Die Kontroverse, die sich an der Gentechnologie und anderen Biotechnologien entzündet hat, ist nicht zu übersehen. Seit Jahren werden Aspekte der Thematik von den Medien aufgegriffen. Trotzdem zeigen Umfragen, dass die wenigsten wissen, was genau Gentechnik ist. Die Akteure der gesellschaftlichen Diskussion verfügen über sehr unterschiedliche Beschreibungen des Sachverhalts, die eigene wird selbstverständlich als die jeweils wahre proklamiert. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Diskussion über Gentechnik. Das Hauptaugenmerk richtet sich darauf inwieweit es sich bei der Thematik um ein ‚soziales Problem’ handelt. Nach einer kurzen Darstellung des Begriffsfeldes Gentechnik, von der Geschichte der Genetik bis zu den molekularbiologischen Arbeitstechniken, werden die wichtigsten gegenwärtigen Anwendungsgebiete der Gentechnik in der medizinischen und industriellen Nutzung angerissen. Im Anschluss soll die Frage geklärt werden: Was ist ein soziales Problem? Zur Beantwortung werden die beiden gängigsten Theorien sozialer Probleme, der strukturfunktionalistische und der konstruktivistische Ansatz, herangezogen. Es wird untersucht, welche der beiden Theorien sich besser für die Beschreibung der Gentechnik als soziales Problem eignet. Unter Zuhilfenahme konstruktivistischer Theorien sozialer Probleme wird der Verlauf der öffentlichen Debatte und des kollektiven Definitionsprozesses in Deutschland analysiert und auf die Rollen und Interessen verschiedener gesellschaftlicher Akteure eingegangen. Ziel der Arbeit ist es zu einer realistischeren Einschätzung der Gentechnik und der sozialen Diskussion um selbige zu gelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Was ist Gentechnik?
- 1.1. Allgemeine Definition von Gentechnik, Abgrenzung des Begriffs
- 1.2. Historischer Überblick über die Entwicklung der Gentechnik
- 2. Anwendungsbereiche der Gentechnik:
- 2.1. Genmanipulation – Schaffung transgener Organismen
- 2.1.1. Industrielle Nutzung transgener Bakterien
- 2.1.2. Gentechnisch modifizierte Pflanzensorten
- 2.1.3. Transgene Tiere
- 2.2. Gentherapie am Menschen
- 2.3. Genom-Analyse
- 3. Was ist ein soziales Problem? Definitionsansätze:
- 3.1. Robert King Merton: der strukturfunktionalistische Ansatz
- 3.1.1. Diskrepanz zwischen sozialen Standards und sozialer Wirklichkeit
- 3.1.2. Die Rolle der Definitoren für die Wahrnehmung des Problems
- 3.1.3. Latente und manifeste soziale Probleme
- 3.2. Herbert Blumer: der konstruktionistische Ansatz
- 3.2.1. Resultat eines kollektiven Definitionsprozesses
- 3.2.2. Die Karriere eines sozialen Problems nach Blumer
- 3.2.3. Weiterentwicklung des Ansatzes durch Kitsuse und Spector
- 3.3. Welche Theorie erklärt das , soziale Problem' Gentechnik?
- 4. Die öffentliche Diskussion:
- 4.1. Das Muster der öffentlichen Diskussion in Deutschland
- 4.2. Die Akteure der öffentlichen Diskussion
- 4.3. Die Legitimation des Problems und die Generierung öffentlicher Wahrnehmung
- 4.4. Reform, Behandlung oder Verschiebung des Problems?
- 5. Tatsächliche und befürchtete Folgen der Gentechnik:
- 5.1. Fortsetzung bestehender gesellschaftlicher Trends und Tendenzen
- 5.2. Spezifisch neue Probleme im Umgang mit den Biotechnologien
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Gentechnik und der gesellschaftlichen Diskussion um dieselbe. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Frage, ob die Gentechnik ein "soziales Problem" darstellt.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs "Gentechnik"
- Anwendungsbereiche der Gentechnik in Medizin und Industrie
- Theoretische Ansätze zur Definition von sozialen Problemen
- Analyse der öffentlichen Diskussion um die Gentechnik in Deutschland
- Bewertung der tatsächlichen und befürchteten Folgen der Gentechnik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Gentechnik und die gesellschaftliche Diskussion ein. Kapitel 1 erläutert die Definition von Gentechnik und gibt einen historischen Überblick über ihre Entwicklung. Kapitel 2 stellt die wichtigsten Anwendungsbereiche der Gentechnik in Medizin und Industrie vor. Kapitel 3 beschäftigt sich mit theoretischen Ansätzen zur Definition von sozialen Problemen und untersucht, welche Theorie am besten zur Beantwortung der Frage geeignet ist, ob Gentechnik ein soziales Problem ist.
Kapitel 4 analysiert die öffentliche Diskussion in Deutschland zum Thema Gentechnik, beleuchtet die verschiedenen Akteure und deren Interessen sowie die Legitimation der jeweiligen Standpunkte. Kapitel 5 beschäftigt sich mit den tatsächlichen und befürchteten Folgen der Gentechnik und unterscheidet zwischen neuartigen Problemen und bestehenden Problemen, die durch die Gentechnik verstärkt werden.
Schlüsselwörter
Gentechnik, soziale Probleme, Strukturfunktionalismus, Konstruktionismus, öffentliche Diskussion, Genmanipulation, Gentherapie, Biotechnologie, gesellschaftliche Folgen.
- Quote paper
- Peter Neitzsch (Author), 2002, Gentechnologie - ein soziales Problem?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34035