Die Region Stuttgart umfasst 179 Städte und Gemeinden. Mit einer Bevölkerung von 2,7 Million Menschen zählt die Region zu den größten Ballungsgebieten in der Bundesrepublik Deutschland und gehört zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Europa. Bundesweit gesehen liegt die Region in Bezug auf die Wirtschaftskraft pro Einwohner, aber auch pro Erwerbstätiger, über dem Durchschnitt.
Ein Produktivitätsvorsprung von 28% gegenüber dem gesamten Bundesgebiet, sowie eine enorm hohe Beschäftigungsquote, machen den Ballungsraum Stuttgart zu einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen in Deutschland. Auch stehen die wirtschaftlichen und sozialen Zukunftschancen der Region für die nächsten Jahre sehr gut. Indikatoren wie Demografie, Wohlstand, Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation, sowohl im „Ist-Zustand“ als auch bezugnehmend auf die Veränderung im Zeitverlauf, rechnen der Region beste Chancen für die Zukunft zu.
Diese oben beschriebenen Faktoren machen die Region Stuttgart zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort mit reichem Nährboden für Innovation und Wachstum. Trotz der wirtschaftlichen Stärke und der breit aufgestellten Unternehmens- und Innovationskultur mit Großkonzernen wie Mercedes-Benz, Bosch oder Porsche ist die Region Stuttgart bei inländischen und ausländischen Unternehmensgründern zwar kein un-beschriebenes Blatt, hinkt aber im internationalen und nationalen Vergleich hinter anderen Großstädten wie Berlin, Hamburg, München oder Düsseldorf her. Während in der Hauptstadt Berlin 2015 mit 31,1% bundesweit die meisten Start-Ups gegründet wurden, kommen die Metropolregionen Stuttgart und Karlsruhe zusammen auf nur 7,9%. Welcher Anteil davon auf die Region Stuttgart fällt, geht aus dem Bericht nicht hervor. Startups sind besonders in der ersten Phase ihrer Entwicklung sehr instabil und benötigen vielseitige Unterstützung.
Doch nicht jede Unterstützung ist auch hilfreich. Kriterien an denen sich Startups bei der Auswahl solcher Unterstützung orientieren können, sind rar. Warum sammeln sich gerade in Berlin oder im Sillicon Valley so viele Startups an? Sind die Unterstützungsangebote dort besser auf die Kriterien von Startups in der Frühphasenentwicklung abgestimmt und wie gut sind sie es in der High-Tech Region Stuttgart?
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen
1.2 Gang der Untersuchung
2. Begriffliche Grundlagen
2.1 Definition und Typologien von Startups
2.2 Besondere Charakteristika von Startups in der Seed-Phase
2.2.1 Begriffliche Eingrenzung
2.2.2 Zentrale Aufgaben
2.2.3 Bedarfsanalyse
3. Unterstützungsangebote für Startups
3.1 Angebote mit Finanzierungsfokus
3.1.1 Eigenfinanzierung
3.1.2 Crowdfunding
3.1.3 Öffentliche Fördermittel
3.2 Angebote mit Beratungsfokus
3.2.1 Zentrale Anlaufstellen
3.2.2 Hochschulen
3.3 Angebote mit Finanzierungs- und Beratungscharakter
3.3.1 Investment Fonds
3.3.2 Business-Inkubatoren
3.3.3 Business Angels
3.3.4 Gründungswettbewerbe
4. Forschungsdesign
4.1 Methodik der qualitativen Leitfadeninterviews
4.2 Aufbau des Interviewleitfadens
4.3 Durchführung und Auswertung
5. Ergebnisse der empirischen Untersuchung
5.1 Finanzierungsbezogene Kriterien
5.1.1 Umfang und Aufwand
5.1.2 Abhängigkeitsverhältnisse und Einflussnahme
5.2 Beratungsbezogene Kriterien
5.2.1 Qualität und Umfang der unternehmerischen Beratung
5.2.2 Vertrauen und Persönlichkeit
5.2.3 Kommunikation / Geographische Nähe
6. Bewertungsansatz für Angebote
6.1 Angeboten mit Finanzierungsfokus
6.2 Angebote mit Beratungsfokus
6.3 Angebote mit Finanzierungs- und Beratungsfokus
7. Fazit und Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Value-Adding-Leistungen im Überblick
Tabelle 2: Crowdfunding Modelle
Tabelle 3: Charakteristika von Venture Capital
Tabelle 4: Typisierung von Gründungswettbewerben
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gliederung öffentlicher Fördermittel in Baden-Württemberg
1. Einleitung
Die Region Stuttgart umfasst 179 Städte und Gemeinden in den Landkreisen Böb- lingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, Rems-Murr und der Landeshauptstadt Stuttgart. Mit einer Bevölkerung von 2,7 Million Menschen zählt die Region zu den größten Ballungsgebieten in der Bundesrepublik Deutschland und gehört zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Europa. Bundesweit gesehen liegt die Region in Bezug auf die Wirtschaftskraft pro Einwohner, aber auch pro Erwerbstätiger, über dem Durchschnitt. Ein Produktivitätsvorsprung von 28% gegenüber dem gesamten Bundesgebiet, sowie eine enorm hohe Beschäftigungsquote, machen den Ballungs- raum Stuttgart zu einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen in Deutschland (Dispan, Koch et al. 2015, S. 25ff.). Auch stehen die wirtschaftlichen und sozialen Zukunftschancen der Region für die nächsten Jahre sehr gut. Indikatoren wie De- mografie, Wohlstand, Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, Wettbewerb und In- novation, sowohl im „Ist-Zustand“ als auch bezugnehmend auf die Veränderung im Zeitverlauf, rechnen der Region beste Chancen für die Zukunft zu. (Prognos AG 2013, S. 13). Diese oben beschriebenen Faktoren machen die Region Stuttgart zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort mit reichem Nährboden für Innovation und Wachstum. Der Anteil an getätigten Investitionen in Forschung und Entwicklung, gemessen am BIP, machen in der Region 6,0% aus und ist damit im europäischen Vergleich ein Spitzenwert (Schmidt, Eichstädt et al. 2016, S. 7ff.). Trotz der wirt- schaftlichen Stärke und der breit aufgestellten Unternehmens- und Innovationskul- tur mit Großkonzernen wie Mercedes-Benz, Bosch oder Porsche ist die Region Stuttgart bei inländischen und ausländischen Unternehmensgründern zwar kein un- beschriebenes Blatt, hinkt aber im internationalen und nationalen Vergleich hinter anderen Großstädten wie Berlin, Hamburg, München oder Düsseldorf her. Wäh- rend in der Hauptstadt Berlin 2015 mit 31,1% bundesweit die meisten Start-Ups gegründet wurden, kommen die Metropolregionen Stuttgart und Karlsruhe zusam- men auf nur 7,9% (vgl. Ripsas, Tröger 2015, S. 15) Welcher Anteil davon auf die Region Stuttgart fällt, geht aus dem Bericht nicht hervor. Startups sind besonders in der ersten Phase ihrer Entwicklung sehr instabil und benötigen vielseitige Unter- stützung. Doch nicht jede Unterstützung ist auch hilfreich. Kriterien an denen sich Startups bei der Auswahl solcher Unterstützung orientieren können, sind rar. Wa- rum sammeln sich gerade in Berlin oder im Sillicon Valley so viele Startups an? Sind die Unterstützungsangebote dort besser auf die Kriterien von Startups in der Frühphasenentwicklung abgestimmt und wie gut sind sie es in der High-Tech Re- gion Stuttgart?
