Die Aufrechterhaltung eines Umweltmanagementsystems wird heute als eine Grundvoraussetzung vieler moderner Wirtschaftsunternehmen betrachtet. Bis in die 1980er Jahre dominierten Maßnahmen des nachsorgenden Umweltschutzes (End-of-the-Pipe-Technologien). Ab den 1990er Jahren verschob sich der Schwerpunkt hin zum vorsorgenden Umweltschutz. Hintergrund war das Aufkommen von Umweltmanagementsystemen.
Vernünftiges wirtschaftliches Handeln erfolgt unter den Bedingungen knapper Mittel zur Erreichung wirtschaftlicher Ziele (z. B. Nutzenmaximierung beim privaten Haushalt, Gewinnmaximierung beim Unternehmen). Dieser Grundsatz findet seinen Ausdruck im sogenannten Ökonomischen Prinzip. Das Ökonomische Prinzip (auch Wirtschaftlichkeitsprinzip) stellt auf ein möglichst günstiges Verhältnis von Aufwand und Ertrag ab. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass aufgrund der Knappheit der Güter die Wirtschaftssubjekte ihr wirtschaftliches Handeln so gestalten, dass die eingesetzten Mittel mit dem Ergebnis ins Verhältnis gesetzt werden und Akteure zweckrational so agieren, dass es im Ergebnis zu einer Nutzenmaximierung (meist im Sinne einer Gewinnmaximierung) kommt.
Inwiefern ist betrieblicher Umweltschutz also ein rationales Unternehmen? Eine solche Frage wirkt in Anbetracht der aktuellen Diskussion über Umweltbelange überraschend, scheint betrieblicher Umweltschutz doch heute ein grundsätzlicher Aspekt der wirtschaftlichen Aktivitäten von Unternehmen zu sein. Was unter Rationalität verstanden wird, hängt stets vom zugrunde gelegen Rationalitätskriterium ab. Das in der Ökonomik allgemein akzeptierte Rationalitätsprinzip ist das soeben besprochene Ökonomische Prinzip, demgemäß die Wirtschaftssubjekte eine Nutzenmaximierung (meist im Sinne einer Gewinnmaximierung) anstreben.
Das Modell eines nach dem Ökonomischen Prinzip handelnden Wirtschaftssubjekts ist das des sogenannten Homo oeconomicus. Es handelt sich hierbei um ein abstraktes Modell, das die wirtschaftliche Realität in ihrer Komplexität zwar nicht komplett darzustellen vermag, das dennoch als Grundlage für viele Erklärungen in der Wirtschaft dient. Das Modell des Homo oeconomicus lässt sich mit dem sogenannten „Gefangenendilemma“ in Zusammenhang bringen. Interessanterweise offenbart das Gefangenen-Dilemma, bei dem die Spieler dominante (nutzenmaximierende) Strategien auch tatsächlich spielen, die Grundstruktur des Umweltproblems.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Betrieblicher Umweltschutz und ökonomisches Prinzip
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Effektivität von betrieblichem Umweltschutz im Kontext des ökonomischen Prinzips und des Modells des Homo oeconomicus. Sie analysiert den Spannungsbogen zwischen Gewinnmaximierung, Umweltschutz und sozialen Aspekten im unternehmerischen Handeln.
- Entwicklung und Verbreitung von Umweltmanagementsystemen (EMAS, ISO 14001)
- Das ökonomische Prinzip (Minimal-, Maximal- und Extremumprinzip)
- Der Homo oeconomicus und seine Grenzen im Kontext des Umweltschutzes
- Das magische Dreieck der BWL: Gewinnmaximierung, Umweltschutz und Humanität
- Marktwirtschaftliche Lösungsansätze für den Konflikt zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Entwicklung des Umweltmanagements von nachsorgenden (End-of-the-Pipe) zu vorsorgenden Maßnahmen. Sie stellt die Systeme EMAS und ISO 14001 vor und vergleicht deren Verbreitung mit dem globalen Anstieg der CO2-Emissionen, was die Frage nach der Effektivität betrieblichen Umweltschutzes aufwirft. Die wachsende Anzahl an ISO 14001 Zertifizierungen wird im Kontext des weiterhin steigenden CO2 Ausstoßes kritisch beleuchtet, was die zentrale Fragestellung der Arbeit einleitet. Der starke Anstieg der CO2 Emissionen insbesondere in Entwicklungsländern wird hervorgehoben, um den komplexen Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Umweltbelastung zu verdeutlichen. Die Diskrepanz zwischen dem wachsenden Umweltbewusstsein und der tatsächlichen Entwicklung der globalen Emissionen wird als Motivation für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema genannt.
