In den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die zwischen 1933 und 1945 und vor allem während des zweiten Weltkriegs verübten
Verbrechen der NS-Gewaltherrschaft in der Öffentlichkeit kaum kontrovers diskutiert.
Die Adenauer-Regierung verfolgte eine Strategie der Wiedereingliederung erfahrener Funktionseliten in den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau Westdeutschlands.
Anstatt sich kritisch mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, nahm man eine Haltung des so genannten „kollektiven Beschweigens“ ein – eine Haltung des „Nicht-darüber-Sprechen“ , die Uwe Timm in seinem Buch als „Feigheit“ und „Totschweigen“ anprangert.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Uwe Timms Erzählung 'Am Beispiel meines Bruders' und stellt sich die Frage, inwiefern dieser Text einen Beitrag zur literarischen Erinnerungskultur leistet.
Inhaltsverzeichnis
- Vom Vergessen und Verschweigen zum Erinnern
- „Am Beispiel meines Bruders“ als Beispieltext der literarischen Erinnerungskultur
- Zwischen Nähe und Ferne: Das Beziehungsgeflecht der Figuren und der zeitgeschichtliche Hintergrund
- Zusammenfassende Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Uwe Timms "Am Beispiel meines Bruders" ist ein autobiographischer Text, der die deutsche Nachkriegsgeschichte in den Mittelpunkt stellt und das schwierige Thema des Vergessens und Erinnerns beleuchtet. Der Text fokussiert auf die Geschichte des Bruders des Autors, der im Zweiten Weltkrieg verschollen ist, und die Auswirkungen dieses Ereignisses auf die Familie und die Gesellschaft.
- Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und das "kollektive Beschweigen"
- Die Rolle der Familie in der deutschen Nachkriegsgeschichte
- Die Ambivalenz von Erinnerung und Vergessen
- Die Herausforderungen der Identitätsfindung in einer traumatisierten Gesellschaft
- Die Funktion von Literatur als Medium der Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das „kollektive Beschweigen“ in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Es zeigt, wie die NS-Verbrechen und die damit einhergehende Traumatisierung der Vergangenheit ausgeblendet wurden, um einen raschen Wiederaufbau zu ermöglichen.
Das zweite Kapitel widmet sich "Am Beispiel meines Bruders" als Beispieltext der literarischen Erinnerungskultur. Der Text untersucht die autobiographische Erzählstruktur und die Verknüpfung von familiengeschichtlichem Erleben mit dem historischen Hintergrund.
Das dritte Kapitel analysiert die Beziehungskonstellation der Figuren und ihren Bezug zum zeitgeschichtlichen Kontext.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter des Textes sind: Erinnerungskultur, "kollektives Beschweigen", Autobiografie, Familiengeschichte, NS-Vergangenheit, Nachkriegsgeschichte, Identitätsfindung, "Väterliteratur", Exempla-Literatur, hybride Gattung.
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- Hans-Georg Wendland (Author), 2016, "Am Beispiel meines Bruders" von Uwe Timm. Ein Beitrag zur literarischen Erinnerungskultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342483