Es waren Deutsche und Christen, „die dem zionistischen Staat Israel den Weg geebnet haben“. Diese Aussage verwundert zunächst. Tatsächlich wurde die Tatsache, dass deutsche (vor allem württembergische) Christen im 19. und frühen 20. Jahrhundert maßgeblich am Aufbau Palästinas beteiligt waren, lange Zeit in Israel, aber auch in Deutschland verschwiegen und verdrängt. Innerhalb dieser Geschichte christlicher Siedler in Palästina spielte das Motiv der 'Zionssehnsucht' eine zentrale Rolle.
Die mit dem (endzeitlichen) Zion bzw. Jerusalem verbundenen Hoffnungen und Sehnsüchte waren, wie ich in dieser Ausarbeitung aufzeigen möchte, nicht nur zentral für den Glauben des jüdischen Volkes im Exil. Sie entfalteten auch im Christentum, und hier besonders intensiv in den chiliastischen Strömungen, eine große Wirkmächtigkeit, indem sie Auswanderungsbewegungen, Siedlungs- und Missionsprojekte motivierten und so historische Entwicklungen, in diesem Fall die (infrastrukturelle) Entwicklung Palästinas und die Entstehung des Staates Israel, beeinflussten. Dabei waren die zugrundeliegenden biblischen Motive der 'Rückkehr nach Jerusalem' und des 'himmlischen Jerusalem' und ihre jeweils spezifische Einbettung in apokalyptische Szenarien über die Jahrhunderte einem steten Aushandlungsprozess zwischen Juden und Christen ausgesetzt
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Heilige Land, die Stadt Jerusalem und der Chiliasmus: biblische Grundlagen
- 3. Die Idee der 'Restitution Israels'
- 3.1. Die Anfänge der Idee und ihre Hintergründe: Die Lehre des Martin Cellarius
- 3.2. Die Idee der 'Restoration of the Jews' in England
- 3.3. Das Anglikanisch-Preußische Bistum in Jerusalem
- 4. 'Auf nach Jerusalem!' Württembergische Zionssehnsucht und ihre Auswirkungen
- 4.1. Jerusalemssehnsucht im Glaubens- und Hoffnungsblick für das Volk Gottes von Johann Jakob Friederich
- 4.1.1. Sehnsuchtsziel Jerusalem
- 4.1.2. Zeitpunkt und Motivation für den Auszug
- 4.1.3. Auswirkungen: Die Auswanderungsbewegung der „Zioniden“
- 4.2. Kolonisten in Palästina: Die Templer
- 4.2.1. Entstehung und Motivation der Tempelgesellschaft
- 4.2.3. Auswirkungen auf die Entwicklung Palästinas und Verhältnis zu den Juden
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht die Rolle christlicher Zionssehnsucht in der Entwicklung Palästinas und der Entstehung des Staates Israel. Sie konzentriert sich auf zwei spezifische Beispiele: die Idee der "Restoration der Juden" und die Lehren württembergischer Chiliasten des 18. und 19. Jahrhunderts. Das Hauptziel ist es, aufzuzeigen, wie christliche 'vor-zionistische zionistische' Bewegungen die historische Entwicklung beeinflussten.
- Die biblischen Grundlagen der Zionssehnsucht im Judentum und Christentum
- Die Entwicklung der Idee der "Restoration der Juden" im 17. Jahrhundert und darüber hinaus
- Die Lehren und Aktivitäten württembergischer Chiliasten und ihre Motivation zur Auswanderung nach Palästina
- Der Einfluss christlicher Siedler auf die infrastrukturelle Entwicklung Palästinas
- Das Verhältnis zwischen christlichen Siedlern und der jüdischen Bevölkerung in Palästina
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die überraschende These auf, dass deutsche Christen maßgeblich am Aufbau Palästinas beteiligt waren, eine Tatsache, die lange Zeit verdrängt wurde. Sie führt das Motiv der Zionssehnsucht als zentrale Triebfeder für christliche Auswanderungsbewegungen und Siedlungsprojekte ein und betont den jahrhundertelangen Aushandlungsprozess zwischen jüdischen und christlichen Vorstellungen vom endzeitlichen Jerusalem. Die Arbeit fokussiert auf die "Restoration der Juden" und die Lehren württembergischer Chiliasten als Beispiele christlichen "Zionismus".
2. Das Heilige Land, die Stadt Jerusalem und der Chiliasmus: biblische Grundlagen: Dieses Kapitel untersucht die biblischen Grundlagen der Zionssehnsucht. Es beleuchtet die alttestamentlichen Verheißungen an Abraham und die zentrale Bedeutung Jerusalems im Judentum, insbesondere den Tempel als Ort der göttlichen Gegenwart. Die eschatologischen Erwartungen einer Rückkehr Gottes zum Zion und die damit verbundenen messianischen Hoffnungen werden dargestellt. Weiterhin wird die Bedeutung Palästinas und Jerusalems im Neuen Testament und die Interpretation der apokalyptischen Visionen des himmlischen Jerusalem in Offenbarung 21 erörtert, einschließlich der Vorstellung des tausendjährigen Reiches und des Weltgerichts. Das Kapitel analysiert die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen jüdischen und christlichen eschatologischen Vorstellungen.
