In dieser Arbeit soll die Entwicklung der Ostdeutschen Großwohnsiedlungen von den 1960er bis in die 1990er Jahre nachgezeichnet werden. Von einer hochgepriesenen städtebaulichen Lösung entwickelten sie sich zu sozialräumlich stigmatisierten Wohngebieten. Durch die politischen und ökonomischen Veränderungen der Wende vollzog sich in den ostdeutschen Großwohnsiedlungen ein struktureller Angleichungsprozess an die Bedingungen des westdeutschen Wohnungsmarktes. Dieser zeigte sich, westdeutschem Muster folgend, in zunehmenden sozialstrukturellen Segregationsprozessen in den ostdeutschen Großwohnsiedlungen. Gestiegene Mieten und Einkommenspolarisierung erzeugten dabei veränderte Bewohnerstrukturen der Großwohnsiedlungen.
Die Behandlung der Großwohnsiedlungen wird sich im Folgenden auf die Problematik der sozialräumlichen Segregation beschränken.
Wenn nach der Wende in der Presse Berichte von bierdosenschwenkenden Deutschen erschienen, die in ostdeutschen Großwohnsiedlungen ihren Ausländerhass gegen Vietnamesen demonstrierten oder aber von ängstlichen polnischen Touristen berichtet wurde, die auf dem Weg durch eine ostdeutsche Großwohnsiedlung aggressiven Jugendlichen begegneten, dann waren dies besonders herausstechende Einzelfälle von brisanten Vorkommnissen in ostdeutschen Großwohnsiedlungen, welche allerdings nicht Verallgemeinert werden können.
Im Zusammenhang von Stadtstruktur und Gewalt veröffentlichte das Bundeskriminalamt eine Studie und stellte fest, dass es keine Anhaltspunkte dafür gäbe, dass eine bestimmte Stadtstruktur in direkter Weise gewaltbegünstigend wirke. Es haben sich aber sozialstrukturelle Merkmale gezeigt, die in Zusammenwirkung mit bestimmten Stadtstrukturen als Ursache für Gewalthandlungen anzusehen seien. Belastende Faktoren seien Schichtzugehörigkeit, Konzentration sozial benachteiligter Gruppen und Konflikte zwischen bestimmten Rolleninhabern. Auch in ostdeutschen Großwohnsiedlungen führte die sozialräumliche Veränderung seit den 1990er Jahren zu einer Häufung gewalttätiger Vorkommnisse, auf diese wird aber im Folgenden nicht weiter eingegangen. Lediglich der Prozess hin zur Segregation soll nachgezeichnet und bewertet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Zu den Begriffen „Plattenbau“ und „Großwohnsiedlungen“
- Die Entwicklung der Großwohnsiedlungen in der DDR: Ein kurzer Überblick
- Objekt der Begierde
- Groβwohnsiedlungsforschung in der DDR
- Gab es eine sozialräumliche Segregation in den Großwohnsiedlungen der DDR?
- Die Wiedervereinigung und die Folgen für die Großwohnsiedlungen der Neuen Bundesländer
- Fazit
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Großwohnsiedlungen in der DDR und den neuen Bundesländern von den 1960er bis in die 1990er Jahre. Sie beleuchtet den Wandel von einer hochgepriesenen städtebaulichen Lösung zu sozialräumlich stigmatisierten Wohngebieten. Im Fokus steht die Frage, wie sich die politischen und ökonomischen Veränderungen der Wende auf die Großwohnsiedlungen auswirkten und welche strukturellen Angleichungsprozesse an den westdeutschen Wohnungsmarkt stattfanden, insbesondere in Bezug auf die zunehmende sozialstrukturelle Segregation.
- Städtebauliche Ideale und die Entwicklung von Großwohnsiedlungen in der DDR
- Die Folgen der Wiedervereinigung für die Großwohnsiedlungen der neuen Bundesländer
- Sozialräumliche Segregation und ihre Auswirkungen auf die Bewohner der Großwohnsiedlungen
- Die Rolle von Architektur und Stadtplanung in der Entstehung von Segregation
- Diskurse und Stereotype über Großwohnsiedlungen und ihre Bewohner
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Großwohnsiedlungen in den Kontext der städtebaulichen Ideale der 1960er Jahre und beleuchtet die anfängliche Euphorie über diese Bauform. Sie führt die Kritik an Großwohnsiedlungen in den westlichen Ländern auf und zeigt, wie schnell das Stigma des Ghettos sich verbreitete. Die Einleitung stellt zudem den Fokus der Arbeit auf die Entwicklung der ostdeutschen Großwohnsiedlungen nach der Wiedervereinigung dar.
Der Forschungsstand gibt einen Überblick über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik der Großwohnsiedlungen, insbesondere im Bereich der Stadtplanung, Geographie und Sozialwissenschaften. Er beleuchtet die Bedeutung des Begriffs der sozialräumlichen Segregation und die Rolle von Hartmut Häußermann in der soziologischen Forschung zu Stadtstrukturen.
Das Kapitel „Zu den Begriffen „Plattenbau“ und „Großwohnsiedlungen““ definiert die zentralen Begriffe und erläutert die Bedeutung der Großwohnsiedlungen im Kontext der DDR-Gesellschaft.
Das Kapitel „Die Entwicklung der Großwohnsiedlungen in der DDR: Ein kurzer Überblick“ behandelt die Entstehung und Entwicklung von Großwohnsiedlungen in der DDR, beleuchtet die Rolle der Groβwohnsiedlungsforschung in der DDR und geht auf die Frage ein, ob es bereits in der DDR zu sozialräumlicher Segregation kam.
Das Kapitel „Die Wiedervereinigung und die Folgen für die Großwohnsiedlungen der Neuen Bundesländer“ untersucht die Auswirkungen der Wiedervereinigung auf die Großwohnsiedlungen in den neuen Bundesländern. Es zeigt, wie sich die strukturellen Angleichungsprozesse an den westdeutschen Wohnungsmarkt vollzogen haben und welche Folgen dies für die Bewohner der Großwohnsiedlungen hatte.
Schlüsselwörter
Großwohnsiedlungen, Plattenbau, DDR, Bundesrepublik Deutschland, Wiedervereinigung, Stadtplanung, Soziale Segregation, Sozialräumliche Veränderungen, Stadtentwicklung, Stigmatisierung, Wohnungsmarkt, Arbeitslosigkeit, Kriminalität.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2012, Die Entwicklung der Großwohnsiedlungen in der DDR und den neuen Bundesländern zwischen den 1960er bis 1990er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339532