Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Übernahme der Ruhrgas AG durch E.ON.
Hierbei handelt es sich um eine freundliche Übernahme, denn das Management des übernommenen Unternehmens Ruhrgas erklärt sich mit der Transaktion einverstanden. Dies liegt nicht zuletzt am Engagement von Dr. Klaus Liesen. 1 Dieser konzipierte schon die Aktionärsstruktur der Ruhrgas AG und ist jetzt Mitglied des Aufsichtsrats der E.ON AG und Vorsitze nder des Aufsichtsrats der Ruhrgas AG. Auch bei E.ON - Vorläufer VEBA war Liesen bereits im Aufsichtsrat vertreten.
Die Kosten für die Ruhrgas AG betrugen im Ende 11,2 Mrd. €. Trotz der Hindernisse, die E.ON im Laufe der Zeit beseitigen musste, ist dies immer noch ein „Schnäppchen“ für die E.ON AG.
Nichts desto trotz ist diese Übernahme ein entscheidender Schritt in der Energiewirtschaft Deutschlands und Europas. Die Konkurrenz und der Wettbewerb werden dadurch weiter belebt.
Im zweiten Kapitel stellen die Verfasser die beiden an der Übernahme beteiligten Unternehmen vor.
Zunächst wird auf die Situation der E.ON AG vor der Übernahme eingegangen. An dieser Stelle wird auf die Ausführungen, wie das Unternehmen entstanden ist verzichtet, da sich eine andere Seminararbeit bereits ausführlich mit diesem Thema befasst hat. Das Unternehmen wird kurz vorgestellt im Hinblick auf Tätigkeitsfelder, wichtige Zahlen, Aktionärsstruktur, Beteiligungen, strategische Ausrichtung und Ziele und Marktposition.
Im Folgenden wird Ruhrgas vor der Übernahme dargestellt. Zunächst werden die Tätigkeitsfelder und die historische Entwicklung aufgezeigt. Ein kurzer Exkurs soll die Lieferkette in der deutschen Gaswirtschaft deutlich machen. Die Marktposition der Ruhrgas AG und die Stufen der Wertschöpfungskette (Einkauf, Verkauf, Transport), auf denen Ruhrgas tätig ist werden ebenso beleuchtet wie die Beteiligungsstruktur und der Aktionärskreis der Ruhrgas AG.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Geschäftstätigkeit der Unternehmen
2.1 Situation der E.ON AG vor der Übernahme
2.1.1 Unternehmensportrait
2.1.2 E.ON in Zahlen
2.1.3 Aktionärsstruktur
2.1.4 Beteiligungen der E.ON AG
2.1.5 Strategische Ausrichtung und Ziele
2.1.6 Marktposition
2.2 Situation der Ruhrgas AG vor der Übernahme
2.2.1 Unternehmensportrait
2.2.2 Historische Entwicklung
2.2.3 Exkurs: Lieferkette in der deutschen Gaswirtschaft
2.2.4 Marktposition
2.2.5 Stufen der Wertschöpfungskette
2.2.6 Beteiligungsstruktur
2.2.7 Aktionärskreis
3 Die Übernahme
3.1 Ziele und Gründe der Übernahme
3.1.1 Gründe aus Sicht der E.ON AG
3.1.2 Gründe aus Sicht der Ruhrgas AG
3.2 Ablauf
3.2.1 Beginn im Jahr 2001
3.2.2 Verlauf im Jahr 2002
3.2.3 Abschluss im Jahr 2003
3.3 Die Rolle des Bundeskartellamtes
3.3.1 Argumentation des Bundeskartellamtes
3.3.2 Kritik an der Argumentation
3.3.3 Auflagen der Ministererlaubnis
4 E.ON nach der Übernahme
4.1 Organisationsstruktur
4.1.1 Management-Struktur bis zum 31.12.03
4.1.2 Management-Struktur ab dem 01.01.04
