Gottfried Keller gilt als einer der wichtigsten Vertreter des bürgerlichen Realismus. Seine Erzählung „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ erschien 1856 mit vier weiteren Erzählungen im ersten Band von „Die Leute von Seldwyla“. Kellers Werke kreisen immer wieder um das Individuum im gesellschaftlichen System. Hauptthemen sind vorwiegend lebensbestimmende Faktoren wie Armut, Familienleben, Erziehung, Arbeit und besonders die Frage, inwiefern sich das Individuum in die bürgerliche Ordnung einordnen kann oder soll. In der Erzählung „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ setzt sich Keller sowohl mit gesellschaftlichen Bedingungen und Normen als auch mit moralischen und ethischen Werten auseinander. Bei Kellers Novelle handelt es sich um eine neue Bearbeitung des alten Romeo und Julia Motivs, dessen bekannteste Bearbeitung die Tragödie des englischen Dramatikers William Shakespeare ist. „Gleich in der Titelgebung dieser Novelle verweist Keller auf weltliterarische Zusammenhänge; es wird an die bekannteste Ausformung des Romeo-und- Julia-Stoffes: an William Shakespeares Tragödie erinnert.“1 Gottfried Keller legt Wert darauf, daß es sich bei der Erzählung „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ nicht bloß um eine „müßige Nachahmung“2 eines bekannten literarischen Werkes handelt. Bei der Erzählung handelt es sich um die Bearbeitung eines alten Stoffes in einem „neuem Gewande“3, wobei Keller explizit erwähnt, daß seine Erzählung auf einer wahren Begebenheit, einer Notiz aus der Züricher Freitagszeitung vom 3. September 1847, beruht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bedeutung gesellschaftlicher Normen und Werte und die Schuldfrage in Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“
- Die Bauern Manz und Marti als Prototypen der Gesellschaft
- Der Streit der Bauern Manz und Marti und ihr sozialer Abstieg
- Der Kampf auf der Brücke als Höhepunkt des Konflikts
- Die Ausgangslage von Sali und Vrenchen
- Zwischen Traumwelt und Realität
- Kommentar
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Analyse von Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe" befasst sich mit der Bedeutung gesellschaftlicher Normen und Werte sowie der Schuldfrage in der Novelle. Es wird untersucht, wie die Figuren in das soziale Gefüge eingebunden sind und welche Auswirkungen gesellschaftliche Bedingungen auf ihr Handeln haben.
- Die Rolle gesellschaftlicher Normen und Werte in der Gestaltung der Handlung
- Die Darstellung von Schuld und Verantwortung im Kontext der sozialen Strukturen
- Der Einfluss der Figuren auf die gesellschaftliche Ordnung
- Die Frage nach der individuellen Schuld und ihrer sozialen Bedingtheit
- Das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft in der Novelle
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Gottfried Keller als einen wichtigen Vertreter des bürgerlichen Realismus vor und erläutert die Thematik der Erzählung "Romeo und Julia auf dem Dorfe". Keller beschäftigt sich mit der Rolle des Individuums im gesellschaftlichen System und untersucht Faktoren wie Armut, Familienleben und die Frage der Anpassung an die bürgerliche Ordnung. Die Novelle ist eine Neuinterpretation des Romeo und Julia Motivs und basiert auf einer wahren Begebenheit aus der Züricher Freitagszeitung.
Die Bedeutung gesellschaftlicher Normen und Werte und die Schuldfrage in Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe"
Die Bauern Manz und Marti als Prototypen der Gesellschaft
Dieser Abschnitt beleuchtet die Darstellung der beiden Bauern Manz und Marti als Vertreter der gesellschaftlichen Strukturen. Die Beschreibung der Landschaft und der Äcker verdeutlicht die scheinbar harmonische Ordnung, die durch den brachliegenden Acker gestört wird. Es wird angedeutet, dass dieser Acker für den weiteren Verlauf der Geschichte von Bedeutung sein wird.
Der Streit der Bauern Manz und Marti und ihr sozialer Abstieg
Hier werden die negativen Auswirkungen des Landraubs durch Manz und Marti beleuchtet. Die Analyse untersucht, wie sich die beiden Bauern durch ihr Handeln in ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihrem Charakter verändert haben.
Der Kampf auf der Brücke als Höhepunkt des Konflikts
Dieser Unterpunkt beschreibt den Höhepunkt des Konflikts zwischen Manz und Marti. Die Frage nach der Schuld der Bauern und ihrer Bewusstheit über ihr Handeln wird gestellt. Der Abschnitt bildet gleichzeitig einen Übergang zur Analyse der Geschichte von Sali und Vrenchen.
Die Ausgangslage von Sali und Vrenchen
Dieser Abschnitt beleuchtet die Situation von Sali und Vrenchen im Kontext der Gesellschaft. Es wird untersucht, welche Position sie einnehmen und ob sie selbstverantwortlich für ihre Lage sind.
Zwischen Traumwelt und Realität
Dieser Unterpunkt betrachtet die Unterschiede zwischen den Wünschen von Sali und Vrenchen und den Möglichkeiten, die ihnen die Gesellschaft bietet. Die Frage nach dem Ausweg aus dieser Situation und die Bedeutung ihres Todes im Hinblick auf gesellschaftliche Normen und Werte wird gestellt.
Schlüsselwörter
Die Analyse von Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe" beschäftigt sich mit Themen wie gesellschaftliche Normen, Werte, Schuld, Verantwortung, sozialer Abstieg, Individuum und Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen die Figuren Manz und Marti sowie Sali und Vrenchen, die als Prototypen für die Konflikte zwischen den individuellen Bedürfnissen und den gesellschaftlichen Erwartungen dienen. Die Untersuchung des brachliegenden Ackers, des Landraubs und des Kampfes auf der Brücke verdeutlicht die Bedeutung von sozialer Ordnung, Moral und ethischen Werten in der Novelle.
- Quote paper
- Daniel Krohne (Author), 2002, Die Bedeutung gesellschaftlicher Normen und Werte und die Schuldfrage in Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34092