I. Einführung
Mit seinem Denkvermögen zweifelt der Mensch, stellt Dinge in Frage und gelangt schließlich zur Erkenntnis über Wahrheiten. Das Fundament jeglicher Erkenntnis ist die Selbsterkenntnis, das Selbst-Bewußt-Werden der Seele.
Im Kindesalter sind Geist und Körper zu sehr miteinander verschmolzen, so daß das Kind nichts deutlich erkennt. So bilden sich Vorurteile im Geiste des Kindes, die es auch im Erwachsenenalter behält. Diese Vorurteile aber müssen bekämpft und außer Kraft gesetzt werden, damit die wahre Erkenntnis sich bilden und ihre Wirkung zeigen kann. Was erkennt der Mensch? Wie erkennt der Mensch? Im folgenden werden die Begriffe wie Substanz, Zustand, Eigenschaft, Attribut, Gemeinbegriffe (Axiome) erörtert, die unsere Gedanken bestimmen.
Das tatsächliche Dasein der körperlichen Dinge ist zu bestimmen und zu hinterfragen, wie der Mensch darüber Gewißheit erlangt. Wie können wir uns auf unsere sinnliche Wahrnehmung verlassen? Besteht nicht auch die Möglichkeit, daß unsere Sinne uns täuschen? Denn alles Wahrnehmen und Denken hängt letzlich von biologischen Strukturen (Sinnesorganen, Gehirnen) ab. Erst die entsprechenden Funktionen dieser Organe lassen dem Menschen das Denken und Zweifeln zu. Ein Betrunkener könnte durchaus in seiner sinnlichen Wahrnehmung getäuscht werden, und zwar durch die Beeinträchtigung seiner Gehirntätigkeit durch eine bestimmte Menge alkoholischer Getränke. Können nur Dinge erkannt werden, die wir sehen, fühlen oder riechen können? Oder ist eine Erkenntnis über Dinge, die wir uns nur vorstellen können, auch möglich?
Ferner wird die Bewegung der Dinge untersucht und erörtert. Wie findet eine Bewegung statt und was bewirkt sie? Schließlich werden die Kraftregeln bestimmt, welche den Bewegungsvorgang ausmachen.
Inhalt
I. Einführung
II. Teil I §47 - §63:
Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis
1. Beschaffenheit der Substanz; Beweisführung für Gottes
Existenz
2. Zustand, Eigenschaft, Attribut
3. Universalien
III. Teil II §1 - §52: Über die Prinzipien der körperlichen Dinge
1. Materie, Körper, Raum, Ort
2. Erkenntnisse
3. Bewegung
4. Naturgesetze
A- Die Ursachen der Bewegung
B- Die Kraftregeln
Anhang
I. Einführung
Mit seinem Denkvermögen zweifelt der Mensch, stellt Dinge in Frage und gelangt schließlich zur Erkenntnis über Wahrheiten. Das Fundament jeglicher Erkenntnis ist die Selbsterkenntnis, das Selbst-Bewußt-Werden der Seele.
Im Kindesalter sind Geist und Körper zu sehr miteinander verschmolzen, so daß das Kind nichts deutlich erkennt. So bilden sich Vorurteile im Geiste des Kindes, die es auch im Erwachsenenalter behält. Diese Vorurteile aber müssen bekämpft und außer Kraft gesetzt werden, damit die wahre Erkenntnis sich bilden und ihre Wirkung zeigen kann. Was erkennt der Mensch? Wie erkennt der Mensch? Im folgenden werden die Begriffe wie Substanz, Zustand, Eigenschaft, Attribut, Gemeinbegriffe (Axiome) erörtert, die unsere Gedanken bestimmen.