4.2 Strategie und Investitionen
4.2.1 Strategische Ausrichtung des E.ON Konzerns
4.2.2 Investitionsplan des E.ON Konzerns
4.2.3 Strategie des Market Unit Pan-European Gas
4.2.4 Investitionen des Market Unit Pan-European Gas
4.3 Position der E.ON im europäischen Energiemarkt
4.3.1 Market-Unit: Pan-European Gas
4.3.2 Market-Unit: Central Europe
4.3.3 Übrige Market-Units
4.4 E.ON Konzern in Zahlen
4.5 Die E.ON Aktie
5 Erfolgsbetrachtung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Konzernstruktur 2001
Abb. 2: Aktivitäten Umsatz
Abb. 3: Aktionärsstruktur E.ON AG
Abb. 4: Beteiligungen E.ON Strom und Gas
Abb. 5: Kennzahlen Ruhrgas 2001
Abb. 6: Struktur der deutschen Gaswirtschaft 2002
Abb. 7: Marktanteil im deutschen Gasmarkt (Großhandel) 2001
Abb. 8: Aktionärstruktur der Ruhrgas AG 2001
Abb. 9: Organisationsstruktur ab 2004
Abb. 10: Funktionen des Corporate Centers
Abb. 11: Investitionen 2004 - 2006
Abb. 12: Zielmärkte der E.ON
Abb. 13: E.ON Konzern in Zahlen
Abb. 15: Wertentwicklung der E.ON Aktie im Vergleich zum DAX
1 Einleitung
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Übernahme der Ruhrgas AG durch E.ON.
Hierbei handelt es sich um eine freundliche Übernahme, denn das Management des übernommenen Unternehmens Ruhrgas erklärt sich mit der Transaktion einverstanden. Dies liegt nicht zuletzt am Engagement von Dr. Klaus Liesen.[1] Dieser konzipierte schon die Aktionärsstruktur der Ruhrgas AG und ist jetzt Mitglied des Aufsichtsrats der E.ON AG und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ruhrgas AG. Auch bei E.ON – Vorläufer VEBA war Liesen bereits im Aufsichtsrat vertreten.
Die Kosten für die Ruhrgas AG betrugen im Ende 11,2 Mrd. €. Trotz der Hindernisse, die E.ON im Laufe der Zeit beseitigen musste, ist dies immer noch ein „Schnäppchen“ für die E.ON AG.
Nichts desto trotz ist diese Übernahme ein entscheidender Schritt in der Energiewirtschaft Deutschlands und Europas. Die Konkurrenz und der Wettbewerb werden dadurch weiter belebt.
Im zweiten Kapitel stellen die Verfasser die beiden an der Übernahme beteiligten Unternehmen vor.
Zunächst wird auf die Situation der E.ON AG vor der Übernahme eingegangen. An dieser Stelle wird auf die Ausführungen, wie das Unternehmen entstanden ist verzichtet, da sich eine andere Seminararbeit bereits ausführlich mit diesem Thema befasst hat. Das Unternehmen wird kurz vorgestellt im Hinblick auf Tätigkeitsfelder, wichtige Zahlen, Aktionärsstruktur, Beteiligungen, strategische Ausrichtung und Ziele und Marktposition.
Im Folgenden wird Ruhrgas vor der Übernahme dargestellt. Zunächst werden die Tätigkeitsfelder und die historische Entwicklung aufgezeigt. Ein kurzer Exkurs soll die Lieferkette in der deutschen Gaswirtschaft deutlich machen. Die Marktposition der Ruhrgas AG und die Stufen der Wertschöpfungskette (Einkauf, Verkauf, Transport), auf denen Ruhrgas tätig ist werden ebenso beleuchtet wie die Beteiligungsstruktur und der Aktionärskreis der Ruhrgas AG.
