Das Gruppendiskussionsverfahren erfreut sich als Instrument der Datenerhebung immer größerer Beliebtheit sowohl im Bereich der Marktforschung als auch sozialwissenschaftlichen Forschung - zumindest wird es immer häufiger eingesetzt. Zugleich beginnen methodologische Darstellungen häufig mit einem Lamento über die mangelnde methodologische Fundierung und Durcharbeitung des Gruppendiskussionsverfahrens und über das sich daraus ergebende Unbehagen vieler Praktiker hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit. Gerade auf dem Gebiet der häufigsten Anwendung des Verfahrens, der Marktforschung, kann der Mangel an fundierten methodologischen Darstellungen überraschen. Es stellt sich daher die Frage, weshalb das Gruppendiskussionsverfahren trotz dieses "methodologischen Vakuums" in der Marktforschung so häufig eingesetzt wird. Dieser Arbeit liegt die These zugrunde, dass sich diese Diskrepanz zwischen Einsatzhäufigkeit und methodologischer Unsicherheit v.a. aus der Beschaffenheit des Untersuchungsgegenstands der Marktforschung ergibt. Anders als im akademischen Forschungsbereich dürfte die normativ-moralische Aufladung der in der Marktforschung untersuchten Gegenstände bzw. Themen nämlich überwiegend relativ gering sein, sodass in weitaus geringerem Maße Gruppenkontrollwirkungen auftreten werden als in potentiellen Untersuchungsgebieten akademischer Forschung. Von entsprechend geringerer Bedeutung dürfte daher der Mangel an einem durchgearbeiteten Modell der Gruppendiskussion für die Praxis der Marktforschung sein, sodass Gruppendiskussionen hier in den meisten Fällen nützliche Ergebnisse erbringen dürften.
Um diese These zu plausibilisieren soll in einem ersten Schritt das Gruppendiskussionsverfahren als Instrument der Datenerhebung in terminologischer und methodologischer Hinsicht beschrieben werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Darstellung der psychodynamischen Kleingruppenprozesse, die sowohl den spezifischen Wert als auch die Problematik dieses Datenerhebungsverfahrens ausmachen. Anschließend sollen nach begrifflichen Vorklärungen die Anwendungsgebiete des Gruppendiskussionsverfahrens in der Marktforschung dargestellt und systematisiert werden. Den Abschluss bildet die Zusammenführung der Argumentationsstränge im Hinblick auf die Ausgangsthese der Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Gruppendiskussion als Erhebungstechnik
- 2.1 Definition, Abgrenzung zu anderen Gruppenerhebungsverfahren
- 2.2 Methodologische Einordnung des Gruppendiskussionsverfahrens
- 2.3 Die Entwicklung des Gruppendiskussionsverfahrens im geschichtlichen Verlauf
- 2.4 Psychodynamische Kleingruppenprozesse: Konsequenzen und Einflussfaktoren
- 2.4.1 Zusammenstellung der auftretenden Kleingruppenprozesse
- 2.4.2 Relevante Einflussgrößen auf Kleingruppenprozesse
- 3. Das Gruppendiskussionsverfahren in der Marktforschung
- 3.1 Marktforschung: Definition und Aufgaben
- 3.2 Anwendungsbereiche des Gruppendiskussionsverfahrens in der Marktforschung
- 4. Zusammenfassung und Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Diskrepanz zwischen der hohen Einsatzhäufigkeit des Gruppendiskussionsverfahrens in der Marktforschung und der gleichzeitig beklagten mangelnden methodologischen Fundierung. Die Zielsetzung besteht darin, diese Diskrepanz zu erklären, indem der Untersuchungsgegenstand der Marktforschung (Meinungen, Einstellungen etc. von Konsumenten) in den Mittelpunkt gerückt wird.
- Das Gruppendiskussionsverfahren als Instrument der Datenerhebung
- Methodologische Einordnung und Abgrenzung zu anderen Verfahren
- Anwendungsbereiche in der Marktforschung
- Psychodynamische Kleingruppenprozesse und deren Einfluss
- Die Bedeutung der Interaktivität in Gruppendiskussionen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung thematisiert die kontroverse Diskussion um die methodologische Fundierung des Gruppendiskussionsverfahrens. Sie stellt fest, dass trotz seiner weitverbreiteten Anwendung in der Marktforschung, die methodologische Literatur spärlich ist und oftmals mangelhafte Fundierung kritisiert. Die Arbeit geht von der These aus, dass diese Diskrepanz aus der Natur des Untersuchungsgegenstandes der Marktforschung resultiert: den schwer fassbaren Meinungen, Einstellungen und Motiven der Konsumenten. Das Ziel der Arbeit ist die Plausibilisierung dieser These.
