Das Eingehen auf die vielseitigen Traumata würde den Rahmen sprengen, somit liegt der Fokus auf dem Trauma sexueller Missbrauch. Die Autorin ist als Erzieherin in der stationären Kinder- und Jugendhilfe tätig und wird derzeitig in ihrer Arbeit mit dem Trauma sexuellem Missbrauch konfrontiert.
Daraus entwickelte sich die Forschungsfrage, in wie fern kann die stationäre Kinder und Jugendhilfe ohne Traumapädagogikkonzept unterstützend wirken, für Kinder und Jugendliche vor dem Hintergrund des sexuellen Missbrauchs? Das erlebte Trauma muss im gesellschaftlichen Kontext und nicht als individuelle Problemstellung erfasst werden. Daher ist die Traumapädagogik politisch relevant, da ein Trauma gesellschaftlich verursacht, gefördert und beeinflusst wird.
Die Autorin ist der Meinung, dass Pädagogen, über ausreichendes Wissen der Traumapädagogik verfügen sollten, um die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Betroffenen deuten und als Anpassung an die traumatischen Umstände wahrnehmen zu können. Daraus resultiert auch die Annahme, dass traumapädagogisches Wissen eine Voraussetzung ist, um den Betroffenen einen förderlichen Aufenthalt zu gestalten. Nach dem Begriffsbestimmungen geklärt sind, werden die Folgen des Missbrauchs und die damit verbundenen Bedürfnisse der Kinder beleuchtet.
Innerhalb der Arbeit werden auch die Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte fokussiert. Zur wissenschaftlichen Darstellung wird ein qualitatives Erhebungsinstrument verwendet, indem drei Pädagogen einer Wohngruppe interviewt werden. Darunter befindet sich eine angehende Traumapädagogin. Ziel ist es, anhand der Sachkompetenz, Selbstreflexion und Selbstfürsorge, Ergebnisse gemäß der Forschungsfrage zu erhalten.
Inhalt
Einleitung
1 Begriffsbestimmung
1.1 Trauma- sexueller Missbrauch
2 Folgen des Missbrauchs
2.1 Verlust an Vertrauen
2.2 Verlust an Selbstwirksamkeit
2.3 Sexuelles Trauma
2.4 Stigmatisierung
3 Pädagogische Förderung im Alltag
3.1 Selbstverstehen
3.2 Körper- und Sinneswahrnehmung
3.3 Selbstregulation
3.4 Selbstwirksamkeit
4 Anforderungen an die Pädagogen
5 Empirie
5.1 Methodenbeschreibung
5.2 Auswertung des Interviews
6 Zusamm enfassung und Ausblick
7 Methodenreflexion
8 Quellenverzeichnis
9 Anlagenverzeichnis
Einleitung
"Heime, als Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe, können für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen wichtige, förderliche oder verhindernde Orte des Aufwachsens sein,[...]". (Lang/Schirmer/Lang 2013: 17) Über 75% der Kinder in Heimeinrichtungen sind traumatisiert. (vgl. ebd.: 64) Das Eingehen auf die vielseitigen Traumata würde den Rahmen sprengen, somit liegt der Fokus auf dem Trauma sexueller Missbrauch. Die Autorin ist als Erzieherin in der stationären Kinder- und Jugendhilfe tätig und wird derzeitig in ihrer Arbeit mit dem Trauma sexuellem Missbrauch konfrontiert. Daraus entwickelte sich die Forschungsfrage, in wie fern kann die stationäre Kinder und Jugendhilfe ohne Traumapädagogikkonzept unterstützend wirken, für Kinder und Jugendliche vor dem Hintergrund des sexuellen Missbrauchs? Das erlebte Trauma muss im gesellschaftlichen Kontext und nicht als individuelle Problemstellung erfasst werden. Daher ist die Traumapädagogik politisch relevant, da ein Trauma gesellschaftlich verursacht, gefördert und beeinflusst wird. (vgl. Brunner 2004, zitiert In: Lang/Schirmer/Lang 2013: 15) Traumapädagogik ist eine interdisziplinäre Kooperation der Psychotraumatologie und der Sozialpädagogik.(vgl. ebd.: 56) "Der wesentliche Aspekt der Traumapädagogik [...] durch ein breiteres Wissen über Traumafolgestörungen ein anderes Verständnis für das Verhalten der Kinder und ihre pädagogischen Bedürfnisse [...]". (ebd.: 56) Die Autorin ist der Meinung, dass Pädagogen, über ausreichendes Wissen der Traumapädagogik verfügen sollten, um die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Betroffenen deuten und als Anpassung an die traumatischen Umstände wahrnehmen zu können. Daraus resultiert auch die Annahme, dass traumapädagogisches Wissen eine Voraussetzung ist, um den Betroffenen einen förderlichen Aufenthalt zu gestalten. Nach dem Begriffsbestimmungen geklärt sind, werden die Folgen des Missbrauchs und die damit verbundenen Bedürfnisse der Kinder beleuchtet. Innerhalb der Arbeit werden auch die Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte fokussiert. Zur wissenschaftlichen Darstellung wird ein qualitatives Erhebungsinstrument verwendet, indem drei Pädagogen einer Wohngruppe interviewt werden. Darunter befindet sich eine angehende Traumapädagogin. Ziel ist es, anhand der Sachkompetenz, Selbstreflexion und Selbstfürsorge, Ergebnisse gemäß der Forschungsfrage zu erhalten.
