Nur „ein vorübergehender Meteor. Der zog nur augenblicklich über den Horizont der deutschen Literatur hin und verschwand plötzlich, ohne im Leben eine Spur zurückzulassen.“ Diese vernichtende Kritik über Jakob Michael Reinhold Lenz schreibt Johann Wolfgang Goethe 1816 in seiner Schrift Dichtung und Wahrheit nieder, obwohl sein ehemaliger Freund aus Straßburger Zeiten zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als einem Jahrzehnt tot ist. Der Streit in Weimar zwischen Lenz und ihm scheint eine tiefe Wunde hinterlassen zu haben, und „[e]ine große Wahrheit muß Lenz Goethe gesagt haben, wie sonst könnte Goethe so getroffen sein.“
Goethes Urteil beeinflußt die Rezeption von Lenz` Werken über viele Jahrzehnte, und „[d]amit war Lenz bis ins 20. Jahrhundert als Dichter erledigt.
Erst seit wenigen Jahrzehnten erkennt die Literaturforschung die Bedeutung seiner Werke an und beschäftigt sich mit seinem Lebenswerk, welches sich über Dramen, Lyrik, Prosa, Briefen bis hin zu zahlreichen theoretischen Schriften erstreckt. Heutzutage gilt er als einer der entscheidenden Begründer des sozialen Dramas und als einer der wichtigsten Vertreter des Sturm und Drang.
Da Jakob Michael Reinhold Lenz erfolgreichste Schaffensphase in die Epoche des Sturm und Drang fällt, soll in der folgenden Analyse kurz auf diese Literaturepoche eingegangen werden.
Dabei wird der Versuch einer knappen Zusammenfassung der Epoche des Sturm und Drang unternommen, wobei hier eine ausführliche Betrachtung dieser Epoche den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Deshalb soll nur ein kurzer Abriß dieser Zeit gegeben werden, um die für die Hauptanalyse relevanten Punkte herauszuarbeiten. Die historische oder epochale Einordnung von Lenz` Werken ist von Bedeutung, damit die gesellschaftskritischen Tendenzen in seinen Dramen auch vor dem passenden sozialen und historischen Hintergrund gedeutet und betrachtet werden können. Diese Tatsache gilt sowohl für die Erziehungsthematik in dem Drama „Der Hofmeister oder die Vorteile der Privaterziehung“ als auch für die Interpretation des Soldatenstandes bzw. der Ständegesellschaft insgesamt in dem Drama „Die Soldaten“.
Vor dem Hintergrund der Epoche des Sturm und Drang werden in der folgenden Arbeit Lenz dramentheoretische Schriften und die beiden Dramen "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung" und "Die Soldaten" näher betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sturm und Drang
2.1. Die Uneinigkeit bei der Bestimmung des Epochenbegriffs des Sturm und Drang
2.2. Ideale des Sturm und Drang
2.3. Das Drama als bevorzugte Gattung des Sturm und Drang
3. Dramentheoretische Schriften
3.1. Die Anmerkungen übers Theater
3.1.1. Formulierung neuer dramentheoretischer Vorstellungen
3.1.2. Die Polemik gegen Aristoteles
3.1.3 Die Kritik am französischen Theater in den „Anmerkungen übers Theater“ und „Für Wagnern“
3.2. Dramentheorie als Gesellschaftskritik
3.3. Die Umsetzung dramentheoretischer Vorstellungen in den Dramen Der Hofmeister/ Die Soldaten
4. Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung
4.1. Die Erziehungsthematik und der kritische Blick auf die Hofmeisterexistenz
4.1.1. Privaterziehung oder öffentliche Schule
4.1.2. Die Sonderrolle des Dorfschulmeisters Wenzeslaus
4.1.3. Der Hofmeister Läufer als Negativbeispiel
4.1.4. Literatur als schlechte Erziehung für das weibliche Geschlecht
4.2. Der Zufall als bestimmendes Prinzip im „Hofmeister“ und das versöhnende Ende des Dramas
5. Die Soldaten
5.1. „Eine Hure wird immer eine Hure.“ Über die Schädlichkeit der Komödie
5.2. Die Soldaten als autonome Kaste innerhalb der Gesellschaft
5.3. Maries sozialer Abstieg und die Zerstörung der bürgerlichen Existenz
5.4. Eine Pflanzenschule von Soldatenweibern. Gesellschaftsutopie oder Lösungsvor- schlag
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Nur „ein vorübergehender Meteor. Der zog nur augenblicklich über den Horizont der deutschen Literatur hin und verschwand plötzlich, ohne im Leben eine Spur zurückzulassen.“[1] Diese vernichtende Kritik über Jakob Michael Reinhold Lenz schreibt Johann Wolfgang Goethe 1816 in seiner Schrift Dichtung und Wahrheit nieder, obwohl sein ehemaliger Freund aus Straßburger Zeiten zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als einem Jahrzehnt tot ist. Der Streit in Weimar zwischen Lenz und ihm scheint eine tiefe Wunde hinterlassen zu haben, und „[e]ine große Wahrheit muß Lenz Goethe gesagt haben, wie sonst könnte Goethe so getroffen sein.“[2]
Der Bruch mit Goethe trifft Lenz allerdings nicht weniger hart und ist sicherlich zum großen Teil mit dafür verantwortlich, daß sein Leben von diesem Zeitpunkt an mehr und mehr aus den Fugen gerät, obwohl ihn dieses einschneidende Erlebnis nicht völlig unvorbereitet trifft. „Ich aber werde dunkel sein [u]nd gehe meinen Weg allein“[3], schreibt Lenz noch einen Monat bevor er nach Weimar zurückkehrt, um dort schließlich auf Anraten Goethes, vom Hofe verwiesen zu werden. Seine düsteren Vorahnungen haben sich mit seiner Verbannung aus Weimar bestätigt, durch die ihm die letzte Möglichkeit genommen wird, in der Gesellschaft Fuß zu fassen und ein geregeltes Leben zu führen.
Genauso wie Lenz mit seinen Vorahnungen Recht behält, so soll auch Goethe mit seiner verfaßten Kritik für lange Zeit Recht behalten.
Goethes Urteil beeinflußt die Rezeption von Lenz` Werken über viele Jahrzehnte, und „[d]amit war Lenz bis ins 20. Jahrhundert als Dichter erledigt – erst Brecht hat ihn als sehr modernen Dramatiker, als Vorläufer seines epischen Theaters neu entdeckt.“[4]
Lenz` umfangreiche literarische Hinterlassenschaft gerät nach seinem Tod sowohl bei seinen Zeitgenossen als auch bei der Nachwelt für lange Zeit in Vergessenheit. Erst seit wenigen Jahrzehnten erkennt die Literaturforschung die Bedeutung seiner Werke an und beschäftigt sich mit seinem Lebenswerk, welches sich über Dramen, Lyrik, Prosa, Briefen bis hin zu zahlreichen theoretischen Schriften erstreckt. Heutzutage gilt er als einer der entscheidenden Begründer des sozialen Dramas und als einer der wichtigsten Vertreter des Sturm und Drang.