1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen
Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es praxisorientierte Kriterien zur Auswahl von Unterstützungsangeboten auszuarbeiten, die für Startups in der Seed-Phase re- levant sind. Diese Kriterien dienen dann als Grundlage für einen Bewertungsansatz mit dessen Hilfe Startups in der Region Stuttgart die Auswahl des richtigen Ange- bots erleichtert werden soll. Für die Entwicklung eines solchen Kriterienkatalogs muss zunächst eine Bestandsaufnahme von Unterstützungsangeboten die sich für Startups in der Seed-Phase eignen gemacht werden. Dies beinhaltet neben der Be- schreibung der Angebote die konkrete Nennung von Beispielen die besonders für Stuttgarter Startups relevant sind.
Diesem Bestreben folgt Forschungsfrage 1:
FF1: Welche relevanten Unterstützungsangebote gibt es aktuell für Stutt- garter Startups in der Seed-Phase?
Nach der Analyse des vorhandenen Unterstützungsangebots soll mithilfe einer empirischen Untersuchung herausgefunden werden, welche Kriterien bei der Auswahl solcher Angebote entscheidend sind.
Dies wird in Forschungsfrage 2 behandelt:
FF2: Welche Kriterien spielen bei der Auswahl von Unterstützungsangebo- ten eine wesentliche Rolle?
Nach der Ausarbeitung der Kriterien werden diese verwendet um für vorhandene Angebote einen Bewertungsansatz zu entwickeln. Zusätzlich fließt eine Bewertung der Befragten aus der empirischen Untersuchung in den Bewertungsansatz ein.
Diesem Bestreben folgt Forschungsfrage 3:
FF3: Wie gut eignen sich Unterstützungsangebote in der Region Stuttgart für Startups in der Seed-Phase?
1.2 Gang der Untersuchung
In Kapitel 2 wird zunächst der Begriff des Startups aufgegriffen. Es werden ver- schiedene Ansätze zur Abgrenzung des Begriffs diskutiert, woran sich eine Be- schreibung der Seed-Phase und eine daraus resultierende Bedarfsanalyse an- schließt. Dies dient zum einen der Einordnung der im empirischen Teil der vorlie- genden Arbeit befragten Personen als auch der Eingrenzung von Personen die für die Befragung in Frage kommen. In Kapitel 3 werden ausgewählte Unterstützungs- maßnahmen für Startups detailliert beschrieben und entsprechende regionale und überregionale Angebote vorgestellt. Hier liegt der Fokus auf der Herausstellung der Relevanz der unterstützenden Maßnahmen für Startups, sowie deren Kategorisie- rung für eine übersichtliche Einordnung. Der empirische Teil der vorliegenden Ar- beit beginnt in Kapitel 4 mit der Vorstellung des Forschungsdesigns, hierbei wurde ein qualitativer Forschungsansatz, in Form von einem Leitfadeninterview gewählt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung werden im Anschluss in Kapitel 5 vorgestellt und dienen zur Ausarbeitung praxisnaher Kriterien zur Auswahl von Unterstützungsangeboten. Im darauffolgenden Kapitel wird auf Grundlage der Kri- terien ein ganzheitlicher Bewertungsansatz für die Angebote vorgenommen und im Kontext der Standortwahl diskutiert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden ab- schließend in Kapitel 7 zusammengefasst und relevante Anknüpfungspunkte für künftige Forschungsarbeiten dargestellt.
2. Begriffliche Grundlagen
Besonders im Hinblick auf die Auswahl der zur empirischen Untersuchung geeigneten Personen kommt der Eingrenzung des Startup-Begriffs eine wichtige Bedeutung zu. Um eine solche Eingrenzung möglichst detailliert zu gestalten, bedarf es einer Betrachtung aus einer Vielzahl möglicher Perspektiven.
2.1 Definition und Typologien von Startups
Start-Ups heben sich in der Regel vom allgemeinen Gründungsgeschehen ab und stellen, unter Berücksichtigung verschiedener Merkmale, eine besondere Form der Unternehmensgründung dar1. Es gibt unterschiedliche Definitionsansätze und Merkmale die für die Eingrenzung des Startup-Begriffs verwendet werden können, diese unterscheiden sich zum Teil erheblich. Es kann aber literaturübergreifend eine Reihe von Überschneidungen festgestellt werden, wonach sich Start-Ups signifi- kant von anderen Unternehmensgründungen und bereits etablierten Unternehmen abheben.