1 Begriffsbestimmung
1.1 Trauma- sexueller Missbrauch
Ein Trauma ist ein gravierender Wendepunkt im Leben des Menschen, dessen Erleben sich nicht in die Biografie einordnen lässt. Die gelernten Lösungsstrategien finden keine Anwendung und die Betroffenen erfahren eine Hilflosigkeit, die ihnen die Verarbeitung erschwert. (vgl. Eckardt 2005: 9f ) Es gibt die Traumatypen I und II, die sich in der Zeitdauer des stattgefunden Traumas unterscheiden. Sexueller Missbrauch lässt sich als Typ II bezeichnen, er passiert meist schleichend und wird über einen längeren Zeitraum ausgeübt. Sexueller Missbrauch ist im Strafgesetzbuch unter den Paragraphen 173 StGB Beischlaf zwischen Verwandten, (Jugendrecht 2015: 244f) 174 StGB Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen und 176 StGB Sexueller Missbrauch von Kindern festgehalten.(ebd.: 245ff) Die verschiedenen Einstufungen des Begriffs sind auf die verschiedenen Tatumstände und die damit verbundenen Strafzumessungen zurückzuführen. Gleichzeitig lassen die Paragraphen darauf schließen, dass der Missbrauch durch eine verwandte Person oder eine nicht verwandte Person den Grad der Folgen beeinflusst. Jedoch variiert die subjektive Wahrnehmung nach dem Alter und Geschlecht des Kindes und der emotionalen und räumlichen Nähe zum Täter. Die Reaktion der Erwachsenen im sozialen Umfeld spielt ebenfalls eine große Rolle. (vgl. Hartwig/Weber 1991: 22) Wenn die Faktoren, emotionale und räumliche Nähe mitentscheidend sind, ist es für das Opfer unwesentlich, ob der Täter biologischer oder sozialer Beziehung ist. Das heißt es ist unwesentlich, ob die Tat zum Beispiel vom leiblichen oder vom Stiefvater vollzogen wird. (vgl. ebd.: 17)
2 Folgen des Missbrauchs
2.1 Verlust an Vertrauen
Die TäterInnen befinden sich meist innerhalb der eigenen Familie oder im nahen sozialen Umfeld. Zu 93% (vgl. ebd.: 17) ist dieser den Opfern bekannt. Der Täter steht in einem engen Vertrauensverhältnis zu dem Kind, wodurch er seine soziale Positionierung und die damit verbundene Macht ausnutzt. Umso stärker eine emotionale Verbindung zwischen Kind und Erwachsenen vorliegt, umso stärker ist der einhergehende Vertrauensbruch. Denn die Menschen von denen sich die Kinder positive Zuwendung und Fürsorge erwarten, nutzen ihre Hilflosigkeit zur eigenen Bedürfnisbefriedigung. (vgl. ebd. :23) Gleichzeitig wird die Tabuisierung verstärkt, indem das Kind große Sympathie für den nahestehenden Menschen empfindet und einen Zusammenbruch der Familie vermeiden will. (vgl. Hantler-Quitmann 2015: 257) Aufgrund des Vertrauensbruch gelingt es ihnen zukünftig nur schwer, sich auf soziale Beziehungen einzulassen, denn ihre Erfahrungen sind geprägt von Verrat, Misstrauen und Verlassen werden. Die Mädchen und Jungen distanzieren sich, um sich vor erneutem Vertrauensmissbrauch zu schützen. Das andere Extrem stellt ein massives Bedürfnis nach anhaltenden Schutz, Geborgenheit und Nähe dar. (vgl. Hartwig/Weber 1991: 23)
2.2 Verlust an Selbstwirksamkeit
Sexueller Missbrauch löst Gefühle der Ohnmacht und der Hilflosigkeit aus. (vgl. ebd.: 24) Die Betroffenen erleben sich in ihrer Autonomie nicht handlungsfähig, um Einfluss auf die Situation nehmen zu können. Ihre körperlichen Grenzen wurden massiv überschritten und führen zu einem Zustand des Schocks. Zwischen den beiden Parteien entwickelt sich ein Abhängigkeitsverhältnis, weil Bedrohungen, Gewalt und Schuldzuweisungen das Kind zum Schweigen bringen. Oftmals wird auch die Möglichkeit, ein Elternteil, in die Probleme des Kindes einzuweihen, verworfen, da zum Beispiel die sexuelle Beziehung zwischen Tochter und Vater eine Konkurrenz zur Mutter darstellt, somit verhindern Schuld und Scham sich einer Person anzuvertrauen. (vgl. ebd. :24) Aufgrund