Die Seminararbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen, die die demografische Entwicklung auf Deutschland hat. Zunächst allgemein, insbesondere aber im Bezug auf die Wohnwirtschaft.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Demographische Trends in Deutschland
2.1 Geburtenrate
2.2 Alterung der Gesellschaft
2.3 Zuwanderung nach Deutschland
2.4 Bevölkerungsprognose für Deutschland
2.5 Regionale Zweiteilung der demographischen Veränderung
3 Demographische Auswirkungen auf die Wohnwirtschaft
3.1 Herausforderungen des altersgerechten Wohnen
3.1.1 Die vertraute Wohnung bis ins hohe Alter
3.1.2 Alternative Wohnformen
3.1.3 Mehrgenerationenhäuser
3.1.4 Senioren WGs
3.1.5 Altenheime
3.2 Entwicklung der Haushalte
3.3 SWOT-Analyse
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Literatur
Internet
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Überschuss der Geborenen
Abbildung 2: Bevölkerung 2060 Abbildung 3: Bevölkerung 2008
Abbildung 4: Ökonomisches Modell der Migration
Abbildung 5: Zu- und Abwanderung in Deutschland im Jahr 2011/2012
Abbildung 6: Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland
Abbildung 7: Pro KopfWohnfläche
Abbildung 8: Verfügbare Wohnfläche nach Alter
Abbildung 9: Haushalte 2012
Abbildung 10: Wohnflächennachfrage
Tabellenverzeichnis
Tabelle 2: SWOT-Analyse
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Es gibt wenige Themengebiete, die eine ähnlich starke Bedeutung erleben, wie die demografische Veränderung und ihre Auswirkungen. Der demografische Wandel ist seit mindestens 100 Jahren ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Schon im Jahr 1911 bezeichnete der Nationalökonom Karl Olden- berg den „Umschwung in den natürlichen Bevölkerungsvorgängen“ als „das weltgeschichtlich bedeutsamste Ereignis in den letzten Jahrzenten“ (Oldenburg, 1911).[1]
Schon in wenigen Jahren wird die deutsche Bevölkerung spürbar schrumpfen. Das seit Jahrzehnten niedrige Geburtenniveau sowie die steigende Lebenserwartung haben Einfluss auf die Immobilienwirtschaft. Die Studienarbeit wird einen Überblick über die vielschichtigen Wirkungszusammenhänge zwischen der demographischen Veränderung und dem Angebot sowie der Nachfrage auf dem Wohnimmobiliensektor geben. Für das bessere Verständnis der Wirkungszusammenhänge wird in Kapitel eins der allgemeine demografische Wandel vorab analysiert.
Mit der vorliegenden Arbeit sollen drei Dinge besser verstanden werden.
1. Immobilien sind keine quantité négligeable, welche vom demographischen Wandel verschont bleiben.
2. Viele Immobilienklassen werden durch den demographischen Wandel belastet.
3. Das rechtzeitige Gegensteuern kann größere Probleme auf dem Immobilienmarkt für Investoren und Stadtentwickler mildern.
Die vorgeschlagenen Lösungsansätze und Zukunftsszenarien sollen einen Analyserahmen bieten und Antworten für aggregierte Märkte bereitstellen.