Da Jakob Michael Reinhold Lenz erfolgreichste Schaffensphase in die Epoche des Sturm und Drang fällt, soll in der folgenden Analyse kurz auf diese Literaturepoche eingegangen werden.
Dabei wird der Versuch einer knappen Zusammenfassung der Epoche des Sturm und Drang unternommen, wobei hier eine ausführliche Betrachtung dieser Epoche den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Deshalb soll nur ein kurzer Abriß dieser Zeit gegeben werden, um die für die Hauptanalyse relevanten Punkte herauszuarbeiten. Die historische oder epochale Einordnung von Lenz` Werken ist von Bedeutung, damit die gesellschaftskritischen Tendenzen in seinen Dramen auch vor dem passenden sozialen und historischen Hintergrund gedeutet und betrachtet werden können. Diese Tatsache gilt sowohl für die Erziehungsthematik in dem Drama „Der Hofmeister oder die Vorteile der Privaterziehung“ als auch für die Interpretation des Soldatenstandes bzw. der Ständegesellschaft insgesamt in dem Drama „Die Soldaten“.
Zunächst einmal soll aber auf die Problematik der Epochenbestimmung im Allgemeinen eingegangen werden, also die Frage erläutert werden, welcher Epoche diese literarische Strömung zugeordnet werden kann. Hierbei wird eine zeitliche Eingrenzung der Hauptschaffensphase genannt und eine Beziehung zur Aufklärung und zur Klassik hergestellt.
Im Anschluß daran werden die Ideale dieser Bewegung kurz angeführt, um einen Zusammenhang zwischen ihnen und Jakob Michael Reinhold Lenz` Werken herstellen zu können.
Abschließend zu diesem Thema soll kurz auf die bevorzugte literarische Gattung im Sturm und Drang, nämlich auf das Drama, eingegangen werden, da sich die Analyse vorwiegend mit den zwei Dramen „Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“ und „Die Soldaten“ von Jakob Michael Reinhold Lenz beschäftigt. Anschließend geht die Analyse auf Lenz` dramentheoretische Schriften, vor allen Dingen auf die „Anmerkungen übers Theater“, ein.
Dabei soll als Erstes Lenz` Absicht der Formulierung neuer dramentheoretischer Vorstellungen in den Vordergrund gestellt werden. Wo liegen die Besonderheiten bei der Darbietung der „Anmerkungen übers Theater“? Welche Bedeutung hat das Theater für Lenz, und wie möchte er es selbst in der Praxis gestalten? Welche Ideen möchte Lenz in der Zukunft für das Theater verwirklicht sehen, und wie eindeutig sind seine Vorstellungen hinsichtlich der Verwirklichung einer neuen Form des Theaters?
Diese Vorstellungen werden dann im nächsten Punkt konkretisiert. Hier soll die Funktion der Polemik gegen Aristoteles näher erläutert werden. Es gilt zu klären, mit welcher Intention der Autor Aristoteles als Gegenpol benutzt und in welchen Punkten sich seine dramentheoretischen Vorstellungen von der traditionellen Regelpoetik unterscheiden. Das Hauptaugenmerk soll auf Lenz` neuem Tragödien- Komödienkonzept und der von Aristoteles geforderten Einheit von Zeit, Ort und Handlung liegen.
Daraufhin wird die Kritik am französischen Theater in den „Anmerkungen übers Theater“ und der kurzen Skizze „Für Wagnern“ näher untersucht, um daraus weitere Schlüsse für Lenz` eigene poetische Praxis zu ziehen. Dafür wird der Vergleich vom französischen und englischen Theater angeführt. Anschließend werden die Dramentheorie und die Polemik gegen Aristoteles in Bezug auf ihre gesellschaftskritischen Tendenzen beleuchtet.
Im letzten Unterpunkt soll eine Brücke zu den Dramen „Der Hofmeister“ und „Die Soldaten geschlagen werden, indem geprüft wird, in wie weit Lenz seine dramentheoretischen Vorstellungen in seinen Dramen umgesetzt hat.
Nach dieser Überleitung beschäftigt sich die Analyse zunächst mit dem Drama „Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“. Als Schwerpunkt wird dabei die Erziehungsthematik von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachtet.
Zunächst steht die Auseinandersetzung zwischen dem Geheimen Rat und Pastor Läuffer im Mittelpunkt des Interesses, die in ihrem Gespräch über die Hofmeistererziehung und die öffentliche Schulbildung die Grundlage für den weiteren Erziehungsdiskurs legen. Dabei werden die gesellschaftlichen Zwänge aufgedeckt, denen ein bürgerlicher Intellektueller des 18. Jahrhunderts unterworfen ist. Außerdem soll die Disharmonie, die zwischen dem idealistischen Freiheitsdenken des Geheimen Rats und den realen Lebensbedingungen Läuffers besteht, deutlich gemacht werden. Die Aussagen des Gesprächs werden in Bezug zu den Handlungen der einzelnen Personen gestellt und auf ihre Richtigkeit hin geprüft.
Im nächsten Punkt wird durch den Dorfschulmeister Wenzeslaus das öffentliche Schulwesen als Alternative zum Beruf des Hofmeisters betrachtet. Dabei soll vor allen Dingen auch der eigentümliche Charakter von Wenzeslaus Beachtung finden, der maßgeblich Läuffers tragischen Werdegang beeinflußt.
Anschließend wird die Figur des Hofmeisters Läuffer genauer analysiert. Hier wird gezeigt, warum Läuffer als Negativbeispiel für den Beruf des Hofmeisters genannt werden kann. Außerdem soll verdeutlicht werden, weshalb er nicht nur ein Opfer der gesellschaftlichen Mißstände ist, sondern auch selbst für sein Schicksal mitverantwortlich ist.
Abschließend zur Erziehungsthematik wird die Erziehung des weiblichen Geschlechts im Drama knapp beleuchtet. In diesem Zusammenhang wird auch kurz auf Lenz allgemeines Frauenbild eingegangen.
Im letzten Unterpunkt zum Drama „Der Hofmeister“ soll der Dramenschluß untersucht werden, um das glückliche Ende im Vergleich zum ansonsten tragischen Verlauf der Handlung zu deuten.
Der letzte Teilbereich der Analyse beschäftigt sich schließlich mit dem Drama „Die Soldaten“. Dabei steht zunächst die Ursache für den sozialen Abstieg von Marie und ihrer Familie im Mittelpunkt des Interesses. Das Gespräch zwischen dem Feldprediger Eisenhardt und einigen anderen Offizieren soll dabei auf seine Bedeutung für den weiteren Verlauf der Handlung untersucht werden. Im Zentrum der Untersuchung stehen hierbei der Sexualdiskurs, die Verführbarkeit bürgerlicher Mädchen und der Nutzen der Komödie bzw. des Theaters.
