„Die wahren Ärzte beugen sich vor der Gottheit, denn in ihrer eigenen Kunst haben sie keinen Überfluss an Machtmitteln“ – Hippokrates, der wohl bekannteste Arzt der Antike, zeigt hier mit seinem Zitat, dass das antike Griechenland eine eher unübliche Denkweise der heutigen medizinischen Wissenschaft vertritt. Die Koexistenz von Wissenschaft und Glaube in einem Bereich, der bis heute noch fasziniert, ja für den sogar auch Hippokrates persönlich steht. Denn die antiken Griechen waren alles andere als eintönig – der polytheistische Glaube an verschiedene Gottheiten und die Verehrung dieser in riesigen Tempeln sind nur ein Beispiel dafür. Das gilt nämlich auch für den medizinischen Bereich. Denn während Hippokrates im 5. Jahrhundert v. Chr. die Medizin als Wissenschaft begründet, baut sich allmählich der religiöse Asklepioskult auf, der sich schnell verbreitete und auch im Römischen Reich Anhänger fand.
Diese doch ziemlich widersprüchlichen Formen der medizinischen Behandlung lebten also einige Jahrhunderte zusammen – sogar heute noch basieren Grundvoraussetzungen wie grundlegende Hygiene oder die innere, psychische Verfassung eines Patienten auf der hippokratischen Medizin. Auch das Ausmaß des Aklepioskults kann anhand der archäologischen Funde in griechischen Städten, wie Kos, Pergamon und vor allem Epidauros – der Hauptort des Asklepioskults – gedeutet werden. Diverse Heilungsberichte und Wundererzählungen über Asklepios und seine medizinische Arbeit beweisen die enorme Verbreitung der göttlichen Tempelmedizin ebenfalls.
So widersprüchlich diese antike medizinische Kultur anfangs auch scheinen mag, umso mehr wird uns ihre doch so starke Ähnlichkeit faszinieren, die das Hauptthema dieser Arbeit sein soll. Ziel dieser Arbeit ist es nicht, die medizinische Geschichte Griechenlands darzustellen, vielmehr sollen einige wesentliche Berührungspunkte der antiken Heilkulturen anhand von erhaltenen Heilungsberichten des Asklepios und unter Berücksichtigung der hippokratischen Schriften erarbeitet werden. Zur besseren Übersichtlichkeit sollen zunächst der Aufbau und die zu beantwortende Fragestellung vorgestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau und Fragestellung der Arbeit
- Forschungsstand
- Anfänge der griechischen Medizin: Entwicklung bis zum 5. Jahrhundert v. Chr.
- Heilkunst: Medizin als Wissenschaft
- Das Leben des Hippokrates
- Corpus Hippocraticum
- Die hippokratische Medizin
- Heilkult: Medizin in der Religion
- Der Asklepioskult
- láµata – lamata: Heilungsberichte aus Epidauros
- Die asklepische Medizin
- Hippokrates und Asklepios – Ein Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Berührungspunkte zwischen der antiken Heilkultur und der wissenschaftlichen Medizin anhand von erhaltenen Heilungsberichten des Asklepios und unter Berücksichtigung der hippokratischen Schriften zu untersuchen. Die Arbeit soll die Koexistenz von Wissenschaft und Glaube in der antiken Medizin beleuchten und die komplexe Beziehung zwischen Heilkult und Heilkunst aufzeigen.
- Die Entwicklung der griechischen Medizin vom frühen Beginn bis zum 5. Jahrhundert v. Chr.
- Die hippokratische Medizin als wissenschaftliche Grundlage der Heilkunst.
- Der Asklepioskult als religiöse Form der Medizin.
- Die asklepische Medizin und ihre Heilungsmethoden.
- Der Vergleich zwischen Heilkult und Heilkunst in der Antike.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Forschungslage und die Fragestellung der Arbeit. Sie führt den Leser in das Thema der antiken Medizin ein und beleuchtet die Koexistenz von Wissenschaft und Glaube in dieser Zeit. Das zweite Kapitel beleuchtet die Anfänge der griechischen Medizin und stellt die Entwicklung bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. dar. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die hippokratische Medizin und die wissenschaftliche Heilkunst. Es werden das Leben des Hippokrates, das Corpus Hippocraticum und die typischen Heilungsmethoden der hippokratischen Medizin beleuchtet. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Asklepioskult und der religiösen Medizin. Es behandelt den Heilkult, die Heilungsberichte aus Epidauros und die asklepische Medizin. Der letzte Abschnitt des Hauptteils befasst sich mit dem Vergleich zwischen Heilkult und Heilkunst und untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Formen der antiken Medizin.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der antiken Medizin, Heilkult, Heilkunst, Asklepios, Hippokrates, Corpus Hippocraticum, Heilungsberichte, Epidauros, Koexistenz von Wissenschaft und Glaube.
- Quote paper
- Dijana Matic (Author), 2014, Medizin zwischen Religion und Wissenschaft in der griechischen Antike, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343008