In der vorliegenden Arbeit wird die Relevanz von Sprache für die Identität von Gesellschaften untersucht. Dabei wird davon ausgegangen, dass Sprache normerhaltende Funktionen hat und für den Sozialisationsprozess von enormer Bedeutung ist.
Hierfür betrachten wir das Systemkonzept (AGIL-Schema) Talcott Parsons und die Subsysteme des sozialen Handelns und der Kultur. Davon ausgehend grenzt die Analyse den Prozess der Sozialisation in der Schule vom familiären Erziehungskontext ab. Mit Hilfe der Erkenntnisse von George Herbert Mead wird daraufhin analysiert, inwieweit die individuelle und zugeschriebene Identität von Kommunikation und deren Form abhängt.
Die theoretischen Überlegungen erklären die Relevanz von Sprache und lassen ersichtlich werden, dass eine Veränderung in diesem Bereich auch zu weitreichenden Veränderungen in anderen Bereichen führt. In diesem Zusammenhang werden die theoretischen Bausteine auf das konkrete Anwendungsbeispiel der Tzozil, eine indigene Gemeinschaft in Südmexiko, übertragen.
Dabei sollen außerdem spezifische soziologische Erkenntnisse über die Tzozil und ihre 2-Körper Auffassung herausgestellt werden. Der Sozialisationsprozess wird dabei besonders durch Sprache und deren Spiritualität bestimmt, die jedoch im Modernisierungsprozess an Bedeutung verlieren.
Inhaltsverzeichnis
1 .Einleitung
2. Sprache als Baustein der Normerhaltung (Parsons, Latern pattern maintenance)
3. Die Bedeutung von „Mich“ und Ich“ sowie Symbolen im Kommunikationsprozess nach George Herbert Mead
4. Anwendung auf kulturelle Transformation der Tzozil in Südmexiko
5.Fazit
Literaturverzeichnis
Abstract
In der vorliegenden Arbeit wird die Relevanz von Sprache für die Identität von Gesellschaften untersucht. Dabei wird davon ausgegangen, dass Sprache normerhaltende Funktionen ausführt und für den Sozialisationsprozess von enormer Bedeutung ist. Hierfür betrachten wir das Systemkonzept (AGIL-Schema) Talcott Parsons und darin die Subsysteme des sozialen Handelns und der Kultur. Davon ausgehend grenzt die Analyse den Prozess der Sozialisation in der Schule vom familiären Erziehungskontext ab. Mit Hilfe der Erkenntnisse von George Herbert Mead wird daraufhin auseinandergesetzt, in wie weit die individuelle und zugeschriebene Identität von Kommunikation und deren Form abhängt („Mich“ und „Ich). Die theoretischen Überlegungen ergeben verknüpft die Relevanz von Sprache und lassen ersichtlich werden, dass eine Veränderung in diesem Bereich auch zu weitreichenden Veränderungen in anderen Bereichen führt. In diesem Zusammenhang werden die theoretischen Bausteine auf das konkrete Anwendungsbeispiel der Tzozil (Indigene Gemeinschaft in Südmexiko) übertragen. Dabei sollen außerdem spezifische soziologische Erkenntnisse über die Tzozil und ihre 2-Körper Auffassung herausgekehrt werden. Der Sozialisationsprozess wird dabei besonders durch Sprache und deren Spiritualität bestimmt, die jedoch im Modernisierungsprozess an Bedeutung verliert.
