1. Einleitung
Schon seit je her gehören Kirche und Brauch in der Geschichte unserer Menschheit zusammen. Je nachdem, um welche Religion es sich bei den verschiedenen Völkern gehandelt hat, waren ihre Bräuche. So hatten griechische Völker andere Bräuche als Asiaten, Römer oder Germanen. Durch Kriege oder sonstigen Wanderungen wurden Bräuche in andere Regionen gebracht oder einfach im Laufe der Zeit verändert. Dies ist vor allem bei den Religionen zu beobachten. So musste sich das Christentum mit den Eigenarten des Judentums, und vor allem mit dem römischen Cäsarkult auseinandersetzen. Letzterer hatte hauptsächlichen Einfluss auf das Festwesen, den Totenkult und den Dämonenglauben. Als die Germanen anschließend in den Sog der Romankirche gerieten, war man zwar am Anfang darauf bedacht, die einheimi-schen Traditionen möglichst zu schonen und sie durch Anverwandlung mit dem christlichem Geiste zu durchdringen, doch später wurde darauf dann wenig Rücksicht genommen.
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Gliederung
1. Einleitung
2. Der Einfluss der Reformation auf das Brauchwesen
3. Liturgiennahes Brauchtum
3.1 Bilderzonen im Haus
3.2 Die Kreuze
3.3 Das Wallfahrtswesen
3.4 Der Rosenkranz
4. Sakramente und Brauchtum
4.1 Taufe
4.2 (Erst-)Kommunion und Konfirmation
4.3 Ehe und Hochzeit
4.4 Sterben und Tod
5. Geistliches Schauspiel – weltliche Spielbräuche
5.1 Spielbrauchtum im Kirchenraum
5.2 Spielhaftes Brauchtum im Alltag
6. Schlussgedanke
7. Literatur
1. Einleitung
Schon seit je her gehören Kirche und Brauch in der Geschichte unserer Menschheit zusammen. Je nachdem, um welche Religion es sich bei den verschiedenen Völkern gehandelt hat, waren ihre Bräuche. So hatten griechische Völker andere Bräuche als Asiaten, Römer oder Germanen. Durch Kriege oder sonstigen Wanderungen wurden Bräuche in andere Regionen gebracht oder einfach im Laufe der Zeit verändert. Dies ist vor allem bei den Religionen zu beobachten. So musste sich das Christentum mit den Eigenarten des Judentums, und vor allem mit dem römischen Cäsarkult auseinandersetzen. Letzterer hatte hauptsächlichen Einfluss auf das Festwesen, den Totenkult und den Dämonenglauben. Als die Germanen anschließend in den Sog der Romankirche gerieten, war man zwar am Anfang darauf bedacht, die einheimischen Traditionen möglichst zu schonen und sie durch Anverwandlung mit dem christlichem Geiste zu durchdringen, doch später wurde darauf dann wenig Rücksicht genommen.
Um zu erkennen, mit welchen massiven Änderungen die Leute in kürzester Zeit zu leben hatten und sich ändern mussten, sind z.B. seit dem 13. Jahrhundert die Übersetzung von Schriften aus dem Arabischen oder seit dem 15. Jahrhundert das Einströmen von griechischen Gelehrten in das westliche Abendland zu nennen. Den tiefgreifendsten Wandel gab es aber bei der Übernahme des Christentums durch germanische Stämme in den Jahrhunderten des Mittelalters und er erlebte Ende des 15. Jahrhunderts einen Höhepunkt.
2. Der Einfluss der Reformation auf das Brauchwesen
Durch die Reformation im 16. Jahrhundert, die die Kirchenspaltung oft bis in die kleinsten Territorien zur Folge hatte, erlebten die Leute ein sich in kürzester Zeit änderndes Religions- und Brauchwesen. Diese gravierende Umwandlung wurde durch neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Erfindungen verstärkt, die einen sehr starken Wandel des Brauchtums zur Folge hatte.
Waren im 16. Jahrhundert die Bräuche meistens an geographischen Räumen festzumachen und in großer Vielfalt vorhanden (z.B. alleine zwischen Stadt und Land waren große Unterschiede), so haben sich dann im Laufe der Jahre, v. a. durch die Verbesserung des Transportwesens, immer weiter miteinander vermischt.
Die Reformation bewirkte eine völlige Neuordnung der christlichen Lebensformen und der Gottesdienstordnung. Durch den sich rasch ausbreitenden Protestantismus war das ganze Volksleben ergriffen. Jeder Brauch wandelte sich und nahm ein spezielles protestantisches Gesicht an. Die katholische Kirche, anfangs noch weit entgegenkommend, sah sich mit der Zeit gezwungen, eine Gegenreformation einzuleiten. So wurden auch die Bräuche, v.a. der Festbrauch, von der Änderung nicht verschont. Die Folge war, dass sich nun die verschiedenen Bräuche nicht mehr nach einzelnen Völkern, sondern je nachdem, welche Religion das entsprechende Gebiet verfolgte, gerichtet haben.
