Johann Wolfgang von Goethes Werk ‚Faust, erster und zweiter Teil’ stellt sicherlich eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literaturgeschichte dar. Neben den eigentlichen zwei Hauptwerken ‚Faust I’, erschienen 1808, und ‚Faust II’, erschienen nach 1832, existieren noch zwei weitere Versionen: ‚Faust. Ein Fragment’ von 1790 und der erst 1887 entdeckte ‚Urfaust’.1 Bei ‚Faust. Ein Fragment’ und bei Goethes ‚Urfaust’ handelt es sich um frühe Fassungen des ersten Teils.2 ‚Faust I’ ist demnach die endgültige Fassung. Augenscheinlichstes unterscheidendes Merkmal des ‚Urfaust’, des ‚Fragment’ und des ‚Faust I’ sind die Anzahl der Szenen und Verse, ebenso inhaltliche Unterschiede – zum Beispiel existiert im Urfaust kein ‚Prolog’ und somit auch nicht der Wettvorgang zwischen Gott und dem Teufel.
Jedoch soll das Augenmerk dieser Arbeit nicht auf die unterschiedlichen Faust–Fassungen gerichtet werden, sondern ein spezieller inhaltlicher Aspekt der Faust–Handlung, der allen Faust–Fassungen zu eigen ist, untersucht werden. Der Faust–Stoff ist in allen Fassungen ähnlich, nur mehr oder weniger ausführlich und ausgestaltet. Fausts Liebeserlebnis mit Gretchen, welches sein tragisches Ende nimmt – Gretchen als Kindsmörderin und zur Hinrichtung bestimmt – stellt eine der wichtigsten Handlungen im ‚Faust’ dar.3 Ein kleines, aber wichtiges Detail bezüglich der Gretchenhandlung – auch Gretchentragödie genannt – ist das Kästchen, welches Mephisto Gretchen zuspielt, um ihre Gunst für Faust zu gewinnen. Die folgende Arbeit soll demnach die Bedeutung des Kästchens innerhalb der Faustdichtung aufzeigen.
Anhand einer genaueren Betrachtung des Verhältnisses zwischen Faust und Gretchen soll die Verwendung des Kästchens im Handlungsablauf verdeutlicht werden. Ebenso stellt sich die Frage ob das Kästchen als Motiv unerlässlich für den Handlungsverlauf – und gar richtungsweisend für das Ende – ist. In diesem Zusammenhang erscheint es dann als sinnvoll, allgemeine Bedeutungen und Verwendungen des Kästchens zu untersuchen: In diesem Zusammenhang soll ein kleiner Blick in die Welt der Antike mehr Aufschluss über das Kästchenmotiv verschaffen – nämlich auf die „Cista mystica“, das geheimnisvolle Kästchen...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stand der Forschung
- Das Kästchen in Goethes Werk,Faust’
- Faust und Gretchen - Eine Tragödie
- Zur Funktion des Kästchens innerhalb der Gretchentragödie
- Zum Kästchen
- Das Kästchen als „richtungsweisendes“ Motiv
- „Cista mystica“
- Kästchenerlebnisse“ in Goethes Leben
- Das Kästchen mit pädagogischer Funktion?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Kästchenmotivs in Goethes Faust I. Das Hauptziel ist es, die Funktion des Kästchens innerhalb der Gretchentragödie zu analysieren und seine Rolle im Handlungsverlauf zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Aspekte betrachtet, um ein umfassendes Verständnis des Motivs zu erlangen.
- Die Rolle des Kästchens in der Beziehung zwischen Faust und Gretchen
- Das Kästchen als zentrales Motiv im Handlungsverlauf
- Der Vergleich des Kästchens mit der "Cista mystica" der Antike
- Die mögliche pädagogische Funktion des Kästchens
- Die Relevanz von Goethes persönlichen Erfahrungen mit dem Kästchenmotiv
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Wahl des Fokus auf das Kästchenmotiv innerhalb der verschiedenen Fassungen von Goethes Faust. Sie hebt die Bedeutung der Gretchentragödie hervor und benennt die Forschungsfrage nach der Bedeutung des Kästchens im Handlungsverlauf und dessen mögliche richtungsweisende Funktion. Die Arbeit kündigt die Untersuchung des Kästchens im Kontext der Antike ("Cista mystica") und im Lichte von Goethes Biographie an, um ein umfassendes Verständnis des Motivs zu erreichen.
