Karl der Große beabsichtigte eine umfassende Bildungsreform für sein König- beziehungsweise Kaiserreich. Er adaptierte dafür unter anderem die spätantike christliche Kunst und Ikonographie des Römischen Reiches. Vom königlichen/kaiserlichen Hof aus wurden Aufträge an verschiedene Klöster/Abteien zur Vervielfältigung spätantiker christlicher Schriften für die angestrebte Bildungsreform des Frankenreiches gefördert. Zum Schutz dieser wertvollen Pergamente waren sie zu Codices gebunden worden, deren Einbände häufig mit reliefierten Elfenbeintafeln verziert waren. Diese Gesamtkunstwerke geben Einblicke in die erfolgte Antikenrezeption zur Zeit Karls des Großen. Einzelne Elfenbeinwerke der sogenannten Hofwerkstatt Karls des Großen und ihr Verhältnis zur spätantiken Elfenbeinkunst werden in dieser wissenschaftlichen Arbeit behandelt.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 Einführung in die karolingische Elfenbeinkunst zur Zeit Karls des Großen
- 2 Die sogenannte Aachener Hofschule Karls des Großen
- 2.1 Der Bestand der sog. Hofwerkstatt
- 2.2 Der stilgeschichtliche Entwicklungsprozess in der karolingischen Bildschnitzerkunst
- 2.2.1 Das Elfenbeinreliefpaar des Dagulf-Psalters
- 2.2.2 Die Elfenbeintafeln des Lorscher Evangeliars
- 2.2.3 Die Oxforder Elfenbeinplatte
- 2.2.4 Die Elfenbeinplatten mit der Darstellung der Himmelfahrt und des Erzengels Michael
- 2.3 Die an den jüngeren Elfenbeinwerken der sog Hofwerkstatt Karls des Großen nachgewiesene Verwendung von antiken Spolien
- 3 Imitatio Et Emulatio: Die Vorbildwirkung spätantiker Elfenbeintafeln für die Anordnung christlicher Bildmotive in karolingischer Zeit
- 3.1 Die Oxforder Platte
- 3.2 Der Einband des Lorscher Evangeliars
- 4 Schlussbemerkungen zu der Antikenrezeption in der karolingischen Elfenbeinkunst zur Zeit Karls des Großen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht die Orientierung an der spätantiken Elfenbeinkunst in karolingischer Zeit. Dabei wird die Bedeutung der Antikenrezeption für die karolingische Bildungsreform, den Entwicklungsprozess der karolingischen Bildschnitzerkunst und die Verwendung von antiken Spolien analysiert.
- Die Bedeutung der spätantiken Elfenbeinkunst für die karolingische Bildungsreform
- Die Adaption und Modifizierung römischer Traditionen in der karolingischen Elfenbeinkunst
- Der stilgeschichtliche Entwicklungsprozess in der karolingischen Bildschnitzerkunst
- Die Verwendung von antiken Spolien in karolingischer Zeit
- Die Vorbildwirkung spätantiker Elfenbeintafeln für die Anordnung christlicher Bildmotive in karolingischer Zeit
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1 stellt die karolingische Elfenbeinkunst im Kontext der Bildungsreform Karls des Großen vor und erläutert den Stellenwert spätantiker Elfenbeinwerke in diesem Prozess. Kapitel 2 konzentriert sich auf die sogenannte Aachener Hofschule und analysiert den Bestand der Hofwerkstatt, die stilgeschichtliche Entwicklung der Bildschnitzerkunst an ausgewählten Werken sowie die Verwendung von antiken Spolien. Kapitel 3 beleuchtet die Vorbildwirkung spätantiker Elfenbeintafeln anhand der Oxforder Platte und des Einbandes des Lorscher Evangeliars, und analysiert die Adaption und Modifizierung von Bildmotiven und Kompositionsstrukturen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Karolingische Elfenbeinkunst, Antikenrezeption, Bildungsreform, Hofschule, Hofwerkstatt, Stilgeschichte, Spolien, Imitatio, Emulatio, Lorscher Evangeliar, Dagulf-Psalter, Oxforder Platte, Kaiser-Diptychen, Konsulardiptychen.
- Quote paper
- Jessica Müller (Author), 2015, Orientierung an der spätantiken Elfenbeinkunst in karolingischer Zeit. Ein künstlerisches Mittel der Bildungsreform Karls des Großen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346286