Anschließend werden der Soldatenstand und das Verhalten der Offiziere genauer betrachtet. Dabei stellt sich die Frage, welche Rolle die Soldaten innerhalb der Gesellschaft spielen, und in welcher Art und Weise sie die gesellschaftlichen Verhältnisse beeinflussen.
Im Anschluß soll Maries sozialer Abstieg begutachtet werden. Hierbei wird geklärt, in wie weit Marie und ihre Familie selbst für ihren sozialen Abstieg verantwortlich sind und in welchem Ausmaß sie zu Opfern der Offiziere werden.
Im letzten Unterpunkt soll kurz der Schluß des Dramas im Vergleich zur Dramenhandlung untersucht werden.
Abschließend werden dann noch einmal die wichtigsten Ergebnisse knapp zusammengefaßt und ein Fazit gezogen.
2.Sturm und Drang
2.1. Die Uneinigkeit bei der Bestimmung des Epochenbegriffs des Sturm und Drang
Die Problematik, die sich direkt zu Beginn bei der Beschäftigung mit der Epoche des Sturm und Drang stellt, ist die genaue Bestimmung und Einordnung dieser literarischen Strömung. Dieses Problem bezieht sich aber nicht etwa auf eine „zeitliche Begrenzung des Sturm und Drang als Literaturperiode“[5], die relativ leicht vorgenommen werden kann, sondern viel mehr auf die Frage der Eigenständigkeit dieser Epoche und der in dieser Zeit hervorgebrachten Literatur.
Daher gilt es zu untersuchen, in welcher Abhängigkeit die Epoche des Sturm und Drang zur Epoche der Aufklärung und zur Klassik steht.
„Die ältere Forschung sah im S. u. D. [z.B.] zu Unrecht eine Gegenbewegung zur Aufklärung. Zwar setzten sich seine Autoren für die Anerkennung der lange Zeit vernachlässigten Gefühlswerte ein, doch wurde die Vernunft nicht ausgegrenzt“[6], die ja in der Aufklärung das bestimmende Element war.
Zusammenfassend stellt sich also erst einmal die Frage, ob der Sturm und Drang überhaupt als eigenständige Epoche angesehen werden kann oder ob es sich lediglich um einen Teilbereich der Aufklärung bzw. eine Übergangsperiode zur Klassik handelt. Dazu kann zunächst gesagt werden:
„Die Verwendung der beiden Begriffe ‘Aufklärung’ und ‘Sturm und Drang’ im Sinne einer literarhistorischen Periodisierung ist mit Schwierigkeiten verbunden. Die bisherige Literaturgeschichtsschreibung hat insbesondere die Abgrenzung des Sturm und Drang von der Aufklärung und der Empfindsamkeit einerseits und von der Klassik andererseits sehr unterschiedlich vorgenommen. Im Blick auf die durch Goethe und Schiller geprägte Weimarer Klassik wird der Sturm und Drang in der älteren Forschung oft einseitig als Phase des bloßen Durchgangs und der Vorbereitung (Vorklassik) gewertet. […] Die Konsequenz solcher Überlegungen ist eine scharfe Trennung der Literatur des Sturm und Drang von der Aufklärung, während der Übergang zur Klassik eher organisch gedacht wird, so als sei das im Sturm und Drang Angelegte erst in der ‘Reife’ der Klassik voll zur Entfaltung gekommen.“[7]
Diese Betrachtung könnte Sinn ergeben, wenn man sich in diesem Fall z.B. ausschließlich auf Goethe und Schiller beziehen würde, bei denen sehr oft eine deutliche Trennung zwischen ihrem Schaffen während des Sturm und Drangs und ihren späteren Arbeiten vorgenommen wird. Das zeigt sich bereits daran, daß häufig vom „jungen Goethe“ oder „jungen Schiller“ gesprochen wird, wenn von den beiden Autoren in Bezug auf die Epoche des Sturm und Drang die Rede ist.
Hierbei muß aber beachtet werden, daß andere Autoren, die den Sturm und Drang genauso entscheidend mitprägten, keinen Übergang zur Klassik vollzogen, sondern mit den Idealen dieser Strömung zeitlebens verwurzelt blieben. Als Beispiel hierfür kann ohne jeden Zweifel Jakob Michael Reinhold Lenz genannt werden, der gerade durch sein Verweilen in den Idealen und Grundideen dieser Literaturbewegung später in Weimar keine Anerkennung fand und von Goethe als lästig und störend empfunden wurde, da er in Lenz einen Teil seiner bereits erfolgreich verdrängten Jugend wieder erkannte. Zum anderen sah er in ihm einen unliebsamen Rivalen, der einfach nicht mehr in sein neues Weltbild paßte.
„Der will doch von all dem nichts mehr wissen. Dem ist Lenz, welch infame Formulierung, nur noch ein verhasster Gegenstand. Unliebsame Erinnerung an ein Stück rebellischer Jugend. Das Kapitel ist abgeschlossen. Mit einem, der wie Götz von Berlichingen den ganzen Regelcodex mit Füßen tritt, mit einem, der – wie er selbst in den Monaten vor der Flucht nach Weimar – scheissig gestrandet ist, hat er nichts mehr zu schaffen. […] Schon der Gedanke, Lenzens Manuskripte gedruckt zu sehen, bereitet ihm Verdruß. Für einen Gescheiterten ist in dem Kosmos, den er sich binnen kürzester Zeit eingerichtet hat, kein Platz mehr vorhanden.“[8]
Deshalb ist es durchaus nötig, sich etwas differenzierter mit der Bedeutung und dem Einfluß dieser Bewegung auseinanderzusetzen und sie nicht bloß als eine Zwischenstation oder Übungsphase einzelner Autoren anzusehen, die angeblich erst später ihn der Klassik ihr volles literarisches Potential entfalteten.
Bevor dies möglich ist, muß erst einmal der zeitliche Umfang der Epoche genannt werden. Die allgemeine Literaturauffassung geht heutzutage davon aus, daß sich die literarische Strömung des Sturm und Drang weitgehend in einem Zeitraum von 1770 bis 1789 erstreckt, wobei die Hauptphase der Bewegung in den Siebzigern angesiedelt wird. Aber auch bereits vor dieser Zeit entstehen Texte, die den Idealen dieser neuen Strömung folgen. „Die Bewegung des S. u. D. bahnte sich in den 60er Jahren des 18. Jh. an, erlebte ihren Höhepunkt in den 70er u. verhallte in den 80er Jahren.“[9]
Als Beispiel für eine Literatur, die bereits vor 1770 entsteht und trotzdem dem Sturm und Drang zugeordnet werden kann und auf seine Ideale hinarbeitet, können unter anderem Gerstenbergs Briefe über Merkwürdigkeiten der Literatur und Herders Fragmente über die neuere deutsche Literatur genannt werden, die zwischen 1766 und 1768 datiert werden können.
