In der Bundesrepublik Deutschland leben wir bis dato in einer repräsentativen Demokratie, die sich offiziell dazu bekennt eine Volksherrschaft zu sein. Für Hannah Arendt hingegen leben wir heutzutage in der schrecklichsten Herrschaftsform überhaupt, der „Niemandsherrschaft“. Letztere soll dabei dem viel zu komplexen bürokratischen Geflecht aus Ämtern und der damit einhergehenden Entscheidungsintransparenz Ausdruck verleihen (Arendt 1990: Macht und Gewalt. Kap. 2).
Versteht man unter dem Staat ein bestimmtes Herrschaftsverhältnis, so drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob die Rechtfertigung von Herrschaft heute überhaupt noch möglich ist? Wenn wir weiter zurück in die Geschichte blicken, lässt sich die Evolution der möglichen Herrschaftslegitimation erkennen. Setzen wir beim alteuropäischen Republikanismus an, dessen wichtigster Vertreter Aristoteles ist, so können wir feststellen, dass es für Herrschaft keiner Rechtfertigung bedurfte. Nehmen wir als zweites den Vertreter des neuzeitlichen Liberalismus, Thomas Hobbes, so ist zu konstatieren, dass nachdem die theistische Legitimationsbasis verfallen war, es sehr wohl einer Herrschaftslegitimation eigens durch den Menschen bedurfte. In der gesellschaftlich ausdifferenzierten Moderne angekommen, scheint die Rechtfertigung von Herrschaft durch den rationalen und individuellen Menschen nicht mehr zu funktionieren. Befinden wir uns demnach wieder am Anfangspunkt bei Aristoteles, in der Herrschaftslegitimation überflüssig war?
Um diese unterschiedlichen Arten der Herrschaftslegitimation betrachten zu können, werden zunächst die beiden Staatstheoretiker Aristoteles und Thomas Hobbes bezüglich ihres Menschenbildes und Herrschaftsbegriffes nach analysiert. Anschließend wird versucht eine Perspektive für das Legitimationsproblem des heutigen Staates bzw. der gegenwärtigen Herrschaft anzureißen.
Inhaltsverzeichnis
- Aristoteles vs. Hobbes
- Der Begriff politischer Herrschaft in Abgrenzung zur vertragstheoretischen Legitimation
- Aristoteles
- Der Mensch als „zoon politicon“
- Der Staat als Gemeinschaft
- Öffentlicher und privater Bereich
- Der Herrschaftszweck
- Thomas Hobbes
- Der Naturzustand
- Der Gesellschaftsvertrag
- Der Herrschaftszweck
- Die Moderne
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert die unterschiedlichen Konzepte von politischer Herrschaft bei Aristoteles und Thomas Hobbes, wobei der Fokus auf der Legitimation von Herrschaft liegt. Die beiden Denker werden hinsichtlich ihres Menschenbildes und ihrer Staatskonzepte verglichen.
- Der Begriff der politischen Herrschaft bei Aristoteles und Hobbes
- Die Rolle des Menschenbildes in der Legitimationsfrage
- Die Unterscheidung zwischen natürlicher und vertragstheoretischer Legitimation
- Der Vergleich der Herrschaftszwecke bei Aristoteles und Hobbes
- Die Herausforderungen der Herrschaftslegitimation in der Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
- Aristoteles vs. Hobbes: Der Essay führt in die Thematik ein und stellt die zentralen Fragen nach der Legitimation von Herrschaft im Kontext der beiden Denker Aristoteles und Thomas Hobbes.
- Aristoteles: Dieses Kapitel analysiert Aristoteles' Vorstellung vom Menschen als „zoon politicon“ und seine daraus resultierende Staatsauffassung. Es werden die Konzepte des öffentlichen und privaten Bereichs sowie der Herrschaftszweck bei Aristoteles erläutert.
- Thomas Hobbes: Dieses Kapitel behandelt Hobbes' Konzept des Naturzustandes und des Gesellschaftsvertrages als Grundlage für die Legitimation von Herrschaft. Es wird auf die Rolle des Souveräns und die Unterscheidung zwischen privater und öffentlicher Sphäre eingegangen.
- Die Moderne: Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der Herrschaftslegitimation in der Moderne. Es wird auf die Kritik an den traditionellen Legitimationsmodellen und die Suche nach neuen Ansätzen eingegangen.
Schlüsselwörter
Dieser Essay beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der politischen Philosophie, darunter politische Herrschaft, Legitimation, Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, „zoon politicon“, „homo oeconomicus“, Gemeinwohl, Staatszweck, und die Herausforderungen der Herrschaftslegitimation in der Moderne.
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- Selina Thal (Author), 2007, Aristoteles versus Hobbes. Der Begriff politischer Herrschaft in Abgrenzung zur vertragstheoretischen Legitimation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343837