Im dritten Kapitel gehen die Verfasser auf die eigentliche Übernahme ein. Hier werden zunächst die Ziele und Gründe der Übernahme aus Sicht der E.ON AG und aus Sicht der Ruhrgas AG angegeben. Im Weiteren werden die einzelnen Stationen im zeitlichen Ablauf dargelegt. Die Rolle, die das Bundeskartellamt während der Übernahme gespielt hat wird anhand der Argumentation, einer Kritik an der Argumentation und den Auflagen, die im Rahmen der Ministererlaubnis erteilt wurden aufgezeigt.
Im vierten Kapitel wird schließlich das Unternehmen E.ON nach der Übernahme vorgestellt. Hierbei wird zuerst auf die Organisationsstruktur eingegangen. Weiterhin werden die neue Strategie und die geplanten Investitionen des E.ON – Konzerns und des neuen Market Units Pan – European Gas veranschaulicht. Im Folgenden wird die Position der E.ON AG im europäischen Energiemarkt dargelegt. Hierbei geht es um die Market Units Pan-European Gas, Central Europe und die übrigen Market Units. Wichtige Zahlen werden angegeben und die E.ON Aktie wird mit dem DAX verglichen.
In der Erfolgsbetrachtung in Kapitel fünf wird das Ergebnis der Übernahme noch einmal aufgearbeitet. Kann man bereits beurteilen, ob die Übernahme ein Erfolg war, oder ist dies noch nicht möglich? Welche Vor- und Nachteile haben sich für die Unternehmen ergeben? Was kann über die Zukunft des E.ON – Konzerns gesagt werden?
2 Geschäftstätigkeit der Unternehmen
In diesem Kapital werden beide Unternehmen vor der Übernahme dargestellt. Als Basis dienen Zahlen und Fakten aus dem Geschäftsjahr 2001.
2.1 Situation der E.ON AG vor der Übernahme
2.1.1 Unternehmensportrait
Im Jahr 2000 wurde durch die Fusion der Mischkonzerne VEBA und VIAG der Grundstein für das heutige Unternehmen E.ON AG gelegt. Mit einem Umsatz von 79,7 Mrd. € und ca. 152.000 Mitarbeitern ist E.ON der größte private Energiedienstleiter Europas.[2]
In der folgenden Abbildung sind die Kernbereiche der E.ON AG aufgeführt:
Abb. 1: Konzernstruktur 2001
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: E.ON AG (Hrsg.), Präsentation E.ON im April 2001
Gegenstand des Unternehmens ist die Versorgung mit Energie (Strom, Gas und Wasser durch das Tochterunternehmen E.ON Energie AG). Auch der Bereich VEBA Oel gehört zu diesem Zeitpunkt noch zu dem Hauptpfeiler „Energie“. Weiterhin unterstehen der E.ON AG Tochterunternehmen, die die Bereiche Chemie (Degussa), Immobilienwirtschaft (Viterra), Telekommunikation (VIAG/E.ON Telecom), Logistik (Stinnes), Distribution (Klöckner & Co.), Aluminium (VAW aluminium) und Silizium-Wafer (MEMC) betreffen.
Die Schwerpunkte liegen im Jahr 2001 zunächst noch im Energie- und Chemiebereich.