2 Demographische Trends in Deutschland
Ende des Jahres 2012 lebten ca. 80,5 Millionen Menschen in Deutschland.[2] Dies ist ein Zuwachs von knappen 15% seit Kriegsende. Die Entwicklung verlief jedoch keinesfalls linear, sondern Phasenweise. Just teilt die demographische Entwicklung Deutschlands in den letzten 60 Jahren in vier verschiedene Phasen ein.[3]
1) Phase eins ging bis zur ersten Ölkrise im Jahre 1974. Zwischen 1950 und 1973 wuchs die Bevölkerungszahl um elf Millionen an. Im selben Jahr wurde der Anwerbestopp für Gastarbeiter erlassen. Mit Beginn der Ölkrise verkehrte sich das starke Bevölkerungswachstum ins Gegenteil. Das Bruttoinlandsprodukt ging deutlich spürbar zurück. Deutschland verlor an Attraktivität für Immigranten.[4]
2) In den ersten fünf Jahren der Phase zwei nahm die Anzahl der Einwohner in Deutschland um eine Million ab. Anfang der achtziger Jahre folgte die nächste Rezession, die wiederrum mit einem Bevölkerungsruckgang einherging.[5]
3) In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren, befanden sich die östlichen Länder Europas im Umbruch. Dies führte dazu, dass viele Spätaussiedler nach Deutschland zurückkehrten. Damit war der Trend des Rückgangs der Bevölkerung gestoppt. Die Einwohnerzahl stieg um viereinhalb Millionen. 1992 sowie 1999 wurde Gesetze erlassen, welche die Zuwanderung von Spätaussiedlern erschwerte.[6]
4) Mit 82,5 Millionen wurde im Jahre 2002 der bisherige Höchststand der Bevölkerung in Deutschland gemessen. Seit diesem Zeitpunkt geht die Einwohneranzahl zurück. Zehn Jahre später ist die Bevölkerungszahl bereits um zwei Millionen zurückgegangen. Der bedeutende Unterschied zu dem Rückgang der vorangegangenen Phase besteht darin, dass es sich diesmal um ein strukturelles Phänomen handelt. Es ist nicht durch konjunkturelle Zyklen ausgelöst.[7] [8] [9] [10]
2.1 Geburtenrate
Für die Höhe der Geburtenrate sind hauptsächlich zwei Faktoren verantwortlich. Zum einem ist es die Anzahl der potentiellen Mütter, also wie viele Frauen im gebärfähigen Alter sind. Für gewöhnlich werden in der Statistik dabei Frauen im Alter von 15-49 berücksichtigt. Zum anderen die Anzahl der Kinder, die jede Frau durchschnittlich zur Welt bringt. Eine untergeordnete Rolle spielt zudem, wann eine Frau ihr erstes Kind zur Welt bringt, das sog. mittlere Alter.1860 wurden durchschnittlich noch fünf Kinder pro Frau geboren.[8] In den Neunzehnhundertsechzigern hatte sich die Zahl bereits auf 2,5 Kinder pro Frau halbiert.[9] Seit 1997 hat sich die Zahl relativ stabil auf 1,4 Kinder pro Frau eingependelt. In den nächsten Jahren bis 2020 soll diese niedrige Geburtenrate immerhin stabil bleiben und nicht weiter sinken. Soll die Zahl der Geburten in den Jahren danach jedoch immer noch stabil bleiben, so müsste sich die pro Frau Geburtenrate auf 1,6 erhöhen. Grund dafür ist, dass es weniger Frauen im gebärfähigen Alter geben wird. Zudem bekommen mehr Frauen überhaupt keine Kinder. Laut Mikrozensus 2012 sind 22 von 100 Frauen im Alter von 40-44 kinderlos.[10]
Für das Sinken der Geburtenrate gibt es zwei Hautgründe. Das steigende Einkommen führt nicht wie man zunächst annehmen könnte zu mehr sondern zu weniger Kindern. Dies mag zunächst paradox erscheinen, jedoch steigen mit dem Einkommen auch die Opportunitätskosten pro Kind. I.d.R.
muss für gewöhnlich auf das Einkommen der Frau, zumindest für eine gewissen Zeit, verzichtet werden. Hinzu kommen noch die gewöhnlichen Kosten für Kinder. Dies macht Kinder zu einer relativ teuren „Ware“. Wie bei anderen Gütern gilt, steigt der Preis sinkt der Absatz. Der weitere Grund ist zudem, dass die Betreuungsangebote nur mangelhaft sind. Die verbesserten Verhütungsmethoden verstärken den Trend zu weniger Kindern lediglich, sind jedoch nicht hauptverantwortlich.[11] 2012 gab es 673.544 lebendgeborene Kinder in Deutschland. Dem gegenüber stehen 869.582 Todesfälle. Dies ergibt ein Minus von 196.038 Einwohnern.[12] Bereits seit dem Jahre 1972 übersteigt die Sterberate jedes Jahr die Geburtenrate. Um die Bevölkerungszahl in Deutschland konstant zu halten, müsste jedes Jahr die Differenz von Geburten- und Sterbefällen durch Einwanderer gedeckt werden.[13] In der nachfolgenden Graphik ist nochmals dargestellt, wie lange die Geburtenrate bereits zu niedrig ist.