Das tatsächliche Dasein der körperlichen Dinge ist zu bestimmen und zu hinterfragen, wie der Mensch darüber Gewißheit erlangt. Wie können wir uns auf unsere sinnliche Wahrnehmung verlassen? Besteht nicht auch die Möglichkeit, daß unsere Sinne uns täuschen? Denn alles Wahrnehmen und Denken hängt letzlich von biologischen Strukturen (Sinnesorganen, Gehirnen) ab. Erst die entsprechenden Funktionen dieser Organe lassen dem Menschen das Denken und Zweifeln zu. Ein Betrunkener könnte durchaus in seiner sinnlichen Wahrnehmung getäuscht werden, und zwar durch die Beeinträchtigung seiner Gehirntätigkeit durch eine bestimmte Menge alkoholischer Getränke. Können nur Dinge erkannt werden, die wir sehen, fühlen oder riechen können? Oder ist eine Erkenntnis über Dinge, die wir uns nur vorstellen können, auch möglich?
Ferner wird die Bewegung der Dinge untersucht und erörtert. Wie findet eine Bewegung statt und was bewirkt sie? Schließlich werden die Kraftregeln bestimmt, welche den Bewegungsvorgang ausmachen.
II. Teil I §47 - §63: Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis
1. Beschaffenheit der Substanz; Beweisführung für Gottes Existenz
Alles von uns Vorgestellte wird unterteilt in Ding und Eigenschaft eines Dinges sowie in ewige Wahrheiten. Die Dinge sind Substanz, Dauer, Ordnung, Zahl etc.; der Mensch erkennt jedoch nur zwei oberste Gattungen von Dingen an: die der geistigen oder denkenden Dinge und die der körperlichen oder der zum Körper gehörenden Dinge.
A) die denkende Substanz: Vorstellung, Wollen
B) die körperliche Substanz: Größe; Ausdehnung nach Länge, Breite, Tiefe; Gestalt; Bewegung; Länge und Teilbarkeit
Neben diesen beiden Gattungen von Dingen gibt es in uns Dinge, die sich nicht nur zum Geiste oder nur zum Körper beziehen: z. B. die Eigenschaften oder Zustände der Dinge, d. h. z. B. das Gefühl des Hungers, des Durstes, die Erregungen oder Leidenschaften der Seele (Fröhlichkeit, Zorn, Trauer, Liebe) und alle Empfindungen des Schmerzes, des Lichtes, der Farben, der Töne, der Gerüche, der Geschmäcke, der Wärme u.s.w. (§ 49).
Als ewige Wahrheiten sind Gemeinbegriffe oder Axiome zu nennen. Diese sind in unserem Geiste und von allen zu erkennen möglich. Sätze wie z. B.: „Wer denkt, muß, während er denkt, existieren.“ oder „Es ist unmöglich, daß dasselbe zugleich ist und nicht ist.“ (§ 49) sind Axiome.
Die Substanz können wir als ein Ding begreifen, das so existiert, daß es zu seiner Existenz keines anderen Dinges bedarf. Nur Gott kann diese unabhängige unumschränkte Substanz sein, da nur Gott frei und allmächtig ist. Alle anderen Substanzen, die geistigen sowie körperlichen, bedürfen der Führung Gottes. So können wir die körperliche und denkende Substanz als von Gott geschaffen sehen und unter einem Begriff fassen, weil es Dinge sind, die nur mit Hilfe Gottes existent sind.
Auch Gott gehört zu einem Gemeinbegriff bei Menschen, da Gott in jeden von uns existiert (§ 54). Das heißt, daß die Substanz kein daseiendes sinnlich wahrnehmbares Ding sein muß, um erkannt zu werden. Es sind die Attribute, die uns zu der Erkenntnis führen, daß irgendein existierendes Ding oder eine Substanz, der das Attribut zugeteilt werden kann, da sein muß. Niemand könnte die Existenz Gottes bestreiten - es sei denn, dieser würde in sich kein Wissen über Gott haben, aber dies hat jeder.
2. Zustand, Eigenschaft, Attribut
So wie die Gemeinbegriffe können wir uns auch den Zustand, das Attribut und die Eigenschaft einer Substanz vorstellen.
