Schaut man sich die Mitgliederentwicklung der deutschen Gewerkschaften bis Mitte der 1980 Jahre an, musste man bis dahin unbesorgt sein. Immer stetig steigende Mitgliederzahlen und damit verbunden eine Untermauerung der gesellschaftlichen Relevanz der Gewerkschaft als Institution. Aber der Schein trügte und erste Risse machten sich Anfang der 1980er Jahre bemerkbar. Diese Annzeichen konnte man aber nicht an den Mitgliederzahlen erkennen, sonder am Organisationsgrad der aus der Relation der Größen Zahl der Gewerkschaftsmitglieder zu der Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten bzw. abhängigen Erwerbespersonen hervorgeht. Heutzutage sind sich die Gewerkschaften des Problems viel mehr bewusst und es hat auch schon die Öffentlichkeit erreicht. Das Voranschreiten des Mitgliederrückgangs nimmt schon fast existentiellen Formen an. Der vereinigungsbedingte Boom von 4 Mio. neuen Mitgliedern aus dem Osten der Republik, der einen neuen Höchststand von ca. 11,8 Mio.1 Mitgliedern zur Folge hatte ist innerhalb eines Jahrzehntes zerronnen. Dieser Trend setzt sich auch heute noch fort.
In dieser Arbeit wird auf diesen Prozess eingegangen. Im ersten Abschnitt wird die Gewerkschaft als Organisation erläutert. Es werden Entstehung, Aufgaben und Interessen der Gewerkschaft dargelegt. Im zweiten Abschnitt wird die Mitgliederentwicklung erörtert und es werden Erklärungen bzw. Ursachen der rückläufigen Mitgliederentwicklung dargelegt. Darauf folgt ein kurzer Ausblick mit möglichen Folgen dieser Entwicklung für die Gewerkschaften. Im Fazit wird die Arbeit nochmals zusammengefasst, ein Ausblick mit meiner persönlichen Meinung gegeben sowie Wege aus der Krise aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Gewerkschaft
2.1 Entstehung der Gewerkschaften international
2.2 Entstehung der Gewerkschaften in Deutschland
2.3 Aufgabe der Gewerkschaft
2.4 Interessenlage bzw. Zielsetzung der Gewerkschaften und ihrer Mitglieder
3. Einflussfaktoren auf die Gewerkschaft
4. Einflussfaktoren einer Gewerkschaftsmitgliedschaft
4.1 Ökonomische Einflussfaktoren
4.2 Soziologische Einflussfaktoren
4.3 Strukturelle bzw. institutionelle Einflussfaktoren
5. Mitgliederentwicklung der Gewerkschaften in Deutschland
6. Ursachen der Mitgliederentwicklung
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Schaut man sich die Mitgliederentwicklung der deutschen Gewerkschaften bis Mitte der 1980 Jahre an, musste man bis dahin unbesorgt sein. Immer stetig steigende Mitgliederzahlen und damit verbunden eine Untermauerung der gesellschaftlichen Relevanz der Gewerkschaft als Institution. Aber der Schein trügte und erste Risse machten sich Anfang der 1980er Jahre bemerkbar. Diese Annzeichen konnte man aber nicht an den Mitgliederzahlen erkennen, sonder am Organisationsgrad der aus der Relation der Größen Zahl der Gewerkschaftsmitglieder zu der Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten bzw. abhängigen Erwerbespersonen hervorgeht. Heutzutage sind sich die Gewerkschaften des Problems viel mehr bewusst und es hat auch schon die Öffentlichkeit erreicht. Das Voranschreiten des Mitgliederrückgangs nimmt schon fast existentiellen Formen an. Der vereinigungsbedingte Boom von 4 Mio. neuen Mitgliedern aus dem Osten der Republik, der einen neuen Höchststand von ca. 11,8 Mio.