Betrieblicher Umweltschutz und ökonomisches Prinzip: Dieses Kapitel erörtert das ökonomische Prinzip in seinen verschiedenen Ausprägungen (Minimal-, Maximal- und Extremumprinzip) und führt den Homo oeconomicus als Modell des rein wirtschaftlich denkenden Menschen ein. Es beleuchtet die historische Entwicklung der Bewertung des Gewinnstrebens, vom Fortschrittsoptimismus der Aufklärung bis zum heutigen Bewusstsein für die negativen ökologischen Folgen. Die Arbeit verdeutlicht die Grenzen des Homo-oeconomicus-Modells im Kontext der Umweltproblematik. Das Kapitel betont die Notwendigkeit, neben dem ökonomischen Prinzip auch das Humanitätsprinzip und das Umweltschonungsprinzip zu berücksichtigen und führt das „magische Dreieck“ der BWL ein, um den Spannungsbogen zwischen diesen drei Prinzipien zu veranschaulichen. Die Komplexität, diese drei Prinzipien in Einklang zu bringen, wird umfassend diskutiert, wobei die langfristigen ökonomischen Nachteile von Umweltzerstörung hervorgehoben werden. Das magische Dreieck wird sowohl als deskriptives wie auch als normatives Modell zur Entwicklung von Geschäftsstrategien dargestellt. Der Schlussabschnitt des Kapitels diskutiert Lösungsansätze durch Internalisierung externer Kosten.
Schlüsselwörter
Umweltmanagement, Homo oeconomicus, Ökonomisches Prinzip, EMAS, ISO 14001, CO2-Emissionen, Nachhaltigkeit, Gewinnmaximierung, Umweltschonung, Humanitätsprinzip, magisches Dreieck.
Häufig gestellte Fragen zu "Betrieblicher Umweltschutz und ökonomisches Prinzip"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Effektivität von betrieblichem Umweltschutz im Kontext des ökonomischen Prinzips und des Modells des Homo oeconomicus. Sie analysiert den Spannungsbogen zwischen Gewinnmaximierung, Umweltschutz und sozialen Aspekten im unternehmerischen Handeln. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zu betrieblichem Umweltschutz und dem ökonomischen Prinzip, sowie eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselbegriffe. Sie beleuchtet die Entwicklung und Verbreitung von Umweltmanagementsystemen (EMAS, ISO 14001) und diskutiert Lösungsansätze für den Konflikt zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und Verbreitung von Umweltmanagementsystemen (EMAS, ISO 14001), dem ökonomischen Prinzip (Minimal-, Maximal- und Extremumprinzip), dem Homo oeconomicus und seinen Grenzen im Kontext des Umweltschutzes, dem "magischen Dreieck" der BWL (Gewinnmaximierung, Umweltschutz, Humanität) und marktwirtschaftlichen Lösungsansätzen für den Konflikt zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen. Die kritische Betrachtung des Verhältnisses zwischen steigenden ISO 14001 Zertifizierungen und weiterhin ansteigenden CO2-Emissionen spielt eine zentrale Rolle.
Wie wird das ökonomische Prinzip in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit erläutert das ökonomische Prinzip in seinen verschiedenen Ausprägungen (Minimal-, Maximal- und Extremumprinzip) und diskutiert das Modell des Homo oeconomicus. Sie untersucht die historische Entwicklung der Bewertung des Gewinnstrebens und verdeutlicht die Grenzen des Homo-oeconomicus-Modells im Kontext der Umweltproblematik. Die Notwendigkeit, neben dem ökonomischen Prinzip auch das Humanitätsprinzip und das Umweltschonungsprinzip zu berücksichtigen, wird hervorgehoben.
Was ist das "magische Dreieck" der BWL?
Das "magische Dreieck" der BWL veranschaulicht den Spannungsbogen zwischen Gewinnmaximierung, Umweltschutz und Humanität. Die Arbeit diskutiert die Komplexität, diese drei Prinzipien in Einklang zu bringen, und betont die langfristigen ökonomischen Nachteile von Umweltzerstörung. Das magische Dreieck wird sowohl als deskriptives wie auch als normatives Modell zur Entwicklung von Geschäftsstrategien dargestellt.
Welche Lösungsansätze werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert Lösungsansätze für den Konflikt zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen, unter anderem durch die Internalisierung externer Kosten. Sie analysiert die Effektivität von Umweltmanagementsystemen im Kontext der weiterhin steigenden globalen CO2-Emissionen und beleuchtet die Diskrepanz zwischen wachsendem Umweltbewusstsein und der tatsächlichen Entwicklung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Umweltmanagement, Homo oeconomicus, Ökonomisches Prinzip, EMAS, ISO 14001, CO2-Emissionen, Nachhaltigkeit, Gewinnmaximierung, Umweltschonung, Humanitätsprinzip, magisches Dreieck.
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- Kay Herrmann (Author), 2016, Umweltmanagement im Fadenkreuz des Homo oeconomicus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342919