Da die Fokussierung in den nächsten Jahren auf den Energiebereich erfolgen soll, wird dieser im Folgenden näher untersucht:[3]
Europaweit versorgt E.ON Energie über Tochter- und Beteiligungsunternehmen rund 25 Millionen Kunden mit Strom, Gas und Wasser.[4] Eines der Beteiligungsunternehmen ist E.ON Kernkraft GmbH mit Sitz in Hannover. Diese besitzt bzw. ist beteiligt an 12 Reaktoren in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Ihre Nettoleistung beträgt rund 9000 Megawatt. Hiermit ist sie eine der größten privaten Kernenergiegesellschaften in Europa. 51 % des im Konzern erzeugten Stroms werden von ihr in die Netze eingespeist. Ein weiteres Beteiligungsunternehmen, das im Energiebereich tätig ist, ist die E.ON Wasserkraft GmbH Landshut. Diese ist der größte Erzeuger regenerativer Energie in Deutschland. Das Unternehmen betreibt 129 Kraftwerke u.a. an Donau, Inn, Isar, Main, Lech, Fulda, Weser und Leine. Ihre Nettoleistung beträgt rund 3000 Megawatt. Sie produziert Strom für den Jahresverbrauch von ca. 3 Mio. Haushalten. Insgesamt lassen sich bundesweit ca. 4 % des Stroms flüssig erzeugen. Das Tochterunternehmen E.ON Netz GmbH Bayreuth ist für den gesamten Netzbetrieb zuständig. Die Netze sind von Skandinavien bis zu den Alpen ausgebreitet und bieten somit die Infrastruktur für den internationalen Stromwettbewerb. Interessant ist dabei die Gestaltung der Netznutzung-sentgelte, da die Transport- und Verteilernetze allen Netznutzern offen stehen. Durch die Existenz dieser Tochtergesellschaft sind hier auch bereits die besten Voraussetzungen für die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes und das „Legal Unbundling“ von „Erzeugung“, „Übertragung und Verteilung“ und „Versorgung/Vertrieb“ geschaffen worden. Weiterhin gehört die Tochtergesellschaft E.ON Kraftwerke GmbH Hannover zu E.ON Energie. Diese besitzt einen Kraftwerkspark von über 30 Kohle-, Gas- und Ölkraftwerken, der vom Norden bis zum Süden Deutschlands flächendeckend vertreten ist. In Deutschland liefern sie knapp 11 % der gesamten Strommenge.
Es existieren noch einige weitere Tochter- und Beteiligungsunternehmen, die im Bereich der E.ON Energie AG tätig sind. In Kapitel 2.1.4 werden die Beteiligungen im Strom- und Gasbereich veranschaulicht.
Im Strombereich ist E.ON so von der Produktion bis hin zum Endverbraucher vertreten. Im Gasbereich ist diese geschlossene Wertschöpfungskette im Jahr 2001 noch nicht erreicht worden.
2.1.2 E.ON in Zahlen
Der Umsatz des[5] E.ON - Konzerns ist vom Jahr 2000 zum Jahr 2001 leicht von 88.858 Mio. € auf 79.664 Mio. € um 10 % gesunken. Grund hierfür sind Restrukturierungsmaßnahmen bei der Tochter Degussa, Umstrukturierungen im Bereich E.ON Energie und Kraftwerksstilllegungen. Ebenfalls gab es Umsatzeinbußen aufgrund der Unternehmensverkäufe der sonstigen Aktivitäten.[6]
Abb. 2: Aktivitäten Umsatz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S.27
Aus dieser Tabelle ist bereits zu erkennen, dass der Kernbereich E.ON Energie trotz der Gesamtumsatzeinbußen von 10 % seinen Umsatz um 38 % steigern konnte. Hierin ist auch die zukünftige Fokussierung auf diesen Bereich begründet. Den größten Umsatz konnte hier der Strombereich verzeichnen. Die sonstigen Aktivitäten bringen beinahe alle Verluste ein. Nur der Bereich Kommunikation, der insgesamt aber einen kleinen Anteil an den sonstigen Aktivitäten hat, konnte eine Umsatzsteigerung von 45 % erreichen.
Die Investitionen haben sich von 14.380 Mio. € (2000) auf 7.931 Mio. € (2001) nahezu halbiert. Der Trend geht zu Zeit nicht dahin, weiter zu investieren, sondern die sonstigen Aktivitäten zu veräußern.