Überschuss der Geborenen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Überschuss der Geborenen[14]
2.2 Alterung der Gesellschaft
Die Bevölkerung in Deutschland wird nicht nur immer weniger, sondern auch immer älter. Seit mindestens 130 Jahre steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an.[15] [16] Neugeborene Jungen können mit einer Lebenserwartung von 77,9 Jahren rechnen. Mädchen sogar mit 5 Jahren mehr, also 82,9. Im Vergleich zur Sterbetafel von 2008/2010 ist das ein Anstieg von drei Monaten für die männlichen und zwei Monate für weibliche Babys. Doch auch bei Senioren erhöht sich die Restlebenserwartung weiter. Bei Männern hat sich diese um weitere zwei Monate auf eine Restlebenserwartung von 17,6 Jahren erhöht. Mit nun 20,8 Jahren hat es sich bei Frauen um einen Monat gesteigert. [16] Die sich verändernde Altersstruktur erkennt man gut am Medianalter. Bis 1975 lag dieses nach bei ca. 35 Jahren. Mittlerweile ist es bei ca. 45 angelangt. UN-Prognosen zufolge wird es bis 2035 noch weiter ansteigen und sich dann bei ca. 50 Jahren stabilisieren.[17] Die Abbildungen zwei und drei zeigen, dass dich ebenfalls die Altersstruktur verändert. Waren es 2008 noch 80% unter 65, Jahren sind es 2060 voraussichtlich 56%. Insbesondere die Riege derer, die 80 und älter sind nimmt sehr stark zu. Von 2008 bis 2060 verdreifacht sie sich fast.[18] Die Gründe für das Ansteigen der Lebenserwartung sind vielfältig. Die bessere medizinische Versorgung sowie höhere Hygienestandards haben ebenso dazu beigetragen, wie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und generell weniger gefährliche Tätigkeiten. Die gesetzlichen Sozialversicherungen genauso wie eine Versorgung mit hochwertigeren Lebensmitteln und ausreichend Trinkwasser. All diese Faktoren haben dazu beigetragen das die Menschen heute im Durchschnitt länger leben.[19]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Bevölkerung 2060[20] Abbildung 3: Bevölkerung 2008[21]
2.3 Zuwanderung nach Deutschland
Die Zahl der deutschen Einwohner kann in den nächsten Jahrzehnten nur wachsen, wenn genügend Zuwanderung aus anderen Ländern erfolgt. Besonders hochqualifizierte Akademiker und Spezialisten werden in der gesamten Bundesrepublik gesucht. Für diese Menschen ist es keineswegs eine leichte Aufgabe, die Entscheidung für oder gegen einen Umzug in ein anderes Land zu treffen. Die Möglichkeit, das Einkommen zu verbessern, spielt hierbei eine große Rolle.[22]
Das Zusammenspiel von Einkommen und Migration wird in der folgenden Abbildung erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Ökonomisches Modell der Migration[23]
Hochqualifizierte Akademiker anderer Länder vergleichen primär das Einkommen im Zielland, mit dem Einkommen ihres Herkunftslandes. Dabei ist die zukünftige Einkommensentwicklung eine wichtige Stellgröße für ihre Entscheidungsfindung. Anschließend werden die potenziellen Zuwanderer, die Ertragsdifferenz beider Länder, mit den voraussichtlichen Kosten eines Umzugs verglichen. Bei den Umzugskosten handelt es sich nicht nur um die reinen Reisekosten. Es werden vielmehr die Integrationskosten, Unterschiede in der Lebenshaltung und mögliche soziale und psychischen Kosten betrachtet.[24] Liegen am Schluss der Betrachtung, die zukünftigen Einnahmen über den Kosten, so ist mit einem Umzug ins Zielland zu rechnen.