der nicht gelingenden Selbstwirksamkeit, erfährt das Kind einen Zustand der Isolation und eignet sich Überlebensstrategien an, um weiterhin zu funktionieren. (vgl. Hantler-Quitmann 2015: 249) Die Verhaltensweisen der Kinder müssen daher unter dem Fokus eines Schutzmechanismus verstanden werden. Mögliche Verhaltensweisen können eine Essstörung, mangelnde Hygiene, aggressives Verhalten, Krankheitssymptome ohne physischen Befund, oder auch Schulschwierigkeiten sein. "Sehstörungen können die Funktion des Blindseins haben, weil der Körper das Geschehnis um sich herum nicht mehr sehen kann". (Hartwig/Weber 1991: 24f) Andere dissoziieren ihre Emotionen vom Körper, wodurch ihnen der Zugang zum eigenen Seelenleben kaum oder gar nicht möglich ist. Trigger, die an die Gewalttat erinnern können, verursachen eine Retraumatisierung. Mit dem Erlebten wird, aufgrund der Geschlechtersozilisation, unterschiedlich von den männlichen und weiblichen Opfern umgegangen. Das männliche Bild wird meist mit Attributen wie Stärke und Mut assoziiert, dies lässt sich mit dem Gefühl der Ohnmächtigkeit von Missbrauchsopfern nicht vereinbaren.(vgl. ebd.: 19 )Meist verspüren pubertierende Jungen den sexuellen Missbrauch durch Männer als Tabuisierung, da es in ihnen homosexuelle Ängste auslöst. (vgl. Hantler-Quitmann 2015: 247) Ihre Identität, die noch nicht verfestigt ist, erlebt eine Krise, denn sie sind sich unsicher in ihrer sexuellen Orientierung und in ihrer Geschlechtsidentität. In einer möglichen Gleichsetzung mit dem Aggressor, der Macht verkörpert, betrachten sie die Chance, diese wieder zu erlangen. Jungen werden in der Gesellschaft keine Opferrollen zugeschrieben, hingegen erleben Mädchen, dass sie meist als das schwächere Geschlecht dargestellt werden. Die Anzahl der missbrauchten Mädchen ist auch wesentlich höher mit 80%. (Hartwig/Weber 1991: 16)
2.3 Sexuelles Trauma
Das Erlebte lässt sich nicht einordnen und erzeugt eine lebensbedrohliche Situation. (vgl. ebd.: 27) Die Betroffenen sind traumatisiert und können Symptome und sexuelle Verhaltensweisen produzieren. (vgl.ebd.: 27) Angst ist ein vordergründiges Gefühl und ständiger Begleiter. Der Missbrauch kann dazu führen, dass die Betroffenen von ihrem Körper oder ihrem Geschlecht angeekelt sind und sich selbstverstümmeln. Es fällt ihnen schwer, Formen körperlicher Nähe zu zulassen und sie werden als frigide wahrgenommen. Das andere Extrem wäre ein promiskuitives Verhalten, welches eng an das Bedürfnis nach Geborgenheit und Zuwendung gekoppelt ist. Wenn das Kind nur über sexuelle Handlungen des Täters Zuwendung erfahren hat, versucht es auch weiterhin seine sozialen Bedürfnisse über diese Strategie zu befriedigen. (vgl. ebd.: 27)
2.4 Stigmatisierung
Ihre Biografie muss im Alltag berücksichtigt werden und auch als Orientierung pädagogischer Angebote gelten. Doch das Kind sollte nicht auf den Missbrauch reduziert werden, indem es behütet oder ständig Mitleid empfunden wird.(vgl. Hartwig/Weber 1991: 28) "Eine Zuschreibung von Schwäche, Krankheit, Opfer- oder Täterschaft ( wie mit Konzepten zur transgenerationalen Weitergabe sexualisierter Gewalt, zur Identifikation mit dem Aggressor oder der erlernten Hilflosigkeit, die nur für eine allgemeine statistische Einschätzung von Risiken, nicht aber für individuelle Prognosen geeignet sind) trägt zu einer Stigmatisierung der Betroffenen bei [...] Glauben der Betroffenen an ihre eigenen Fähigkeiten und Verarbeitungsmöglichkeiten unterminiert." (Birck 2001: 82f) Sie wünschen sich, weitgehend ein normales Leben führen zu können und wie andere Kinder behandelt zu werden. Sie vermuten, dass sie die Einzigen sind, den der Missbrauch widerfahren ist und übernehmen die Verantwortung für die Gewalttat.