Abschließend läßt sich zu der Thematik der Epocheneingrenzung sagen,
„zunächst gibt es die Aufklärung, den Sturm und Drang, die Geniezeit nicht in dem Sinne, wie es z.B. die Freie Reichsstadt Frankfurt am Main in diesen Jahren gab; wenn man einen der Autoren jener Jahre einen Aufklärer, einen Stürmer und Dränger oder ein Genie nennt, so läßt sich eine solche Klassifizierung in Frage stellen.“[10]
Es bleibt also fragwürdig, ob ein Autor eindeutig einer bestimmten Epoche zugeschrieben werden kann, da eine endgültige epochale Abgrenzung immer mit Komplikationen verbunden sein wird.
Somit muß „[e]ine sinnvolle Verwendung der beiden Begriffe ‘Aufklärung’ und ‘Sturm und Drang’ […] also davon ausgehen, daß Aufklärung der übergeordnete Epochenbegriff ist: Das ‘Jahrhundert der Aufklärung’ bildet den Rahmen, innerhalb dessen die literarische Entwicklung unterschiedliche Phasen durchläuft. Sturm und Drang und Empfindsamkeit bezeichnen solche Bewegungen, die etwa ab der Jahrhundertmitte die zeitlich vorausgehenden Ausprägungen der literarischen Aufklärung auf ihre Weise verändern und weiterführen.“[11]
Diese Definition verzichtet auf eine deutliche Abgrenzung und impliziert dadurch die Tatsache, daß zu gleicher Zeit auch unterschiedliche literarische Strömungen nebeneinander existieren, wie es in der Regel stets der Fall ist, und „daß der Sturm und Drang als eine spätere literarische Strömung zu den weiterwirkenden anderen hinzukommt“[12].
Durch diese Einteilung wird die Problematik des Epochenbegriffs weitgehend gelöst, da dem Sturm und Drang dabei durchaus seine Eigenständigkeit zugeschrieben wird und seine Bedeutung für die Literatur anerkannt wird, er aber dennoch nicht isoliert betrachtet und analysiert werden muß.
Ihren Namen erhält die Epoche „ex post […] nach Klingers Drama gleichen Titels (1776), das urspr. Wirrwarr hieß u. von dem Schweizer Christoph Kaufmann umgetauft wurde.“[13] Die nachträgliche Bestimmung der Epoche zeigt noch mal deutlich, daß es sich bei der Periodisierung um spätere bzw. neuere Datierungen handelt, also eine strenge Abgrenzung des Sturm und Drang zu anderen literarischen Strömungen nicht gerechtfertigt ist, denn „[w]eder die Zeitgenossen noch die Autoren selbst hatten das Bewußtsein von der Selbstständigkeit und Einheit dessen, was wir heute Sturm- und Drangepoche nennen.“[14]
2.2. Ideale des Sturm und Drang
Beim Sturm und Drang handelt es sich um eine Jugendbewegung, bei der sich vorwiegend Autoren im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren in freundschaftlichen Kreisen zusammenschließen, um gemeinsame Ideale und Ziele zu diskutieren und zu verwirklichen. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, daß es sich bei dieser Strömung um kein gesamteuropäisches Phänomen wie zum Beispiel bei der Aufklärung handelt, sondern um eine Bewegung, die auf eine Entwicklung innerhalb der deutschen Literatur eingegrenzt werden kann.
Die entscheidende Begegnung zwischen Herder und Goethe 1770 in Straßburg läutet die Phase des Sturm und Drang ein und bildet zugleich auch den Kern für eine der wichtigsten Gruppen dieser Strömung, zu der sich später unter anderem Wagner, Merck und Lenz gesellen.
„Der Kreis um Herder, Goethe, Wagner, Merck und Lenz (zuerst in Straßburg, dann in Frankfurt und Wetzlar) gibt in den Jahren 1770-1773 die entscheidenden Impulse, eine weitere Gruppe in Göttingen (vor allem Voß und Bürger), schließlich der schwäbische Kreis (Schubart, Weckherlin und der junge Schiller) kommen hinzu - damit sind bereits die wichtigsten Träger der Bewegung und ihre regionalen Zentren genannt. Andere Autoren bleiben an der Peripherie, so etwa Klinger, die beiden Grafen Stolberg, Maler Müller, Jung Stilling u. a.“[15]
Das offensichtliche Scheitern der aufklärerischen Bemühungen in Bezug auf eine Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen und somit eine Verbesserung der sozialen Lebensbedingungen bewegt diese Autoren dazu, andere Wege zu gehen und motiviert sie, radikalere Lösungen zu suchen.
So ist es auch nicht besonders verwunderlich, daß bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. Goethe und Schiller, die Vertreter dieser Bewegung vorwiegend aus der bürgerlichen Mittelschicht kommen, wohingegen die „Trägergruppen der deutschen Aufklärung“[16] zum großen Teil aus der Oberschicht stammen und „überwiegend mit den Territorialstaaten eng verbunden und materiell von ihnen abhängig“[17] sind.
Dies erklärt auch, warum zwischen den theoretischen Vorstellungen eines aufgeklärten Absolutismus, den die Aufklärung anstrebte, und der politischen Realität zum Beginn der Sturm und Drangphase eine große Lücke klafft. Somit ist es dem Bürgertum trotz seiner Aufgeklärtheit und eines sozialen Aufstieges nicht gelungen, maßgeblich Einfluß auf die Politik zu nehmen, die immer noch ausschließlich vom Adel bestimmt wird.
Gerade die Festlegung auf ein rein rationales Handeln verhindert eine wirkliche Veränderung der sozialen Gegebenheiten, denn sie klammert von Vorne herein jede radikalere Maßnahme aus. Die Ständegesellschaft und die Vorherrschaft des Adels werden deshalb auch in keiner Weise in Frage gestellt, sondern es wird viel mehr versucht, vom Adel Zugeständnisse zu erbitten.
„Die von ihnen angestrebten Reformen waren ohne die Bereitschaft der Obrigkeit nicht durchführbar. Die politischen und sozialen Ordnungen, an denen durchweg festgehalten wurde, bestimmten das Ausmaß der Reformen. Die Aufklärung zielt also nicht auf eine Abschaffung der ständischen Gesellschaft, sondern auf eine Reform des absolutistischen Systems.“[18]
Damit kann gesagt werden, daß zwar ein geistiger Aufklärungsprozeß stattfindet, durch den gesellschaftliche Mißstände erkannt werden, da der Mensch zur Eigenverantwortlichkeit, Selbstständigkeit, Aktivität und zu Nutzung des eigenen Verstandes aufgerufen wird, aber daß daraus keine wirklichen Konsequenzen gezogen werden, durch die tatsächlich etwas verändert wird.