Derzeit migrieren viele junge Spanier und Griechen nach Deutschland, da sie unter der hohen Arbeitslosigkeit in ihren Heimatländern leiden. In den EuroKrisenstaaten ist nahezu jeder zweite junge Mensch ohne Arbeit. Die junge Bevölkerung migriert dabei sehr viel häufiger nach Deutschland als die ältere. Grund hierfür sind der längere Erwerbshorizont junger Menschen im Zielland und die geringeren Umzugskosten von Single Personen.[25]
Im Jahr 2012 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 1.081.000 Personen nach Deutschland zugezogen. Zum Vergleich, waren dies 123.000 Zuzüge mehr als im Jahr 2011 (+13%). Eine solch hohe Zuwanderungsquote gab es zuletzt im Jahr 1995. Die hohe Einwanderung nach Deutschland 2012 ist mit den krisengeschüttelten Eurostaaten wie Spanien, Portugal, Griechenland und Italien in Verbindung zu setzten, welche eine hohe Abwanderung der eigenen Bevölkerung ereilt. Aus Deutschland fortgezogen sind im Jahr 2012 insgesamt 712.000 Personen, dies sind 33.000 mehr als im Vorjahr (+5%). Bei der Bilanzierung der Ein- und Auswanderung ergibt sich eine Nettozuwanderung von 369.000 Menschen deutschlandweit.[26]
Ziel der meisten Einwanderer sind die großen Städte wie München, Stuttgart oder Dresden. Zudem sind die wirtschaftsstarken Bundesgebiete des Südens, Bayern und Baden-Württemberg sehr attraktiv für ausländische Akademiker und Spezialisten.[27] [28]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Zu- und Abwanderung in Deutschland im Jahr 2011/2012 [28]
2.4 Bevölkerungsprognose für Deutschland
Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung der Bundesrepublik Deutschland wird von drei Parametern bestimmt: Die Geburtenrate, die Lebenserwartung/Sterberate und der Wanderungssaldo.[29]
In Zukunft wird die Geburtenquote in Deutschland bei knapp 1,4 Kinder pro Frau bleiben. Die meisten Bundesbürgerinnen fürchten finanzielle Kosten denen sie nicht gewachsen sind, die Angst die eigene Freiheit zu verlieren und einen Karriereknick.[30] Bis zum Jahr 2060 ist mit keiner höheren Geburtenquote zu rechnen. Gleichermaßen nimmt die Säuglingssterblichkeit seit Jahren ab. Aktuell liegt sie bei 3,51 Kinder/1.000 Lebendgeborenen. In Zukunft wird sich dieser Wert halten bzw. minimieren.[31] Sie kann wegen ihres geringen Wertes für die weiteren Berechnungen vernachlässigt werden.
Bis zum Jahr 2060 wird sich die Lebenserwartung der Neugeborenen erhöhen. Eine verbesserte medizinische Versorgung und neue Medikamente bewirken einen Anstieg des Lebensalters. Für männliche Neugeborene erhöht sich die Lebenserwartung um rund sieben Jahre auf 83,5 Jahre bis zum Jahr 2060. Bei Mädchen ist mit einer Zunahme von sechs Jahren, auf 88 Jahre zu rechnen.[32]
Unter der Annahme, dass bis zum Jahr 2060 eine Geburtenziffer von 1,4 Kindern je Frau und die Nettozuwanderung bei 100.000 Personen, beziehungsweise 200.000 Personen liegt, werden in knapp 50 Jahren zwischen 11,6 und 17,1 weniger Menschen in Deutschland leben. Bei einem Wanderungssaldo von Null (keine Zu- und Abwanderung), würden bis zum Jahr 2060 ca. 23,8 Mio. weniger Menschen in Deutschland residieren. Theoretisch gesehen kann eine höhere Geburtenziffer von 1,6 Kindern je Frau den Bevölkerungsrückgang verlangsamen und es wäre voraussichtlich mit einer Bevölkerungsminderung von fünf Mio. Menschen zu rechnen.[33]
Es ist deutlich zu erkennen, dass zwischen den Prognosen hohe Unsicherheiten und Differenzen herrschen. Die Bevölkerungsvorausrechnung für einen derart langen Zeitraum ist sehr schwierig. Alle aufgeführten Szenarien haben gemeinsam, dass in Zukunft die Einwohnerzahl Deutschlands abnehmen wird und sie sich zukünftig in den gezeigten Korridoren bewegt.