Auch die Mitarbeiterzahl ist rückläufig (von 166.183 auf 151.953 in 2001). Dies liegt im Wesentlichen darin begründet, dass im Oktober des Jahres 2001 das Tochterunternehmen Klöckner & Co. veräußert wurde. Weiterhin wurden die Personalzahlen um die Mitarbeiter von MEMC und VAW aluminium bereinigt, da diese im Konzernabschluss gemäß US-GAAP unter „Nicht fortgeführte Aktivitäten“ ausgewiesen werden. Die Mitarbeiterzahl im Tochterunternehmen E.ON Energie stieg hingegen um 15 %.[7]
Der EBIT ist von 3.136 Mio. € auf 4.263 Mio. € in 2001 gestiegen. Auch die Dividende ist von 1,35 € auf 1,60 € pro Aktie gestiegen. Diese positive Entwicklung deutet darauf hin, dass die langsame Fokussierung auf den Energiebereich, sowie die schrittweise Abstoßung der Aktivitäten, die nicht zum Kernbereich, gehören die richtige Strategie ist.
2.1.3 Aktionärsstruktur
Die Aktionärsstruktur[8] der E.ON AG ist in folgender Grafik dargestellt:
Abb. 3: Aktionärsstruktur E.ON AG
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Monopolkommission (Hrsg.), S. 6
Hierbei ist besonders deutlich, dass sich der wesentliche Anteil (70 %) des Aktienkapitals der E.ON AG in Streu- bzw. Privatbesitz befindet, wobei allerdings keiner der Anteilseigner eine Beteiligung hält, die mehr als 5 % beträgt. Die übrigen Anteile werden zu 8,9 % von der Allianz AG, zu 4,5 % vom Freistaat Bayern, zu 4,3 % (mittelbar) von der Deutschen Bank AG und zu 1,84 % (mittelbar) von der Bayerischen Hypo Vereinsbank gehalten. Außerdem hält die E.ON AG eigene Anteile in Höhe von 10 %.
2.1.4 Beteiligungen der E.ON AG
Die E.ON AG selbst hält an zahlreichen Unternehmen Beteiligungen. Diese beziehen sich auf die[9] Bereiche Energie, Chemie, Öl, Immobilien, Telekommunikation, Distribution/Logistik und Aluminium; dies sind all die Bereiche, in denen auch E.ON selbst tätig ist.
Im Energiebereich ist die E.ON AG mehrheitlich unter anderem an der Avacon AG Helmstedt zu 53,4 % , an der e.dis Energie Nord AG Fürstenwalde/Spree zu 71 %, an der Gelsenwasser AG Gelsenkirchen zu 80,5 %, an der Hein Gas Hamburger Gaswerke GmbH Hamburg zu 89,9 %, an der Schleswag Aktiengesellschaft Rendsburg zu 65,3 %, an der Teag Thüringer Energie AG Erfurt zu 74,7 % und an der Thüga Aktiengesellschaft München zu 62 % beteiligt. Minderheitsbeteiligungen hält E.ON u.a. an der Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland EAM Kassel zu 46 % und an der EWE Aktiengesellschaft Oldenburg zu 27,4 %.
Wie sich die Beteiligungen jeweils auf den Strom- und Gasmarkt aufteilen, ist in Abb. 4 dargestellt.
Im Strombereich sind die dunkelrot unterlegten Bereiche die Mehrheits-beteiligungen und die hellrot unterlegten Bereiche die Minderheitsbeteiligungen (Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 25 %), die E.ON in Deutschland hält. Die Überlandwerk Unterfranken AG (ÜWU), die Energieversorgung Unterfranken AG (EVU), die OBAG AG und die Isar-Amperwerke AG (IAW) sollen im Laufe des Jahres 2001 zu E.ON Bayern zusammengefasst werden.[10] In der Grafik ist zu erkennen, dass eine Konzentration auf den deutschen Markt vorherrscht. Im Ausland existiert in den Niederlanden E.ON Benelux Generation N.V., die zu 100 % E.ON gehört. In Schweden hält E.ON eine 60,8 %-Beteiligung an Sydkraft AB und eine 36,3 %-Beteiligung an Graninge Aktiebolag. In der Schweiz gibt es eine 24,5 %-Beteiligung an der Watt AG Zürich und eine 20 %-Beteiligung an der BKW FMB Energie AG Bern.
