Diese Hausarbeit geht aus dem Seminar „Bordercrosser“ hervor und beschäftigt sich mit dem Roman „Die gläserne Grenze“ von Carlos Fuentes. In diesem Roman werden das Grenzgängertum und die Geschichte von Grenzgängern an der mexikanischnordamerikanischen Grenze behandelt. Ziel dieser Arbeit ist es die Motive und Auswirkungen von Grenzüberschreitungen aufzuzeigen und die von den Protagonisten gemachten Fremdheitserfahrungen zu beleuchten. Dazu eignet sich dieser Roman besonders gut, da alle Protagonisten bordercrosser sind und das Thema Grenzüberschreitung facettenreich in allen Kapiteln behandelt wird, worauf schon der Titel „Die gläserne Grenze“ (spanischer Originaltitel „La Frontera de Cristal“) hin deutet. Im ersten Teil der Arbeit beschreibe ich die Geschichte und die aktuelle Situation an der Nordgrenze Mexikos. Dazu gehört auch ein Abschnitt über die Entwicklung der borderland- Städte und die Situation der Chicanos und der illegalen Gastarbeiter in den USA. Im Hauptteil der Arbeit gehe ich auf die Grenzüberschreitungen und Fremdheitserfahrungen ein, die die Protagonisten in den einzelnen Geschichten machen. Dabei definiere ich zuerst die zentralen Begriffe Grenzüberschreitung, Grenzerfahrung und Fremdheitserfahrung und erarbeite dann ein Analysemodell, welches ich zur Untersuchung des Romans heranziehen kann. Nach der theoretischen Vorarbeit stelle ich die Ergebnisse im letzten Kapitel dar und fasse die verschiedenen Grenzüberschreitungen, Grenz- und Fremdheitserfahrungen zusammen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Soziohistorische Hintergründe
2.1 Geschichte der Migration an der Nordgrenze Mexikos
2.2 Entwicklung der Grenzstädte - Die borderland -Städte
2.3 Die sozioökonomische Situation der Chicanos und der mexikanischen Arbeitsemigranten
3 Grenzüberschreitung und Fremdheitserfahrung im Roman „Die gläserne Grenze“
3.1 Definition der Begriffe Grenzüberschreitung und Fremdheitserfahrung
3.2 Theoretische Vorüberlegungen zur Textanalyse
3.2.1 Kategorien zur Beschreibung der Personen
4 Auswertung
4.1 Grenzüberschreitungen und Fremdheitserfahrungen
5 Schlußwort
6 Bibliographie
7 Anhang
1 Einleitung
Diese Hausarbeit geht aus dem Seminar „Bordercrosser“ hervor und beschäftigt sich mit dem Roman „Die gläserne Grenze“ von Carlos Fuentes. In diesem Roman werden das Grenzgängertum und die Geschichte von Grenzgängern an der mexikanisch-nordamerikanischen Grenze behandelt.
Ziel dieser Arbeit ist es die Motive und Auswirkungen von Grenzüberschreitungen aufzuzeigen und die von den Protagonisten gemachten Fremdheitserfahrungen zu beleuchten. Dazu eignet sich dieser Roman besonders gut, da alle Protagonisten bordercrosser sind und das Thema Grenzüberschreitung facettenreich in allen Kapiteln behandelt wird, worauf schon der Titel „Die gläserne Grenze“ (spanischer Originaltitel „La Frontera de Cristal“) hin deutet.
Im ersten Teil der Arbeit beschreibe ich die Geschichte und die aktuelle Situation an der Nordgrenze Mexikos. Dazu gehört auch ein Abschnitt über die Entwicklung der borderland -Städte und die Situation der Chicanos und der illegalen Gastarbeiter in den USA.
Im Hauptteil der Arbeit gehe ich auf die Grenzüberschreitungen und Fremdheitserfahrungen ein, die die Protagonisten in den einzelnen Geschichten machen. Dabei definiere ich zuerst die zentralen Begriffe Grenzüberschreitung, Grenzerfahrung und Fremdheitserfahrung und erarbeite dann ein Analysemodell, welches ich zur Untersuchung des Romans heranziehen kann. Nach der theoretischen Vorarbeit stelle ich die Ergebnisse im letzten Kapitel dar und fasse die verschiedenen Grenzüberschreitungen, Grenz- und Fremdheitserfahrungen zusammen.
2 Soziohistorische Hintergründe
2.1 Geschichte der Migration an der Nordgrenze Mexikos
Der Beginn der Migrationbewegung zwischen Mexiko und den USA wird auf das Jahr 1848 datiert, dem Jahr des „Treaty of Guadalupe Hidalgo“. Dieser Vertrag regelt die Situation nach dem Ende des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges (1846-1848): Mexikos Landesgrenzen werden neu gezogen, denn Mexiko muß alle Gebiete nördlich des Río Grande an die USA abtreten, fast die Hälfte des gesamten Staatsgebiets. Die meisten Mexikaner, ca. 80.000, bleiben in ihren Heimatgebieten und werden so unfreiwillig zu US-Staatsbürgern. Im Vertrag von Guadalupe Hidalgo wird festgelegt, daß die neuen Staatsbürger ihre Kultur und Sprache beibehalten dürfen. In Realität bilden sie jedoch von Anfang an eine ethnische Minderheit, die von der großen Mehrheit der Angloamerikaner als Bürger zweiter Klasse behandelt werden[1] [2].
Im Vertrag von Guadalupe Hidalgo liegt die zukünftige Entwicklung der Grenzgebiete und vor allem der Borderland-Städte entlang des Río Grande[3] begründet.