2. Die Gruppendiskussion als Erhebungstechnik: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und Abgrenzung des Gruppendiskussionsverfahrens von anderen Gruppenerhebungsmethoden wie Gruppeninterviews oder Gruppenexperimenten. Es wird deutlich, dass die terminologische Unschärfe in der Literatur ein Problem darstellt. Der Fokus liegt auf der interaktiven Natur der Gruppendiskussion, im Gegensatz zu Frage-Antwort-Schemata anderer Methoden. Das Kapitel betont die Bedeutung der Interaktion der Teilnehmer und ihrer Auswirkungen auf die Datenerhebung. Es werden verschiedene Definitionen und Ansätze aus der Literatur diskutiert, um ein differenziertes Verständnis zu schaffen. Der Begriff „Diskussion“ wird kritisch hinterfragt, da er den Austausch von Erfahrungen und Beobachtungen nicht vollumfänglich abbildet. Die Bedeutung der Gruppenkonstellation und ihre Auswirkungen auf die Gruppendynamik werden als wichtige Aspekte angesprochen.
Schlüsselwörter
Gruppendiskussion, Marktforschung, Datenerhebung, Methodologie, Qualitative Forschung, Gruppeninteraktion, Konsumentenverhalten, Meinungsforschung, Kleingruppenprozesse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Das Gruppendiskussionsverfahren in der Marktforschung"
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Diskrepanz zwischen der häufigen Anwendung des Gruppendiskussionsverfahrens in der Marktforschung und seiner oft kritisierten mangelnden methodologischen Fundierung. Sie versucht diese Diskrepanz zu erklären, indem sie den Untersuchungsgegenstand der Marktforschung – die Meinungen, Einstellungen und Motive von Konsumenten – in den Mittelpunkt rückt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Das Gruppendiskussionsverfahren als Instrument der Datenerhebung, seine methodologische Einordnung und Abgrenzung zu anderen Verfahren, seine Anwendungsbereiche in der Marktforschung, psychodynamische Kleingruppenprozesse und deren Einfluss, sowie die Bedeutung der Interaktivität in Gruppendiskussionen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Die Gruppendiskussion als Erhebungstechnik (inkl. Unterkapiteln zur Definition, methodologischen Einordnung, historischen Entwicklung und psychodynamischen Kleingruppenprozessen), Das Gruppendiskussionsverfahren in der Marktforschung, Zusammenfassung und Fazit, sowie Literaturverzeichnis.
Was wird in Kapitel 2 ("Die Gruppendiskussion als Erhebungstechnik") behandelt?
Kapitel 2 definiert und grenzt das Gruppendiskussionsverfahren von anderen Gruppenerhebungsmethoden ab. Es betont die interaktive Natur der Gruppendiskussion und die Bedeutung der Interaktion der Teilnehmer und ihrer Auswirkungen auf die Datenerhebung. Verschiedene Definitionen und Ansätze aus der Literatur werden diskutiert, und die Bedeutung der Gruppenkonstellation und ihre Auswirkungen auf die Gruppendynamik werden als wichtige Aspekte angesprochen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Gruppendiskussion, Marktforschung, Datenerhebung, Methodologie, Qualitative Forschung, Gruppeninteraktion, Konsumentenverhalten, Meinungsforschung, Kleingruppenprozesse.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These ist, dass die Diskrepanz zwischen der hohen Einsatzhäufigkeit und der mangelnden methodologischen Fundierung des Gruppendiskussionsverfahrens in der Marktforschung aus der Natur des Untersuchungsgegenstandes resultiert: den schwer fassbaren Meinungen, Einstellungen und Motiven der Konsumenten. Die Arbeit zielt darauf ab, diese These zu plausibilisieren.
Welche Methoden werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet eine Literaturanalyse und eine kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Definitionen und Ansätzen zum Gruppendiskussionsverfahren in der Marktforschung. Es wird eine qualitative Forschungsmethode angewendet, um die methodologische Fundierung zu analysieren.
- Quote paper
- Felix Frey (Author), 2005, Die Gruppendiskussion als Instrument der Datenerhebung in der Marktforschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34062