Diese Einsendeaufgabe handelt von dem Thema Erwachsenenbildung und bespricht die Theorien von Peter Faulstich und Ekkehard Nuissl. Dabei stellt die Autorin die unterschiedlichen Thesen der beiden vor und geht geziehlt auf ihre Sichtweisen ein. Weiterhin stellt die Autorin eine Pro- und Contra Argumentation bezüglich der These, die Lehre sei nicht zu retten, auf. Schließlich erläutert sie Erwachsenenbildung noch in Beziehung zu Lebenslangem Lernen.
Inhalt
Einsendeaufgabe 1
Einsendeaufgabe 2
Einsendeaufgabe 3
Einsendeaufgabe 4
Literaturverzeichnis
Gender-Hinweis: In meinen Ausführungen verwende ich aus Vereinfachungsgründen sowohl die männliche als auch die weibliche Form abwechselnd. Die jeweils andere Form ist miteingeschlossen.
Einsendeaufgabe 1
Vergleichen Sie die beiden Erwachsenenpädagogik-Konzeptionen von Peter Faulstich und Ekkehard Nuissl. Versuchen Sie dabei insbesondere herauszuarbeiten, ob und inwieweit beide Ansätze unterschiedliche Thesen, Sichtweisen und Zugänge zur Bildung Erwachsener markieren und formulieren Sie kritische Anfragen an beide Konzepte.
Vorerst vergleiche ich die beiden Erwachsenenpädagogik-Konzeptionen. Sowohl Nuissl als auch Faulstich betonen, dass Staat und Gesellschaft eine Mitwirkungspflicht haben. Dennoch soll der Erwachsene selbst entscheiden, was er lernen und ob er überhaupt lernen möchte. Hier ist Faulstich die Mitbestimmung des Subjekts sowie das Einbeziehen des Umfeldes der Person sehr wichtig. Bei beiden Theoretikern steht der Erwachsene im Mittelpunkt und seine Mitwelt soll miteinbezogen werden. Ebenso streben beide Theoretiker einen differenzierteren Umgang mit Begriffen und Definitionen im Bereich der Erwachsenenbildung an. Diese sollen genauer „unter die Lupe“ genommen und differenzierter dargestellt werden. Für Nuissl und Faulstich ist die organisierte Erwachsenenbildung wichtig, welche mit normativen Gestaltungsansprüchen verknüpft ist (vgl. Arnold, 2010, S. 10-27).
Nun stelle ich die unterschiedlichen Thesen dar. Ekkehard Nuissls These besagt, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich die „Orientierung des Lerners auf das Angebot und die Ausrichtung des Angebots auf den Lerner“, begegnet. Nuissl fragt nach, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit Begegnung zu Stande kommt. Er nennt dies eine „doppelte Suchbewegung“.
Nuissl bewertet nicht danach, ob es zur individuellen Entfaltung des Subjekts dient oder der Anpassung an ein vorgegebenes Ziel, sondern er möchte die Praxis der Erwachsenenbildung verändern (vgl. Arnold, 2010, S. 27).
Nuissl ist verbesserungsorientiert, indem er einer der Ersten war, welcher keine Berührungsängste mit Kundenorientierung, Qualitätsmanagement oder Projektmanagement hatte. Er versucht auch den institutionellen Wandel der Weiterbildung im Blick zu haben hin zu einer lernenden Organisation.
Für Faulstich ist das Konzept des professionellen Lernvermittelns zentral. Die pädagogischen Kerntätigkeiten sollen definitorisch zusammengefasst werden. Gelingendes Lernvermitteln ist für Ihn unwahrscheinlich, da die Autonomie des Lernens vordergründig ist. Wichtig ist Faulstich für angehende und bereits Lehrende eine normative und berufsethische Fundierung.
Faulstichs Konzept besagt, dass „die ökonomische Relevanz von Weiterbildung überbetont“ wird. Äußerer Zwang und innere Entfaltung des Individuums stehen sich gegenüber. Er sagt, wenn Bildungsangebote nur den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen, so führt dies zur Unterordnung des Lernenden. Faulstich ist die Einbeziehung der jeweiligen Arbeitswelt des Subjekts wichtig, da diese einen großen sinnstiftenden Bereich darstellt, in welchen das Subjekt viel Zeit und Energie investiert. Durch die Verbindung mit der Lebens- und Arbeitssituation des Lernenden können konkretere Bildungsangebote gemacht werden (vgl. Arnold, 2010, S. 10-27).
