Rating als eine Form der Bonitätsbewertung von Unternehmen oder Finanztiteln hat in der Vergangenheit eher eine nachrangige Rolle in der Versicherungswirtschaft eingenommen. Ereignisse wie die Großschäden durch den Terroranschlag auf das World Trade Center, die anhaltende Börsenbaisse, die Bilanzierungsskandale in den USA oder die geplante Einführung von Solvency II führen jedoch dazu, dass die Bonitätseinstufungen von Versicherungsunternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch Investoren und Versicherungsnehmer fordern mehr Transparenz über die finanzielle Lage der Gesellschaften, um Anlagefehlentscheidungen zu vermeiden. Makler hingegen ziehen externe Ratings zu Rate, um ihren Kunden die beste Empfehlung geben zu können. Für Erstversicherungsunternehmen sind Ratings in Bezug auf den Einkauf von Rückversicherungsschutz sehr bedeutend. Denn Erstversicherer achten darauf, dass sie ihre Risiken ausschließlich bei Rückversicherern mit einer guten Bonitätsnote platzieren. Rating-Agenturen werden zurzeit sowohl durch Investoren als auch durch Emittenten stark unter Druck gesetzt. Anleger fordern mehr Verantwortung von den Agenturen, besonders nachdem sie die Pleiten von Enron und Worldcom praktisch „verschlafen“ haben. Die Unternehmen hingegen werfen den Agenturen vor, dass sie bewusst vorsichtigere und schlechtere Bonitätsurteile abgeben, um sich vor erneuten Fehleinschätzungen zu schützen. Die Rating-Agenturen stecken somit in einer Zwickmühle. Zum einen wollen sie den Anforderungen der Investoren gerecht werden und zum anderen wollen sie ihre eigentlichen Kunden, die Emittenten, nicht verärgern. Letztlich soll ein Rating natürlich ein wahrheitsgetreues Bild eines Unternehmens widerspiegeln. Das heißt, es geht weder darum, zum Schutz der Investoren vorsichtige Bewertungen abzuliefern, noch darum, den Unternehmen zuliebe „Gefälligkeits-Ratings“ zu vergeben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 Zielsetzung
- 1.2 Gang der Arbeit
- 2. KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN
- 2.1 Definition des Rating-Begriffs
- 2.1.1 Entwicklung des Ratings
- 2.1.2 Arten des Ratings
- 2.1.2.1 Emissions-Rating versus Emittenten-Rating
- 2.1.2.2 Langfristiges Rating versus kurzfristiges Rating
- 2.2 Wesen und Aufgaben von Rating-Agenturen
- 2.3 Aufbau und Aussage von Rating-Symbolen
- 2.4 Konzeption von Rating-Systemen
- 2.5 Prozessablauf des Rating-Verfahrens
- 2.5.1 Das Verfahren zur Erstellung eines Ratings
- 2.5.2 Ziel des Rating-Verfahrens
- 2.5.3 Informationsbeschaffung und Analyse
- 2.5.3.1 Beantragtes und unbeantragtes Rating-Verfahren
- 2.5.3.2 Auswahl der Rating-Agentur und Abschluss des Rating-Vertrages
- 2.5.3.3 Rating-Ergebnis
- 2.5.3.4 Publikation des Ratings
- 3. DIE RATING-ANSÄTZE BEDEUTENDER RATING-AGENTUREN IM VERSICHERUNGSMARKT
- 3.1 Überblick über die Rating-Ansätze in der Assekuranz
- 3.2 Bonitätsfaktoren in der Versicherungswirtschaft
- 3.3 Der Rating-Ansatz von Fitch
- 3.3.1 Unternehmenspräsentation
- 3.3.2 Die Methodik von Fitch zur Beurteilung der Finanzkraft eines Versicherers
- 3.3.2.1 Kriterien zur Bewertung von Versicherungsunternehmen
- 3.3.2.2 Der Rating-Ansatz für Versicherungsgruppen