Ein wichtiger Punkt der Auseinandersetzung von Katholiken und Protestanten war die beim Kirchenvolk liebgewonnene Heiligenverehrung. An ihr waren die Fest- und Patronenwesen, der Wallfahrts- und Bilderkult und die darauf bezogenen vielfältigen Bräuchen gehangen. Und gerade hier schließt sich die Brauchkritik von Martin Luther an. Zwar hatte Luther nichts gegen weltliche Bräuche (z.B. die Umzüge der Müllergesellen oder die studentischen Fastnachtsspiele), doch innerhalb der Kirche wollte er von allen Arten der Versinnlichung religiösen Gehaltes nichts wissen. Ausnahmen machte er nur beim Abendmahl und der Taufe.
Auch andere Reformatoren gingen gegen die bisherigen Formen der Frömmigkeit oder des brauchtümlichen Verhaltens vor. Der musikalisch begabte Zwingli verbannte die Orgel aus der Kirche und Calvin trat gegen alle kirchlichen und weltlichen Bräuche auf , die nicht seinen hohen sittlichen Normen entsprachen.
Insgesamt wurde durch die Reformation ein schlechtes Klima für den Weiterbestand frommer Bräuche oder für deren Neuetablierung geschaffen.
3. Liturgiennahes Brauchtum
3.1 Bilderzonen im Haus
Der Umgang mit religiösen Bildern war nicht nur in der Kirche, sondern auch im privaten Haushalt zu erkennen. So wurden Räume mit Holzschnitten, Kupferstichen, Lithographien oder Photographien ausgeschmückt. Seit dem 17. Jahrhundert hat sich vor allem in katholischen Stuben der Herrengottswinkel in der Ecke über dem Esstisch zum Mittelpunkt der familiären Frömmigkeit entwickelt. Vor allem ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Glasindustrie begann, wurden längliche und kleinstädtische Haushalte mit den berühmt gewordenen Heiligenbildnissen ausgestattet.
Unter diesen Bildnissen wurden Morgen-, Abend- und Tischgebete gesprochen. Bei heraufziehenden Unwettern entzündete man geweihte Wetter- oder andere Kerzen und das familieneigene Zeremonialgerät für die Spendung der Krankensalbung wurde hier aufbewahrt.
3.2 Die Kreuze
Kreuze waren in jedem Haushalt mindestens einmal vertreten. Sie waren das Symbol einer christlich denkenden und fühlenden Bevölkerung. Kreuze wurden sowohl in katholischen als auch in evangelischen und reformierten Landschaften verwendet.
Am weitesten waren das Thau-Kreuz und das Caravaca-Kreuz verbreitet. Ersteres bestand aus einem Pfahl mit einem darauf liegenden Querbalken und erhielt seine zeichenhafte Bedeutung aufgrund der gelehrten theologischen Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. Dieses Kreuz fand v.a. in den Jahrhunderten vor dem Mittelalter Bedeutung. Es erlebte seinen Höhepunkt Mitte des 14. Jahrhunderts, als die Beulenpest zu einer sehr großen Bedrohung wurde.
Beim Caravaca-Kreuz handelt es sich um ein Doppelbalken-Kreuz, das sich durch seine Formgebung von den anderen Typen unterscheidet. Bei ihm zeigen sämtliche sechs Balkenenden eine eliptische Ausweitung, in die ein gleichseitiges Dreieck mit der Spitze bis etwa zur Mitte eingesenkt ist. Diese Art von Kreuzen fanden ihre Beliebtheit v. a. im Spätmittelalter, als Silber und Messing eingeführt wurden.
3.3 Das Wallfahrtswesen
Das Wallfahrtswesen ist einer der ältesten religiösen Bräuche der katholischen Kirche. Die Gnadenstätten, die von den Gläubigen besucht werden, sind bis zum Ende des 18. Jahrhunderts für die katholische Bevölkerung das wichtigste Zentrum der Seelsorge. Hier empfängt der Gläubige die Sakramente der Beichte und Kommunion, hört Predigten und deckt sich mit vielen Gegenständen des religiösen Gebrauchsgutes ein. Die kultischen Geschehen sind in dieser Epoche selbstverständlich einbezogen, so dass sich Bittgang, Fronleichnamsprozession, Ablassgang, Patroziniumsbesuch und Wallfahrt oft kaum mehr unterscheiden lassen.
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