Grund für den exponentiellen Bevölkerungsrückgang in der Bundesrepublik Deutschland, sind die bereits ausgedünnten Kindergenerationen die zur Elterngeneration heranwachsen und weniger Kinder zur Welt bringen können. Seit 1970 ist die natürliche Bevölkerungsbilanz negativ, also die Zahl der Neugeborenen abzüglich der Verstorbenen innerhalb eines Jahres. Ab dem Jahr 2049 werden doppelt so viele Menschen in einem Jahr streben als geboren werden. Diese negativen Impulse können in Zukunft schwer ausgeglichen werden, da sich die Sterbe- und Geburtenraten sehr langsam verändern. Eine derart große Lücke in der Bevölkerungspyramide ist nur durch eine ungewöhnlich starke Zuwanderung zu füllen.[34] Demografischer Wandel bedeutet für jegliche Analysen und Vorausrechnungen:
„Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein.“ sagte bereits Perikles (429-490 vor Christus), Politiker und Staatsmann in Athen.[35]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland [36]
2.5 Regionale Zweiteilung der demographischen Veränderung
Bei der deutschen Bevölkerungsentwicklung ist eine regionale Zweiteilung eingetreten. Viele junge Menschen der neuen Bundesländer gehen nach Westdeutschland, um dort in einer wirtschaftsstärkeren Region Fuß zu fassen. Besonders hochqualifizierte junge Frauen, aus wirtschaftlich schwachen Regionen der neuen Bundesländer wandern ab.[36] [37]
Der sinkende Frauenanteil beschleunigt zunächst den Rückgang der Einwohnerzahl und sorgt zugleich für weniger Nachwuchs in den betroffenen Regionen. Während in den Zuwanderungsgebieten, wie Oberbayern die Bevölkerung deutlich zunimmt, entstehen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und dem Chemnitzer Raum Bevölkerungseinbrüche, welche die Wirtschaft schwächen.[38]
Es ist damit zu rechnen, dass sich die Abwanderung in den nächsten Jahren deutlich reduziert und es gegebenenfalls zu Rückläufen der Bevölkerung nach Ostdeutschland kommt. Die ostdeutsche Wirtschaft ist neu aufgebaut, die Firmen haben sich auf neue Produkte, häufig Nischenprodukte spezialisiert. Es gibt für Hochqualifizierte eine Menge Arbeit in diesen Regionen.[39]
3 Demographische Auswirkungen auf die Wohnwirtschaft
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Wohnraum ein knappes Gut.[39] Die Menschen haben mit mehr Personen in kleineren Wohnungen gelebt. Aufgrund der niedrigen Beschäftigungsquote von Frauen, kümmerten sich diese oft um Pflegebedürftige ältere Familienmietglieder. Dieses traditionelle Familienbild der Großfamilie mit Hausfrau hat sich jedoch in den letzten 60 Jahren stark verändert.[40]
Die Anzahl derer, die allein leben, hat sich von nur ca. 19% Anfang der 60er Jahre auf mehr als 40% verdoppelt. In einem etwas kleineren Ausmaß ist auch die Anzahl der Zweipersonen Haushalte gestiegen.[41] Die Ansprüche der Menschen an ihren Wohnraum haben sich gewandelt. Zum einem durch veränderte Bedürfnisse aufgrund einer anderen Altersstruktur als vor 60 Jahren, zum anderen aber auch aufgrund veränderter Erwartungen an ihren Lebensraum. Die eigene Persönlichkeit auszudrücken und sich auch zur Gruppe abzugrenzen, wird für viele Menschen immer wichtiger. Eine Möglichkeit dies zu tun, besteht in einer eigenen Wohnung.[42] Insbesondere die Wohnfläche die jeder Person im Einzelnen zusteht hat sich drastisch erhöht. Anfang der 50er Jahre hatte jeder Einzelne nur ca. 15 m[2] zur Verfügung.[43] Ende der Neunziger war es mit ca. 39 m2 schon mehr als das Zweieinhalbfache. In den letzten 60 Jahren ist es jedoch kontinuierlich angewachsen. Im Jahre 2013 würde erstmals die 45 m2 Marke für das gesamte Bundesgebiet überschritten.[44] Die Tendenz wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen.
[...]
[1] Sachverständigenrat, Herausforderungen des demografischen Wandels (2011), S. 1.
[2] Vgl. Statistitisches Bundesamt, Bevölkerung, http://de.statista.com/statistik/daten/studie/2861/umfrage/entwicklung-der-gesamtbevoelkerung- deutschlands/,( 21.11.2012)
[3] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 9
[4] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 9
[5] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 9
[6] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 9
[7] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 9
[8] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 11
[9] Vgl. Statistisches Bundesamt, Geburten in Deutschland, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Bevoelkerungsbewegung/Bros chuereGeburtenDeutschland0120007129004.pdf? blob=publicationFile, (21.11.2013)
[10] Vgl. Versicherungsjournal, Bei Geburten droht ab 2020 Rückgang: http://www.versicherungsjournal.de/markt-und-politik/bei-den-geburten-droht -ab-2020-ein-stetiger- rueckgang-117218.php, (21.11.2013)
[11] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S.11 f.
