Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Betrachtung des Egozentrismus im interkulturellen Kontext – explizit der Herausarbeitung des Egozentrismus als Denkhindernis für die Aneignung von Interkulturalität. Fokus und Interesse liegt somit in der Erarbeitung der Voraussetzungen und Bedingungen des Denkens und der Erkenntnis des Menschen im Zusammenhang von Interkulturalität. Im allgemeinen impliziert Interkulturalität ein Zusammentreffen und eine Interaktion zwischen Menschen oder Gruppen unterschiedlicher Kulturen. Sie wird so durch eine Konfrontation des Eigenen mit dem Fremden konstituiert. „Es gilt, das Eigene und das Fremde bzw. Andere in ihrer realistischen Differenz in einen Prozeß des Bemühens um Verstehen, um wechselseitige Anerkennung einzubringen“, womit zu den zentralen Begrifflichkeiten in der Interkulturalitätsthematik „Vielfalt, Gleichheit und Differenz, Anerkennung, Umgang bzw. Dialog, Verstehen, Individualität und Universalität“ (Eirmbter-Stolbrink 2003, S. 163) zählen. Sie manifestiert sich folglich in Differenz, in Form des Ich und Nicht-Ich und in der Anerkennung und Aneignung eines Ich- Fremden, sowie einer damit einhergehenden Pluralität von Perspektiven. In diesem Sinne beruht auch beispielsweise Interkulturelle Erziehung darin, zu vermitteln, dass die eigene Kultur nur eine unter vielen ist und Interkulturelle Bildung definiert sich in der Befähigung zum Umgang mit kulturellen Differenzen mit dem Ziel des besseren Verstehens (vgl. Auernheimer 1995, S. 180 & Auernheimer 2001). Im Kontext der hier eingenommenen erziehungswissenschaftlichen Perspektive ist Interkulturalität im fachlichen Diskurs eine Thematik von Aktualität und unbestrittener Notwendigkeit: Die Konzeptualisierungen Interkultureller Bildung, Interkulturellen Lernens oder Interkultureller Erziehung etc. schließen daran an. Im Zusammenhang dieser Konzepte, ihrer erfolgreichen Umsetzung und einem vollständigen tiefgreifenden Verständnis ist es aber notwendig, einen Schritt vor diesen anzusetzen und zu fragen, welche Bedingungen und Voraussetzungen, welche Struktur das Denken und die Erkenntnis des Menschen auszeichnet, damit Interkulturalität in diesem Sinne gewährleistet und möglich ist. Genau hier gewinnt der Egozentrismus als besondere epistemische Haltung auf intellektueller und sozialer Ebene an Bedeutung, da sich dieser als Denkhindernis zur Aneignung von Interkulturalität offenbart.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der Egozentrismus in der Sprache und im Denkprozess
- 2.1 Hinführung zum Thema
- 2.2 Die egozentrische Sprache
- 2.3 Grammatik, Logik und Kausalität
- 2.4 Das formale Denken und das Beziehungsurteil
- 3 Der Synkretismus und die Prataxe
- 3.1 Die Beiordnung oder die Parataxe
- 3.2 Der Synkretismus
- 3.2.1 Der Synkretismus des Denkens
- 3.2.2 Der Synkretismus des Verstehens
- 4 Die Introspektion und der Realismus
- 5 Der Rückgang und die Überwindung des Egozentrismus
- 6 Der Egozentrismus als Denkhindernis zur Aneignung von Interkulturalität
- 7 Der Beitrag der Pädagogik zur Überwindung des Egozentrismus
- 8 Interkulturalität als „neuer“ Aspekt der Erziehungswissenschaft und Bildungstheorie?
- 9 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Egozentrismus als Denkhindernis für die Aneignung von Interkulturalität aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive. Sie analysiert die Bedingungen des Denkens und der Erkenntnis im interkulturellen Kontext und erforscht den Beitrag der Pädagogik zur Überwindung egozentrischer Denkstrukturen. Die Arbeit hinterfragt zudem die Position der Interkulturalität innerhalb der traditionellen Bildungstheorie.
