Wirft man einen Blick in die Forschungsliteratur, so lässt sich feststellen, dass Goethes „Iphigenie auf Tauris“ fortwährend Anlass für Interpretationen bietet. Dabei wird seit jeher ein besonderes Augenmerk auf die Charakterisierung der Hauptfigur der Iphigenie gelegt, wobei vorwiegend auf den Aspekt des Humanitätsideals eingegangen wird. Es ist nicht zu leugnen, dass diesem aufgrund der Thematik des Schauspiels, dem Humanisierungsprozesses durch Iphigenie, eine große Bedeutung zukommt.
Unzureichend allerdings wird das Bild, das die Figuren von Iphigenie haben, behandelt. Dieses stellt in vielen Darstellungen zwar ein mehr oder weniger wichtiges Grundgerüst für die Interpretationen dar, wird allerdings zumeist nur in Nebensätzen behandelt, wodurch ein klares Fremd- und Selbstbild nicht ersichtlich wird.
Sollte es angesichts der aktuellen Forschungslage also nicht von weiterem Belang scheinen, dieses genauer zu untersuchen, so ist im Gegenteil darauf hinzuweisen, dass die Figuren, die den Verlauf des Stückes maßgeblich mitgestalten, mit ihrem Bild von der Hauptperson Iphigenie den Humanisierungs- und Kultivierungsprozess ganz besonders beeinflussen.
Dabei ist es von Nöten herauszuarbeiten, in welcher Beziehung die Figuren zu Iphigenie stehen, durch welche Grundeinstellungen diese Verbindung geprägt ist und welche Ansichten die Personen von Iphigenie haben und sie von sich selbst hat. Dies soll dadurch geschehen, dass die oben erläuterte Literatur hinsichtlich des Selbst- und Fremdbildes nach den Figuren Orest, Pylades, Thoas und Iphigenie unterteilt und untersucht wird. Es muss außerdem darauf geachtet werden, dass Aussagen über eine Person nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit der Ansicht über diese ist.
Ziel dabei ist es folglich, zuerst das Fremd- und Selbstbild herauszuarbeiten, um schließlich zu untersuchen, ob und inwieweit dieses auch mit dem Einfluss auf den Ausgang des Schauspiels und dem damit einhergehenden Humanisierungsprozess zu verknüpfen ist.
Inhaltsverzeichnis
- DAS FREMD- UND SELBSTBILD ALS ZU WENIG BEACHTETER ASPEKT DES
SCHAUSPIELS „IPHIGENIE AUF TAURIS“ VON J.W. VON GOETHE - DURCH BEZIEHUNGEN UND GRUNDEINSTELLUNGEN BEEINFLUSSTES FREMD-
UND SELBSTBILD DER IPHIGENIE MIT BLICK AUF DEN VERLAUF UND DEN
AUSGANG DES SCHAUSPIELS- Iphigenie aus der Sicht Orests
- Iphigenie aus der Sicht des Pylades
- Iphigenie aus der Sicht des Thoas
- Iphigenies Selbstbild
- ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE UND ANSTOß ZU WEITEREN
NACHFORSCHUNGEN BEZÜGLICH DES FREMD- UND SELBSTBILDES
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, das Fremd- und Selbstbild der Iphigenie in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ zu untersuchen. Dabei soll nicht nur beleuchtet werden, wie die anderen Figuren die Titelheldin wahrnehmen, sondern auch, wie sie sich selbst sieht. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie dieses Bild den Verlauf des Schauspiels und den Prozess der Humanisierung beeinflusst.
- Die Entwicklung des Fremdbildes der Iphigenie durch die verschiedenen Figuren (Orest, Pylades, Thoas)
- Die Auswirkungen der unterschiedlichen Perspektiven auf Iphigenies Selbstbild
- Die Beziehung zwischen dem Fremd- und Selbstbild und dem Humanisierungsprozess in „Iphigenie auf Tauris“
- Die Rolle des Tantalidenfluchs und seiner Interpretationen in der Wahrnehmung der Iphigenie
- Die Bedeutung von Beziehungen und Grundeinstellungen für die Gestaltung des Fremd- und Selbstbildes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Forschungslage zum Fremd- und Selbstbild der Iphigenie in Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Es wird argumentiert, dass dieser Aspekt bisher zu wenig Beachtung gefunden hat und eine genauere Untersuchung verdient.
Das zweite Kapitel analysiert das Fremd- und Selbstbild der Iphigenie, indem es die Perspektiven verschiedener Figuren beleuchtet: Orest, Pylades und Thoas. Es wird gezeigt, wie sich das Bild, das man von Iphigenie hat, im Laufe des Stücks verändert, und wie diese Veränderung mit ihren Beziehungen und Grundeinstellungen zusammenhängt.
Schlüsselwörter
Fremd- und Selbstbild, Iphigenie auf Tauris, Humanisierungsprozess, Tantalidenfluch, Figureninterpretation, Beziehungen, Grundeinstellungen, Goethes Dramen, Humanitätsideal.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2015, Das Fremd- und Selbstbild der Iphigenie und seine Auswirkung auf das Schauspiel "Iphigenie auf Tauris“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346667