Im achten Buch von Platons "Politeia" entwirft seine Sokratesfigur eine Verfallsreihe von Staaten, die beim Idealstaat beginnt und in der Tyrannis endet. Doch hatte Platon tatsächlich die Intention, den Verlauf der Geschichte zu beschreiben oder gar vorherzusagen? Oder wollte er bloß Modelle von Staatsformen entwerfen, um eine normative Bewertung gerechter und ungerechter Ordnungen vorzunehmen?
Immerhin ist es Sokrates' erklärtes Ziel, das Glück des Gerechten und des Ungerechten zu vergleichen. Manche Interpreten gehen sogar davon aus, Platon habe lediglich die menschliche Psyche untersucht, der Staatsphilosophie habe er sich erst in seinen späteren Werken zugewandt. Die Verfallsreihe wäre dann eine Abhandlung über die gerechte Gesinnung des Einzelnen. Es gilt also dei Verfallsformen und ihre erzählerische Verbindung auf ihren Bedeutungsgehalt hin zu untersuchen.
Erst im Kontext der gesamten Reihe kann auch das Demokratiekapitel verstanden werden. Die Demokratie nahm in Platons Rangfolge den vorletzten Platz ein, was ihm in neuerer Zeit den Vorwurf einbrachte, ihr "Feind" zu sein. Individuelle Freiheit und politische Partizipation, die in der modernen Demokratie nicht mehr zur Disposition stehen, bedeuten für Platon Ungerechtigkeit. Dieses kritische Verhältnis zu demokratischen Werten wirft bis heute Fragen auf, die zu klären sein werden.
Inhaltsverzeichnis
A. Einleitung
B. Der Ablauf der Verfallsreihe
I. Einleitende Worte der Gesprächsteilnehmer (543a - 545c)
II. Die Timokratie (545c - 550c)
III. Die Oligarchie (550c - 555b)
IV. Die Demokratie (555b - 562a)
V. Die Tyrannis (562a- 576b)
VI. Der eudämonistische Vergleich (576b - 592b)
VII. Zusammenfassung
C. Die Deutung der Verfallsreihe
I. Das Ausgangsproblem: Die Musenrede und die Hochzeitszahl
II. Die Analogie von Polis und Seele
1.Methodologischer Anlass und Herleitung der Analogie
2.Ziel und Funktion der Analogie
3.Die Beziehung zwischen Polis und Mensch
4.Die Bedeutung der Bildsprache
III. Einheit der Gerechtigkeit und Vielheit der Ungerechtigkeit
IV. Der Sinn der Verbindung in einem Verfallsprozess
1. Beschreibung oder Prognose des realen Geschichtsverlaufs
2. Normative Typologie von Verfassungen ohne Realitätsbezug
3. Stellungnahme
V. Eudämonistischer Vergleich und eudämonistische Ethik
VI. Fazit
D. Die Demokratie - Polypragie statt Idiopragie
I. Platons Demokratieerfahrungen
II. Platons Verhältnis zur Freiheit
III. Platons Verhältnis zur Gleichheit
IV. Die Demokratie in späteren Werken Platons
V. Platons Demokratiekritik und ihre Berechtigung
E. Schlussbetrachtung
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