Die Machtergreifung durch Adolf Hitler war ein Prozess, der am 30. Januar 1933 mit seiner Einsetzung als Reichskanzler begann – und nicht etwa abgeschlossen wurde. Als Schlusspunkt der nationalsozialistischen Machtetablierung wird allgemein der Röhm-Putsch am 30. Juni 1934 angegeben. Ziemlich genau 17 Monate nach der Amtsübernahme hatte Hitler mit der Reichswehr auch den letzten Machtfaktor, welcher den Nationalsozialismus noch hätte in Frage stellen können, für sich eingenommen. Es soll nun analysiert werden, wie sich die Reichwehr in der Auseinandersetzung mit der SA (Sturmabteilung) auf die Seite der Nationalsozialisten ziehen ließ.
Zu Beginn der Machtergreifung existierten einige Machtfaktoren in Deutschland, die dem Nationalsozialismus abwartend oder auch ablehnend gegenübe standen. Besonders kompliziert war das Verhältnis zur Reichswehr und Industrie, sie gehörten zu den Machtträgern, deren Verhalten Hitler nicht beeinflussen konnte. Dennoch hatte die Reichswehr sehr große Bedeutung für die politischen Pläne Hitlers. Aus diesem Grund konnte er die Reichswehr nicht einfach ausschalten oder beseitigen, wie es mit anderen Institutionen und Organisationen geschah.
Ein zusätzliches Problem war die SA, die bis zum 30. Januar 1933 als wesentlichen Faktor im Kampf um die Macht galt. Wie veränderte sich nun das Verhältnis zwischen SA und Partei nach diesem Datum? Wie kam es dazu, dass Hitler und die Reichswehr gemeinsam die SA ausschalteten? Denn die Einstellungen seiner SA liefen den eigentlichen Zielen Hitlers entgegen und forderten die Reichswehr regelrecht heraus. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt also auf den Auseinandersetzungen mit der SA, welche schließlich zum Röhm-Putsch führten, da die SA eine immer stärkere Belastung bei der Machtetablierung und vor allem im Ringen um den Machtfaktor Reichswehr darstellte.
Zur Beschreibung des Verhältnisses von SA und Reichswehr, werden die beiden Gruppierungen zunächst vorgestellt und eingeordnet. Ausführlich werden dann die Spannungen zwischen SA und Reichswehr behandelt, wobei auch auf die Differenzen zwischen SA und der eigenen Partei eingegangen wird, die wohl keine unwesentliche Rolle beim Röhm-Putsch spielten. Nach der Schilderung der Ereignisse am 30. Juni 1934 werden deren Bedeutung für die beteiligten Machtgruppen eingehend analysiert, um Hitlers Machtetablierung gegenüber der Reichswehr zu bewerten.
Gliederung
1. Einleitung
2. Die (para)militärischen Organisationen
2.1 Die Reichswehr
2.2 Die SA
3. Die Auseinandersetzungen bis zum Juni 1934
3.1 Zwischen SA und Reichswehr
3.2 Zwischen SA und Partei
4. Der 30. Juni 1934
5. Bedeutung der Röhm-Krise
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Machtergreifung durch Adolf Hitler war ein Prozess, der am 30. Januar 1933 mit seiner Einsetzung als Reichskanzler begann – und nicht etwa abgeschlossen wurde. Als Schlusspunkt der nationalsozialistischen Machtetablierung wird allgemein der Röhm-Putsch am 30. Juni 1934 angegeben. Ziemlich genau 17 Monate nach der Amtsübernahme hatte Hitler mit der Reichswehr auch den letzten Machtfaktor, welcher den Nationalsozialismus noch hätte in Frage stellen können, für sich eingenommen. Es soll nun analysiert werden, wie sich die Reichwehr in der Auseinandersetzung mit der SA (Sturmabteilung) auf die Seite der Nationalsozialisten ziehen ließ.