Im Gasbereich sind direkte und indirekte Beteiligungen Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 20 % berücksichtigt. Die Beteiligungen, die E.ON im Ausland hält wurden bereits im letzten Abschnitt beschrieben. An der Gaswirtschaft ist E.ON nur lokal und regional beteiligt. Auf dem Ferngasmarkt ist E.ON zu dieser Zeit noch nicht vertreten.
Im Chemiebereich ist E.ON wesentlich zu 64,6 % an der Degussa AG Düsseldorf beteiligt. Im Ölbereich gehören mit 100 % die VEBA Oel AG Gelsenkirchen, sowie ebenso mit 100 % die Aral AG & Co KG Bochum, die während des Ablaufes der Übernahme eine wichtige Rolle spielt, zum E.ON – Konzern.
Auch in Frankreich und den USA werden in den Bereichen Distribution/Logistik, Aluminium, Chemie und Telekommunikation Beteiligungen gehalten.
Abb. 4: Beteiligungen E.ON Strom und Gas
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: E.ON AG (Hrsg.), Präsentation E.ON im April 2001
2.1.5 Strategische Ausrichtung und Ziele
Die Strategie, die für das[11],[12] Unternehmen gewählt wird ist unter dem Leitsatz „Fokussierung und Wachstum“ zusammenzufassen.
Das Geschäft wird zukünftig auf die Kernaktivitäten Strom und Gas fokussiert und kurz- bis mittelfristig alle anderen Aktivitäten, die nicht die Versorgungsleistungen einschließen, abgestoßen. Die Erlöse, die durch den Verkauf der Nicht-Kernaktivitäten erzielt werden, werden in die Sparten Strom und Gas investiert, um E.ON in diesen Bereichen weiter wachsen zu lassen. Die E.ON AG plant, sich von Stinnes und den weiteren Aktivitäten im Telekommunikationsmarkt zu trennen. Auch Viterra und Degussa sollen mittelfristig vollständig abgegeben werden. Bis zu ihrer Veräußerung sollen diese wertoptimierend weitergeführt werden.
Bei den Investitionen macht sich die strategische Ausrichtung ebenso bemerkbar: Nun sollen 83 % in den Jahren 2002-2004 (52 % im Vorjahr) in das Kerngeschäft Energie investiert werden. Dieses soll nicht nur im Inland, sondern auch international ausgebaut werden. Insgesamt soll die Hälfte der geplanten Investitionen in den Jahren 2002-2004 ins Ausland fließen. Die Regionen, die im Fokus liegen, sind hier: Großbritannien, Nord- und Osteuropa, die Alpenregion, die Benelux-Länder, sowie der mittlere Westen der USA.
Die Entwicklung soll die E.ON AG „von einem bisher breit aufgestellten Mischkonzern mit einem im Wesentlichen national geprägten Stromgeschäft zu einem global führenden Energiedienstleister“[13] bringen. Ziel ist es, entlang der Wertschöpfungskette präsent zu sein und auf allen Ebenen eine gute Marktposition zu erzielen.
Im Strombereich ist dies durch zahlreiche Beteiligungen an deutschen Stadtwerken bereits gelungen, so dass die E.ON AG auf allen Stufen der Wertschöpfungskette bis hin zum Endverbraucher vertreten ist. Im Gasbereich ist die E.ON AG bislang nur lokal und regional vertreten, auf dem Ferngasmarkt bzw. Import bislang noch gar nicht. In diesem Bereich soll die Position weiter ausgebaut werden, damit E.ON auch hier auf allen Stufen der Wertschöpfungskette vertreten ist.
Ein Schwerpunkt der Strategie ist somit der geplante Ausbau des Gasgeschäftes mit dem Erwerb der Ruhrgas AG. Hiermit soll eine Erweiterung auf die Wertschöpfungsstufen Import, Speicher und Ferngasverteilung erfolgen. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau des Stromtransportes und der Stromverteilungsnetze der E.ON Energie AG. Mit Hilfe des hohen Markenbekanntheitsgrades, der bislang bereits bei über 90 % liegt, sollen weitere Kunden gebunden werden.