Ansätze der klassischen BWL konzentrieren sich dabei meist auf quantitative Un- ternehmensmerkmale wie Jahresumsatz, Anzahl der Mitarbeiter und die Bilanz- summe, um Unternehmen zu kategorisieren. Diese Quantitativen Unternehmens- merkmale erweisen sich bei der Abgrenzung des Startup-Begriffs allerdings als un- geeignet (vgl. Ossadnik, van Lengerich et al. 2010, S. 9). Vielmehr sind es die qua- litativen Unternehmensmerkmale die Startups von anderen Gründungsvorhaben und etablierten Unternehmen unterscheidet. Für die endgültige Eingrenzung des Begriffs, beziehe ich mich in dieser Arbeit auf die Definition des Deutschen Startup Monitors, der Startups unter der Berücksichtigung folgender Merkmale klassifi- ziert:
Das Alter einer Firma findet in den meisten Definitionsansätzen eine zentrale Be- deutung. Während in der Literatur einerseits pauschal von jungen, neu gegründeten Unternehmen gesprochen wird (vgl. Gaida 2001, S. 16), setzt der DSM beispiels- weise eine fest definierte Altersgrenze von 10 Jahren für Unternehmensgründungen voraus, um als Startup klassifiziert zu werden (vgl. Ripsas, Tröger 2015, S. 11).
Des Weiteren spielt die Wachstumsorientierung eines neu gegründeten Unterneh- mens bei der Abgrenzung zu klassischen Unternehmensgründungen eine signifi- kante Rolle. Der Großteil von wachstumsorientierten Unternehmen operiert in jun- gen, zukunfts- und technologieorientierten Märkten. Diese Märkte zeichnen sich durch eine hohe Volatilität und ein hohes Marktvolumen aus. Zudem sehen Un- ternehmen in diesen Märkten gute Chancen für rasche und nachhaltige Erhöhung ihres relativen Marktanteils (vgl. Engel 2003, S.64). Dabei zeigt sich Wachstum durch verschiedene quantitative betriebswirtschaftliche Größen wie Umsatz oder Mitarbeiterzahl, aber auch durch qualitative Kriterien wie fortlaufende Innovation oder Ausbau der Unternehmensstruktur (vgl. Fallgatter 2007, S. 15). Startups stre- ben hier einen signifikanten Zuwachs an Umsatz und beschäftigten Mitarbeitern in den ersten Jahren nach der Gründung an (vgl. Nöll 2015). In dieser Arbeit wird die Erfüllung des Merkmals der Wachstumsorientierung, als grundlegend betrachtet. Damit werden junge Unternehmen, die aufgrund ihres Geschäftsmodells oder ihrer Wettbewerbsposition klaren Wachstumsgrenzen unterliegen, nicht als Startup klas- sifiziert.
Der Innovationsgrad einer Unternehmensgründung ist ein weiteres Merkmal. Un- ternehmen die als Start-Up bezeichnet werden bringen entweder innovative Pro- dukte oder Dienstleistungen hervor, oder zeichnen sich durch ein innovatives Ge- schäftsmodell aus (vgl. Ripsas, Tröger 2015, S. 12). Ein Definitionsansatz nach Fallgatter sieht Innovation als die betriebswirtschaftliche Umsetzung einer nützli- chen Erfindung in ein werthaltiges Produkt oder eine Dienstleistung mit Kunden- nutzen und Alleinstellungsmerkmal vor (vgl. Fallgatter 2007, S. 21 f.). Die Bewer- tung der Innovationskraft unterliegt trotz dieser Definition fast immer auch subjek- tiven Maßstäben (vgl. Nöll 2015). Zusätzlich kann die Bezeichnung eines jungen Unternehmens als innovativ, oft erst im Nachhinein problemlos vorgenommen wer- den (vgl. Fallgatter 2007, S. 15). Aus diesen Gründen wird die Innovationskraft, in dieser Arbeit, für die Auswahl junger Unternehmen zur empirischen Befragung, nur als nachrangig betrachtet. In der vorliegenden Arbeit werden alle Unternehmens- oder Existenzgründungen, die nicht mindestens zwei der oben aufgeführten Merk- male erfüllen, nicht als Startup eingestuft.
2.2 Besondere Charakteristika von Startups in der Seed-Phase
2.2.1 Begriffliche Eingrenzung
Der Begriff der Seed-Phase kommt aus der Venture-Capital-Finanzierung und beschreibt ein bestimmtes Entwicklungsmodell für die erste Phase nach der Unternehmensgründung eines Startups (vgl. Kollmann 2009, S. 360). Eine fixierte zeitliche Abgrenzung verschiedener Entwicklungsphasen ist bei Neugründungen sehr schwierig und wird vielmehr als ein Prozess mit mehreren Planungsschritten verstanden. Daher werden Entwicklungsprozesse bei Unternehmensgründungen seit einigen Jahren oft in Analogie zu aus der Biologie stammenden Lebenszyklusmodellen dargestellt (vgl. Engel 2003, S. 24).
Die Seed-Phase oder auch Seed-Stage genannt, ist Bestandteil der Early Stage, wel- che die Entwicklungsphase von der Geschäftsidee bis zum Erreichen der Marktreife darstellt (vgl. Engel 2003, S. 24). Die Seed-Phase beginnt mit der ersten unterneh- mensgebundenen Tätigkeit des Gründers. Dieser Zeitpunkt ist wie oben bereits er- wähnt nicht durch ein bestimmtes Ereignis zu definieren, sondern ergibt sich aus dem unternehmerischen Entwicklungsprozess. (vgl. Kollmann, S. 16) Das Ende der Seed-Phase markiert das Hervorbringen eines marktfähigen Produktes2 zum Bei- spiel in Form eines funktionsfähigen Prototyps (vgl. Güllmann 2000, S. 20).
2.2.2 Zentrale Aufgaben
Während der Seed-Phase sehen sich Gründer mit einer Vielzahl von Aufgabenkon- frontiert die für den wirtschaftlichen Erfolg des Startups entscheidend sind. Zu- nächst muss ein belastbarer Businessplan ausgearbeitet werden, der die Grundlage für die spätere Investorenakquise darstellt und zudem das Fundament für die ope- rative Umsetzung des Startups bildet (vgl. Hahn (Hr.) 2014, S. 98). Im Zuge der Ausarbeitung des Geschäftsplans wird der Gründer außerdem eine Entscheidung bezüglich des Standorts und der Rechtsform treffen (vgl. Reichle 2010, S. 18). Des Weiteren stellen fortlaufende Forschungs- und Entwicklungstätigkeit eine zentrale Aufgabe in der Seed-Phase dar (vgl. Kollmann 2009, S, 361). Der Umfang der Tä- tigkeiten erstreckt sich dabei von der industriellen Grundlagenforschung über die Entwicklung und Erprobung bis hin zur Fertigungsvorbereitung. Zur Bewältigung dieser Aufgaben ist der Zugang zu neuesten Forschungsergebnissen, optimal aus- gestatteten Forschungseinrichtungen und weitreichenden Netzwerken von signifi- kanter Bedeutung (vgl. Hack 2005, S. 101). Des Weiteren ist im Zuge der For- schungs- und Entwicklungsarbeiten der Schutz von Konzepten oder Ideen von zent- raler Bedeutung. Dieser Schutz dient nicht nur der Absicherung gegenüber Dritten, die versuchen die Idee oder das Geschäftsmodell zu imitieren, sondern auch als Qualitätsmerkmal bei Investorengesprächen (Kollmann 2009, S. 361).