[1] Mitgliedern zur Folge hatte ist innerhalb eines Jahrzehntes zerronnen. Dieser Trend setzt sich auch heute noch fort. Zurzeit sind weniger Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert als je zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Tiefstand der Weimarer Republik ist bereits unterschritten. Nur jeder fünfte Arbeitnehmer, der noch nicht im (Vor-) Ruhestand ist, zahlt einen Gewerkschaftsbeitrag, während auch Nichtmitglieder von Tarifverträgen profitieren, die von den Gewerkschaften mit den Arbeitgebern ausgehandelt werden. Aber gerade die Entwicklung der Mitgliedschaft und der Organisationsgrade sind von zentraler Bedeutung für Gewerkschaften als Mitgliederorganisationen. Sie beruhen auf dem freiwilligen und dauerhaften Zusammenschluss von Arbeitnehmern zur Durchsetzung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Interessen gegenüber Arbeitgebern und Staat. Gewerkschaftliche Macht resultiert aus der Organisationsmacht, die auf Mitgliederzahlen und Mobilisierungspotentialen beruht.[2]
In dieser Arbeit wird auf diesen Prozess eingegangen. Im ersten Abschnitt wird die Gewerkschaft als Organisation erläutert. Es werden Entstehung, Aufgaben und Interessen der Gewerkschaft dargelegt. Im zweiten Abschnitt wird die Mitgliederentwicklung erörtert und es werden Erklärungen bzw. Ursachen der rückläufigen Mitgliederentwicklung dargelegt. Darauf folgt ein kurzer Ausblick mit möglichen Folgen dieser Entwicklung für die Gewerkschaften. Im Fazit wird die Arbeit nochmals zusammengefasst, ein Ausblick mit meiner persönlichen Meinung gegeben sowie Wege aus der Krise aufgezeigt.
2. Die Gewerkschaft
Gewerkschaften sind Interessenvertretungen von Arbeitnehmern, die sich zur Wahrung ihrer gemeinsamen Arbeitnehmerinteressen freiwillig und auf Dauer zusammengeschlossen haben. Der Zusammenschluss und das damit verbundene gemeinsame Auftreten der Arbeitnehmer, gleicht die wirtschaftliche Unterlegenheit des einzelnen gegenüber den Arbeitgebern aus. Als Arbeitnehmerinteressen sind hauptsächlich die Erreichung besserer Arbeitsbedingungen und damit verbunden die Verbesserung der individuellen wirtschaftlichen und sozialen Lagen des jeweiligen Mitglieds durch die Gewerkschaft zu nennen. Gewerkschaften sind Koalitionen im Sinn des Art. 9 Abs. 3 GG.[3]
2.1 Entstehung der Gewerkschaften international
Die Entstehung der Gewerkschaften hatte ihren Anfang in der Zeit der beginnenden Industrialisierung Anfang des 19 Jh. in Großbritannien. Hier war erstmalig die kontinuierliche Entwicklung von Arbeiterverbänden zu erkennen. Die sogenannten „craft unions“ entstanden. Sie hatten allerdings nur wenig mit den heute bekannten Gewerkschaften gemeinsam, da es sich um handwerkliche Vereinigungen handelte. Diese waren nämlich vielmehr restriktive Handwerkskartelle („closed unions“), die in den damaligen Fabriken das „closed shop“-Prinzip durchsetzten. Es sagte aus das kein Arbeitgeber einen Arbeiter einstellen durfte, der nicht Mitglied der entsprechenden „craft union“ war. Somit kontrollierten die „unions“ die Produktion und die Verteilung der Arbeit. Dieser Charakter der Arbeitsorganisation änderte sich als die Kontrolle über die Produktion von den Fabrikherrn übernommen wurde. Der zünftisch- produktionsgenossenschaftliche Charakter ging verloren und es entstanden Vereinigungen von Arbeitnehmern bestimmter „trades“. Im Jahre 1825 erlangten die sogenannten „trade unions“ die gesetzliche Annerkennung. Diese „trade unions“ waren weltweit die ersten Gewerkschaften[4]
2.2 Entstehung der Gewerkschaften in Deutschland