Auf diese Weise erscheint die Aufklärung in Deutschland als Widerspruch, da sie auf der einen Seite darum bemüht ist, das Bürgertum zu emanzipieren, damit es sich von politischen, religiösen und ideologischen Bevormundungen löst, es aber auf der anderen Seite nicht schafft, diese theoretischen Vorstellungen mit aller Deutlichkeit in die Realität umzusetzen.
„Viele Menschen zu dieser Zeit, Regierte und Regierende, waren zu Reformen in privaten und öffentlichen Bereichen bereit, doch erfuhr man unter den bestehenden Bedingungen das Utopische aufklärerischer Gedanken, man zog sich zurück auf private Moral, auf die Kunst. Die Bereitschaft zur Revolution bestand nur bei wenigen.“[19]
Das zentrale Ereignis der Epoche der Aufklärung aus europäischer Sicht ist zweifelsohne die Französische Revolution, die 1789 ausbricht, und auch von vielen deutschen Intellektuellen begrüßt wird. Im Gegensatz zu Frankreich kommt es in Deutschland aber, wie bereits erwähnt, nicht zu einem derartigen Umschwung. Durch die Zersplitterung des deutschen Bürgertums in eine Vielzahl von Klein- und Kleinststaaten territorialer Fürstentümer, kann keine einheitliche Bewegung gegen einen gemeinsamen Feind entstehen, wie es z.B. in Frankreich der Fall ist, wo sich zwei Parteien, nämlich das Bürgertum und die höfische Gesellschaft gegenüber stehen. Es kann sich demnach in Deutschland kein einheitliches Nationalgefühl entwickeln.
„Konnte der Engländer oder Franzose die Idee einer Nation als gegeben ansehen und sein Nationalgefühl ohne weiteres mit einem konkreten Staat identifizieren, so war das für den Deutschen nicht möglich, da sein Land als politische Einheit nicht existierte. […] Es war aufgesplittert in eine Vielfalt kleiner und kleinster Staaten, deren jeder seinen eigenen Königs- bzw. Fürstenhof und seine eigene Armee besaß und sorgfältig darauf bedacht war, durch Zölle, Aus- und Einfuhrverbote bzw. –beschränkungen sich selbst wirtschaftlich von den anderen abzukapseln (Stockmeyer, 73).“[20]
Der späte Versuch einer Revolution in den Jahren 1848/49 scheitert in Deutschland.
Die eigentliche Revolution spielt sich in Deutschland nur auf dem Papier, auf literarischer und philosophischer Ebene, ab. Verschiedene geistige Strömungen lösen sich einander ab bzw. bestehen nebeneinander. Doch das einzig wichtige daran ist, daß sie alle dieselbe Grundidee vertreten. Sie sind alle von einem Grundgedanken bestimmt, nämlich vom Aufbruch in eine bürgerliche Gesellschaft.
Den Ursprung hat diese Bewegung in den Schriften der Aufklärung. Sie setzt sich anschließend in den Schriften des Sturm und Drang und später in unterschiedlich ausgerichteten Gruppierungen von Klassik, Romantik und Vormärz fort. Der Sturm und Drang vertritt zwar noch die Grundidee der Aufklärung, aber stellt auch einige herrschende Ansichten der Aufklärung entschieden in Frage.
Die Unproduktivität und Stagnation der Aufklärung bewegt die Autoren des Sturm und Drang dazu, sich vom Rationalismus als allein gültiges Prinzip zu distanzieren. Das Bedürfnis nach Freiheit und Individualität rückt stärker in den Vordergrund. Bereits der Gruppencharakter dieser Strömung stellt einen großen Unterschied dar, und obwohl die Autoren kein einheitliches politisches Programm verfolgten,
„verband sie Grundsätzliches, z.B. die Tendenz zu Sozialkritik u. Utopie. Sie setzten sich für eine größere Autonomie des Subjekts ein, für ein hohes Maß an Freiheit des einzelnen, für dessen Selbstentfaltung u. Selbstverwirklichung. Im Prozeß der bürgerl. Emanzipation stellt diese Phase der Selbstfindung u. Identitätsbildung eine wichtige Epoche dar. Dabei schreckten einige Schriftsteller auch nicht davor zurück, gesellschaftliche, insbesondere feudal-absolutistische Mißstände anzugreifen.“[21]
Im Fall von Christian Friedrich Daniel Schubart hat das anprangern des feudal-absolutistischen Systems sogar schwerwiegende Folgen. Mit einigen tausend Exemplaren erreicht Schubart mit seiner Zeitung die „Deutsche Chronik“ die führenden Köpfe Deutschlands und besitzt damit ein Forum, um seine gesellschaftskritischen Ansichten einem breitem Publikum zugänglich zu machen. Mit den Artikeln in seiner Zeitung hat er sich aber auch zahlreiche Feinde gemacht. Einer davon ist der Herzog Carl Eugen von Württemberg, der seinen Ärger über Schubart im Jahr 1777 in einem Verhaftungsbefehl diktiert und Schubart schließlich im Januar des gleichen Jahres für zehn Jahre ohne Gerichtsurteil inhaftieren läßt. Christian Friedrich Daniel Schubart sitzt nach seiner Verhaftung im Kerker auf dem Hohenasberg bei Ludwigsburg unter menschenunwürdigen Haftbedingungen.[22]
Die Sozialkritik, die zahlreiche Autoren dieser Zeit formulieren, läßt sich zum großen Teil auch auf ihre eigenen Lebensbedingungen zurückführen. Diese Tatsache wird vor allen Dingen auch bei Jakob Michael Reinhold Lenz deutlich. Dabei steht besonders die finanzielle Notlage im Vordergrund, in der sich viele bürgerliche Intellektuelle befinden, da durch das Schreiben allein kein Auskommen möglich ist. Dadurch gerät auch Lenz immer wieder in eine soziale Abhängigkeit, indem er zum Beispiel den Beruf des Hofmeisters ausüben muß, um seinen Lebensunterhalt zu sichern.
Zum anderen wird der Generationenkonflikt in dieser Zeit deutlich. So versucht die junge Autorengeneration des Sturm und Drang ihr Recht auf Autonomie zu verwirklichen, indem sie bemüht ist, sich von autoritären, moralischen und patriachischen Zwängen zu befreien. Auch Lenz wagt diesen Schritt und verläßt sein Heimatland Livland fluchtartig. Der Ungehorsam gegenüber seinem Vater, aber vor allen Dingen der offensichtliche Bruch mit seinem Elternhaus, wird Lenz sein Leben lang belasten, denn für seinen Vater existiert Lenz von diesem Augenblick an praktisch nicht mehr.