Die Betroffenen sollten aufgeklärt werden über sexuelle Gewalt in der Gesellschaft, um ein Bewusstsein für die Ausmaße des sozialen Problems zu erhalten. (vgl. Hartwig/Weber 1991: 29) Die Stigmatisierung kann manifestieren, wenn Mädchen in eine konventionelle, weibliche Rolle gedrängt werden, die besagt, dass sie sich Männern zu unterwerfen haben, schwach seien, oder Bedürfnisse des Mannes zu erfüllen hätten. Die Betroffenen müssen selbstbewusst erzogen und gestärkt werden.(vgl. ebd.: 28)
3 Pädagogische Förderung im Alltag
Im §34 Sozialgesetzbuch VIII ist die stationäre Kinder- und Jugendhilfe verankert. "Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht (Heimerziehung) oder in einer sonstigen betreuten Wohnform soll Kinder und Jugendliche durch eine Verbindung von Alltagserleben und pädagogischen und therapeutischen Angeboten in ihrer Entwicklung fördern" . (SGB VIII 2015: 28) "Das Vergangene ist niemals tot, es ist nicht einmal vergangen". (Lang/Schirmer/ Lang 2013: 145) Für die Betroffenen bedeutet das, dass ihre traumatischen Erfahrungen nicht ausgelöscht werden können. Lediglich können sie lernen ihre Vergangenheit in ihre Biografie zu integrieren und mit dem Erlebten konstruktiv umzugehen. Selbstbemächtigung stellt den Hauptschwerpunkt in der Traumapädagogik dar, um die verloren gegangene Macht über das Selbst wider zu erlangen. Zur Aneignung ist es wichtig, dass die Betroffenen sich selbst verstehen, neue positive Körperwahrnehmungen erfahren und Möglichkeiten zur Selbstwirksamkeit erhalten. Die Kinder werden befreit von ihrer Passivität und werden zum Regisseur ihres eigenen Lebens
3.1 Selbstverstehen
Das Selbstverstehen ist möglich über das Konzept des guten Grundes. Das bedeutet, hinter jedem Verhalten, verbirgt sich ein guter Grund. "Das ist deine normale Reaktion auf eine unnormale Situation." (Bange/Körner 2002: 428) Erhält das Kind einen Einblick in seine Gehirnstrukturen über die kindgerechte Darstellung des dreigliedrigen Gehirns, erleichtet es das Verstehen des eigenen Verhaltens und dem darauf folgenden Handeln. Das Model erläutert die Verbindung von Körper und Geist. Es kann für die Betroffenen sehr entlastend wirken, ihre Reaktionen einzuschätzen. Die Verknüpfungen zwischen Trigger und Trauma zu verstehen, erleichtert ihnen die Selbstakzeptanz. (vgl. Lang/Schirmer/Lang 2013: 148f)
3.2 Körper- und Sinneswahrnehmung
Die Dissoziation der Gefühle vom Körper ist überlebenswichtig, um traumatische Erlebnisse durch zu stehen. Die Folge ist, dass der Zugang zum Selbst erschwert wird und das Kind seine Emotionen nicht wahrnimmt. Um einen Weg zu den Gefühlen wieder zu finden und sie regulieren zu können, benötigen sie Möglichkeiten sich körperlich zu erleben. In- und Outdoorsportarten, wie auch Entspannungstechniken geben ihnen die Sicherheit in den Körper zurück. Das innere Sicherheitsgefühl wächst parallel mit dem Gefühl der Selbstwirksamkeit. Seinen Körper positiv wahrzunehmen, stärkt auch positive Gefühle und fördert das eigene Wohlbefinden. Gleichzeitig beginnt das Kind Bedürfnisse wieder besser zu spüren und ernst zu nehmen. Über die vielen Sinne erleben sie ihren Körper und können Empfindungen zulassen.(vgl. ebd.: 151f)
3.3 Selbstregulation
Erleben die Betroffenen, dass sie selbst Einfluss auf ihre eigenen Gefühle ausüben können, fühlen sie sich ihrer mächtig. Dazu benötigen sie positive Beziehungen zu Menschen, die sie in schwierigen Situationen beruhigen. Das Kind lernt nach und nach sich selbst zu beruhigen. Geist und Gefühl in Einklang zu bringen, ist die Voraussetzung für die Regulierung der Gefühle. Menschen mit geringer Impulskontrolle handeln sofort, um ihren Bedürfnissen nach zu kommen. Eigene Wünsche und Gefühle mit Bedacht abzuwägen, stellt eine Herausforderung für die Betroffenen dar. (vgl. Weiß 2009: 113f)
3.4 Selbstwirksamkeit
Die Betroffenen müssen in ihren Selbstkompetenzen gefördert werden, so kann ihr Selbstwert gestärkt werden, welches durch die Missbrauchshandlung geschwächt oder zerstört wurde. Sie sind sich ihrer Selbstwirksamkeit nicht bewusst, wodurch ihre Eigenwahrnehmung des negativen Selbstbildes verstärkt wird. "Selbstwirksamkeit entsteht, wenn Kinder das Gefühl haben, für sich selbst zu sorgen, auf ihre Umwelt einwirken und diese gestalten zu können". (Weiß 2009: 115) Daher nimmt Partizipation der Kinder eine hohe Bedeutung ein. Die Betroffenen haben in der Vergangenheit gelernt, dass über sie und ihren Körper bestimmt wurde, doch das Ziel ist, dass sie ihre Selbstbestimmung zurückerobern. (vgl. ebd.: 117) Mitbestimmung sollte im pädagogischen Alltag integriert sein und die Kinder immer einladen, sich zu beteiligen.