Bis zur Jahrhundertwende nimmt der Grenzverkehr stetig zu, da Mexiko einen Teil seiner Arbeitskräfte in die USA exportieren kann. Auch grenztypische Verhaltensformen, wie z.B. der legale und illegale Handel mit der jeweils anderen Wirtschaftszone, entwickeln sich. Im amerikanischen Grenzgebiet vermehren sich die Feindseligkeiten gegen die „neuen“ mexikanischen Staatsbürger, es kommt zu Landenteignungen, vor allem mexikanischer Bauern, und zu permanenten Diskriminierungen. Der kulturelle Druck auf die Mexikaner wächst. Stereotypen, die sich bis heute halten, wie die des „dirty Mexican“ manifestieren sich in dieser Zeit (Piller 1991, 27).
Die mexikanische Revolution (1910-1917) kurbelt die Auswanderungswelle in die USA deutlich an. Nicht alleine durch die Revolutionswirren, sondern auch durch die Expansion der US-Wirtschaft steigt die Süd-Nord Migration. Viele Revolutionsflüchtlinge sind auf der Suche nach Arbeit und gehen in die USA. Da durch den Ersten Weltkrieg in Europa ein Arbeitskräftemangel herrscht, besteht auch eine große Nachfrage seitens der USA nach mexikanischen Arbeitskräften, vor allem für die Landwirtschaft, aber auch für den Kanalbau und den Ausbau von Städten werden billige und mobile Arbeitskräfte gesucht.
Während der Depression der amerikanischen Wirtschaft in den dreißiger Jahren verlieren Tausende von Fremdarbeitern ihre Arbeit und müssen nach Mexiko zurückkehren, die USA drosselt zunehmend die Einwanderungsquote.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges herrscht ein neuer Arbeitskräftemangel in den USA, da die Einwanderer aus Europa wegfallen. Diesmal wollen die USA die neue Immigrantenwelle aus Mexiko steuern und nehmen innerhalb des Fremdarbeiterprogramms Programa Bracero[4], dieses Programm läuft von 1942 bis 1964, insgesamt 5,2 Millionen mexikanische Arbeiter in den USA auf. Mit der Operación Espalada Mojada[5] in den Jahren 1953 bis 1954 reagiert die amerikanische Regierung auf diese hohen Einwanderungszahlen und schickt fast zwei Millionen mexikanische Gastarbeiter zurück nach Mexiko.
In der ersten Einwanderungswelle wurden die mexikanischen Arbeiter vor allem in der Landwirtschaft gebraucht, während des Zweiten Weltkriegs kommen nun vor allem Fabrikarbeiter in die USA. In Folge dessen erhalten die Großstädte Los Angeles und San Antonio Zuwachs. Viele der Zuwanderer leisten auch ihren Militärdienst in den USA ab.
2.2 Entwicklung der Grenzstädte - Die borderland -Städte
Zwischen 1940 und 1960 entwickeln sich die Grenzorte Ciudad Juárez, Matamoros, Mexicali, Reynosa und Tijuana ihrer Bevölkerung nach zu Großstädten. Vor allem die zurückgeschickten braceros siedeln sich in den Grenzstädten an, die zu riesigen Auffangbecken für Rückkehrer werden. Die kommunale Infrastruktur ist für die Bevölkerungsexplosion notorisch unterentwickelt, so dass die meisten Bewohner in schlechten Verhältnissen in Slums leben müssen. Zusätzlich verschärft der Niedergang der Baumwollindustrie diese Entwicklung, da in der Landwirtschaft die meisten mexikanischen Arbeiter eine Arbeit gefunden hatten.
1965 wird durch ein Grenzförderungsprogramm zum Abbau von Arbeitslosigkeit eine neue Entwicklung eingeläutet. Mexiko gehört nun auch zu den Ländern, die über maquiladoras[6] ihre Arbeitskraft exportieren. „Maquiladoras sind Fabriken, die zeitlich begrenzt und zollfrei Rohstoffe, Zwischengüter, Kapital etc. einführen und weiterverarbeiten. Die Produkte werden dann reexportiert oder in ein Drittland ausgeführt.“ (Burkhard 1992, 378).
Vorteile für nordamerikanische Firmen, die in den mexikanischen Grenzgebieten produzieren lassen, sind die unmittelbare Standortnähe, die niedrigen Löhne und die qualifizierten Arbeitskräfte. Der Erfolg der maquiladoras zeichnet sich noch heute in Zahlen ab: 1990 gab es 2060 maquiladora -Fabriken auf der südlichen Seite des Río Grande, in denen 492.000 Personen angestellt waren (ebd.).
[...]
[1] Alle historischen und demographischen Angaben, wenn nicht anders vermerkt, aus H.Burkhard: Auswanderung und die Situation an der Nordgrenze. In: K. Zimmermann (Hg.): Mexico heute: Politik, Wirtschaft, Kultur. Frankfurt: Vervuert 1992. 375-395.
[2] W. Piller: Der Chicano-Roman. Bern : Peter Lang Verlag 1991. S. 24.
[3] Der volle mexikanische Name lautet Río Bravo del Norte.
[4] Braceros werden die Arbeiter genannt die mit den Händen („los brazos“) arbeiten.
[5] Übersetzt „Operation Nasser Rücken“, gemeint sind die wet backs, die Flüchtlinge, die durch den Grenzluß auf die amerikanische Seite schwimmen und folglich mit nasser Kleidung dort eintreffen.
[6] Der Terminus maquiladora leitet sich ab von maquila, dem Mahlgeld bzw. der Mehlmenge, die der Müller für seine Leistungen einbehielt. (Burkhard 1992, 378)
- Quote paper
- Ida Krenzlin (Author), 2004, Grenzüberschreitung und Fremdheitserfahrung im Roman "La frontera de cristal" von Carlos Fuentes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34897
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