2.2.3 Bedarfsanalyse
Als eine Konsequenz der oben beschriebenen Aufgabenfelder entstehen zum einen schon vor der Aufnahme operativer Tätigkeiten Kosten, die es durch Kapital zu decken gilt (vgl. Hahn 2014, S. 123). Zum anderen ergibt sich ein vielseitiger Be- ratungsbedarf bei zentralen Entscheidungen der Unternehmensführung, beispiel- weise bei der Wahl der richtigen Rechtsform. Die Bedarfsanalyse ist im Zuge dieser Arbeit sehr wichtig, da sie die Grundlage für die in den beiden Forschungsfragen formulierten Ziele bildet.
Finanzierungsbedarf
Der Finanzierungsbedarf ergibt sich bei technologieorientierten Startups meist aus der oben beschriebenen Forschungs- und Entwicklungsarbeit, der Weiterentwick- lung der Produktidee, der Unternehmenskonzeption, der Marktanalyse sowie der Umsetzung der Idee in einem Prototyp (vgl. Rudolph 2001, S. 506). Typischerweise können Startups in dieser Entwicklungsphase weder Vergangenheitsdaten zur ver- lässlichen Zukunftsprognose noch nennenswertes Anlagevermögen aufweisen. Zu- sätzlich können Kosten in dieser Phase in der Regel nicht durch Umsätze gedeckt werden (vgl. Kollmann 2009, S. 359). Startups in der Seed-Phase haben daher einen hohen Bedarf an Liquiden Mitteln die im Zeitverlauf durch verschiedene Finanzie- rungsrunden gedeckt werden müssen. Zum einen um das angestrebte Wachstum zu realisieren und zum anderen um einer Insolvenz aus unvorhergesehen Entwicklun- gen vorzubeugen (vgl. Bandulet 2005, S. 27). Startup-Gründer sehen sich in dieser Entwicklungsphase also mit der intensiven Suche und Auswahl von geeigneten Fi- nanzierungsarten und Finanzierungsquellen konfrontiert.
Beratungsbedarf
Neben finanziellen Mitteln zur Deckung des Kapitalbedarfs fehlt es Startups in der Seed-Phase in der Regel auch an seriöser, fundierter und branchenspezifischer Ma- nagementunterstützung (vgl. Fischer 2004, S. 61). Zwar verfügen Gründer techno- logieorientierter Startups üblicherweise über eine gute fachliche Kompetenz, kön- nen im Hinblick auf unternehmerische Handlungsfelder hingegen wenig Wissen und Erfahrung vorweisen (vgl. Brettel, Jaugey et al. S. 56). Laut Fischer (2004) können diese Value-Adding-Leistungen wie folgt charakterisiert werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Value-Adding-Leistungen im Überblick
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Fischer 2004, S. 61f.)
3. Unterstützungsangebote für Startups
Für Startups die sich in der Seed-Phase befinden und die in Kapitel 2.2 beschriebe- nen typischen Eigenschaften und Bedürfnisse aufweisen gibt es unterschiedliche Angebote die ihre erfolgreiche Entwicklung unterstützen. Aufgrund der Vielzahl dieser Angebote ist eine Kategorisierung sinnvoll, um einen gewissen Grad an Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Eine Kategorisierung wird in dieser Arbeit auf Grundlage des Angebotsfokus durchgeführt. Dementsprechend werden in Kapitel 3.1 die Angebote dargestellt die sich grundsätzlich auf die reine Finanzierung von Startups in der Seed Phase fokussieren. Kapitel 3.2 befasst sich anschließend mit Angeboten deren Fokus auf der Beratung junger Startups liegt. Abschließend wer- den Angebote dargestellt die beide Komponenten verbinden, also sowohl einen Fi- nanzierungs- als auch einen Beratungscharakter haben. Zu den jeweiligen Angebo- ten wird ein ausgewähltes Beispiel genannt, dem für Startups in der Region Stutt- gart eine Relevanz unterstellt wird.
3.1 Angebote mit Finanzierungsfokus
Wie in Kapitel 2.2.3 beschrieben stellt die Finanzierung des Startups in der Seed- Phase ein zentrales Bedürfnis dar. In diesem Kapitel werden Möglichkeiten vorge- stellt, die sich für die Finanzierung junger Startups in dieser Entwicklungsphase eignen. Die Vorstellung erfolgt immer unter Nennung konkreter Angebote und aus- führender Institutionen. Einige aufgeführte Finanzierungsquellen sind logischer- weise nicht regional oder institutionell gebunden, finden in dieser Arbeit aber trotz- dem Beachtung.
Grundsätzlich können Unternehmen ihren Kapitalbedarf durch Außen- und Innen- finanzierung abdecken. Eine Unterscheidung der drei Außenfinanzierungsformen kann durch die Einteilung in die Kategorien Eigen-, Hybrid- und Fremdkapital er- folgen und erfolgt aufgrund rechtlicher Eigenschaften. Die Innenfinanzierungfor- men werden in die Finanzierung aus dem Umsatzprozess und die Finanzierung aus Vermögensumschichtung unterteilt (vgl. Pape 2015, S. 34). Aufgrund der in Kapitel 2.2 dargestellten Charakteristika von Wachstumsunternehmen in der Seed-Phase ergeben sich vier Merkmale die im Rahmen der Unternehmensfinanzierung von Bedeutung sind. Erstens haben Startups in der Seed-Phase aufgrund geringer oder ausbleibender Umsätze eine sehr geringe Selbstfinanzierungskraft. Zweitens besitzen sie kaum Umlaufvermögen das potenziellen Kapitalgebern als Sicherungswerte dienen könnte. Drittens bietet sich Startups nicht die Möglichkeit einer stichhaltigen Unternehmensbewertung aufgrund fehlender Vergangenheitsdaten. Viertens agieren Startups in einer sehr hohen Marktunsicherheit, was viele potenzielle Kapitalgeber abschreckt (vgl. Weimerskirch 1999, S. 6).
