpassungen vorgenommen werden können. Die Überwachung erfolgt durch kontinuierliche Aktivitäten des Managements und/oder separate Evaluierungen.

Die genannten ERM-Komponenten müssen nicht aufeinanderfolgend durchlaufen werden, da Risikomanagement in einem Unternehmen nicht linear abläuft. Dies bedeutet, dass jede Komponente eine andere Komponente beeinflussen kann.[15]

2.3 Methodik: Systematic Literature Review

Zur Untersuchung der existierenden Literatur wird die Methode der Systematic Literature Review verwendet.[16] Die Arbeit von David Tranfield, David Denyer and Palminder Smart aus dem Jahr 2003, veröffentlicht im British Journal of Management, hat in den Wirtschaftswissenschaften auf dem Gebiet der systematischen Übersichtsarbeiten oder Literature Reviews bedeutenden Einfluss erlangt.[17]

Die verwendete Methode ist in der Wissenschaft bewährt und deshalb gut geeignet, um das Risikomanagement in westeuropäischen KMUs zu untersuchen. Ihren Ursprung hat die Methode in der evidenzbasierten Medizin. Hierbei handelt es sich um ein Teilgebiet der medizinischen Forschung, welche sich auf empirische Belege stützt und stark von der evidenzbasierten Bewegung beeinflusst wurde.[18]

In den 1990er Jahren hat die Medizinwissenschaft die Vorgehensweise bei Literature Reviews sukzessive verbessert und bemerkenswerte Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht. Der Review-Prozess wurde dahingehend verbessert, dass Forschungsergebnisse im Rahmen einer systematischen, transparenten und reproduzierbaren Art und Weise zusammengefasst werden. Auf Grundlage dieser verbesserten Review-Ergebnisse treffen in weiterer Folge Ärzte und sonstige Führungskräfte ihre Entscheidungen.[19]

Außerdem wurden in den 1990er Jahren einige Organisationen mit der Zielsetzung gegründet, Standards für Systematic Literature Reviews in der Medizin festzulegen. Drei dieser Institutionen sind die Cochrane Collaboration, das National Health Science Centre for Reviews and Dissemination sowie das National Institute for Clinical Excellence.[20]

Eine Systematic Literature Review unterscheidet sich von einer klassischen Literaturrecherche dadurch, dass ein nachvollziehbares, transparentes und wissenschaftliches Verfahren angewendet wird. Die Vorgehensweise der Autoren bei der Literaturauswahl – und in weiterer Folge auch deren Schlussfolgerungen – werden im Zuge der Systematic Literature Review dokumentiert und in der Arbeit angeführt, dadurch wird eine Verfälschung des Forschungsergebnisses vermieden, welche durch eine eventuell vorhandene Befangenheit der Autoren auftreten könnte.[21]

2.3.1 Ablauf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vorgangsweise bei einer Systematic Literature Review[22]

Tranfield hat in seinem Paper Schritte und Phasen festgelegt, welche bei einer Systematic Literature Review durchlaufen werden sollten – diese sind in Abbildung 1 übersichtlich zusammengefasst. Im Folgenden werden nur jene Schritte bzw. Phasen genauer erklärt, welche für die vorliegende Masterarbeit von Relevanz sind. Zusätzlich wird die Vorgangsweise bei der Anwendung der Methode erläutert.

2.3.2 Planung der Review

Die Zielsetzung der Arbeit sowie die Relevanz zur Erstellung wurden in Kapitel 1 der vorliegenden Masterarbeit bereits ausführlich erläutert.[23]

2.3.3 Durchführung der Review

Um möglichst alle für die Forschung relevanten Artikel zu einem bestimmten Thema finden, werden in einem ersten Schritt die Suchbegriffe und Schlagwörter definiert, welche in der Datenbanksuche verwendet werden. Die Auswahl der Suchbegriffe sowie die Suchbegriffe sollen im Rahmen einer Systematic Literature Review erläutert werden, um die Nachvollziehbarkeit und Reproduzierbarkeit der Suche zu gewährleisten.[24] Bezogen auf das Thema der vorliegenden Arbeit - Risikomanagement in westeuropäischen KMUs – wurden folgende Suchbegriffsgruppen ausgewählt:

2.3.3.1 Suchbegriffe - Gruppe 1: KMU

TI,AB,SU,CC(sme* OR "small and medium sized business*" OR "small and medium sized compan*" OR "small and medium sized enterprise*" OR "small and medium sized firm*" OR "small business*" OR "small compan*" OR "small enterprise*" OR "small firm*" OR "medium sized business*" OR "medium sized compan*" OR "medium sized enterprise*" OR "medium sized firm*")[25]

Durch die Variation der obenstehenden Suchbegriffe wurde gewährleistet, dass möglichst alle relevanten Arbeiten zum Thema KMU gefunden werden. Ein „*“ bedeutet, dass auch Wörter mit unterschiedlichen Endungen in die Ergebnisliste aufgenommen werden. Die Anführungszeichen informieren die Logik der Datenbank darüber, dass auch Artikel angezeigt werden sollen, welche die angegebenen Wörter (* wird als Datenbankbefehl erkannt) in der definierten Reihenfolge beinhalten.

2.3.3.2 Suchbegriffe - Gruppe 2: Risikomanagement

TI,AB("risk management" OR "manage risk*") OR SU,CC("risk management"

Durch die Berücksichtigung verschiedener Schreibweisen von „risk“ und „management“ in Titel oder Abstract wurde sichergestellt, dass nur Artikel zum Thema Risikomanagement in den Suchergebnissen aufscheinen. Zusätzlich wurden auch Artikel mit Subject oder Classification „Risk management“ in das vorläufige Rechercheergebnis aufgenommen.

2.3.3.3 Suchbegriffe - Gruppe 3: Westeuropa

TI,AB("west* europ*") OR SU,CC("western europe")

Da sich der Forschungsschwerpunkt auf KMUs aus Westeuropa beschränkt, wurden in der dritten und letzten Suchbegriffs-Gruppe nur Variationen der Wörter „west“ und „europ“ im Titel oder Abstract, sowie Artikel mit Subject oder Classification „Western Europe“ zugelassen.

Die drei Suchbegriffsgruppen wurden mit einem AND verknüpft, was bedeutet, dass die in der Literature Review vorkommenden Artikel eine Kombination von Suchbegriffen aus allen Gruppen enthalten müssen.

Weitere Einschränkungen betrafen die Qualität der wissenschaftlichen Zeitschriften, in welchen die untersuchten Artikel publiziert wurden, sowie den Zeitraum der Veröffentlichung. Für die Literature Review der vorliegenden Arbeit wurden ausschließlich Papers analysiert, welche zwischen 2010 und 2016 in wissenschaftlichen Journals veröffentlicht wurden, die bei der Aufnahme von Artikeln einen Begutachtungsprozess (Peer-Review) einsetzen. Die Eingrenzung des Zeitraums wurde verwendet, um möglichst aktuelle Forschungsergebnisse zu berücksichtigen. Durch die Beschränkung auf wissenschaftliche Journals, welche Peer-Reviews einsetzen, wurde gewährleistet, dass nur Artikel in die Literature Review aufgenommen werden, welche hohen wissenschaftlichen Qualitätsstandards genügen.

2.3.3.4 Verwendete Datenbanken

Die Suche nach Literatur hat sich auf die wirtschaftswissenschaftlichen Datenbanken „ABI/INFORM Global“, „ABI/INFORM Trade & Industry“, „ProQuest Sociology Collection“ sowie „EBSCO Business Source Premier“ beschränkt, da diese ausreichend viele Ergebnisse zum vorliegenden Thema der Arbeit liefern. Außerdem wurden nur die Felder Titel, Abstract, Subject sowie Classification durchsucht, um möglichst exakte Ergebnisse zu erhalten.

Basierend auf den oben genannten Kriterien hat die vorläufige Datenbanksuche 30 Paper geliefert. Der Inhalt dieser Artikel wurde einer genaueren Analyse unterzogen. In weiterer Folge wurden 4 Artikel aus dem Recherchepool entfernt, welche nicht zum Thema passen.[26] Gründe hierfür waren:

Ein Artikel hat eine qualitative Untersuchung mittels einer Fallstudie in Kanada durchgeführt. Da der Fokus der vorliegenden Arbeit auf westeuropäischen KMUs liegt, wurde die Arbeit ausgeschieden. Ein weiteres anderes Paper hat sich mit südkoreanischen KMUS befasst und schied somit für eine genauere Untersuchung aus. Ein weiterer Artikel war aus einem Magazin für Praktiker und trotz der genauen Suche irrelevant für die Systematic Literature Review. Der letzte Artikel war zwar aus einem wissenschaftlichen Journal mit Begutachtungsprozess, jedoch zu einem anderen Thema. Alle 26 Artikel, welche nach diesem letzten Ausschlussverfahren übriggeblieben sind, bilden die Basis für die Systematic Literature Review in den folgenden Kapiteln.