Die Entstehung der Gewerkschaften in Deutschland ist ähnlich wie seinerzeit in Großbritannien auch eng im Zusammenhang mit der Verschärfung der sozialen Konflikte in der Industrialisierungsphase Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen. In den aufstrebenden Großstädten Deutschlands entstanden nach dem Druckerverband (1849) Berufsverbände der Zigarren-, Textil- und Metallarbeiter, der Bergleute, Schneider, Bäcker, Schuhmacher und der Holz- und Bauarbeiter. Während dieser ersten Gründungsphase war der handwerkliche Einfluss noch prägend. Die Arbeiterbewegung der 1860er Jahre brachte dann die ersten deutschen Gewerkschaften (Arbeitervereine) hervor.[5]
2.3 Aufgabe der Gewerkschaft
Die Aufgabe der Gewerkschaft in der heutigen Zeit sind sehr vielfältig. Sie übernehmen zum einen die traditionelle Aufgabe des kollektiven Handelns. Das kollektive Handeln ermöglicht die erleichterte Durchsetzung bestimmter Ziele. Dies kann zur Erzeugung eines „kollektiven Gutes“ führen, dass dann allen Mitgliedern der Gemeinschaft zu Gute kommt (z.B. durch höhere Löhne). Des Weiteren machen die Gewerkschaften aber auch die Interessen ihrer Mitglieder auf politischer Ebene geltend. Dies ist möglich durch den immer noch relativ hohen Organisationsgrad bzw. der absoluten Zahl an Mitgliedern.[6]
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erklärt folgende Punkte zu seinen Aufgaben:
- Der DGB ist die Stimme der Gewerkschaften gegenüber den politischen Entscheidungsträgern, Parteien und Verbänden in Bund, Ländern und Gemeinden. Er koordiniert die gewerkschaftlichen Aktivitäten. Als Dachverband schließt er keine Tarifverträge ab.
- Er arbeitet auf internationaler Ebene im Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) und im Internationalen Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) mit und vertritt die deutsche Gewerkschaftsbewegung bei internationalen Institutionen wie der EU und der UNO.
- Für den DGB gilt das Prinzip der Einheitsgewerkschaft. Er ist - wie seine Mitgliedsgewerkschaften - pluralistisch und unabhängig, aber keineswegs politisch neutral. Er bezieht Position im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
- Die Mitgliedsgewerkschaften des DGB handeln mit den Arbeitgebern Tarifverträge, u.a. zu Einkommen, Arbeitszeiten, Urlaub aus. Im Falle eines Arbeitskampfes organisieren sie den Streik und zahlen den Mitgliedern Streikunterstützung.
- Sie helfen bei der Gründung von Betriebsräten, unterstützen die Beschäftigten bei betrieblichen Konflikten und vertreten sie bei Streitigkeiten mit ihrem Arbeitgeber. Gewerkschaftsmitglieder genießen kostenlosen Rechtsschutz.[7]
[...]
[1] Vgl. Müller-Jentsch, W., Ittermann, P., „Industrielle Beziehungen“, Frankfurt; New York, 2000, S. 80
[2] Vgl. Bleses, P., Vetterlein, A., „Gewerkschaften ohne Vollbeschäftigung“, 1. Auflage, Wiesbaden, 2002, S. 174 f.
[3] Vgl. Lexikon-Institut der Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, „Das neue Taschen Lexikon Band 5 G“, Gütersloh, 1992, S. 124
[4] Vgl. Mikl-Horke, G., „Industrie- und Arbeitssoziologie“, 5. Auflage, München; Wien, 2000, S.48
[5] Vgl. o.V., „Die frühen Jahre (1849 - 1944)“, Erstellungsdatum nicht bekannt, in: http://www.dgb.de/dgb/geschichte/bewegtez/DiefrJahre/die_fruehen_jahre.htm, 08.10.2004
[6] Vgl. Müller-Jentsch, W., „Konfliktpartnerschaft“, 3. Auflage, München; Mering, 1999, S. 57 ff.
[7] Vgl. o.V., „Aufgaben“, Erstellungsdatum nicht bekannt, in: http://www.dgb.de/dgb/aufgaben/aufgaben.htm, 08.10.2004
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