1. Einleitung
Es gibt kaum eine Gesellschaft auf der Erde, die nicht kulturellen Wandlungsprozessen unterworfen ist. So gibt es ähnlich wie in der Biologie, bezogen auf die Struktur der Gesellschaften eine Art Evolution, eine ständige Entwicklung und damit einhergehend eine mehr oder weniger schnelle Veränderung. In dieser Arbeit soll diesbezüglich, vordergründig die Rolle der Sprache untersucht werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese von elementarer Relevanz ist, für die Identitätsbildung des einzelnen Subjekts und aggregiert für die Normerhaltung der gesamten Gesellschaft. Sprache soll hier als zentraler Baustein der Schaffung sozialer Realität und als entscheidender Kontext von Handlungssituationen begriffen und analysiert werden. Methodisch wird dabei anhand der Theorien Talcott Parsons und ergänzend mit den Überlegungen George Herbert Meads eine theoretische Verdichtung angestrebt, die verdeutlichen soll wie wichtig und konstituierend Sprache für die Kultur von Gesellschaften ist. Zentraler Ausgangspunkt ist dabei das AGIL-Schema Parsons, in welchem „Lattern-Pattern-Maintenance“ als identitätswahrende Normerhaltungsfunktion angesehen wird. Innerhalb diesen systemischen Bausteins wird dann die Frage nach dem Stellenwert der Sprache näher erörtert. Besonders wichtig ist dabei auch die Sozialisation in der Schule, die von Parsons in seinem Gesamtwerk des Öfteren dargelegt wird. Vor dem Hintergrund dieser theoretischen Faktoren soll in einem Anwendungsbeispiel erklärt werden, inwieweit eine Gesellschaft (Hier: Die Tzozil in Südmexiko) durch Modernisierung, Globalisierung und damit einhergehend veränderter Schulsozialisation und den Verlust der ursprünglichen Sprache, vom Verschwinden oder zumindest von starker Veränderung betroffen ein kann. Dabei soll jedoch generell nicht nur die gesprochene Sprache sondern auch Symbolik und Gestik herangezogen werden. Dieses Element wird durch die Arbeiten George Herbert Meads eingeflochten. Alles in Allem soll in dieser Arbeit also die Relevanz von Sprache im Zuge sich verändernder Sozialisation (Vom Familienverband zur Schule) und die, sich damit in Wechselwirkung befindliche Gestik und Symbolik für das Handeln und die Kultur von Gesellschaften untersucht werden.
2. Sprache als Baustein der Normerhaltung (Parsons, Latern pattern maintenance)
Im AGIL-SCHEMA nach Parsons gibt es vier Hauptelemente oder auch Grundsysteme, welche zusammen das System von Gesellschaften konstituieren. „Addaption“ übernimmt hierbei die Funktion von Anpassung, „Goal-Attainment“ beschreibt die Zielvorstellungen eines Systems, etwa durch den Träger Politik aber auch durch die Wirtschaft (Vgl. Parsons 1972, S. 26-42). „Integration“ fungiert in diesem Modell als zusammenschließende Form, welche die Mitglieder auch über den Baustein Motivation und Gemeinschaft zusammenbringen und zusammenhalten soll. Auch ist sie mit ihrem Subsystem des sozialen Handelns, ein Bindeglied zwischen Integration und Normerhaltung. Auf das Systemelement „Lattern-Pattern maintenance“ soll hier das Hauptaugenmerk gelegt werden. Die Erhaltung von normativen Grundmustern und Verhaltensweisen, sowie deren kontrollierte Entwicklung sind wichtige Bestandteile einer Gesellschaft und entscheidend, wenn es um die Zukunftsfähigkeit einer Solchen geht. Stabilisierend in diesem Sinne wirken Institutionen, also die Überführung von geregelten Schemata in fest gegossene Verhaltenserwartungen. Ganz entscheidend im Prozess der Internalisierung von Normen und Verhaltensweisen ist das Instrument Sprache. Gemeinsame Sprache schafft in einem gewissen Maße einen gemeinsamen Habitus, da erst durch Kommunikation so etwas wie Realität entsteht. Unser Handeln ist also in hohem Maße durch unser Denken beeinflusst. Das bewusste Denken wiederum wäre ohne Sprache unvorstellbar, sie muss also einen universalen Stellenwert innehaben. Das Subsystem des sozialen Handelns wird durch Kommunikation erst real und erhält somit durch Sprache seine Relevanz. Eine Gesellschaft ohne gemeinsame Sprache wäre praktisch wenig sinnvoll und noch weniger durch Solidarität gekennzeichnet. Zunächst einmal dient das Instrument der Verständigung, dem Schutz des Einzelnen innerhalb einer Gruppe aber auch dem Gefühl von Zugehörigkeit. Vor diesem Hintergrund bildet sich dann die Charakteristik einer Gesellschaft heraus. Durch Beschreibung und Handlung werden Standards gesetzt, weiterentwickelt und über Generationen hinweg vermittelt. In diesem Prozess kristallisiert sich auch die Kultur einer Gesellschaft heraus. Kultur ist also in ganz beträchtlichem Maße das Ergebnis von sozialer Handlung, die ihrerseits durch die Verwendung von Sprache im gesellschaftlichen Kontext geprägt ist. Natürlich kommt der Drang zur Verständigung und Gruppenbildung nicht einzig und allein aus Solidaritätsmotiven zustande.