Die Kostenführerschaft soll gehalten und weiter ausgebaut werden. Die bis 2002 bestehenden Fusionssynergien haben bereits Einsparungen in Höhe von 700 Mio. € gebracht. Überkapazitäten sollen abgebaut werden, um Kosten zu sparen.
Im Zuge der Übernahme des britischen Unternehmens Powergen und des amerikanischen Unternehmens LG&E soll ein Benchmarking aufgebaut werden, welches eine weitere Optimierung der Prozesse ermöglichen und somit die Kosten weiter reduzieren soll.
2.1.6 Marktposition
Auf dem Absatzmarkt der lokalen Gasweiterverteiler hat die E.ON AG gemessen am mehrheitlichen Beteiligungsbesitz einen Marktanteil von 15 %. Bezogen auf den Gesamtmarkt einschließlich der Direktlieferungen an industrielle Großkunden entspricht das etwa einem Marktanteil von 12-13 %.[14]
Durch den Erwerb von Powergen und der britischen Vertriebsgesellschaft TXU ist E.ON in Großbritannien Marktführer im Bereich Strom und Nummer 2 im Bereich Gas geworden.[15]
2.2 Situation der Ruhrgas AG vor der Übernahme
2.2.1 Unternehmensportrait
Die Ruhrgas AG ist die führende Ferngasgesellschaft in Deutschland und zählt zu den größten Ferngasunternehmen in Europa. Sie beschafft Erdgas aus langfristig sicheren Bezugsquellen im Ausland, aber auch zu fast einem sechstel aus deutscher Produktion. Das Erdgas wird anschließend an weiter-verteilende Gasgesellschaften und Industriekunden geliefert. Die Kunden befinden sich im Inland sowie vermehrt auch im benachbarten Ausland. Für den Transport des Erdgases betreibt die Ruhrgas AG ein eigenes Hochdruck- Leitungsnetz. Um Schwankungen im Absatzbereich auszugleichen werden große unterirdische Erdgasspeicher eingesetzt. Diese dienen auch der Versor-gungssicherheit, da die Abhängigkeit gegenüber den Lieferanten verringert wird.[16]
Die Umsatzerlöse und der Jahresüberschuss der Ruhrgas AG sind in den letzten Jahren konstant gestiegen. Diese sind zum größten Teil abhängig von den Durchschnittstemperaturen in Deutschland, da Erdgas der Haupt-energieträger in der Wohnungsbeheizung ist. In dem Posten Materialaufwand, ist der mit Abstand größte Kostenanteil für den Bezug des Erdgases enthalten. Die Investitionen der letzen Jahre sind hauptsächlich in Finanzbeteiligungen geflossen. Bei den Sachanlageinvestitionen handelt es sich im Regelfall um Ersatzinvestitionen in das Leitungsnetz, sowie in den Neubau von Anschluss-leitungen.[17]
Abb. 5: Kennzahlen Ruhrgas 2001
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Ruhrgas AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 3.
2.2.2 Historische Entwicklung
1926 wird die „Aktiengesellschaft[18] für Kohleverwertung“ von den Mitgliedern des Rheinisch-Westfälischen Kohlesyndikats (RWKS) in Essen gegründet. Anfangs hat das Unternehmen nur fünf Aktionäre, aber zum Ende des Jahres wächst die Anzahl bereits auf 52. Ziel der AG ist die überregionale Vermarktung von Kokereigas.
1928 werden die ersten Gaslieferungsverträge außerhalb des Ruhrgebiets abgeschlossen und das Unternehmen in Ruhrgas AG umbenannt. Als erste Industriekunden werden u.a. die heutige Bayer AG, Mannesmann, ThyssenKrupp, sowie die heutige Henkel KGaA gewonnen. Um den enormen Kapitalbedarf zu decken, werden diese gleichzeitig an der Ruhrgas AG beteiligt.
