Wolfgang Borcherts Kriegsheimkehrer Beckmann stellt - stellvertretend für viele - die Frage nach dem Sinn seines Leides direkt an Gott. Gott tritt auf als klagender, seine armen Kinder bedauernder Gott (Borchert 1947). Dieses Bild ist schwer vereinbar mit den Vorstellungen eines allmächtigen und gütigen Vaters. Leben wir mit einem falschen Gottesbild? Kann Gott mit menschlichen Eigenschaften gemessen werden? Spätestens seit dem Holocaust wird der Widerspruch eines vollkommenen Gottes, der Leid verursacht oder zulässt, von vielen Menschen nicht mehr hingenommen. Menachem Mendel Schneerson (1902-1994) findet keinen Sinn im Leid seines Volkes: "Es gibt absolut keine rationale Erklärung für den Holocaust, außer dass er ein göttlicher Beschluss war – warum dies geschah, geht über den menschlichen Verstand – aber eindeutig nicht als Bestrafung für Sünden”(Dubov 2009).
Der Titel dieser Hausarbeit verweist auf die “Rechtfertigung Gottes”. Perry Schmidt-Leukel weist richtig darauf hin, das eigentliche Thema sei die rationale Rechtfertigung christlichen Glaubens angesichts von Übel und Leid in der Welt (Schmidt-Leukel, 1999: 111). Das ist das Ziel meiner Arbeit.
Zur Einführung wird die Theodizee-Frage mit Hilfe der Logik dargestellt und begrifflich untersucht. Die Bibel liefert interessante Hinweise auf den Umgang des frühen Judentums mit der Theodizee. Nicht-christliche Religionen mit ihren ganz speziellen Sichtweisen zur Problematik des Leides runden das Bild ab. Danach stellen einige ausgewählte Persönlichkeiten ihre Lösungsansätze vor und verdeutlichen so das breite Spektrum theologischer und philosophischer Standpunkte. Der Länge dieser Arbeit geschuldet erfolgt keine kritische Würdigung ihrer Aussagen. Anregungen zu einem neuen Gottesbild und anderen Formen christlicher Glaubenskultur finden sich im Schlussteil.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemansatz und Definitionen
- Die Theodizeefrage im Kontext der Bibel
- Altes Testament
- Übel und Leid als Folge des Sündenfalls
- Vorexilische Zeit - Übel und Leid als Strafe
- Exilische und nachexilische Zeit
- Übel und Leid als Unrecht Gottes
- Gottes Wollen ist nicht zu erkennen
- Neues Testament
- Jesus als Träger des Leids der Menschen
- Paulus Gerechtigkeit aus Glauben
- Altes Testament
- Die Theodizeefrage im Kontext nicht-christlicher Religionen
- Der Islam - Prüfung der Tugend durch Allah
- Der Buddhismus - Keine Gottheit verursacht Leid
- Der Hinduismus - Leben ist Leiden
- Das Judentum - Wir wissen nicht, warum wir leiden
- Ausgewählte Lösungskonzepte zur Theodizee
- Die Schöpfung wird noch weiterentwickelt
- Der Mensch trägt die Verantwortung für das Übel
- Gott trägt die Verantwortung für das Übel
- Übel dienen einem übergeordneten Zweck
- Aus Leiden entsteht Gutes
- Übel als Erkenntnis des Guten
- Übel als Gegensatz zum Guten
- Übel als Folge der Naturgesetze
- Leiden aus Liebe zu Gott
- Das Übel wird verkleinert
- Das Übel als Mangel an Sein
- Wir leben in der besten aller möglichen Welten
- Ausgleichende Gerechtigkeit im Jenseits
- Gottes Allgüte wird aufgehoben
- Gottes Allmacht wird eingeschränkt oder aufgehoben
- Gott achtet die Freiheit des Menschen
- Gott ist ohnmächtig
- Gott leidet mit
- Umformulierung der Theodizee-Frage
- Theodizee-Frage ist nicht lösbar
- Theodizee-Frage ist anmaßend
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts von Übel und Leid in der Welt. Sie analysiert das Theodizeeproblem aus verschiedenen Perspektiven und untersucht, wie verschiedene Religionen und Denker mit diesem Dilemma umgehen. Das Ziel ist es, die verschiedenen Argumentationslinien und Lösungsansätze zu beleuchten und ein umfassendes Bild des Themas zu zeichnen.
- Die Theodizee als philosophisches und theologisches Problem
- Der Umgang mit Leid und Übel in der Bibel
- Perspektiven nicht-christlicher Religionen auf das Problem des Leids
- Ausgewählte Lösungskonzepte zur Theodizee
- Die Grenzen der Theodizee und die Suche nach neuen Gottesbildern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Theodizeeproblem anhand der Erfahrungen von Kriegsheimkehrern und des Holocaust dar und erläutert den Begriff der Theodizee. Das zweite Kapitel definiert die wichtigsten Begriffe und stellt die Grundlagen des Theodizeeproblems dar. Im dritten Kapitel wird die Theodizeefrage im Kontext der Bibel untersucht, wobei die verschiedenen Perspektiven des Alten und Neuen Testaments beleuchtet werden. Kapitel vier widmet sich der Theodizeefrage in verschiedenen nicht-christlichen Religionen, darunter der Islam, der Buddhismus, der Hinduismus und das Judentum. Das fünfte Kapitel präsentiert ausgewählte Lösungskonzepte zur Theodizee, die von verschiedenen Denkern und Theologen entwickelt wurden.
Schlüsselwörter
Theodizee, Übel, Leid, Gott, Allmacht, Güte, Gerechtigkeit, Freiheit, Sünde, Schuld, Religion, Bibel, Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Heilsgeschichte, Schöpfung, Jenseits, Gottesbild, Philosophie, Theologie.
- Quote paper
- Monika Wobbe (Author), 2016, Theodizee. Die Rechtfertigung Gottes angesichts der Existenz von Übel und Leid, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342201