Aus diesen finanzierungsrelevanten Merkmalen ergibt sich die Erkenntnis, dass sich nicht alle Finanzierungsformen und -instrumente für die Kapitalbedarfsde- ckung eignen (vgl. Nathusius 2001, S. 18) und daher in dieser Arbeit keine Be- rücksichtigung finden. Sie sind im Folgenden, mit einer kurzen Begründung aufge- führt:
Die Innenfinanzierung aus Umsatzerlösen kommt nur für Unternehmen in Frage die erfolgreich am Markt tätig sind und bereits Umsätze generieren (vgl. Pape 2015, S. 37). Für Startups ist diese Art der Innenfinanzierung dementsprechend nicht möglich, da durch fehlende Umsätze weder Überschüsse noch Rückflüsse zu erwarten sind (vgl. Fronz 2014, S. 29).
Die Finanzierung durch Vermögensumschichtung wird im Zuge dieser Arbeit nicht diskutiert, da Startups in der behandelten Entwicklungsphase in der Regel kein Ver- mögen zur Umschichtung besitzen, und damit für die Finanzierung von Startups in der Seed-Phase faktisch ohne Bedeutung ist. (vgl. Kollmann 2011, S. 359 / Reichle 2010, S. 31).
Die klassische Außenfinanzierung durch formelle Institutionen wie Banken, Spar- kassen oder andere Kredit- bzw. Finanzinstitutionen, wird auf Grund mangelnder Kreditsicherheiten, einem hohen Insolvenzrisiko sowie fehlendem Vertrauen zwi- schen Gründer und Kapitalgeber (vgl. Reichle 2010, S. 30) in dieser Arbeit außer Acht gelassen. Die Außenfinanzierung durch diese formellen Institutionen findet aber in späteren Entwicklungsphasen eine wesentliche Anwendung (vgl. Fronz 2014, S. 30 f.).
3.1.1 Eigenfinanzierung
Während der ersten Entwicklungsphase eines Startups, der Seed-Phase, stellt die Eigenfinanzierung durch die Gründer selbst, sowie deren Verwandte und Freunde häufig eine unverzichtbare Finanzierungsquelle dar. Diese Form der Finanzierung wird in der Literatur auch als Interne Seed Finanzierung oder Bootstrapping be- zeichnet (vgl. Engel 2003, S. 95). Grund für die Relevanz der Eigenfinanzierung in dieser Entwicklungsphase ergibt sich in der Regel aus dem charakteristisch hohen Investitionsrisiko, was zu einem Mangel an verfügbaren Mittel zur Finanzierung durch potentielle Kapitalgeber führt. (vgl. Brettel, Rudolph et al. 2005, S. 38). Der Eigenfinanzierung durch den Gründer selbst oder aus dem persönlichen, privaten oder beruflichen Umfeld des Gründers kommt in der Seed-Phase also eine signifi- kante Bedeutung zu. Häufig stellt diese Art der Finanzierung die einzige reelle Chance dar um bei potentiellen Geldgebern überhaupt Beachtung zu finden (vgl. Hahn (Hg.) 2014, S. 84). In der Literatur werden in diesem Zusammenhang häufig die „4 Fs“ (Founder, Family, Friends and Fools) genannt (vgl. Osnabrugge, Robin- son 2000, S. 37f.). Die Vorteile einer solchen Finanzierung in der Seed-Phase lie- gen auf der Hand. Da das Investitionsrisiko für potentielle Kreditgeber im Verlauf der Unternehmensentwicklung signifikant sinkt, nehmen auch die Kosten für eine Fremdfinanzierung erheblich ab. Eine Deckung des Kapitalbedarfs durch Eigenfi- nanzierung belastet also nicht die Liquidität, zieht keine Verwässerung der Gesell- schaftsanteile nach sich und schließt eine Mitbestimmung durch Dritte aus. Das bedeutet eine Vermeidung von Interessenskonflikten, somit kann das Kapital ohne vorangegangene Absprache frei eingesetzt werden (vgl. Osnabrugge, Robinson 2000, S. 38). Ein weiterer Vorteil ist dem Umstand der geringen Kapitalmenge ge- schuldet, die der Gründer üblicherweise durch eigenes Kapital aufbringen kann. Die klingt zunächst widersprüchlich kann aber durch den bedachteren Umgang mit den eigenen finanziellen Ressourcen erklärt werden. In diesem Zusammenhang konnte beobachtet werden, dass Gründer ihr eigenes Geld oder Geld aus dem privaten Um- feld sparsamer und gewinnbringender einsetzen und im Verlauf der unternehmeri- schen Entwicklungsphasen länger ohne externes Beteiligungskapital auskommen (vgl. Engel 2003, S. 96). Nachteile ergeben sich natürlich aus der psychischen Be- lastung, den ein Verlust der gestellten finanziellen Mittel durch eine Insolvenz des Startups zur Folge hätte. Diesem Risiko muss demnach auch eine realistische Ge- winnchance gegenüberstehen (vgl. Brettel, Rudolph et al. 2005, S. 43).
3.1.2 Crowdfunding
Es gibt verschiedene Arten von Crowdfunding, die sich hauptsächlich in Art und Umfang der zu erwartenden Rendite für die Crowd-Investoren voneinander unter- scheiden (vgl. Schramm, Carstens 2014, S. 7). Man spricht hier von vier verschie- denen Crowdfunding Modellen die in folgender Tabelle näher beschrieben sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Crowdfunding Modelle
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schramm, Carstensen 2014, S. 7; Beck 2007, S. 17
Crowdfunding eignet sich nicht für jede Art von Unternehmensgründung, kommt aber für Startups in der Seed-Phase, wie sie in dieser Arbeit definiert wurden, als eine Art der Außenfinanzierung durchaus in Betracht (vgl. Schramm, Carstens 2014, S. 12). Um Investoren und Startups zusammenzubringen und dabei kosten- und zeitaufwändige Suchvorgänge zu vereinfachen gibt es Crowdfunding-Plattfor- men, die standardisierte Informationen über Startups bereitstellen und Startups so- mit die Türen für tausende potenzielle Investoren öffnen (vgl. Schramm, Carstens 2014, S. 17).