Wegen des stark wachsenden Gasbedarfs rückt Anfang des Jahres 1939 Erdgas ins Blickfeld der Ruhrgas. Kurz zuvor wurden erstmalig Erdgasfunde in Deutschland entdeckt und diese in das Netz der Ruhrgas AG eingespeist.
1966 importiert der Essener Gaskonzern erstmalig Erdgas um den weiterhin stark wachsenden Bedarf in Deutschland zu decken.
Ende der 60er-Jahre wird der Bezug des Erdgases weiter diversifiziert. Weitere Erdgasproduzenten beteiligen sich an der Ruhrgas, darunter u.a. Shell, Esso und zu einem späterem Zeitpunkt noch BP. Heutzutage ist Erdgas, nach dem Erdöl, in vielen Ländern der bedeutendste Primärenergieträger. Die Ruhrgas AG hat sich in Ihrer über 75-jährigen Firmengeschichte von einem regionalen Verteilerunternehmen zu einer international tätigen Gasgesellschaft entwickelt.
2.2.3 Exkurs: Lieferkette in der deutschen Gaswirtschaft
Um den Stellenwert der Ruhrgas in der deutschen Gaswirtschaft zuzuordnen wird zunächst die vertikale Struktur in Deutschland erläutert. Deutschland importiert Erdgas aus den Niederlanden, Norwegen, der Russischen Föderation, Dänemark und Großbritannien; dazu kommt noch ein kleinerer Teil aus inländischer Produktion. Die überregionale Weiterverteilung wird von ca. 30 Ferngasgesellschaften durchgeführt (z.B. Erdgas Münster und Bayerngas). Von diesen 30 überregional tätigen Ferngasgesellschaften sind allerdings nur fünf (Ruhrgas, VNG, BEB, Wingas, RWE) direkt am Import beteiligt. Die Ferngas-gesellschaften liefern das Erdgas an eine der 700 Stadtwerke oder Regional-gesellschaften. Ein weiterer Teil des Erdgases wird direkt an den Endver-braucher oder an den Export verkauft.
Abb. 6: Struktur der deutschen Gaswirtschaft 2002
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: VNG AG (Hrsg.), Downloads
[...]
[1] Der Jurist Dr. Klaus Liesen war bis 2002 bereits 15 Jahre Aufsichtsratsvorsitzender bei
Volkswagen, jeweils sieben Jahre Aufsichtsratschef bei Allianz und Ruhrgas sowie drei Jahre
Aufsichtsratsvorsitzender bei E.ON, vgl. Stuhr, A. (2003).
[2] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 25.
[3] Vgl. Unternehmensportraits der E.ON Tochterunternehmen, siehe im Literaturverzeichnis:
Internet.
[4] Zu den Beteiligungen im Strom- und Gasbereich siehe Kapitel 2.1.4.
[5] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 24 ff.
[6] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 130 f.
[7] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 48 f.
[8] Vgl. Monopolkommission (Hrsg.), S. 6.
[9] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 140 f.
[10] Vgl. E.ON Energie AG (Hrsg.), Das Unternehmen im Jahr 2001, S. 35 f.
[11] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 39 f.
[12] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2002, S. 43 f.
[13] E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S. 39.
[14] Vgl. Sinn, H. (2002), S. 13.
[15] Vgl. E.ON AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2002, S. 43.
[16] Vgl. Ruhrgas AG (Hrsg.), Erdgaswirtschaft 2001, S. 44 ff.; Ruhrgas AG (Hrsg.),
Unternehmensportrait 2001.
[17] Vgl. Ruhrgas AG (Hrsg.), Geschäftsbericht 2001, S, 43 ff.
[18] Vgl. Ruhrgas AG (Hrsg.), Schlaglichter - Die ersten 75 Jahre, S. 8 ff.
[19] Vgl. VNG AG (Hrsg.), Erdgasmarkt.
- Arbeit zitieren
- Sven Erler (Autor:in), Nadine Altenscheid (Autor:in), 2004, Die Übernahme der Ruhrgas durch E.ON, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34290
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