Wenn die Substanz erregt oder verändert wird, nennen wir dies Zustand, nämlich der Zustand jener Substanz, in den sie versetzt wird. Wenn jedoch die Substanz durch Veränderung eine „solche“ genannt werden kann, dann bedeutet dies die Eigenschaft. Schließlich nennen wir es Attribut, wenn es der Substanz innewohnt und somit die Substanz bestimmt.
Deshalb sind in Gott keine Zustände oder Eigenschaften, weil in ihm keine Veränderung vorgestellt werden kann. Gott hat nur Attribute, genauso auch Dinge, die sich in ähnlicher Weise verhalten (§ 56). (Attribute, die Gott innewohnen: allmächtig, allwissend)
3. Universalien
Die Universalien, entstehen aus einer gemeinsamen Idee, man benutzt sie, um alle einzelnen, einander ähnlichen Dinge zu denken. Es gibt fünf Universalien: die Gattung, die Art, der Unterschied, das Eigentümliche und das Akzidenz.
Beispiel 1:
Sehen wir zwei Bäume und achten nur auf die Anzahl, so haben wir die Idee der Zahl zwei. Später sehen wir jedoch zwei Vögel und haben wieder die Zahl zwei und somit die selbe universelle Idee der Zahl (§ 59).
Beispiel 2:
Wenn wir eine Figur sehen, die von drei Linien eingeschlossen ist, wissen wir, daß es ein Dreieck ist - ist es ein rechtwinkliges Dreieck, so steht es in Beziehung auf die allgemeine Art des Dreiecks. „Die Rechtwinkligkeit ist ein universaler Unterschied, wodurch sich alle rechtwinkligen Dreiecke von den übrigen unterscheiden“, wobei das Quadrat über der Hypotenuse gleich der Summe der Quadrate der Seiten ist
(Satz des Pythagoras: a² + b² = c²) und dies als eine Eigentümlichkeit des rechtwinkligen Dreiecks gilt. Bewegten sich einige dieser Dreiecke und einige nicht, so wäre dies in ihnen ein universales Akzidenz.
Es gibt drei Arten des Unterschieds in Bezug auf die Zahl: der reale, der modale und der der Beziehung.
a) Der reale Unterschied besteht nur bei mindestens zwei Substanzen. Wir können die eine ohne die andere klar und deutlich erkennen, dies ist der reale Unterschied. Demnach ist es gewiß, daß wenn jemand sich als denkende Substanz erkennt und in seinem Denken jede andere (ausgedehnte) Substanz von sich ausschließen kann, dieser auch existiert (§ 60).
b) Der modale Unterschied ist zwiefach:
1. Unterschied zwischen dem eigentlichen Zustand von der Substanz, deren Zustand er ist (die Substanz ist klar und deutlich ohne Zustand vorstellbar, doch Zustand ohne Substanz ist unmöglich. Der Ball ist eine Substanz, sein Rollen sein Zustand, dieser könnte ohne Substanz nicht vorgestellt werden (z. B. Gestalt und Bewegung unterscheiden sich modal von der körperlichen Substanz, der sie innewohnen, ebenso das Bejahen und Erinnern dem Geiste);
2. Unterschied zwischen zwei Zuständen derselben Substanz (d. h. der eine Zustand ist ohne den anderen Zustand vorstellbar, doch keiner von ihnen ohne die Substanz. z. B. können wir uns die Bewegung eines viereckigen Steines ohne die Gestalt vorstellen und umgekehrt) (§ 61)
c) Der Beziehungsunterschied (§ 63) ist zum einen der Unterschied zwischen der Substanz und einem ihrer Attribute, ohne das sie selbst nicht aufgefaßt werden kann und zum anderen jener zwischen zwei solchen Attributen ein und derselben Substanz, welche man nicht voneinander trennen kann. Daraus folgt, daß keine klare und deutliche Idee der Substanz möglich wäre ohne der Attribute. [z. B.: Jede Substanz hört auf zu dauern, wenn sie aufhört zu sein (zeitlich)]
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