3.1.3 Öffentliche Fördermittel
Besonders technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmensgründungen sind von übergeordneter Bedeutung für die regionale Wirtschaftsentwicklung und stellen zudem eine wichtige Stütze für die gesamte deutsche Markwirtschaft dar. Dies geschieht primär durch einen steigenden Innovations- und Effizienzdruck, den eine gesunde und innovative Gründerszene auf bereits etablierte Unternehmen aus- übt (vgl. Metzger 2015, S. 2). Darüber hinaus ist aber auch die mittel- und langfris- tige Arbeitsplatzschaffung durch Unternehmensgründungen ein Antreiber der deut- schen Wirtschaft (vgl. Brüderl et al. 1996, S. 13). Erfolgreiche Startups die auf ei- nem neuen Produkt oder einem neuen Verfahren basieren generieren im Durschnitt 2,5-mal so viele zusätzliche Arbeitsplätze wie nicht-technologierorientierte oder wissensbasierte Unternehmensgründungen (vgl. Ripsas, Tröger 2015, S. 11). Der Staat hat daher ein starkes Eigeninteresse an einer gesunden Gründerszene, die sol- che technologieorientierten Unternehmen hervorbringt. Dabei engagiert sich der Staat, in intensiver Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Organisationen, an der Umsetzung von effektiven Förderangeboten (vgl. Sanft 2014, S. 105).
Die rechtlichen Rahmenbedingungen einer solchen staatlichen Förderung werden seit dem Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon im Vertrag der Arbeitsweise der Europäischen Union (AUEV) geregelt. Dieser Vertrag untersagt staatliche oder aus staatlichen Mitteln gewährte Beihilfen, die durch die Begünstigung bestimmter Un- ternehmen oder Produktionszweige den Wettbewerb verfälschen (vgl. Artikel 107 AUEV). Ein Eingriff in den Markt durch staatliche Mittel, wie beispielsweise Bürg- schaften oder zinsgünstige Darlehen, um Unternehmensgründungen zu fördern, sind also grundsätzlich nicht erlaubt. Um Startups und anderen Unternehmensgrün- dungen dennoch die so wichtigen Förderungen bieten zu können, sind die Mitglied- staaten dazu angehalten Förderprogramme zu entwickeln und diese der Europäi- schen Kommission zur Prüfung, gemäß Artikel 108 AUEV, vorzulegen (vgl. Lohmeier 2015, S. 65).
Öffentliche Fördermittel sind auf nationaler und regionaler Ebene vielfältig und schwer zu überschauen. Eine Gliederung in öffentliche Beteiligungsprogramme, Zuschuss- und Zulagenprogramme sowie öffentliche Kreditprogramme (vgl. Nathusius 2001, S. 86) ist also sinnvoll. Eine ganzheitliche Vorstellung der Förder- leistungen wird im Rahmen dieser Arbeit nicht vorgenommen. Der Fokus liegt hier auf öffentlichen Förderprogrammen die für Startups in der Seed-Phase geeignet sind. Vorab sei gesagt, dass die Förderprogramme des Bundes und der Länder einer ständigen Dynamik unterliegen. Bei vielen Förderprogrammen ändern sich im Zeit- verlauf der Name sowie die Förderbedingungen und Förderkonditionen (vgl. Weit- nauer 2011, S. 193).
Auch bei der öffentlichen Kreditfinanzierung gibt es eine Vielzahl von Angeboten auf Bundes- und Landesebene die von den Förderbanken des Bundes und der Län- der ausgeführt werden. Öffentliche Kreditfinanzierungen sind gegenüber klassi- schen Kreditfinanzierungen in der Regel mit günstigen Zinskonditionen, einem til- gungsfreien Zeitraum, geänderten Ratingmaßstäben sowie reduzierten Sicherheits- anforderungen verbunden (vgl. Fischer 2004, S. 60; Fronz 2014, S. 32). Die öffent- lichen Kreditprogramme finden in dieser Arbeit keine Beachtung, da sie für Star- tups in der Seed-Phase trotz angepasster Konditionen nur sehr geringe Erfolgsaus- sichten auf eine solche Unterstützung haben (vgl. Weitnauer 2011, S. 200).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Gliederung öffentlicher Fördermittel in Baden-Württemberg
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Nathusius 2001, S.86 / Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2016
Öffentliche Beteiligungsprogramme werden in Deutschland über die mittelständi- schen Beteiligungsgesellschaften der Länder durchgeführt, die in der Regel für das Bundesland zuständig sind in denen sie ihren Sitz haben (vgl. Nathusius 2001, S. 86) In Baden-Württemberg werden diese Beteiligungsprogramme also über die Mittelständige Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg (MBG) koordiniert. Investitionen werden durch die MBG meist in Form einer stillen Beteiligung getä- tigt, im Normalfall ohne Beratungsleistung. (vgl. Baden-Württembergischer Indust- rie- und Handelskammertag 2016). Ein Beispiel für ein öffentliches Beteiligungs- programm des Landes Baden-Württembergs wird im Folgenden dargestellt.
Seed-Fonds Baden-Württemberg:
Ein Seed-Fond ist im Grunde eine Spezialisierungsform einer Venture Capital Ge- sellschaft, dessen Mittel ausschließlich zur Finanzierung von Startups in der Seed- Phase dienen (vgl. Kollmann, S. 360). Ein Beispiel für VC-Geber des Frühpha- seninvestments gibt es im Raum Stuttgart den Seed-Fond Baden-Württemberg, die- ser wird von der LBBW Venture Capital zusammen mit der MBG betreut und stellt ein öffentliches Beteiligungsprogramm dar. Geförderte Unternehmen dürfen dabei maximal ein Jahr bestehen (vgl. Vereinigung Baden-Württembergische Wertpa- pierbörse e.V. 2013). Die Höhe des Fonds beträgt 120.000€ für eine Beteiligung von 3% am Unternehmen. Ein Investment des Seed-Fonds Baden-Württemberg ist nur in Kombination mit einem vorangegangenen Investment des High-Tech Grün- derfonds (HTGF) des Bundes möglich (vgl. Baden-Württembergische Wertpapier- börse e.V. 2013).
