Prophezeiungen – insbesondere in Bezug auf den Weltuntergang – haben während der Menschheitsgeschichte in vielen Religionen immer wieder eine grosse Rolle gespielt: Viele Kulturen der Antike, wie beispielsweise Ägypter und Mesopotamier, kannten schon Prophezeiungen über die „Endzeit“. Ein Blick in diverse Medien (z.B. Printmedien, Internet und Film) reicht aus, um die Relevanz dieses Themas auch für die Gegenwart zu bestätigen. Seit wir uns dem Jahr 2012 nähern – in diesem Jahr endet am 21. Dezember der Maya-Kalender, was Laien und Wissenschaftler dazu bewogen hat, dieses Datum mit dem Weltuntergang in Verbindung zu bringen – scheint diese Problematik sogar eine Hochkonjunktur zu erleben.
Gleichzeitig wird dieses Phänomen in der heutigen Zeit oft mit dem Thema „Sekten“ in Verbindung gebracht. Solche Artikel und Filme können verunsichern, und gleichzeitig wundert man sich, weshalb sich derartige „Prophezeiungen“ so hartnäckig seit mindestens dem 24. Jahrhundert v.Chr. (siehe z.B. das Gilgamesch-Epos, in der Übersetzung von Stefan Mauch, eine der ältesten überlieferten literarischen Dichtungen) bis heute halten. Gleichzeitig kann man sich fragen, weshalb religiöse Sondergemeinschaften, die solche Prophezeiungen verkünden, weiterhin bestehen bleiben, obwohl sich vom Vorhergesagten nichts bewahrheitet bzw. erfüllt hat.
Eine Möglichkeit, vor allem die zweite Frage zu beantworten, ist der Vergleich zweier religiöser Gruppierungen aus zwei verschiedenen Epochen, die bekannt dafür sind, dass sie von sich selbst behaupten, dank Buchstabentreue zum Alten bzw. Neuen Testament und weiterer Gründe als Einzige die „Wahrheit“ zu besitzen und deshalb die einzige von Gott akzeptierte Glaubensgemeinschaft zu sein. Parallel dazu haben diese Gemeinschaften immer wieder auf der Grundlage biblischer Prophezeiungen mit Bestimmtheit das genaue Jahr für das Ende der Welt prophezeit, obwohl sich ihre Berechnungen (aus emischer und etischer Sicht) regelmässig als „falsch“ erwiesen haben. Ihre Schriften, die sich einerseits mit dem „absoluten Wahrheitsanspruch“ der Gruppe und andererseits mit den „Falschinterpretationen“ beschäftigen, um den „Irrtum“ zu rechtfertigen, sind dabei eine äusserst fruchtbare Quelle.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Zeugen Jehovas
- Geschichte
- Lehre
- Selbstbezeichnung und Selbstverständnis
- Organisation
- Mitgliedschaft
- Heilige Schriften
- Gottesbild
- Heilslehre
- Verhältnis zu Menschen ausserhalb der Gemeinschaft
- Eigene Schriften
- Wahrheits- bzw. Exklusivitätsanspruch
- Unterkategorie: Schrifttreue
- Unterkategorie: „Selbstbeweihräucherung“
- Unterkategorie: Vergleich mit Aussenstehenden
- Unterkategorie: Absonderung
- Unterkategorie: Auserwählte
- Unterkategorie: Märtyrertum
- Unterkategorie: „Verteufelung“ und Bestrafung
- Vorhersagen auf Basis biblischer Prophezeiungen
- Vorhersagen vor 1914
- Vorhersagen nach 1914
- Strategien des Umgangs mit nicht eingetroffenen Erwartungen
- Unterkategorie: „Ablenkungsmanöver“
- Unterkategorie: Verharmlosung
- Unterkategorie: Verantwortungsdiffusion
- Unterkategorie: Betonung der Exklusivität und des Erfolgs
- Unterkategorie: Vergleich mit der Urzeit bzw. Zeit des Ursprungs
- Unterkategorie: intensiveres Studium der Heiligen Schrift
- Unterkategorie: „Angstmacherei“ und Warnung
- Qumran-Gemeinschaft
- Geschichte
- Lehre
- Selbstbezeichnung und Selbstverständnis
- Organisation
- Mitgliedschaft
- Heilige Schriften
- Gottesbild
- Heilslehre
- Verhältnis zu Menschen ausserhalb der Gemeinschaft
- Eigene Schriften
- Hymnen-Rolle (10H)
- Gemeinde-Ordnungen (1QS)
- Damaskus-Schrift (CD)
- Propheten-Kommentare (1Qp/4Qp)
- Wahrheits- bzw. Exklusivitätsanspruch
- Unterkategorie: Schrifttreue
- Unterkategorie: „Selbstbeweihräucherung“
- Unterkategorie: Vergleich mit Aussenstehenden
- Unterkategorie: Absonderung
- Unterkategorie: Auserwählte
- Unterkategorie: Märtyrertum
- Unterkategorie: „Verteufelung“ und Bestrafung
- Vorhersagen auf Basis biblischer Prophezeiungen
- Vorhersagen vor 70 v. Chr.