Ausgehend von Albrecht Tyrells Text „Auf dem Weg zur Diktatur“[1] existierten zu Beginn der Machtergreifung einige Machtfaktoren in Deutschland, die dem Nationalsozialismus abwartend oder auch ablehnend gegenüberstanden. Besonders kompliziert war das Verhältnis zur Reichswehr und Industrie[2], sie gehörten zu den Machtträgern, deren Verhalten Hitler auch nach dem 30. Januar 1933 nicht beeinflussen konnte. Dennoch hatte die Reichswehr verständlicherweise sehr große Bedeutung für die politischen Pläne Hitlers. Aus diesem Grund konnte er die Reichswehr nicht einfach ausschalten oder beseitigen, wie es mit anderen Institutionen und Organisationen geschah, sondern musste die Reichswehr für sich gewinnen. Dieses Vorgehen soll in der Arbeit aufgezeigt werden. Denn obwohl die Reichswehr konservativ statt nationalsozialistisch eingestellt war, gab es teilweise identische Interessen, die zur Grundlage der Vereinnahmung der Reichwehr wurden. Andernfalls hätte die Reichswehr 1933 die Machtergreifung der Nationalsozialisten noch verhindern können.
Ein zusätzliches Problem war die SA, die bis zum 30. Januar 1933 als wesentlichen Faktor im Kampf um die Macht galt. Wie veränderte sich nun das Verhältnis zwischen SA und Partei nach diesem Datum? Wie kam es dazu, dass Hitler und die Reichswehr gemeinsam die SA ausschalteten? Denn die Einstellungen seiner SA liefen den eigentlichen Zielen Hitlers entgegen und forderten die Reichswehr regelrecht heraus. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt also auf den Auseinandersetzungen mit der SA, welche schließlich zum Röhm-Putsch führten, da die SA eine immer stärkere Belastung bei der Machtetablierung und vor allem im Ringen um den Machtfaktor Reichswehr darstellte.
Zur Beschreibung des Verhältnisses von SA und Reichswehr, werden die beiden Gruppierungen zunächst vorgestellt und eingeordnet. Ausführlich werden dann die Spannungen zwischen SA und Reichswehr behandelt, wobei auch auf die Differenzen zwischen SA und der eigenen Partei eingegangen wird, die wohl keine unwesentlich Rolle beim Röhm-Putsch spielten. Nach der Schilderung der Ereignisse am 30. Juni 1934 werden deren Bedeutung für die beteiligten Machtgruppen eingehend analysiert, um Hitlers Machtetablierung gegenüber der Reichswehr zu bewerten.
Die Arbeit stützt sich hauptsächlich auf die Darstellungen des Röhm-Putschs von Heinrich Bennecke, Charles Bloch und Ottto Gritschneder. Bennecke, der 1933 und 1934 im Reichs-SA-Hochschulamt tätig war, konzentriert sich auf die militärischen Zusammenhänge, die zum den 30. Juni 1934 führten, während sich Gritschneder mit den juristischen Problemen infolge des Röhm-Putschs beschäftigt. Bloch beschreibt die Aktion recht umfassend als Wendepunkt in der Geschichte des Nationalsozialismus und bezieht auch die wirtschaftlich-sozialen Auseinandersetzungen zwischen SA und Partei ein.
2. Die (para)militärischen Organisationen
Um den entstandenen Konflikt zwischen Reichswehr und SA eingehend bearbeiten zu können, ist eine kurze Beschreibung der beiden Organisationen hilfreich. Sie besaßen ganz unterschiedliche Aufgaben und Traditionen. 1918 unterlag Deutschland im 1. Weltkrieg und die Reichswehr war geschlagen, weil die Soldaten an der Front durch den „Dolchstoß“ der Heimatfront besiegt wurden. Die SA entstand erst zu Beginn der Weimarer Republik als Parteiorganisation der NSDAP und hatte eigentlich keine staatlichen oder militärischen Aufgaben zu übernehmen, während der Reichswehr der Grenzschutz oblag.