3. Die Idee der 'Restitution Israels': Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Entwicklung der Idee einer "Restitution Israels" im Christentum ab dem 17. Jahrhundert. Im Gegensatz zur traditionellen christlichen Eschatologie, die eine endzeitliche Bekehrung der Juden, aber keine realpolitische Restitution Israels vorsah, erklärt dieses Kapitel, wie die Idee einer tatsächlichen Wiederherstellung eines jüdischen Staates im Heiligen Land an Popularität gewann. Es wird auf die Hintergründe und die spezifischen Ausprägungen dieser Ideen eingegangen, beleuchtet durch die Lehre von Martin Cellarius und die Entwicklungen in England, sowie die Rolle des Anglikanisch-Preußischen Bistums in Jerusalem.
4. 'Auf nach Jerusalem!' Württembergische Zionssehnsucht und ihre Auswirkungen: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die württembergische Zionssehnsucht und ihre Auswirkungen. Es beleuchtet die Lehren von Johann Jakob Friederich und deren Einfluss auf die Auswanderungsbewegung der "Zioniden". Des Weiteren wird die Entstehung und Motivation der Templerkolonie in Palästina detailliert dargestellt, inklusive ihrer Auswirkungen auf die Entwicklung Palästinas und das Verhältnis zu den Juden. Der Fokus liegt auf der Analyse der Motivationen, der konkreten Handlungen und deren langfristigen Konsequenzen für die Region.
Schlüsselwörter
Christlicher Zionismus, Zionssehnsucht, Restitution Israels, Württembergische Chiliasten, Templer, Palästina, Jerusalem, Chiliasmus, Endzeit, Messias, jüdisch-christlicher Austausch, Auswanderung, Siedlung, Missionsprojekte, biblische Prophezeiungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Christliche Zionssehnsucht und die Entwicklung Palästinas
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle christlicher Zionssehnsucht in der Entwicklung Palästinas und der Entstehung des Staates Israel. Sie konzentriert sich dabei auf zwei Fallstudien: die Idee der "Restoration der Juden" und die Aktivitäten württembergischer Chiliasten des 18. und 19. Jahrhunderts. Das Hauptziel ist, den Einfluss christlicher "vor-zionistischer zionistischer" Bewegungen auf die historische Entwicklung aufzuzeigen.
Welche biblischen Grundlagen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die alttestamentlichen Verheißungen an Abraham, die Bedeutung Jerusalems im Judentum (insbesondere den Tempel), die eschatologischen Erwartungen einer Rückkehr Gottes zum Zion und die messianischen Hoffnungen. Sie erörtert auch die Bedeutung Palästinas und Jerusalems im Neuen Testament und die Interpretation der apokalyptischen Visionen in Offenbarung 21 (tausendjähriges Reich, Weltgericht), sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen jüdischen und christlichen eschatologischen Vorstellungen.
Was versteht man unter der "Idee der 'Restitution Israels'"?
Die Arbeit beschreibt die Entstehung und Entwicklung der Idee einer "Restitution Israels" im Christentum ab dem 17. Jahrhundert. Im Gegensatz zur traditionellen christlichen Eschatologie, die eine endzeitliche Bekehrung der Juden vorsah, geht es hier um die zunehmende Popularität der Idee einer tatsächlichen Wiederherstellung eines jüdischen Staates im Heiligen Land. Die Arbeit analysiert die Hintergründe und Ausprägungen dieser Idee anhand der Lehre von Martin Cellarius, Entwicklungen in England und die Rolle des Anglikanisch-Preußischen Bistums in Jerusalem.
Welche Rolle spielten württembergische Chiliasten?
Die Arbeit konzentriert sich auf die württembergische Zionssehnsucht und deren Auswirkungen. Sie beleuchtet die Lehren von Johann Jakob Friederich und deren Einfluss auf die Auswanderungsbewegung der "Zioniden". Es wird die Entstehung und Motivation der Templerkolonie in Palästina detailliert dargestellt, einschließlich ihrer Auswirkungen auf die Entwicklung Palästinas und das Verhältnis zu den Juden. Der Fokus liegt auf Motivationen, Handlungen und langfristigen Konsequenzen.
Welche Themen werden in den einzelnen Kapiteln behandelt?
Kapitel 1 (Einleitung): Überraschende These über die Beteiligung deutscher Christen am Aufbau Palästinas, Zionssehnsucht als Triebfeder, jahrhundertelanger Aushandlungsprozess zwischen jüdischen und christlichen Vorstellungen von Jerusalem.
Kapitel 2 (Biblische Grundlagen): Biblische Grundlagen der Zionssehnsucht, alttestamentliche Verheißungen, Bedeutung Jerusalems und des Tempels, eschatologische Erwartungen, Vergleich jüdischer und christlicher Vorstellungen.
Kapitel 3 ("Restitution Israels"): Entstehung und Entwicklung der Idee einer "Restitution Israels", Lehre von Martin Cellarius, Entwicklungen in England, Rolle des Anglikanisch-Preußischen Bistums.
Kapitel 4 (Württembergische Zionssehnsucht): Württembergische Zionssehnsucht, Lehren von Johann Jakob Friederich, Auswanderung der "Zioniden", Templerkolonie, Auswirkungen auf Palästina und das Verhältnis zu den Juden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Christlicher Zionismus, Zionssehnsucht, Restitution Israels, Württembergische Chiliasten, Templer, Palästina, Jerusalem, Chiliasmus, Endzeit, Messias, jüdisch-christlicher Austausch, Auswanderung, Siedlung, Missionsprojekte, biblische Prophezeiungen.
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- Ines Bethge-Bonk (Autor), 2016, Christliche Zionssehnsucht und ihre Auswirkungen auf Palästina, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350087