4 Anforderungen an die Pädagogen
Die Arbeit mit traumatisierten Klienten fordert emotionale Stabilität und eine hohe psychische Belastbarkeit der Pädagogen. Denn die Dynamik der Traumafolgen ist komplex und äußert sich in verschiedenen Verhaltensweisen der Kinder. (vgl. Lang/Schirmer/Lang 2013: 99) "Frau Weiß hält drei wesentliche Fähigkeiten, Selbstreflexion, Selbstfürsorge und Sachkompetenz als unerlässlich". (vgl. Weiß 2008, zitiert In: Lang/Schirmer/Lang 2013: 243) Die Sachkompetenz beinhaltet das Wissen zur Traumapädagogik. Literatur, Vernetzung mit Therapeuten, Weiterbildungen oder eine Fortbildung zum Traumapädagogen sichern fachliche Kompetenzen. (vgl. ebd.: 244) Um mit den alltäglichen Herausforderungen umgehen zu können und adäquat zu handeln, ist es eine Bedingung Selbstfürsorge zu betreiben. Das eigene Achten auf Bedürfnisse und die Gesundheit hängt nicht nur von dem eigenen Selbstbewusstsein ab, sondern auch von den organisatorischen Strukturen und der Leitung. Da die Klienten Schwierigkeiten haben, Vertrauen aufzubauen, begegnen sie eher misstrauisch den Beziehungsangeboten. Es liegt an den Pädagogen die Beziehung zu halten und immer wieder auf die Klienten einzugehen. Dies verlangt kreative Kommunikationsformen und eine innere Haltung dem Klienten gegenüber, dass seine Verhaltensweisen, Überlebensstrategien darstellen. Um in schwierigen Situationen die Methode des Reframing anzuwenden, erfordert dies eine reflektierte Sichtweise der Pädagogen. Die innere Haltung ist auch eine Überzeugung vom Guten im Menschen und der Glaube an Weiterentwicklung. Der Pädagoge sollte hinter ambivalenten Mustern versteckte Beziehungsangebote erkennen und darauf eingehen. Vermeidungsverhalten akzeptieren und das Kind nicht bedrängen oder zwingen. Verlässlichkeit und Verbindlichkeit in Beziehungsangeboten herstellen. Möglichkeiten zur Interpretation ihrer Gefühle und Bedürfnisse anbieten. Auch eigene Bedürfnisse und Gefühle besprechen, um dem Kind sämtliche negative Interpretationen der eigenen nonverbalen Signale zu ersparen. Rituale aufbauen und weiter führen, unabhängig vom gezeigten Verhalten. (vgl. Lang/Schirmer/Lang 2013: 206)
5 Empirie
5.1 Methodenbeschreibung
Zur Klärung der Fragestellung hat die Autorin drei wesentliche Aspekte ausgewählt, die Auswirkungen des sexuellen Missbrauchs für den Betroffenen, die möglichen Bedürfnisse und die damit verbundenen Anforderungen an die Pädagogen. Im Mittelpunkt steht das Denken und Handeln des Pädagogen im Umgang mit den traumatisierten Kindern, welches in Sachkompetenz, Selbstreflexion und Selbstfürsorge eingeordnet wird. Wie im Abschnitt 4 beschrieben, sind die drei Kompetenzen wesentlich für eine bedürfnisgerechte Unterstützung der Klienten. Es ist ein qualitativer Forschungsgegenstand gewählt wurden, um subjektive Sichtweisen und Deutungsmuster zu rekonstruieren.(vgl. Helfferich 2011: 21) Das Forschungsinteresse kann nicht über das Messen erfasst werden. (vgl. ebd.: 21) Innerhalb des Forschungsgegenstandes wird mit sprachlichen Äußerungen gearbeitet, dessen Bedeutung durch Interaktion beeinflusst wird. (vgl. ebd. 22f) Gemeint sind lebensweltliche Erfahrungen, zum Beispiel im beruflichen Kontext, wie die Interaktion mit dem Kind aber auch die momentane Interaktion mit der Autorin. (vgl. ebd. 22) Fakt ist, dass das Gesagte des Interviewers im Vorfeld von ihm gedeutet und interpretiert wurde, es werden keine objektiven Daten an die Autorin herangetragen. (vgl. ebd. 23) Vorteile dieser Methode sind der persönliche Kontakt und die Möglichkeit Rückfragen zu stellen. der Informationsgehalt ist umfangreich und tiefgehend. (vgl. Gottwald/Freiling 2008: 6) Der Nachteil besteht in der kosten und zeitintensiven Gewinnung und Verarbeitung der Daten. Gleichzeitig verlangt die Analyse und Auswertung eine hohe Kompetenz des Befragers und das Ergebnis nicht repräsentativ. (vgl. ebd.: 6) Aufgrund dessen soll ein Experteninterview mit den Betreuern der stationären Kinder-und Jugendhilfeeinrichtung, in der die Autorin tätig ist, durchgeführt werden. Folgende Aussagen geben Auskunft über die Begriffsbestimmung Experte. "Wer über einen privilegierten Zugang zu Informationen über Personengruppen oder Entscheidungsprozesse verfügt". ( Mayer 