„Pastor Lenz wird seinem Sohn nie verzeihen, daß er sich Herder anschließt, wie er auch dem Sohn nie verzeiht, daß er gegen seinen Willen und Befehl Livland verläßt. Es ist ihm, dem autoritären, an Machtausübung gewohnten Mann, in seinem bisherigen Leben nicht vorgekommen, daß jemand das Recht eines selbstständigen Weges für sich in Anspruch nimmt. Und das tut sein eigener Sohn, der geliebte, der redebegabte, auf den er als Theologe so viel Hoffnung setzt. Jakob Lenz flieht. Ohne diesen Ausbruch wäre er nie der Dichter Lenz geworden. Er mußte sich vom Vater lösen.“[23]
Lenz möchte sich, wie die übrigen Autoren des Sturm und Drang auch, seine Regeln und Gesetze selber schaffen und von gesellschaftlichen und traditionellen Zwängen befreit sein. In diesem Zuge wird die Genieästhetik zum zentralen Begriff des Sturm und Drang.
Der Geniebegriff gelangt durch Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen nach Deutschland und erhält hier unter anderem durch die theoretischen Ausarbeitungen von Goethe Zum Shakespeare Tag (1771), Herder Shakespeare (1773) oder Jakob Michael Reinhold Lenz` Anmerkungen übers Theater (1774) seine maßgebliche Bedeutung.
Während in der Literatur der Aufklärung das Genie sich noch der gültigen Regelpoetik zu unterwerfen hatte, ist das Genie im Sturm und Drang befreit von dieser Regelpoetik. Es darf nicht nur, sondern muß sich sogar seine eigenen Regeln schaffen, um Originalität, Spontaneität, Individualität und Gefühl, zum Ausdruck bringen zu können und somit die Möglichkeit zu haben, sein volles schöpferisches Potential zu entfalten.
„Das autonome Dichterindividuum, dem das Prädikat ›Genie‹ zuerkannt wird, schafft sich demnach, unbeeindruckt von potentiellen Sanktionen, mit jedem Werk neu seine eigenen Normen.“[24]
Der Mensch, der selbst tätig wird, selbst kreativ denkt und handelt, und sich nicht scheut, gegen bestehende Konventionen vorzugehen, wird zum Ideal. Somit gilt nicht mehr das Ideal des Künstlers, der sich in der Regelpoetik auskennt und es dadurch versteht, in jeder Gattung nach festgelegten Gesetzen schreiben zu können, sondern allein das Genie des individuellen Künstlers wird zum entscheidenden Faktor für das Gelingen eines Werkes.
„Die Ästhetik fragt indes nach dem Genie des Dichters, nach den geschichtlichen Bedingungen seines Schaffens, nach den persönlichen Besonderheiten seiner Werke oder den Wirkungen auf die Leser. Sah die normative Poetik den Rang und die Wahrheit der Dichtung durch Autoritäten begründet und durch die Übereinstimmung mit Religion, Philosophie und Gesellschaft verwirklicht, so sieht die Ästhetik des Sturm und Drang sie in der Subjektivität des Dichters.“[25]
Hierbei ist es wichtig, nicht einfach nur Genie zu haben, also göttlich inspirierte geniale Einfälle zu haben, sondern selbst Genie zu sein, denn Genie ist derjenige, der selbst gottesgleich schöpferisch tätig wird. Das Originalgenie orientiert sich nicht nur an Gott, es schafft selbst das Original und etwas Göttliches.
Daß diese Arbeitsweise, die sich aus Emotion, Gefühl und Leidenschaft zusammensetzt, oftmals auch zur Selbstüberschätzung führt, liegt auf der Hand. Trotz der großen Bedeutung des Geniebegriffs während der Zeit des Sturm und Drang gab es keine einheitliche Definition der Genieästhetik. Es versuchte viel mehr jeder Autor für sich selbst, eine eigene Definition zu finden
Im engen Zusammenhang mit dem Geniebegriff steht auch ein neues Verständnis des Naturbegriffs. Die Natur wird nicht mehr ausschließlich durch die Vernunft erfaßt, wie es z.B. noch in der Aufklärung der Fall gewesen ist. Die Natur wird als eine Einheit angesehen, zu der auch der Mensch zählt. Im neuen Verständnis zur Natur zeigt sich deutlich die Zivilisationskritik des Sturm und Drangs, in der sich seine Vertreter für eine natürliche Gesellschaft und gegen den Kulturmenschen aussprechen. Als Vorbild dient hierbei Rousseaus Naturbegriff.
„In diesen Zusammenhang gehört die enthusiastische Aufnahme des Rousseauschen Naturbegriffs durch den S. u. D. Der Mensch sei als natürl. Wesen gut; Mißstände, Defizite u. ä. gingen auf das Konto der Gesellschaft (Zivilisation). Das Volk, dem ›unnatürliche‹ Konventionen eher fremd sind, das Volkstümliche schlechthin, erfährt in diesem Kontext eine Aufwertung.“[26]
Dadurch kommt es auch zu einer Neubestimmung der Nachahmung der Natur. Das künstlerische Genie, das die Natur nachahmt, wiederholt sie nicht, sondern es nutzt die schöpferische Kraft der Natur, um selbst analog zur Natur zu produzieren. Damit heißt Nachahmung im Sturm und Drang, selbst schöpferisch tätig zu werden. Es geht also nicht mehr im eigentlichen Sinne um Nachahmung, sondern der Dichter schafft wie die Natur selbst.
„In diesem Zusammenhang ist auch die These zu stellen, daß das Genie nicht mehr die Natur nachahmt, wie die traditionelle Poetik es wollte, sondern daß es selbst naturhafte Kraft ist. Nachahmung, sofern man überhaupt daran festhielt, betraf nicht mehr >natura naturata< (geschaffene Natur), sondern vielmehr >natura naturans< (schaffende Natur).“[27]
2.3. Das Drama als bevorzugte Gattung des Sturm und Drang
Das Drama nimmt ohne Zweifel in der Gattungshierachie des Sturm und Drang den höchsten Stellenwert ein. „1776 allein erschienen neun bedeutende Dramen des S. u. D.“[28]
So spielen die Epik und Lyrik in dieser Zeit für die jungen Autoren eine untergeordnete Rolle, obwohl auch sie innerhalb dieser Epoche, z.B. in Form des Briefromans, des Volksliedes und der Ballade, eine epochenspezifische Ausprägung erhalten.
„Hingegen erlebte gerade ein Roman dieser Epoche einen beispiellosen Erfolg: Goethes monologischer Briefroman Die Leiden des jungen Werthers.“[29]
In der Gattungsform des Dramas sehen die Autoren allerdings die Möglichkeit ihren Protest gegen die bestehenden Konventionen und gesellschaftlichen Zwänge, am deutlichsten zum Ausdruck zu bringen.