- Egozentrismus als epistemische Haltung und Denkstruktur
- Der Einfluss des Egozentrismus auf den Denk- und Erkenntnisprozess
- Egozentrismus als Hindernis für interkulturelles Verständnis
- Pädagogische Ansätze zur Überwindung des Egozentrismus
- Interkulturalität im Kontext der Bildungstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Egozentrismus im interkulturellen Kontext ein und erläutert die zentrale Forschungsfrage: Inwiefern stellt der Egozentrismus ein Denkhindernis für die Aneignung von Interkulturalität dar? Es werden die wichtigsten Begriffe wie Interkulturalität, interkulturelle Bildung und Erziehung definiert und die Notwendigkeit einer erziehungswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema begründet. Die Arbeit skizziert den Aufbau und die methodische Vorgehensweise.
2 Der Egozentrismus in der Sprache und im Denkprozess: Dieses Kapitel beschreibt den Egozentrismus nach Piaget als eine epistemische Haltung, die sich sowohl im kindlichen als auch im Erwachsenenalter manifestiert. Es wird die enge Verbindung zwischen Denk- und Sprachentwicklung hervorgehoben, wobei der Fokus auf der egozentrischen Sprache und deren Auswirkungen auf den logischen Denkprozess liegt. Piagets Konzept der „Verlagerung“ von Handlungsebene auf Sprachebene wird erläutert, um die Herausforderungen im Umgang mit Operationen zu verdeutlichen.
Häufig gestellte Fragen zu: Egozentrismus als Denkhindernis für die Aneignung von Interkulturalität
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text ist eine umfassende Vorschau auf eine wissenschaftliche Arbeit, die den Egozentrismus als Denkhindernis für die Aneignung von Interkulturalität untersucht. Er enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel sowie Schlüsselbegriffe. Der Fokus liegt auf der erziehungswissenschaftlichen Perspektive und analysiert den Einfluss egozentrischen Denkens auf den Denk- und Erkenntnisprozess im interkulturellen Kontext.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Der Egozentrismus in der Sprache und im Denkprozess, Der Synkretismus und die Prataxe, Die Introspektion und der Realismus, Der Rückgang und die Überwindung des Egozentrismus, Der Egozentrismus als Denkhindernis zur Aneignung von Interkulturalität, Der Beitrag der Pädagogik zur Überwindung des Egozentrismus, Interkulturalität als „neuer“ Aspekt der Erziehungswissenschaft und Bildungstheorie?, und Fazit.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Egozentrismus als epistemische Haltung und Denkstruktur, seinen Einfluss auf den Denk- und Erkenntnisprozess, seine Rolle als Hindernis für interkulturelles Verständnis und erforscht pädagogische Ansätze zur Überwindung egozentrischer Denkstrukturen. Weiterhin hinterfragt sie die Position der Interkulturalität innerhalb der traditionellen Bildungstheorie.
Wie wird der Egozentrismus in der Arbeit definiert und behandelt?
Der Egozentrismus wird als Denkhaltung beschrieben, die sich sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter manifestiert und eng mit der Sprachentwicklung verbunden ist. Die Arbeit analysiert die egozentrische Sprache und deren Auswirkungen auf den logischen Denkprozess, basierend auf Piagets Theorien. Die Herausforderungen im Umgang mit Operationen und die Bedeutung der "Verlagerung" von Handlungsebene auf Sprachebene werden erläutert.
Welche Rolle spielt die Interkulturalität in der Arbeit?
Die Interkulturalität bildet den Kontext, in dem der Egozentrismus als Denkhindernis betrachtet wird. Die Arbeit analysiert die Bedingungen des Denkens und der Erkenntnis im interkulturellen Kontext und untersucht, wie egozentrische Denkstrukturen interkulturelles Verständnis beeinträchtigen. Sie hinterfragt zudem die Position der Interkulturalität in der traditionellen Bildungstheorie und erörtert deren Bedeutung für die Erziehungswissenschaft.
Welche pädagogischen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Beitrag der Pädagogik zur Überwindung des Egozentrismus und untersucht pädagogische Ansätze, die dabei helfen können, egozentrische Denkstrukturen zu überwinden und interkulturelles Verständnis zu fördern. Der Text diskutiert Interkulturalität als möglicherweise "neuen" Aspekt der Erziehungswissenschaft und Bildungstheorie.
- Quote paper
- Andrea Adam (Author), 2004, Der Egozentrismus als Denkhindernis zur Aneignung der Interkulturalität - eine erziehungswissenschaftliche Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34375