- Vorhersagen nach 70 v. Chr.
- Strategien des Umgangs mit nicht eingetroffenen Erwartungen
- Unterkategorie: „Ablenkungsmanöver“
- Unterkategorie: Verharmlosung
- Unterkategorie: Verantwortungsdiffusion
- Unterkategorie: Betonung der Exklusivität und des Erfolgs
- Unterkategorie: Vergleich mit der Urzeit bzw. Zeit des Ursprungs
- Unterkategorie: intensiveres Studium der Heiligen Schrift
- Unterkategorie: „Angstmacherei“ und Warnung
- Vergleich
- Wahrheits- bzw. Exklusivitätsanspruch
- Gemeinsamkeiten
- Unterschiede
- Strategien des Umgangs mit nicht eingetroffenen Erwartungen
- Gemeinsamkeiten
- Unterschiede
- Wahrheits- bzw. Exklusivitätsanspruch
- Zusammenfassung
- Beantwortung der Fragestellung
- Einordnung der Resultate
- Erweiternde Forschungsfragen
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie zwei religiöse Sondergemeinschaften – die Zeugen Jehovas und die Qumrangemeinschaft – mit nicht eingetroffenen Prophezeiungen umgehen. Ziel ist es, ihre Strategien zu analysieren und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet den Wahrheitsanspruch beider Gemeinschaften im Kontext ihrer eschatologischen Erwartungen.
- Analyse des Wahrheitsanspruchs der Zeugen Jehovas und der Qumrangemeinschaft
- Untersuchung der eschatologischen Lehren beider Gruppen
- Vergleich der Strategien im Umgang mit nicht erfüllten Prophezeiungen
- Identifizierung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den jeweiligen Strategien
- Einordnung der Ergebnisse im Kontext der Religionswissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Endzeitprophezeiungen und deren Relevanz in verschiedenen Religionen und Kulturen ein. Sie skizziert die Fragestellung der Arbeit und die Auswahl der beiden Fallstudien, Zeugen Jehovas und die Qumrangemeinschaft, aufgrund ihrer Parallelen im Umgang mit Prophetie und der Produktion umfangreicher Schriften dazu. Der Fokus liegt auf dem Umgang mit nicht eingetroffenen Erwartungen und den zugrundeliegenden Strategien beider Gruppen.
Zeugen Jehovas: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte, Lehre und Organisation der Zeugen Jehovas. Es analysiert ihren Wahrheitsanspruch und beleuchtet detailliert die verschiedenen Strategien, die sie anwenden, um mit nicht eingetroffenen Prophezeiungen umzugehen. Die Kapitel unterteilen sich in detaillierte Analysen ihrer Schriften und ihrer Selbstwahrnehmung. Der Fokus liegt auf der Synthese dieser Aspekte und der Erarbeitung eines ganzheitlichen Bildes ihres Umgangs mit eschatologischen Enttäuschungen. Beispiele aus ihren Schriften und ihrer Geschichte veranschaulichen die dargestellten Strategien.
Qumran-Gemeinschaft: Ähnlich wie im vorherigen Kapitel, wird hier die Qumrangemeinschaft umfassend behandelt. Die Geschichte, die Lehren, die Organisation und insbesondere die Schriften der Gemeinschaft werden analysiert. Es wird detailliert dargestellt, wie die Qumrangemeinschaft ihren Wahrheitsanspruch begründet und wie sie mit nicht eingetroffenen Prophezeiungen umgegangen ist. Der Vergleich mit den Zeugen Jehovas wird vorbereitet, indem die Strategien und deren Anwendung auf ähnliche Themen und Problemstellungen untersucht werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenspiel ihrer religiösen Überzeugungen und ihrer Reaktion auf gescheiterte Vorhersagen.