„Hier zeigen sich die themat. u. ästhetischen Neuerungen am deutlichsten.“[30]
So spiegelt sich der Wunsch nach Freiheit und Individualität nicht nur im Bruch mit der Regelpoetik der traditionellen Dramenform wieder, sondern auch in den Motiven, die in den Stücken bearbeitet werden. Es werden jetzt gesellschaftskritische Themen, wie z.B. der Kindsmord, der Generationskonflikt oder die Geschlechtermoral, gewählt, die bestehende Tabus brechen. Allgemein verbindet die Dramen eine Negativeinstellung gegenüber dem absolutistischen System. So sind auch die Dramen „Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“ und „Die Soldaten“ weitgehend gesellschaftskritische Stücke.
3. Dramentheoretische Schriften
3.1. Anmerkungen übers Theater
3.1.1. Formulierung neuer dramentheoretischer Vorstellungen
Das europäische Drama steht bis zum 18. Jahrhundert vollständig unter dem Einfluß der aristotelischen Dramentheorie. Erst im 18. Jahrhundert entsteht eine anti-aristotelische, anti-klassizistische Form des Dramas. Jakob Michael Reinhold Lenz ist ein Vertreter dieser neuen Dramenform, die heute als offene Dramenform bezeichnet wird. Lenz war sich über den Bruch mit den Formzwängen des aristotelischen Dramas im Klaren und versuchte mehrfach, seine eigenen dramentheoretischen Vorstellungen zu verdeutlichen und zu formulieren. Als bedeutendstes Werk kann hier die programmatische Schrift „Anmerkungen übers Theater“ genannt werden, deren Entstehungsgeschichte bereits Fragen offen läßt und nicht vollständig geklärt ist. Die Vermutung liegt nahe, daß Lenz die „Anmerkungen“, seit der Entstehung der Erstfassung 1771 bis zur endgültigen Veröffentlichung 1774 in der Weygandschen Buchhandlung in Leipzig, immer wieder überarbeitet hat.
„Unsicherheiten liegen bereits über den Entstehungsumständen der >Anmerkungen<; als gesichert ist wohl anzunehmen, daß Lenz sie in der ersten kürzeren Fassung für die „Société de Philosophie et Belles Lettre“ in Straßburg geschrieben hat und daß sie seit 1771 von ihm mehrfach überarbeitet und ergänzt wurden, bis er sie, unterstützt durch Goethe, zur gleichen Zeit veröffentlichte, in der er die Plautus-Übertragungen und den >Hofmeister< zum Druck brachte.“[31]
Aber nicht nur die Entstehungsgeschichte, sondern auch die Darbietungsform dieser Schrift wirft Fragen auf und erschwert das Verständnis des Textes maßgeblich. Somit unterläuft Lenz bewußt die bis dahin gültigen Regeln der aufklärerisch-theoretischen Programmschrift und präsentiert dem Leser bzw. Zuhörer bruchstückhafte, assoziative Gedankengänge, die nur bei genauer Betrachtung letztendlich doch ein Ganzes ergeben. Lenz präsentiert seine Gedanken, wie sie ihm gerade in den Sinn kommen und ordnet sich dadurch in die Zeit des Sturm und Drang ein.
„Denn dieser Text ist bewußt als unmittelbarer Ausdruck seiner Denkbewegung angelegt. Hierin ist er tatsächlich ein typisches Produkt des Sturm und Drang. Wie Herder es forderte und vormachte, ordnet Lenz seine Ideen übers Theater nicht nach darstellungslogischen Gesichtspunkten, sondern gibt sie so wieder, wie sie ihm kommen. Und sie kommen ihm durch anschauendes Denken.“[32]
Mit der Vorgehensweise, seine Thesen „rhapsodienweis“[33] vorzutragen, unterstreicht Lenz seinen Willen, eine neue Form des Dramas zu finden. Somit greift er nicht nur inhaltlich die Gesetze der Regelpoetik an, sondern protestiert dagegen bereits durch die Art und Weise der Darbietung.
„Belegen auf der inhaltlichen Ebene die schweren Angriffe gegen Positionen aufgeklärter Dichtungstheorie die Entschlossenheit von Lenz, andere zeitgemäßere Formen der Dramatik zu finden, so unterstreicht die Konzeption des Textes diese offensive Haltung; entschieden unterläuft Lenz die bis dahin geläufigen und erwarteten Regeln des aufgeklärt-theoretischen Diskurses.“[34]
Direkt zu Beginn der „Anmerkungen übers Theater“ läßt Lenz keinen Zweifel daran, welche große Bedeutung er dem Theater für die Gegenwart beimißt. Damit begründet er auch zugleich, warum es wichtig ist, sich über diesen Gegenstand erneut Gedanken zu machen.
„Der Vorwurf einiger Anmerkungen, die ich für Sie auf dem Herzen habe, soll das Theater sein. Der Wert des Schauspiels ist in unsern Zeiten zu entschieden, als daß ich nötig hätte, wegen dieser Wahl captationem benevolentiae vorauszuschicken […].“[35]
Bevor er mit seiner Analyse ins Detail geht, liefert er einen Überblick der Dramengeschichte von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Dieser schnelle Ritt durch die Weltgeschichte des Theaters ist deshalb von Bedeutung, da er die Legitimation für die darauffolgende Kritik am Theater der Gegenwart darstellt. Durch den Blick in die Vergangenheit werden die Mißstände der Gegenwart verdeutlicht. Lenz teilt die Dramengeschichte in fünf Departements auf und führt sie „auf einem zweiten théâter imaginaire“[36] vor.
„Ich zimmere in meiner Einbildung ein ungeheures Theater, auf dem die berühmtesten Schauspieler alter und neuer Zeiten nun vor unserm Auge vorbeiziehen sollen“[37]
Das erste Departement zeigt „die großen Meisterstücke Griechenlands von ebenso großen Meistern in der Aktion vorgestellt“[38], gefolgt vom zweiten Departement, welches die römischen Dramen, „ die Trauerspiele des Ovids und Seneka, die Lustspiele des Plautus und Terenz und den großen Komödianten Roscius“[39] beinhaltet. Im Dritten erscheinen die italienischen Dramen mit ihren „Helden ohne Mannheit“[40]. Im vierten Departement führt Lenz die französischen Dramen an, die bereits hier zum Ziel seiner Kritik werden, da sie mißglückte Imitationen des antiken Dramas darstellen.
„Lenz nutzt hier die Gelegenheit – nicht zuletzt nach dem Vorbild der Hamburgischen Dramaturgie Lessings -, mit satirischen Seitenhieben Kritik am französischen Drama zu üben, das im höfisch-galanten Stil Imitationen der antiken Dramen liefere[.]“[41]
Genau das Gegenteil erwartet einen schließlich im fünften Departement, dem englischen Theater, auch wenn an dieser Stelle noch nichts von Lenz Begeisterung für das elisabethanische Drama zum Vorschein kommt.