2.1. Die Reichswehr
Den Status der Reichswehr legte bis in die 1930er Jahre der Versailler Vertrag fest. Das deutsche Militär durfte eine Stärke von maximal 100.000 Mann haben und musste auf sämtliche Land-, Luft- und Marinestreitkräfte verzichten. Neben genauen Vorgaben zu Bewaffnung und Munition, enthielt der Vertrag von Versailles die Verbote zur militärischen Ausbildung und einer Mobilmachung.
So setzte sich die Reichswehr nach dem 1. Weltkrieg überwiegend aus Freikorps und freiwilligen Verbänden zusammen, die konservativ und revisionistisch bezüglich der Regierungsform und des Versailler Vertrages geprägt waren. Diese Einstellungen stimmten später in wesentlichen Teilen mit den Absichten Hitlers während seiner Machtergreifung überein.
In der Weimarer Zeit sollte die Reichswehr den Grenzschutz übernehmen und die innere Ordnung aufrecht erhalten, um die junge Republik auf diese Weise zu stützen. Zur Landesverteidigung wäre das Militär damals nicht in der Lage gewesen, das wurde beim 3. Polenaufstand 1921 und der Besetzung des Ruhrgebietes 1923 deutlich[3]. Aufgrund der Auflagen des Versailler Vertrages war die Reichswehr im Inneren der Republik zwar ein Machtfaktor, spielte aber außenpolitisch keine Rolle.
Ein massives Problem stellte in dieser Zeit der fehlende Nachwuchs dar, weil die jüngeren Generationen ohne militärische Ausbildung blieben und so auch keine Verbindung zur Reichswehr hatten. Deshalb zeigte die Reichswehrführung auch Interesse an den paramilitärischen Verbänden des linken und rechten politischen Spektrums, sodass die SA teilweise am Grenzschutz beteiligt war. Die Parteiorganisation galt als Hilfstruppe der Reichswehr, die bei militärischen Maßnahmen von Offizieren angewiesen und befehligt werden sollte.
2.2. Die SA
Die Sturmabteilung[4] wurde 1920 gegründet und sollte als gewaltbereite Ordnertruppe bei politischen Veranstaltungen der NSDAP fungieren. Die Leitung der Parteiorganisation übernahm zunächst Hermann Göring. Die Mitglieder der SA waren vor allem junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren, die arbeitslos waren oder sich sozial entwurzelt fühlten. Sie verbreiteten Propaganda und Terror im Sinne der Nationalsozialisten.
Nach dem Hitler-Putsch am 9. November 1923 in München wurde auch die SA verboten, aber schon zwei Jahre später unter Ernst Röhm als Stabschef neu aufgebaut. Schon damals sprach sich Röhm dafür aus, die SA zu einer Armee mit militärischen Zwecken auszubauen und von der Partei unabhängig zu machen. Weil Hitler die SA aber lediglich als ein Instrument der Partei ansah, zog sich Röhm 1925 als militärischer Berater nach Bolivien zurück. Nachdem die SA ein Jahr ohne Führung und weitgehend inaktiv geblieben war, trat im Juli 1926 Franz Pfeffer von Salomon die Nachfolge als Stabschef an. Auch er geriet mit Hitler in Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit der SA. Außerdem befürwortete Pfeffer von Salomon eine gewaltsame Machtübernahme, sodass die SA während der Reichstagswahlen 1930 zurückgestellt wurde. Daraufhin trat Pfeffer von Salomon zurück und am 1. Januar 1931 berief Hitler Röhm als SA-Stabschef zurück, während er selbst oberster SA-Führer wurde.
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[1] Tyrell, Albrecht: Auf dem Weg in die Diktatur: Deutschland 1930 bis 1934. In: Bracher, Karl-Dietrich / Funke, Manfred / Jacobien, Hans-Adolf (Hrsg.): Deutschland 1933 – 1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft. Bonn 1993. S. 15-31
[2] ein weiterer Machtfaktor waren die Kirchen
[3] Bennecke, Heinrich: Die Reichswehr und der „Röhm-Putsch“. München 1964. S. 20-21
[4] diese Bezeichnung entstand erst 1921
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