Stand der Forschung: Dieser Abschnitt konstatiert den Mangel an aktueller Forschung zum Kästchenmotiv im Kontext von Goethes Faust. Er verweist auf ältere Literatur, die sich zwar mit dem Kästchenmotiv beschäftigt, jedoch losgelöst vom Faust-Stoff. Die Arbeit begründet die Notwendigkeit, Erkenntnisse aus anderen Kontexten, insbesondere aus der Analyse des Motivs in Goethes "Wanderjahre", auf den Faust-Stoff anzuwenden, um die Forschungslücke zu schließen. Die Arbeit erwähnt Sigmund Freud, der sich mit dem Kästchenmotiv auseinandersetzte, aber ohne Bezug zu Goethes Faust.
Das Kästchen in Goethes Werk,Faust’: Dieser Abschnitt beginnt mit einer Darstellung der Beziehung zwischen Faust und Gretchen, um den Kontext für das Auftreten des Kästchens zu schaffen. Er verspricht eine detaillierte Analyse der Verwendung des Kästchens im Handlungsverlauf der Gretchentragödie und untersucht, ob es als unerlässliches und richtungsweisendes Motiv für das tragische Ende gilt. Der Abschnitt legt den Grundstein für die weiterführende Untersuchung des Kästchens in seiner allgemeinen Bedeutung und Verwendung.
Schlüsselwörter
Goethe, Faust I, Gretchentragödie, Kästchenmotiv, Cista mystica, Handlungsverlauf, Motivforschung, Literaturwissenschaft, Pädagogik.
Häufig gestellte Fragen zu: Das Kästchen in Goethes Faust
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Bedeutung des Kästchenmotivs in Goethes Faust I, insbesondere im Kontext der Gretchentragödie. Das Hauptziel ist die Untersuchung der Funktion des Kästchens innerhalb der Handlung und seiner Rolle im tragischen Verlauf der Geschichte.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Aspekte des Kästchenmotivs: seine Rolle in der Beziehung zwischen Faust und Gretchen, seine Funktion als zentrales Handlungselement, den Vergleich mit der antiken "Cista mystica", eine mögliche pädagogische Funktion und die Relevanz von Goethes persönlichen Erfahrungen mit diesem Motiv.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Überblick über den Stand der Forschung, einen Abschnitt zur detaillierten Analyse des Kästchens in Goethes Faust, sowie ein Fazit. Die Kapitel behandeln die Einführung in das Thema, den bisherigen Forschungsstand zum Motiv, die Analyse des Kästchens in der Gretchentragödie und dessen Bedeutung für den Handlungsverlauf.
Welchen Beitrag leistet die Arbeit zur Forschung?
Die Arbeit schließt eine Forschungslücke, da es bisher wenig aktuelle Forschung zum Kästchenmotiv im Kontext von Goethes Faust gibt. Sie verbindet Erkenntnisse aus anderen Kontexten, wie Goethes "Wanderjahre", mit der Analyse des Faust-Stoffes und untersucht den Einfluss des Motivs auf die Handlung.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Goethe, Faust I, Gretchentragödie, Kästchenmotiv, Cista mystica, Handlungsverlauf, Motivforschung, Literaturwissenschaft, Pädagogik.
Wie wird das Kästchen in der Gretchentragödie dargestellt?
Die Arbeit untersucht detailliert die Verwendung des Kästchens in der Gretchentragödie und analysiert, ob es als ein richtungsweisendes Motiv für das tragische Ende der Geschichte gilt. Der Kontext der Beziehung zwischen Faust und Gretchen wird dabei sorgfältig berücksichtigt.
Welche Rolle spielt die "Cista mystica"?
Die Arbeit vergleicht das Kästchenmotiv mit der "Cista mystica" der Antike, um ein umfassenderes Verständnis seiner Symbolik und Bedeutung zu erlangen.
Welche Bedeutung haben Goethes persönliche Erfahrungen?
Die Arbeit betrachtet die Relevanz von Goethes persönlichen Erfahrungen mit dem Kästchenmotiv für seine Verwendung in Faust und dessen Interpretation.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit bietet eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel: Einleitung, Stand der Forschung und die Analyse des Kästchens in Goethes Faust.
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- M.A. Andreas Reichard (Author), 2002, Zum Kästchen in Goethes Faust, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34045