Das sechste Departement ist schließlich das deutsche Theater, welches eine bunte Mischung aus allen vorher genannten darstellt. Aber genau hier setzt Lenz` Kritik an, denn für ihn ist diese Mischung aus den fünf Departements alles andere als ein akzeptables, selbstständiges deutsches Theater.
„Deutsche Sophokles, deutsche Plautus, deutsche Shakespears, deutsche Franzosen, deutsche Metastasio, kurz alles was sie wollen, durch kritische Augengläser angesehen und oft in einer Person vereinigt? Was wollen wir mehr. Wie das alles so durcheinander geht, Cluvers Orbis antiquus mit der neueren Heraldik, und der Ton im Ganzen so wenig deutsch, so kritisch bebend, geraten schön – wer Ohren hat zu hören, der klatsche, das Volk ist verflucht.“[42]
Lenz möchte ein neues Theater der Gegenwart und Zukunft schaffen, daß unabhängig von den Gesetzen der Regelpoetik der Antike ist und sich aus der herrschenden gesellschaftlichen und kulturellen Lage heraus entwickelt.
„Lenz will es – im Akt des Erkennens und des Schaffens – für diese Gegenwart tun. Er blickt nicht in die Geschichte zurück, sondern in eine erwartete, zu bewirkende Zukunft voraus. Die >Anmerkungen< sind als eine aktuelle Poetik, als ein Manifest und Entwurf gemeint, bezogen auf die gegenwärtige Bewußtseinslage und Gesellschaftsverfassung und auf eine Zukunft, die sich aus ihr heraus und ihr entgegen vorbereiten soll. Lenz tritt als der Anwalt und Propagandist des neuen Dramas auf – zwischen einer abgelebten Vergangenheit und einer geforderten Zukunft, die vorzubereiten das neue und damit sein eigenes Drama mithelfen soll.“[43]
Es kann hierbei davon ausgegangen werden, daß Lenz zu diesem Zeitpunkt selber noch nicht genau wußte, wie das Drama der Gegenwart und Zukunft bzw. sein eigenes Drama im Detail aussehen sollte. Er selbst bezeichnet sich in den „Anmerkungen“ als einen Suchenden, der die genaue Reise seines Ziels noch nicht deutlich vor Augen hat, aber dennoch keine Angst hat, sein angestrebtes Ziel zu erreichen, nämlich eine neue Form des Dramas zu realisieren, die er bereits intuitiv zu erkennen scheint.
[...]
[1] Tilman, Jens: Goethe und seine Opfer: eine Schmähschrift/Tilman Jens. - 1. Aufl. – Düsseldorf: Patmos - Verl., 1999, S. 32 (künftig zitiert als Tilman 1999)
[2] Damm Sigrid: Vögel, die verkünden Land. 1. Aufl., Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1989, S. 273 (künftig zitiert als Damm 1989)
[3] Damm 1989, S. 279
[4] Tilman 1999, S. 32
[5] Huyssen, Andreas: Drama des Sturm und Drang. Kommentar zu einer Epoche. München 1980, S. 14 (künftig zitiert als Huyssen 1980)
[6] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 1. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26565 (vgl. Killy Bd. 14, S. 410)
[7] Herold, Theo/Wittenberg, Hildegard: Geschichte der deutschen Literatur. Aufklärung/Sturm und Drang. 1. Auflage, Stuttgart 1983, S. 34 (künftig zitiert als Herold 1983)
[8] Tillmann 1999, S. 30f.
[9] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 1. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26565 (vgl. Killy Bd. 14, S. 410)
[10] Karthaus, Ulrich: Sturm und Drang: Epoche – Werke – Wirkung/von Ulrich Karthaus. Unter Mitarb. Von Tanja Manß. – Orig.-Ausg. – München : Beck 2000, S. 15 (künftig zitiert als Karthaus 2000)
[11] Herold 1983, S. 35
[12] Herold 1983, S. 36
[13] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 1. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26565 (vgl. Killy Bd. 14, S. 410)
[14] Hinck, Walter: Sturm und Drang. Ein literaturwissenschaftliches Studienbuch. 1. Auflage Kronberg 1978, S.VII
[15] Herold 1983, S. 39
[16] ebd. S. 28
[17] ebd. S. 28
[18] ebd. S. 28
[19] ebd. S. 26
[20] McInnes, Edward: J.M.R. Lenz. „Die Soldaten“. Text, Materialien, Kommentar. München 1977, S. 68f. (künftig zitiert als McInnes 1977)
[21] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 2. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26566 (vgl. Killy Bd. 14, S. 410)
[22] vgl. Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Autoren- und Werklexikon: Schubart, Christian Friedrich Daniel, S. 4/5 Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 18832f. (vgl. Killy Bd. 10, S. 409)
[23] Damm 1989, S. 81f.
[24] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Literarische Wertung, S. 7. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 25213 (vgl. Killy Bd. 14, S. 23)
[25] Karthaus 2000, S. 60
[26] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 5. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26569 (vgl. Killy Bd. 14, S. 411)
[27] Huyssen 1980, S. 65
[28] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 6. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26570 (vgl. Killy Bd. 14, S. 411)
[29] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 9. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26573 (vgl. Killy Bd. 14, S. 412)
[30] Killy, Walther: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Sachlexikon: Sturm und Drang, S. 6. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 26570 (vgl. Killy Bd. 14, S. 411)
[31] Martini, Fritz: Die Einheit der Konzeption in J. M. R. Lenz’ >Anmerkungen übers Theater< (1970). In: Wacker, Manfred: Sturm und Drang. Darmstadt 1985, S. 250 (künftig zitiert als Martini1985)
[32] Rector, Martin: Anschauendes Denken. Zur Form von Lenz` >>Anmerkungen übers Theater<<. In: Luserke Matthias/Weiß, Christoph/Sauder, Gerhard: Lenz-Jahrbuch. Sturm-und-Drang-Studien. Band 1, St. Ingbert 1991, S. 99 (künftig zitiert als Rector 1991)
[33] Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater. In: Voit, Friedrich: Jakob Michael Reinhold Lenz. Werke. Stuttgart 1992, S. 369 (künftig zitiert als Lenz 1992)
[34] Luserke, Matthias: J. M. R. Lenz: Der Hofmeister – Der neue Menoza – Die Soldaten. München 1993, S. 23 (künftig zitiert als Luserke 1993)
[35] Lenz 1992, S. 369
[36] Martini 1985, S. 257
[37] Lenz 1992, S. 369
[38] ebd., S. 369
[39] ebd., S. 369
[40] ebd., S. 370
[41] Schulz, Georg-Michael: J. M. R. Lenz. Stuttgart 2001, S. 258 (künftig zitiert als Schulz 2001)
[42] Lenz 1992, S. 371
[43] Martini 1985, S. 253
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