So ist auch die biologische Seite zu beachten, welche die Dringlichkeit einer gemeinsamen Kommunikation zur Besserstellung des Einzelnen hervorhebt. Teleologische Gerichtetheit ist für das Erklären von sozialem Handeln unabdingbar. Die Grundbedürfnisse des Organismus schaffen eine Nachfrage nach Stärke und Effizienz, welche in der Gruppe höher sind als wenn man auf sich allein gestellt wäre (Vgl.Parsons 1986, S. 69-73). Funktionale Interdependenz ist damit ein grundlegender Schlüssel zur Konstitution von Gemeinschaft, der seinerseits ohne gemeinsame Kommunikation wirkungslos wäre. „Kein Individuum ist allein auf sich gestellt, wenn es darum geht, für seine Nahrung oder Kleidung zu sorgen“(Parsons 1986, S. 160). Wir sehen also, dass das Bedürfnis nach Gemeinschaft sowohl aus Faktoren des biologischen Überlebens als auch aus Bausteinen des Zugehörigkeitsgefühls, des Identitätsgefühls, besteht. Elementar für dies alles ist die Sprache und sie beeinflusst im Endeffekt alle Lebensbereiche und damit auch die kulturelle Identität einer Gesellschaft. In hohem Maße ist Literatur ein Produkt der Charakteristik einer Sprache, aber auch Kunst und Traditionen, Feste und Gesänge sind Einflussfaktoren wie Produkte der Sprache. Vor diesem Hintergrund dürfte es einleuchtend sein, dass mit einer Veränderung der Sprache auch eine Veränderung der Kultur einer Gesellschaft einhergeht. Sozialisation ist in diesem Kontext ein zentraler Faktor der Identitätsbildung, der von Kindesbeinen an bis ins Erwachsenenalter und darüber hinaus eine Art gemeinsamer Alltagskultur herausbildet, einen homogenen Rahmen für das Handeln der Gesellschaftsmitglieder bereitet. Sprachlicher Einfluss kommt dabei in einem fluiden System zu Stande und erschafft quasi eine gemeinsame Erlebniswelt. In diesem System findet ständig Beeinflussung und Prägung statt, von einem Aktor zum Anderen, innerhalb eines Gesellschaftssystems, welches einen Grundkanon an Normen und Werten teilt. Der Grundstein zur Integration des Einzelnen in dieses charakteristische Gefüge einer Gesellschaft wird in der Kindheit und zwar im Umfeld der Familie aber in modernen Gesellschaften auch zum Großteil in der Schule gelegt. Sprachlich ergibt sich hier eine Divergenz zwischen der familiären Kommunikation und den linguistischen Modi innerhalb der Institution Schule. So kann es zu mehr oder weniger großen Unterschieden kommen, etwa in Sprachverwendung, Wortschatz aber auch Aussprache. Selbst in Sachen Gestik und Mimik kann es im schulischen Umfeld zu einer anderen Prägung kommen, als im familiären Gefüge. Die Schule sollte also gesondert als soziales System betrachtet werden, welches determinierend auf ihre Mitglieder einwirkt. So wird beispielsweise dialektale Aussprache in vielen Fällen, insbesondere in größeren Städten, sozial sanktioniert und es kommt zu Anpassungsprozessen. Hauptfunktion der Schule ist es, die Kinder und später die Jugendlichen auf ihre künftige Rolle als Erwachsene innerhalb des sozialen Systems vorzubereiten.
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- Arbeit zitieren
- Johannes Renner (Autor:in), 2016, Die Bedeutung der Sprache für das soziale Handeln und die kulturelle Identität von Gesellschaften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343714
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