[12] Vgl. Statistisches Bundesamt, Sterbefälle, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/SterbefaeNe/SterbefaeNe .html,( 21.11.2013)
[13] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 16
[14] Vgl. Statistisches Bundesamt, Sterbefälle, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Sterbefaelle/SterbefaeNe .html,( 21.11.2013)
[15] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 16
[16] Vgl. Statistisches Bundesamt, Lebenserwartung in Deutschland erneut gestiegen, https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/10/PD12_344_12621.h tml,( 21.11.2013)
[17] Vgl. Sinn, Das Demographische Defizit, http://www.wisonet.de/genios1.pdf?START=0A1&ANR=2530471&DBN=ZEC0&ZNR=1&ZHW=- 4&WID=78042-4270453-13526_5,( 21.11.2013)
[18] Vgl. Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkeru ng/BevoelkerungDeutschland2060Presse5124204099004.pdf? blob=publicationFile, (21.11.2013)
[19] Vgl. Just, Demographie und Immobilien, (2009), S. 16
[20] Vgl. Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkeru ng/BevoelkerungDeutschland2060Presse5124204099004.pdf? blob=publicationFile, (21.11.2013)
[21] Vgl. Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkeru ng/BevoelkerungDeutschland2060Presse5124204099004.pdf? blob=publicationFile, (21.11.2013)
[22] Vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Zuwanderung von Hochqualifizierten aus Drittstaaten nach Deutschland, http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/WorkingPapers/wp28- hochqualifizierte.html S. 50 ff. ,(20.11.2013).
[23] Just, Demografie und Immobilien, (2009), S. 20.
[24] Vgl. Just, Demografie und Immobilien, (2009), S. 21.
[25] Vgl. Süddeutsche, Krise treibt Griechen und Spanier nach Deutschland http://www.sueddeutsche.de/politik/einwanderer-krise-treibt-griechen-und-spanier-nach- deutschland-1.1553510, (20.11.2013)
[26] Vgl. Statistisches Bundesamt, Weiter hohe Zuwanderung nach Deutschland, https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2013/05/PD13_15 6 12711.html, (20.11.2013)
[27] Vgl. Tagesspiegel, Bis zu 2,6 Millionen Menschen kommen nach Deutschland, http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/wirtschaftsforscher-zahl-der-zuwanderer-steigt-bis- zu-2-6-millionen-menschen-kommen-nach-deutschland/8949774.html, (20.11.2013)
[28] Eigene Darstellung des Autors in Anlehnung an Vgl. Statistisches Bundesamt, Weiter ho he Zuwanderung nach Deutschland 2012.
[29] Vgl. DAG Basis Institut, Prognose Deutschland, http://www.dag.basis-
institut.de/prognosen/prognose-deutschland/index.html, (20.11.2013)
[30] Vgl. Euractiv, Zukunftsängste drücken auf die Geburtenrate in Deutschland (2013).
[31] Vgl. Indexmundi, Kindersterblichkeit http://www.indexmundi.com/g/r.aspx?v=29&l=de, (20.11.2013)
[32] Vgl. Just, Demografie und Immobilien, (2009), S. 25.
[33] Vgl. Sachverständigenrat, Herausforderungen des demografischen Wandels(2011), S. 22.
[34] Vgl. Sachverständigenrat,Herausforderungen des demografischen Wandels(2011), S.27 f.
[35] Opaschowski, Deutschland 2020, S. 475.
[36] Eigene Darstellung des Autors.
[37] Vgl. Handelsblatt, ostdeutsch, weiblich sucht Perspektive, http://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/abwanderung-junger-menschen-aus-den- neuen-laendern-nimmt-wieder-zu-ostdeutsch-weiblich-sucht-perspektive/2279562.html, (20.11.2013)
[38] Vgl. Sachverständigenrat, Herausforderungen des demografischen Wandels(2011), S. 27.
[39] Vgl. Süddeutsche, Sie bleiben da und mache nicht mehr „rüber“ (2010).
[40] Vgl. Kopp, Demographischer Wandel und Wohnungsmarktentwicklung, (2007), S. 7
[41] Vgl .Ärzte Zeitung, Pflegedienst in Krise, http://www.wiso- net.de/webcgi?START=A20&T_F0RMAT=5&D0KM=1234317_ZGEN_0&TREFFER_NR=2&WID= 88522-0250533-83520_5 ,(4.11.2013)
[42] Vgl. Statistisches Bundesamt, In 50 Jahren vom Luxus zum Standard, https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2013/10/PD13_363_632.htm l, (4.11.2013)
[43] Vgl. Kopp, Demographischer Wandel und Wohnungsmarktentwicklung, (2007), S. 26
[44] Vgl. Jörissen, Sparsame und schonende Flächennutzung, ( 2007), S. 68
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