2002: 40) [...] wer in irgendeiner Weise Verantwortung trägt für den Entwurf, die Implementierung oder die Kontrolle einer Problemlösung[...] (Mayer 2002: 40) Der Fokus wird auf das verfügbare Wissen bzw. die Handlungsweisen der Sozialpädagogen und Erzieher gelegt. In diesem Sinne werden die Befragten nicht als Einzelperson sondern als Repräsentant für das Handlungsfeld betrachtet. (vgl. ebd.: 37) Dementsprechend beziehen sich die Fragen auf ihr Expertentum . Die unterschiedlichen Berufsqualifikationen können auf ein unterschiedliches Spektrum an Wissen und methodischem Vorgehen hinweisen. Ein Interview mit Experten des jeweiligen Handlungsfeldes setzt Themenwissen bei der Autorin voraus, um konkreter auf die Ausführungen des Partners agieren zu können. Es werden konkrete Aussagen zu den Themen gewünscht, so dass ein Leitfaden als notwendig betrachtet wurde. (vgl. ebd.: 36) Gleichzeitig ermöglicht der Leitfaden eine Struktur und vereinfacht den Vergleich der Daten von mehreren Interviewpartnern. Um auf die ausgewählten Themenpunkte weitgehend einzugehen und Antworten zu erhalten, bietet er eine klare Orientierung. Um die Antwortalternativen nicht einzuschränken, werden offene Fragen gestellt, die dem Interviewpartner Raum geben, frei erzählen zu können und dem Interviewer die Option zur Verfügung stellen, Ausschweifungen zu unterstützen oder einzugrenzen und mit spezifischen Fragen zum Leitfaden zurück zu holen. So verhindert die Autorin auch, dass nur geschlossene Antworten gegeben werden. Die Befragung hängt auch stark von der Kompetenz der Autorin ab. Jede Entscheidung die gefällt wird, verlangt ein hohes Gespür für den richtigen Moment, um nicht wichtige Ausführungen zu verhindern und hilfreiche Fragen zu stellen. Gleichzeitig muss die Autorin in der Theorie ihres Themas vertieft sein, um unwichtige, von nützlichen Aussagen unterscheiden zu können. Die Autorin verfügt über eine hohe Sensibilität, wird sich jedoch zur Unterstützung Unterfragen aufschreiben, um im Notfall diese stellen zu können und den Leidfaden weiterhin zu verfolgen. Die Autorin hat einen Leitfaden von vier Hauptfragen entwickelt, um ökonomisch vorzugehen. (vgl. Mayer 2002: 44)
Die Auswahl der Einrichtung erfolgte nach dem Kriterium, eines nicht vorhandenen Traumapädagogikkonzeptes. Laut Fragestellung handelt es sich um stationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, so wählte sie eine Wohngruppe im Raum Dresden. In diesem Fall entspricht die Einrichtung auch ihrem Arbeitsort. Die Befragten sind ihre Kollegen, die sie im Vorfeld persönlich um ihre Mitwirkung gebeten hat. Es gibt zwei Typen des Samplings. Entweder werden im Vorfeld schon Merkmale festgelegt, woran sich das Sampling orientiert oder erst nach einer längeren theoretischen Erkenntnisgewinnung. (vgl. ebd.: 38)Die Autorin hatte vor ihrer Auseinandersetzung mit der Theorie die Einrichtung festgelegt, um die eigene Arbeit zu evaluieren. Die Auswahl der Pädagogen erfolgte nach beruflicher Qualifikation, Geschlecht und personellen Ressourcen. Den Leitfaden erstellte sie jedoch erst nach einer ausführlichen Lesung der Literatur, so gelang es ihr wesentliche Gegenstände heraus zu arbeiten, die sie benötigt, um die Forschungsfrage weitgehend zu beantworten. Der Leitfaden der Autorin orientiert sich an ihrer Fragestellung und der theoretischen Erkenntnisse. Zu jedem der oben genannten Themenkomplexe wurde nur eine offene Frage erstellt, um einen übermäßigen Datenfluss zu vermeiden und sich bestens auf die eine Frage, die zu Erzählungen des Interviewpartners einlädt, zu konzentrieren. Bevor die Fragen zum Einsatz kommen, wird der InterviewpartnerIn über die Absichten der Autorin informiert. Zuerst werden ihm die Ziele der Befragung dargelegt, anschließend um Erlaubnis gebeten, die Durchführung mit einem Tonband erheben zu können. Auf die Anonymität wird ebenfalls hingewiesen. (ebd.: 44) Die Autorin würde die Vorstellung ihrer Persönlichkeit unterlassen, da die Befragten zu ihrem Kollegium gehören. Aufgrund der Vertraulichkeit, sind die Fragen im Du formuliert. Die Anwendung mit einem Tonband erleichtert die Befragung der Probanden. Einmal gehen keine Daten verloren und die Autorin kann den Fokus auf die Erzählungen setzen, um bei Bedarf Verständigungs-, Kontroll-, und Sondierungsfragen zu stellen. Mögliche Fehlerquellen, die entstehen können, ist die soziale Erwünschtheit. Die Befragung findet innerhalb eines Teams statt, so könnte aufgrund der sozialen Erwünscht eine Verfälschung des Ergebnisses stattfinden. (vgl. Paier 2010: 113)