Vergleich: Dieses Kapitel vergleicht die Ergebnisse der Analysen der Zeugen Jehovas und der Qumrangemeinschaft. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Wahrheitsanspruch und im Umgang mit nicht eingetroffenen Prophezeiungen herausgearbeitet. Die verschiedenen Strategien beider Gruppen werden gegenübergestellt und eingeordnet, um gemeinsame Muster und unterschiedliche Herangehensweisen zu identifizieren. Der Vergleich bildet die Grundlage für die Schlussfolgerungen der Arbeit.
Schlüsselwörter
Zeugen Jehovas, Qumrangemeinschaft, Endzeitprophezeiungen, Eschatologie, Wahrheitsanspruch, Exklusivitätsanspruch, nicht eingetroffene Vorhersagen, Strategien des Umgangs mit Enttäuschungen, religiöse Sondergemeinschaften, Schrifttreue, Selbstbeweihräucherung, Absonderung, Auserwähltheit, Märtyrertum.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Umgangs mit nicht eingetroffenen Prophezeiungen bei Zeugen Jehovas und der Qumrangemeinschaft
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht, wie die Zeugen Jehovas und die Qumrangemeinschaft mit nicht erfüllten Prophezeiungen umgehen. Im Fokus stehen die Strategien beider Gruppen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowie der Wahrheitsanspruch im Kontext eschatologischer Erwartungen.
Welche Gruppen werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht zwei religiöse Sondergemeinschaften: die Zeugen Jehovas und die Qumrangemeinschaft. Die Auswahl basiert auf Parallelen im Umgang mit Prophetie und der Produktion umfangreicher Schriften zu diesem Thema.
Welche Aspekte der beiden Gruppen werden analysiert?
Die Analyse umfasst die Geschichte, Lehre, Organisation, Schriften und den Wahrheitsanspruch beider Gruppen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Strategien zur Bewältigung nicht eingetroffener Prophezeiungen.
Welche Strategien im Umgang mit nicht erfüllten Prophezeiungen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht eine Vielzahl von Strategien, darunter "Ablenkungsmanöver", Verharmlosung, Verantwortungsdiffusion, Betonung der Exklusivität und des Erfolgs, Vergleich mit der Urzeit, intensiveres Schriftstudium und "Angstmacherei" und Warnungen. Die Analyse zeigt auf, wie diese Strategien in den jeweiligen Kontexten angewendet werden.
Wie wird der Wahrheitsanspruch der beiden Gruppen behandelt?
Der Wahrheitsanspruch beider Gruppen wird im Kontext ihrer eschatologischen Erwartungen untersucht. Die Arbeit analysiert, wie dieser Anspruch begründet und aufrechterhalten wird, insbesondere angesichts nicht eingetroffener Prophezeiungen.
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden aufgezeigt?
Die Arbeit identifiziert sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede im Wahrheitsanspruch und im Umgang mit nicht erfüllten Prophezeiungen. Der Vergleich der Strategien ermöglicht die Identifizierung gemeinsamer Muster und unterschiedlicher Herangehensweisen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu den Zeugen Jehovas und der Qumrangemeinschaft, ein Vergleichskapitel, eine Zusammenfassung und einen Anhang. Jedes Kapitel bietet eine umfassende Analyse der jeweiligen Gruppe, bevor die Ergebnisse im Vergleichskapitel gegenübergestellt werden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Zeugen Jehovas, Qumrangemeinschaft, Endzeitprophezeiungen, Eschatologie, Wahrheitsanspruch, Exklusivitätsanspruch, nicht eingetroffene Vorhersagen, Strategien des Umgangs mit Enttäuschungen, religiöse Sondergemeinschaften, Schrifttreue, Selbstbeweihräucherung, Absonderung, Auserwähltheit, Märtyrertum.
Wo finde ich detailliertere Informationen zum Inhaltsverzeichnis?
Das ausführliche Inhaltsverzeichnis der Arbeit umfasst Vorwort, Einleitung, Kapitel zu den Zeugen Jehovas und der Qumrangemeinschaft mit Unterkapiteln zu Geschichte, Lehre, Schriften und Strategien im Umgang mit nicht eingetroffenen Prophezeiungen, ein Vergleichskapitel, eine Zusammenfassung, einen Anhang und ein Literaturverzeichnis.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler der Religionswissenschaft, Soziologie und Geschichte, die sich mit religiösen Sondergemeinschaften, Eschatologie und dem Umgang mit religiösen Erwartungen auseinandersetzen.
- Arbeit zitieren
- Christian Rossi (Autor:in), 2011, Zeugen Jehovas und Qumran-Gemeinschaft: Wahrheit und Irrtum?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338700