In dieser Arbeit will ich kurz Ritualtheorien von zwei Ethnologen darstellen, die für die Entwicklung innerhalb der Ritualforschung bis zu ihrem heutigen Stand wichtig sind: A. van Gennep und V. Turner.
Früher hat man Rituale meist als relativ gleichbleibende, periodisch abgehaltenen Handlungsabfolgen vor allem im Kontext der Religion verstanden. Dementsprechend wurde der Begriff Ritual meist im Sinne von „Gottesdienst“ verwendet. Heute versteht man Rituale viel allgemeiner als symbolische Handlungen, als Interaktionen mit der Umwelt oder auch als geregelte Kommunikationsabläufe.
Man findet Rituale dem heutigen Verständnis nach vor allem im Bereich des Miteinanders in Form von Gepflogenheiten, Sitten, Bräuchen usw. Sie sind aber auch auf der Ebene des individuellen Verhaltens anzutreffen; z.B. als Zwangshandlung oder Gewohnheit. Arbeiten zum Ritual kommen aus so unterschiedlichen akademischen Bereichen wie: Recht, Sport, Kommunikation, Medien, Psychologie, Medizin, Pädagogik usw. In den USA hat sich seit den frühen 1980 ern ein neuer interdisziplinären Fachbereich etablieren können, die „ritual studies“.
Als Tuner 1963 auf die „Übergangsriten“ stieß, stellte er fest, wie gut sich diese Theorie auf seine Beobachtungen anwenden ließ. Er übernahm die Terminologie der 3-Phasen-Struktur, konzentrierte sich dabei aber auf die Erfahrungsebene der Schwellenphase, bzw. liminalen Phase (limen = lat. Schwelle) und auf ihren prozesshaften, persönlichkeits- transformierenden Charakter.
Einen größeren Teil seiner Arbeit (sein bekanntestes Buch ist Sicherlich: „Das Ritual. Struktur und Anti-Struktur) widmet sich der Darstellung von Zusammenhängen und Analogien der liminalen Erfahrungen im Ritus der Stammeskulturen zu Erscheinungen des modernen Lebens in den differenzierteren westlichen Gesellschaften.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsangabe
- Einleitung
- Arnold von Gennep (1873-1957)
- Statisches und dynamisches Moment der Gesellschaft
- Funktion des Übergangsritus
- Die 3 Phasen-Struktur
- Ritenkategorien
- Victor Turner (1920-1983)
- Liminalität
- Communitas
- Dialektik der 2 Gesellschafts-Komponenten
- Liminoide Riten und millenarische Bewegungunen
- Kritik und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit stellt die Ritualtheorien von Arnold van Gennep und Victor Turner dar, die für die Entwicklung der Ritualforschung von großer Bedeutung sind. Es wird die Entwicklung des Ritualbegriffs von einem eng an die Religion gebundenen Konzept hin zu einem umfassenderen Verständnis als symbolische Handlung und Interaktion mit der Umwelt beleuchtet.
- Entwicklung des Ritualbegriffs von der Religion zur symbolischen Handlung
- Van Genneps Theorie der Übergangsriten und ihre 3 Phasen-Struktur
- Turners Konzept der Liminalität und Communitas
- Die Verbindung von Ritual und Gesellschaft bei beiden Autoren
- Die Bedeutung von Ritualen in der modernen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Ritualtheorien ein und erläutert den Wandel des Ritualbegriffs im Laufe der Zeit. Es wird die Bedeutung von Ritualen in verschiedenen Bereichen des menschlichen Lebens und die Entstehung der „ritual studies“ in den USA hervorgehoben.
Arnold von Gennep (1873-1957)
Dieser Abschnitt stellt Arnold van Gennep und sein Hauptwerk „Les Rites des Passage“ vor. Es wird seine Theorie der Übergangsriten erläutert, die auf der Unterscheidung zwischen statischem und dynamischem Moment in der Gesellschaft basiert. Van Genneps Konzept der 3 Phasen-Struktur (Trennung, Zwischenphase, Angliederung) wird anhand von Beispielen aus verschiedenen Kulturen erläutert. Außerdem werden die Kategorien von Riten nach van Gennep vorgestellt.
Victor Turner (1920-1983)
Dieser Abschnitt widmet sich Victor Turner und seiner Auseinandersetzung mit van Genneps Theorie. Es wird Turners Fokus auf die Liminalität, die Zwischenphase des Übergangsritus, und deren Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung und die soziale Transformation hervorgehoben. Turner entwickelte die Konzepte der Communitas und der Dialektik zwischen Struktur und Anti-Struktur, die die Bedeutung von Ritualen für die Gestaltung von Gesellschaften beleuchten.
Schlüsselwörter
Ritualtheorie, Übergangsriten, Liminalität, Communitas, symbolische Handlung, Gesellschaft, Kultur, soziale Transformation, Ethnographie, Anthropologie, „ritual studies“
- Quote paper
- Simon Knopf (Author), 2016, Ritualtheorien von Arnold van Gennep und Victor Turner im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343673