5.2 Auswertung des Interviews
Insgesamt sind drei Interviews mit zwei Erzieherinnen und einem Sozialpädagogen geführt worden. Eine Erzieherin befindet sich seit einem Jahr in einer Ausbildung zur Traumapädagogin. Die andere Pädagogin verfügt über mehr als 20 Jahre Arbeitserfahrung in diesem Arbeitsfeld. Die Interviewsituation fand innerhalb der Einrichtung in einem externen Raum außerhalb der Gruppenräume statt. Die Befragung fand um die Nachmittagszeit zwischen 30 und 45 Minuten statt. Die Situation war entspannt und ruhig. Während der einzelnen Interviews waren nur der Befragte und die Autorin anwesend. Zwei Interviewer gaben nicht ihre Erlaubnis zur Audioaufnahme mit einem Diktiergerät, somit wurden ihre Aussagen schriftlich dokumentiert. Das dritte Interview ist digital aufgenommen und im Anschluss transkribiert. Die Texte sind in ordentliches Deutsch umgewandelt worden. Die Auswertung erfolgte nach Mühlfeld u.a. (vgl.1981)in einem sechstufigem Verfahren zur pragmatischen Vorgehensweise, die im Buch von Mayer (vgl. Mayer 2002:47ff) dargestellt ist. Die sechs Stufen lauten: Antworten markieren; in Kategorienschema einordnen; innere Logik herstellen, Text zur inneren Logik herstellen; Text mit Interviewausschnitten und der Bericht. (siehe Anhang)
6 Zusammenfassung und Ausblick
In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der Interviews dargestellt. Sie sind in drei große Oberthemen gegliedert, Sachkompetenz, Selbstreflexion und Selbstfürsorge. Die Sachkompetenz beinhaltet das Wissen der Pädagogen über das Trauma, das heißt, dessen Folgen und mögliche Verhaltensweisen. Die Selbstreflexion ermöglicht ein Überdenken der Haltung in der Interaktion mit den Betroffenen. Die Selbstfürsorge ist eine Kompetenz, um selbstwirksam in der Arbeit agieren zu können und als Unterstützung für die Kinder zu fungieren. Herr Schirmer fasst es zusammen, weshalb die drei Kompetenzen verbunden werden müssen. "Die reflektierend-wertschätzende Grundhaltung und das verstehende Handeln unter Berücksichtigung der Biografie , Bedürfnisse und Überlebens- und Lösungsstrategien von Menschen bilden das Fundament jeglicher guten pädagogischen Arbeit. "(Lang/Schirmer/Lang 2013: 243)Die Auswertung der Ergebnisse wird sich auf die drei Kompetenzen der Pädagogen beziehen.
Es ist deutlich geworden, dass die Sachkompetenz hinsichtlich der Bedeutung eines Traumas sehr gering ausgeprägt ist. Es fehlen Kenntnisse zu den Folgen des Missbrauchs, den Verhaltensweisen und spezifischen Bedürfnissen, die daraus hervorgehen. Aufgrund der unausgeprägten Sachkompetenz ist auch die Selbstreflexion eingeschränkt. Die Pädagogen waren erschüttert über so gewisse Verhaltensweisen, wie Lügen und Gewaltphantasien der Kinder, wodurch sie abwertend reagieren und Deutungen zum Nachteil der Personen angaben. Die Traumapädagogik verfolgt das Konzept des guten Grundes und geht somit von der Annahme aus, dass hinter jedem Verhalten ein guter Grund steckt. (vgl. Lang/Schirmer/Lang 2013: 87) Es ist die Aufgabe der Pädagogen, mit dem Kind Verhaltensweisen zu hinterfragen und sie zu unterstützen, sich selbst zu verstehen. "Das ist deine normale Reaktion auf eine unnormale Situation." (Bange/Körner 2002: 428) Die Verhaltensweisen sollten als Strategie begriffen werden, die in schwierigen Situationen angeeignet worden. Auch wenn eine äußerliche Sicherheit hergestellt wurden ist, indem die Kinder stationär untergebracht wurden, so ist ihre innere Sicherheit zerstört. Es zeigte sich, dass die Pädagogen durch ihr schwarz/weis Denkmuster die Kinder unbewusst stigmatisieren. Kinder, die weniger Bewältigungsstrategien vorweisen, werden Defizite zugeordnet und in eine Opferrolle gedrängt. Gleichzeitig färbte sich auch eine andere Sichtweise ab. Kinder, die gute Bewältigungsmöglichkeiten zeigten, galten als starke Persönlichkeit, die den sexuellen Missbrauch überwunden haben. Bei dem Trauma sexueller