2.3.4 Dokumentation & Veröffentlichung

2.3.4.1 Deskriptive Analyse

Die deskriptive Analyse soll zeigen, wie sich die gesammelte Literatur zusammensetzt. Beispiele hierfür sind etwa Zeitraum der Veröffentlichung, Autoren, Forschungsrichtung, Research Design oder die untersuchten Länder. Um einen Überblick der gesammelten Daten zu erhalten, ist es hilfreich – basierend auf den eigenen Bedürfnissen - ein Datenextrahierungsformular (data extraction form) zu erstellen, um die gesammelten Informationen dort einzutragen und weiterer Folge nach ähnlichen Eigenschaften zu gruppieren.[27] Das verwendete data extraction form und die deskriptive Analyse sind in Kapitel 2.4.1 ersichtlich.

2.3.4.2 Thematische Analyse

Basierend auf der deskriptiven Analyse dient die thematische Analyse dazu, einen Überblick der gesetzten Schwerpunkte in der untersuchten Literatur zu erhalten. Hierbei liegt der Fokus auf den behandelten Themen und weniger auf den bibliografischen Eigenschaften, wie dies bei der deskriptiven Analyse der Fall ist.[28] Die thematische Analyse wird in Kapitel 0 durchgeführt.

2.4 Analyse

2.4.1 Deskriptive Analyse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] European Commission (2003, S. 36-41)

[2] European Commission (2003, S. 36-41)

[3] Holton (2004, S. 22)

[4] Holton (2004, S. 22)

[5] The Institute of Risk Management (2002, S. 2)

[6] International Organization for Standardization (2009, 2.1); Leitch (2010, S. 888-889)

[7] Jorion (2007, S. 88-91)

[8] Jorion (2007, S. 106)

[9] Holton (2004, S. 22)

[10] Oliva (2016, S. 68)

[11] Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (2004, S. 2)

[12] Beasley, Clune und Hermanson (2005, S. 522-523); Brustbauer (2015, S. 72); Fraser, Schoening-Thiessen und Simkins (2008, S. 73); Oliva (2016, S. 68)

[13] Beasley, Pagach und Warr (2008, S. 314)

[14] Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (2004, S. 3-4)

[15] Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (2004, S. 4)

[16] Tranfield, Denyer und Smart (2003, S. 214-219)

[17] Bouncken, Komorek und Kraus (2015, S. 408); Dubey (2015, S. 3); Durach, Wieland und Machuca (2015, S. 120); Falkner und Hiebl (2015, S. 123); Hansen und Schaltegger (2016, S. 194)

[18] Tranfield et al. (2003, S. 208)

[19] Tranfield et al. (2003, S. 209)

[20] Tranfield et al. (2003, S. 209)

[21] Tranfield et al. (2003, S. 209)

[22] Tranfield et al. (2003, S. 214)

[23] Tranfield et al. (2003, S. 214-215)

[24] Tranfield et al. (2003, S. 215)

[25] Feldcodes von Datenbanken: TI = Title, AB = Abstract, SU = Subjects, CC = Classification

[26] Tranfield et al. (2003, S. 215)

[27] Tranfield et al. (2003, S. 218)

[28] Tranfield et al. (2003, S. 218-219)

Ende der Leseprobe aus 86 Seiten

Details

Titel
Risikomanagement in westeuropäischen kleinen und mittleren Unternehmen
Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien
Note
3
Autor
Jahr
2016
Seiten
86
Katalognummer
V350885
ISBN (eBook)
9783668375406
ISBN (Buch)
9783668375413
Dateigröße
1203 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
risk management, sme, kmu, western european
Arbeit zitieren
Martin Lössl (Autor:in), 2016, Risikomanagement in westeuropäischen kleinen und mittleren Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350885

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