- 3.3.3 Die Bewertungsgrundlagen
- 3.3.3.1 Angeforderte Unterlagen bzw. Auskünfte
- 3.3.3.2 Das Managementgespräch
- 3.3.3.3 Die finanziellen Kennzahlen
- 3.4 Der Rating-Ansatz von Standard & Poor's
- 3.4.1 Unternehmenspräsentation
- 3.4.2 Die Methodik von Standard & Poor's zur Beurteilung der Finanzkraft eines Versicherers
- 3.4.2.1 Kriterien zur Bewertung von Versicherungsunternehmen
- 3.4.2.2 Der Rating-Ansatz für Versicherungsgruppen
- 3.5 Der Rating-Ansatz von Moody's
- 3.5.1 Unternehmenspräsentation
- 3.5.2 Die Methodik von Moody's zur Beurteilung der Finanzkraft eines Versicherers
- 3.5.2.1 Grundprinzipien
- 3.5.2.2 Kriterien zur Bewertung von Lebensversicherern
- 3.5.2.3 Der Rating-Ansatz für Versicherungsgruppen
- 3.6 Synoptische Gegenüberstellung der einzelnen Rating-Ansätze
- 4. RATING-AGENTUREN IM FOKUS ÖFFENTLICHER DISKUSSIONEN
- 4.1 Aktuelle Kritik an den führenden Rating-Agenturen
- 4.2 Lösungsansätze zur Kontrolle und Regulierung der Rating-Agenturen
- 5. BONITÄTSEINSTUFUNGEN UND IHRE AUSWIRKUNGEN AM BEISPIEL DER MÜNCHENER RÜCK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der vergleichenden Analyse exemplarischer Rating-Ansätze der Versicherungswirtschaft. Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein umfassendes Verständnis der Rating-Methodik und -Praxis im Versicherungssektor zu erlangen. Dabei werden die Rating-Ansätze der drei wichtigsten Rating-Agenturen - Fitch, Standard & Poor's und Moody's - analysiert und verglichen.
- Definition und Entwicklung des Rating-Begriffs
- Analyse der Methodik der Rating-Agenturen
- Bewertung der Kritik an den Rating-Agenturen
- Auswirkungen von Rating-Einstufungen auf die Versicherungswirtschaft
- Zusammenfassung der relevanten Erkenntnisse und Ableitung von Schlussfolgerungen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt die Zielsetzung und den Gang der Arbeit vor. Kapitel 2 bietet einen umfassenden Einblick in die konzeptionellen Grundlagen des Ratings, inklusive der Definition des Rating-Begriffs, der Entwicklung des Ratings, der Arten des Ratings, der Aufgaben von Rating-Agenturen, der Konzeption von Rating-Systemen sowie des Prozessablaufs des Rating-Verfahrens.
Kapitel 3 analysiert die Rating-Ansätze der drei wichtigsten Rating-Agenturen im Versicherungsmarkt: Fitch, Standard & Poor's und Moody's. Hier werden die jeweiligen Methodiken, Bewertungskriterien und das Verfahren zur Einstufung der Bonität von Versicherungsunternehmen detailliert beschrieben.
Kapitel 4 beleuchtet die Rating-Agenturen im Fokus öffentlicher Diskussionen und behandelt die Kritik an den führenden Rating-Agenturen sowie die vorgeschlagenen Lösungsansätze zur Kontrolle und Regulierung.
Kapitel 5 untersucht die Auswirkungen von Bonitätseinstufungen am Beispiel der Münchener Rück und beleuchtet den Einfluss der Ratings auf das Unternehmen.
Schlüsselwörter
Rating-Agenturen, Versicherungswirtschaft, Finanzkraft, Bonität, Methodik, Rating-Ansätze, Fitch, Standard & Poor's, Moody's, Kritik, Regulierung, Münchener Rück.
- Quote paper
- Bianca Löffler (Author), 2004, Vergleichende Analyse exemplarischer Rating-Ansätze der Versicherungswirtschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34067