Die Geschichte der Afroecuatorianos beginnt mit einer Legende, die besagt, dass 1553 ein Schiff vor der Küste des heutigen Ecuador Schiffbruch erlitt. Einige der sich an Bord befindlichen Sklaven erreichten die Küste und konnten in die naheliegenden Wälder flüchten. Die Flüchtlinge besiedelten den Urwald in einer Zone, die nach den Edelsteinen in seinen Flüssen benannt ist – Esmeraldas. Durch die Flucht erreichten sie ihre Unabhängigkeit und verteidigten diese gegen jegliche Versuche der Kolonialherren, sie erneut zu versklaven. Angeführt von Alonso de Illescas, einem der Überlebenden des Schiffbruchs, der den Namen seines alten Sklavenhalters annahm, verwandelte sich die Gemeinschaft in Esmeraldas zum Zufluchtsort zahlreicher entflohener Sklaven. Der Freiheitskämpfer soll außerdem La República de Zambos gegründet haben, welche von einer Allianz aus indigenen und Schwarzen Sklavenflüchtlingen regiert wurde.
Eine zweite Schwarze Enklave entstand während der Kolonialzeit in dem in den Anden gelegenen Chota-Tal. Die Jesuiten der Compañía de Jesús hatten die Sklaven zur Produktion von Zuckerrohr und Zuckerrohrschnaps, welche vom tropischen Klima begünstigt wurde, auf ihre Plantagen gebracht. Zu dieser Zeit besaß die katholische Kirche die größten Plantagen im Land.
Die Entwicklungen in Esmeraldas und dem Chota-Tal verliefen über die Jahrhunderte hinweg weitestgehend unterschiedlich. Lediglich die isolierte Lage beider Regionen ist miteinander vergleichbar. So war die Provinz Esmeraldas vom Rest des kolonialen Gebiets weitestgehend abgegrenzt, da sich die Gemeinschaften nicht dem hegemonialen Kolonialsystem unterwarfen. Jedoch fand auch in dieser Region der Handel mit Sklaven statt. Das Chota-Tal unterschied sich vom Rest der Anden durch sein strapaziöses Klima.
75,9% und damit die Mehrheit der Afroecuatorianos lebt heutzutage in den Küstenregionen von Ecuador. Von der Gesamtbevölkerung Ecuadors machen sie lediglich 5% aus.
Trotz des Status als anerkannte Minorität in Ecuador fand bis heute keine Integration der Afroecuatorianos in die Gesellschaft statt. Dies begründet sich unter anderem in dem tief verankerten Rassismus gegenüber der Schwarzen und indigenen Bevölkerung. Auch mehr als 100 Jahre nach dem Ende der Sklaverei gehören diese Minderheiten in Ecuador zur ärmsten sozialen Schicht mit den geringsten Bildungs- und Aufstiegschancen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hinweise zu den verwendeten Begriffen und Schreibweisen
- Die Dekoloniale Theorie nach Ramón Grosfoguel
- Transkulturalität
- Die Ankunft der Afrikaner in Ecuador
- Die ersten Sklavenflüchtlinge an der Küste von Ecuador
- Andere Cimarrones und ihre Anführer
- Das Leben der Sklavenflüchtlinge in Esmeraldas
- Der Freiheitskämpfer Alonso de Illescas...
- Zur Geschichte der ersten Palenques...
- Transkulturelle Beziehungsgeflechte in Esmeraldas
- El Zambo...
- La República de Zambos
- Die Sklaverei in Ecuador
- Sklaven in Esmeraldas
- Zur Geschichte der Sklaverei im Chota-Tal
- Das Leben der Afroecuatorianos im Chota-Tal
- Die Sprachvarietät der Afrochoteños
- Chota Valley Spanish
- Transkulturelle Prozesse im Chota Valley Spanish
- Mujer Choteña y Cultura...
- Die Kultur der Afroecuatorianos unter dem Aspekt der Transkulturalität
- Transkulturelle Prozesse in der Marimba-Musik und den -Tänzen...
- Transkulturelle Literatur
- Escritor Esmeraldeño - Nelson Estupiñán Bass
- La Mama Negra...
- Die Afroecuatorianos in der ecuadorianischen Gesellschaft
- Gesellschaftlicher Aufbau....
- Die aktuelle Stellung der Afroecuatorianos innerhalb der ecuadorianischen Gesellschaft...
- Die Gemeinschaft der Montubios
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die sozio-kulturellen Beziehungsgeflechte der Afroecuatorianos, vor allem auf der Grundlage des Konzeptes der Transkulturalität. Ein übergeordnetes Ziel ist die Betrachtung der transkulturellen Entwicklungsprozesse seit der Entstehung der Enklaven bis heute sowie die Analyse der sich daraus ableitbaren transkulturellen Elemente.
- Entwicklung und Analyse des Transkulturalitätskonzepts
- Untersuchung der historischen Entstehung der Schwarzen Enklaven in Esmeraldas und dem Chota-Tal
- Analyse der transkulturellen Prozesse in der Sprache, Kultur und Gesellschaft der Afroecuatorianos
- Einbezug der Dekoloniellen Theorie von Ramón Grosfoguel
- Betrachtung der aktuellen Situation der Afroecuatorianos in der ecuadorianischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik und der Darstellung der historischen Entwicklung der Afroecuatorianos in Ecuador. Im zweiten Kapitel werden die verwendeten Begriffe und Schreibweisen erläutert, um eine einheitliche Terminologie zu gewährleisten. Anschließend wird die Dekoloniale Theorie von Ramón Grosfoguel vorgestellt, die als theoretischer Hintergrund für die Untersuchung der Transkulturalität dient. Im vierten Kapitel wird das Konzept der Transkulturalität ausführlich behandelt.
Die Kapitel 5 und 6 beschäftigen sich mit der Ankunft der Afrikaner in Ecuador und dem Entstehen der Sklavenflüchtlingsgemeinschaften in Esmeraldas. Hierbei wird besonderes Augenmerk auf das Leben der Sklavenflüchtlinge und die Entstehung der „República de Zambos“ gelegt. Die Kapitel 7 und 8 beleuchten die transkulturellen Beziehungsgeflechte in Esmeraldas und die Sklaverei in Ecuador, insbesondere in der Region Esmeraldas. Das Kapitel 9 widmet sich dem Leben der Afroecuatorianos im Chota-Tal und den Besonderheiten dieser Region.
In den Kapiteln 10, 11 und 12 wird die Sprachvarietät der Afrochoteños, die Rolle der Frauen im Chota-Tal und die Kultur der Afroecuatorianos unter dem Aspekt der Transkulturalität untersucht. Die Arbeit schließt mit der Betrachtung der Situation der Afroecuatorianos in der ecuadorianischen Gesellschaft und der Darstellung der Gemeinschaft der Montubios als beispielhafte Minorität.
Schlüsselwörter
Afroecuatorianos, Transkulturalität, Dekoloniale Theorie, Ramón Grosfoguel, Esmeraldas, Chota-Tal, Sklaverei, Sprachvarietät, Kultur, Gesellschaft, Diskriminierung, Montubios.
- Quote paper
- Anne Lipp (Author), 2015, Transkulturelle Beziehungsgeflechte der Afro-Ecuadorianer (Afroecuatorianos), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345083