Eine weitere Möglichkeit der staatlichen Unterstützung für Startups in der Seed- Phase stellen die öffentlichen Zuschuss- und Zulagenprogramme dar, die sich vor allem an Startups in der Gründungsphase richten (vgl. Nathusius 2001, S. 86ff.). Solche staatlich gestützten Zuschussfinanzierungen haben in der Regel Eigenkapi- talcharakter, sind nicht oder nur teilweise Rückzahlungspflichtig und müssen durch die Gründer bei den öffentlichen Institutionen3 des Bundes und der Länder bean- tragt werden (vgl. Fronz 2014, S. 32 f.). Im Folgenden ist ein Beispiel für ein sol- ches Zuschuss- und Zulagenprogramm dargestellt. Ein für Startups in der Seed- Phase besonders geeignetes Zuschussprogramm sind die Innovationsgutscheine des Landes Baden-Württemberg, welche im Folgenden näher beschrieben werden.
Innovationsgutscheine des Landes Baden-Württemberg:
Die Innovationsgutscheine des Landes Baden-Württemberg werden seit 2008 in vier verschiedenen Varianten ausgegeben. Dabei handelt es sich um eine rein finan- zielle Förderung des Landes Baden-Württemberg für die Planung, Entwicklung und Umsetzung neuer Produkte oder Dienstleistungen bzw. für deren Verbesserung (vgl. Ministerium für Finanzen und Wirtschaft 2015, S. 2). Besonders die Gut- scheine A, B und B Hightech sind für Startups in der Seed-Phase interessant, da sie auch kombinierbar sind. Der Staat übernimmt dabei 80% bis höchstens 2.500€ (In- novationsgutschein A) bzw. 50% bis höchstens 5.000€ (Innovationsgutschein B) der Kosten für Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. „Als konsultierbare For- schungs- und Entwicklungseinrichtungen gelten dafür öffentliche und privatwirt- schaftliche Institute und Gesellschaften der Grundlagenforschung und der ange- wandten Forschung sowie vergleichbare privatwirtschaftliche Anbieter von Ent- wicklungsdienstleistungen“ (Ministerium für Finanzen und Wirtschaft 2015, S. 4).
3.2 Angebote mit Beratungsfokus
3.2.1 Zentrale Anlaufstellen
In diesem Kapitel werden öffentliche und private Institutionen dargestellt die für Startup Gründer in Stuttgart eine zentrale Anlaufstelle darstellen. Solche zentrale Anlaufstellen informieren über staatliche Fördermittel und bieten regelmäßige Ver- anstaltungen rund um das Thema Unternehmensgründung an. Zusätzlich sind sie in der Beratung tätig und versuchen Startups mit ihren Netzwerken zu unterstützen.
Baden-Württemberg Connect e.V. (Bwcon)
Bwcon ist die führende Wirtschaftsinitiative zur Förderung des Hightech-Standorts Baden Württemberg. Ziel ist dabei die Förderung von Technologien mit Relevanz für Wirtschaft und Gesellschaft in der Region durch die Etablierung einer gemein- samen Plattform zur branchenübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Entwick- lern, Gründern, Benutzern und Investoren. Neben der unternehmerischen und wis- senschaftlichen Unterstützung hilft Bwcon auch beim Aufbau eines Partnernetz- werks. Die Bwcon ist landesweit aktiv und hat 600 Unternehmensmitglieder. Die Institution leitet in Kooperation mit dem Land Baden Württemberg den offiziellen Landespreis für Technologie-Startups mit dem Namen Cyber One. Zudem bietet sie eine umfassende kostenlose Gründungsberatung in Form von Gründungsgut- scheinen des Landes Baden-Württembergs an. Dabei betreut sie jährlich 400 Grün- dungsprojekte von denen 50 bis 60 weiterentwickelt werden. Zusätzlich initiiert die Bwcon, mit Hauptsitz in Stuttgart ganzjährlich Veranstaltungen, Webseminare und Startup-Events rund um das Thema Gründung. Die Bwcon sieht sich als zentraler Scout für Startups in Baden-Württemberg, steht Startups in der Seed-Phase bera- tend zur Seite und öffnet jungen Unternehmen die Türen zu relevanten Investoren (König 2016).
Industrie und Handelskammer Region Stuttgart (IHK)
Die IHK Region Stuttgart hat sich zum Ziel gesetzt die zentrale Anlaufstelle für Gründer aller Art in Stuttgart zu sein. Je nach Branche und Thema arbeiten sie dabei mit verschiedenen Institutionen aus der Region zusammen um Startups in den ers- ten Entwicklungsphasen zu unterstützen. Dabei sieht es die IHK einerseits als ihre Aufgabe an potentielle Gründer über die Flut an öffentlichen Förderprogrammen zu informieren und sie in einem Dokument fortlaufend aktuell zu halten (vgl. Ba- den-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag 2016, S. 2). Anderer- seits fungiert die IHK als eine beratende Organisation die durch Veranstaltungen und Informationstage rund um das Thema Existenzgründung, Gründern den Weg in die Selbständigkeit erleichtern will. Die Angebote reichen dabei von Basisinfor- mationen, über Bilanzierungskurse bis hin zu Hilfestellung bei Kreditgesprächen (vgl. IHK Region Stuttgart 2016). Auf eine ausführliche Auflistung sämtlicher An- gebote der IHK Region Stuttgart wurde in dieser Arbeit verzichtet.4
3.2.2 Hochschulen
Besonders bei wissens- und technologieorientierten Gründungen gewinnt die aka- demische Unternehmensgründung immer mehr an Bedeutung, denn gerade im In- novationsprozess fungieren Hochschulen5 häufig als „Ideenschmiede“ (vgl. Heeb, S. 162). Dabei kommen Hochschulen, zur Unterstützung junger Startups, einige wichtige Aufgaben zu.