Missbrauch können sich sofort oder erst nach mehreren Jahren Folgen bemerkbar machen. Aufgrund dessen sollte sich eine traumaorientierte Definition nicht allein an den Folgen des Missbrauchs orientieren. Nicht jedes traumatisierte Kind wirkt hilflos, wenn es über genügend Bewältigungsstrategien verfügt, das heißt jedoch nicht, dass es das Trauma nicht gegeben hat. (vgl. Bang/Körner:2002: 51) "Das Vergangene ist niemals tot, es ist nicht einmal vergangen". (Lang/Schirmer Lang 2013: 145) Die Pädagogen reagieren unreflektiert, wenn sie hinter dem Verhalten der Betroffenen keinen Abwehrmechanismus in Betracht ziehen. Eine mögliche Abspaltung der Emotionen vom Körper ist beobachtet wurden, anhand des emotionslosen Sprechens der Jugendlichen über das Geschehene. Die Dissoziation der Gefühle vom Körper ist überlebenswichtig, um traumatische Erlebnisse durchzustehen. (vgl. Lang/Schirmer/Lang 2013: 51) Diese Sichtweise ist eine positive Deutung des Verhaltens. Allerdings ist die Dissoziation von der angehenden Traumapädagogin als Überwindung des Traumas interpretiert wurden. Es zeichnet sich im Interview ab, dass die Kompetenzen der angehenden Traumapädagogin ebenfalls begrenzt erscheinen. Sie gibt an, dass für die Betroffene der sexuelle Missbrauch vergangen sei und sie diesen traumatischen Hintergrund selten in ihrem Handeln berücksichtigt. Es kristallisierte sich heraus, dass Sachkompetenz und Selbstreflexion wesentlich sind, um die Bedürfnisse und Verhaltensweisen unter dem biografischen Aspekt zu berücksichtigen. Besonders die Einbeziehung der traumatischen Erfahrung in das Handeln des Pädagogen setzt Sachkompetenz voraus. Die Selbstfürsorge fällt dürftig aus. Mit Ausnahme einer Pädagogin gab jeder an, dass die Arbeit in ihm keine emotionalen Bedürfnisse hervorrufe. Obwohl psychische Belastungen für die Betreuer in diesem Arbeitsbereich als sehr hoch eingestuft werden können. (vgl. Lang/Schirmer/Lang 2013: 242) Nur eine Pädagogin gab an, mehr Selbstfürsorge betreiben zu wollen, blieb jedoch in der Umsetzung ideenlos. "Um eine stellvertretende Traumatisierung zu vermeiden, sind erhöhte Selbstaufmerksamkeit für körperliche Signale, [...] das eigene Niveau an Behaglichkeit zu regeln und zu lernen, überwältigende Gefühle zu vermindern, ohne in Abwehr abzugleiten, mögliche und notwendige Schutzmaßnahmen". (Weiß 2009: 205) Das Bedürfnis nach mehr Fachwissen fiel auch differenziert aus. Es besteht der Wunsch nach einer Fortbildung, doch die Bereitschaft dazu ist nicht hoch genug, weil das Verhalten der Kinder als aushaltend, beschrieben wird. Die Pädagogen beschrieben die Arbeit mit dem Kind innerhalb der Therapie als wichtigste Unterstützung. sie bezeichneten Netzwerkarbeit als ausreichend, um Handlungsstrategien im Alltag zu erfahren. Es hemmt die Kinder in ihrer Entwicklung, wenn ihre Biografie nur innerhalb der Therapie berücksichtigt und bearbeitet wird. (vgl. Bange/Körner 2002: 427) Die Unsicherheit der Pädagogen im Umgang mit der Lebensgeschichte der Kinder erhält die Tabuisierung aufrecht.(vgl. ebd.: 427) "Das Schweigegebot der Herkunftsfamilie wird so in der Heimerziehung ungewollt zementiert". (ebd.: 427) Wenn der Pädagoge sich ergänzend zur Therapie gemeinsam mit dem Kind seiner Erlebniswelt widmet, indem er ihm Wissen über die Strategien des Täters und die sexuelle Gewalt vermittelt, mindert es die Schuldgefühle beim Kind und aktiviert das Selbstverstehen für das eigenen Verhalten. (vgl. ebd.: 428) Die Ausgangsfrage lautete, in wie fern kann die stationäre Kinder- und Jugendhilfe ohne Traumapädagogikkonzept unterstützend wirken für Kinder und Jugendliche vor dem Hintergrund des sexuellen Missbrauchs? Es zeichnete sich ab, dass die Pädagogen ohne Traumapädagogikausbildung nicht bedarfsgerecht vorbereitet sind, auf das Trauma sexueller Missbrauch. Jedoch ergab es sich, dass auch die Pädagogin, die sich in einer Ausbildung zur Traumapädagogik befindet über eine geringe Sachkompetenz verfügte.
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- Quote paper
- Susann Meltzer (Author), 2016, Traumatisierte Kinder in der stationären Kinder- und Jugendhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344524
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