In folgendem Absatz gehe ich auf die Sichtweisen beider Theoretiker ein. Peter Nuissl betrachtet drei Ebenen. Dies sind die Individualebene (Lernende und Lehrende), die Organisationsebene (Institutionen und ihre jeweiligen Angebote) und die systemische Darstellung (bildungspolitischer Zusammenhang). Diese Trias ist miteinander verbunden und beeinflusst sich gegenseitig, so Nuissl. Er besitzt eine prozessorientierte Sichtweise in Bezug auf die Erwachsenenbildung. Sein Ziel ist es, auch wenn es unwahrscheinlich ist laut ihm, eine wirkliche gelingende Begegnung zwischen Lehrendem und Lernendem in einem geordneten/vorbereitetem Rahmen möglich werden zu lassen.
Die Sichtweise von Peter Faulstich lässt sich wie folgt darlegen: Die Erwachsenenbildung soll daran gemessen werden, welchen Beitrag sie für die Entfaltungsmöglichkeit des einzelnen Subjekts im derzeitigen politischen Gefüge leistet. Hier bezieht sich Faulstich auf subjekttheoretische, gesellschaftstheoretische und bildungstheoretische Theorien.
Als nächstes gehe ich darauf ein, welche Zugänge zur Erwachsenenbildung beide Theoretiker besitzen. Faulstich besitzt Zugang über den sozialen Konstruktivismus. Er besagt, dass die technische, die praktische und eine reflexive Dimension mitaufgenommen werden müssen. Verknüpft mit Pragmatismus, welcher „eingreifendes Handeln als zentralen Fokus von Wissenschaft betrachtet“ (vgl. Arnold, 2010, S. 12).
Nuissl möchte zuerst „(…)den Weg vom Bildungsanlass in den Lehr-Lern-Prozess hinein(…)“ (Arnold, 2010, S. 22) nachvollziehen können. Er sieht Lehrende, Lernende und die Institution im Ganzen. Seit einiger Zeit beschäftigt er sich mit der Gestaltung und Entwicklung von Organisationen in der Weiterbildung. Dies ist bei Nuissl biografisch bedingt.
„Mein spezifischer Zugang lässt sich vielleicht so beschreiben: Ich blieb in der Erwachsenenbildung aus wachsender Begeisterung an der Sache, an dem Lernen erwachsener Menschen, nicht aber weil dies ein Teilgebiet der Erziehungswissenschaft ist. Mein Interesse ist, die Praxis theoriegeleitet zu befragen und mit vernünftigen und anwendungsorientierter Forschung zu unterstützen.“ (Arnold, 2010, S. 24)
Abschließend werde ich kritische Anfragen an beide Konzepte stellen.
Kritische Fragen an Faulstichs Theorie:
- Wie ist es möglich, dass Peter Faulstich ein „(…) in sich stimmiges Konzept einer kritisch-pragmatischen Erwachsenenpädagogik konstruiert, sich dabei aber andererseits über die Konstruiertheit seines Entwurfes selbst keine Rechenschaft gibt?“ ( Arnold, 2010, S. 15)
- Ist das bisher bevorzugte Lernen in institutionellem Kontext nicht eher negativ verlaufen?
- Wie kann eine systemische, empirisch fundierte Lerntheorie entwickelt werden, welche hinreichende Begründungen für das Lernen Erwachsener liefert? Ist dies durch Faulstichs Theorie wirklich möglich?
- Zeigen bisherige Formen des Erwachsenenlernens kompetenzbildende Wirkung und Nachhaltigkeit? Woran lässt sich erkennen, dass die neu angedachten Lernformen wirklich kompetenzbildend sind?
- Sind wirklich alle Subjekte in der Lage selbstbestimmt für sich den eigenen Lernweg zu erschließen und das passende Lernangebot aus der Vielzahl an Weiterbildungsangeboten auszuwählen?
Kritische Fragen an Nuissls Theorie:
- Fördert eine Steigerung der Kundenorientierung und die Einführung von Qualitätsmanagement wirklich einen Kompetenzzuwachs beim einzelnen Subjekt ?
- Zertifikate sollen als Nachweis und zur Vergleichbarkeit dienen im Rahmen von Qualitätsmanagement. Dienen diese nicht auch als Selektionsinstrument bei Auswahlverfahren und tritt somit die Persönlichkeit des Bewerbers in den Hintergrund bzw. wird vernachlässigt?
- Fördert eine genau geregelte Weiterbildungsorganisation wirklich die Entfaltung/Selbstbestimmung der Persönlichkeit des einzelnen Subjekts?
Einsendeaufgabe 2
Welche Argumente sprechen für die zugespitzte These, die Lehre sei nicht zu retten, welche dagegen? Stellen Sie eine Pro- und Contra-Argumentation zusammen und begründen Sie eine eigene Position, indem Sie sich mit den „Gegenargumenten“ auseinandersetzen!
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Quote paper
- Martina Kellner-Fichtl (Author), 2016, Zugänge zur Erwachsenenbildung und Erwachsenendidaktik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344975
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