„Technologiebasierte Unternehmen an Hochschulen sind in besonderer Weise ab- hängig von externen Ressourcen und Know-how“ (vgl. Klocke, Gemünden et al. 2005, S. 253). Eine der Aufgaben besteht also unter anderem im Aufbau und der Koordination eines Gründernetzwerks für Startups. Im Vordergrund steht dabei die
Vernetzung verschiedener internen und externen Institutionen sowie die Etablie- rung der Hochschule als Schnittstelle zwischen Unternehmen, Gründern, Akademi- kern, Wissenschaftlern und Investoren (vgl. Pechlander, Hinterhuber 2005, S. 92). Die Möglichkeit zur intensiven Forschungsarbeit, die Entwicklung und Anwen- dung akademischen Knowhows, sowie ein ständiger Wissensaustausch zwischen Hochschulen und Unternehmen, wird somit entscheidend gefördert. Erwünschtes Resultat ist die Entstehung eines attraktiven Gründungsklimas im Hochschulum- feld, in dem wettbewerbsfähige Innovationen reifen können (vgl. Grave, Hetze et al. 2014, S. 7)
Eine weitere Aufgabe für Universitäten und Hochschulen besteht in der Aufnahme und Ausführung einer Inkubator-Funktion für junge Unternehmen (vgl. Heeb, S. 163). Vielerorts, aber vor allem im angelsächsischen Raum, fungieren Universitä- ten schon zunehmend als Inkubatoren (vgl. Pechlander, Hinterhuber 2005, S. 93). Sie bieten gründungswilligen Studenten ein optimal geschütztes und durch Exper- ten betreutes Umfeld, zur Aneignung von Gründungskompetenzen und Ausübung von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten an (vgl. Abele 2014, S.3). Konkrete Maßnahmen sind hier allem voran die Bereitstellung von geeigneten Räumlichkei- ten, Forschungsmitteln sowie Expertenberatung durch Professoren oder Absolven- ten. Auch die Etablierung und Förderung des Unternehmergeistes kann im Zuge der Aufgaben von Universitäten und Hochschulen genannt werden (vgl. Pechlander, Hinterhuber 2005, S. 98). In den Fokus rückt dabei die Motivation und Ermutigung von jungen Studenten zum Schritt in die Selbständigkeit durch eine Unternehmens- gründung. Motivierende Elemente können hier beispielsweise Seminare, Informa- tionstage oder der Austausch mit bereits erfolgreichen Studenten, Absolventen oder Unternehmern sein, die auch den meist so wichtigen Anstoß zur Ideenfindung ge- ben können (vgl. Grave, Hetze et al. 2014, 19). Neben den oben aufgeführten Be- ratungs- und Kooperationsleistungen der Hochschulen sind beispielsweise auch die Vergaben von finanziellen Mitteln im Rahmen des EXIST-Gründerstipendiums, zu erwähnen. Zusätzlich stellen die Hochschulen für die Antragsstellung dieser Pro- gramme Experten zur Verfügung die die Gründer in den in aufwändigen Prozessen unterstützen.
EXIST Gründerstipendium
Das EXIST Gründerstipendium des Bundes fördert die Entwicklung innovativer Startups an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das Programm fördert vor allem junge Akademiker und Personen aus dem Hochschulumfeld mit einer techni- schen Produkt- oder Prozessinnovation oder einer neuartigen innovativen Dienst- leistung, die sich klar vom Wettbewerb abgrenzen, einen klaren Kundennutzen ha- ben und deren Geschäftsmodell skalierbar ist (vgl. Bundesministerium für Wirt- schaft und Energie 2014, S. 1f.). In einem Förderzeitraum von bis zu einem Jahr wird ein nicht rückzahlbarer Zuschuss gewährt. Dieser Zuschuss wird in Form von personengebundenen Stipendien von höchstens 3.000€ gewährt. Hinzu kommen bei Anerkennung des Antrags ein Zuschuss von 10.000€ für Sachausgaben, sowie in manchen Fällen zusätzlich noch bis zu 5.000€ für Coaching. Voraussetzung für die Förderung ist eine projektbegleitende Gründungsbetreuung durch ein Gründernetz- werk oder einen Coach mit Startup-Erfahrung (vgl. Bundesministerium für Wirt- schaft und Energie 2014, S. 3). Seit der Entstehung des Programms Ende der 1990er-Jahre sind durch EXIST insgesamt 252 Millionen Euro6 an Hochschulen und Gründer geflossen (vgl. Grave, Hetze et al. 2014, S. 19).
3.3 Angebote mit Finanzierungs- und Beratungscharakter
Im Folgenden werden nun Instrumente vorgestellt die gleichzeitig eine Finanzie- rungs- und Beratungsfunktion beinhalten und sich für Startups in der Seed-Phase als Unterstützung eignen. Wie schon in Kapitel 3.1 folgt einer Beschreibung der Instrumente die Nennung konkreter Angebote und ausführender Institutionen in der Region Stuttgart.
3.3.1 Investment Fonds
Investment Fonds stellen eine sehr gängige Form der Gründungsfinanzierung dar und spielen in allen unternehmerischen Entwicklungsphasen eine tragende Rolle. Aber besonders in der Seed-Phase stellen die Frühphaseninvestments für Kapital- geber ein erhebliches Risiko dar. Das eingesetzte Geld wird daher als Venture Ca- pital bezeichnet. Der Begriff des Venture Capital stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt Wagnis- oder Risikokapital, obgleich hier auch der Be- griff Anschub- oder Beteiligungsfinanzierung verwendet werden kann.
[...]
1 Vgl. Ripsas; Tröger (2015), S. 11
2 Der Begriff Produkt soll hier synonym für Produkte, Dienstleistungen und Mischformen davon verwendet werden.
3 Hierzu gehören Behörden, Förderbanken oder die Agentur für Arbeit (vgl. Fronz 2014, S. 33)
4 Eine umfassende Übersicht über die Angebote der IHK können unter www.stutt- gart.ihk24.de/gruendung eingesehen werden.
5 Der Begriff Hochschule soll hier synonym für Universitäten, Wissenschaftseinrichtungen, öffent- liche Forschungseinrichtungen und Fachhochschulen verwendet werden.
6 Stand 2014
- Arbeit zitieren
- Robin Engelmann (Autor:in), 2016, Analyse von Unterstützungsangeboten für Startups in der Seed-Phase, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340303
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.