Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein an der Frankfurt University gehaltenes Referat zu einem Artikel des Pädagogen und Soziologen Hendrik Trescher.
Nach einer kurzen Vorstellung der Person Hendrik Trescher werden Informationen zur Epidemiologie einer Demenzerkrankung und der Demenz-Symptome vorgestellt.
Es wird die Frage geklärt, ob Demenz ein soziales oder hirnorganisches Phänomen ist. Dann wird der Hospitalisierungseffekt diskutiert und die Demütigungstypen und Demütigungsebenen nach Trescher vorgestellt.
Lösungsansätze und Schlussfolgerungen werden ebenfalls besprochen.
Gliederung
1. Biographie
2. Epidemiologie
3. DemenzSymptome
4. Soziales oder hirnorganisches Phänomen
5. Hospitalisierungseffekt
6. Demütigungstypen nach Trescher
7. Demütigungsebenen nachTrescher
8. Lösungsansätze, Schlussfolgerungen
9. Literaturverzeichnis
1. Dr. Hendrik Trescher
- 2005-2010 Studium: der Soziologie, Psychologie, Erziehungswissenschaften, Sozialpsychologie, Europäischen Ethnologie, Bildungswissenschaften an der Universität Freiburg, Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Wien, 2009: Diplom Pädagogik ,2010: Diplom Soziologie
- 2011-2012 Promotion (Dr. phil.) in Erziehungswissenschaften an der
Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Wien
- 2008-2010 Pädagogischer Leiter von Wohngemeinschaften für demenziell erkrankte Menschen
- seit 2013 Habilitationsprojekt : „Freizeit als Fenster zur Inklusion. Konstruktionen von Teilhabe und Ausschluss für erwachsene, institutionalisiert lebende Menschen mit ,geistiger Behinderung4
- seit 2013 Vertretung der Professur für Erziehungswissenschaft mit dem
Schwerpunkt Sonderpädagogik an der Goethe-Universität Frankfurt
2. Epidemiologie der Krankheit Demenz: Demenz (lat. dementia) = Unsinn, Wahnsinn oder Torheit.
- Ca. 1.3 Mio. Demente in Deutschland, entspricht 1,5 % der Gesamtbevölkerung.
- Bis zum Jahre 2050 wird eine Verdopplung dieser Zahlen erwartet (Sütterlin et al. 2011,6-14).
- Die Demenz ist der häufigste Grund für den Heimeinzug (Ermini-Fünfschilling, Stähelein 1993, 446-452).
- Ca. 35% der über 90. Jährigen leiden an Demenz (Kruse 2007, 50).
Sie gilt als häufigste Form der psychischen Störungen im Alter (Lingg 2007, 69).
- 2005 lag der Anteil der dementen Pflegeheimbewohner bei 69%.
Welche Verhaltensauffalligkeiten weisen auf Demenz hin?
3. Demenzsymptome -Fortschreitende Zerstörung der Leistungsfähigkeit des Gehirns
- Nur in seltenen Fällen heilbar -Abnahme der Merkfähigkeit (Gedächtnis,
Denkvermögen, Fähigkeit zu vernünftigen Urteilen, Informationsverarbeitung) in einem Ausmaß, dass die Alltagsaktivitäten beeinträchtigt sind.
- Zusätzlich kann es zu Wahn, Halluzinationen, depressiven Verstimmungen, Wesensveränderungen kommen.
- Die Symptome müssen mind. 6 Monate bestehen
4. Demenz ? Hirnorganischer Natur
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sozialer Natur
c) Soziale Gefangenschaft: Resultiert aus den anderen beiden und steht in Wechselwirkung mit beiden.
-kein Zugang zur „Normalgesellschaft“
-Oft bestehen nur Sozialkontakte zur PP.
-Große Stationen verhindern Gemeinschaftsrituale und fuhren so zur sozialen Isolation.
-Keine Unterstützung der Bewohner bei eingeschränkter Kommunikation, seitens des Personals.
-Keine festen Vergemeinschaftungs- Rituale fuhren zur Isolation des Einzelnen.
Überwachung und
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Regulierung
Überwachung und Regulierung
„Die Überwachung schließt immer schon die
Potenzialität der Regulierung mit ein.“(Trescher 2014, 37) -Überwachung findet physisch (an Körpern) statt. Ebenfalls findet soziale Regulierung statt.
-Das Signalarmband ist Symbol für Überwachung und Regulierung. Es ist Zugehörigkeitssymbol für die Demenzkranken und beinhaltet einen Pflegeauftrag.
Öffentlichkeit der Defizite
Heimeintritt —- Stigmatisierung der Person, Master-Status
Mehrbettzimmer—> Andere sehen das z.B. Lifter zum Einsatz
kommen
Objektivierung
- Pauschale Kategorisierung > Beim Heimeintritt
Versorgung nach Defizit Kategorien z. B. Normalstation
oder Demenzstation, Mann oder Frau
- Individuelle Kategorisierung > Einstufung nach
Arbeitsaufwand für die Pflegekräfte z.B. Pflegestufen
-Institutioneile Objektivierung
Grundhaltung des Heimes gegenüber Bewohner z.B. Schwesternstützpunkt, medizinische Leitbilder.
-Soziale Objektivierung:
Durch Experten (Arzt oder PP), Vollzug auf technischer Ebene.
- Unterlassung der Ehrerbietung
„Unterlassungen der Ehrerbietung sind statuszuweisende Interaktionsrituale, die theoretisch auch vermieden werden könnten.“ (Trescher, 2014, 39-40)
Bevormundung
-Gesellschaftliche Bevormundung z.B. Betreuer
-Institutionelle Bevormundung z.B. Aufenthaltsbestimmungsrecht -Interaktive Bevormundung z.B. Unterstellung des Willen oder Zustandes
Infantilisierungen
- Strukturelle Infantilisierung: Kontrolle der Nahrungsaufnahme und des Aufenthaltes
- Interaktivelnfantilisierung: MitVornamen ansprechen, öffentliches Waschen
- Degradierung zum Spielkind: Personal fordert kindliche Handlungen, bringt Kuscheltiere
- Entsexualisierung: Bewohner wird der Sexualtrieb abgesprochen, gleichgeschlechtliche Mehrbettzimmer
Schikane
„Bei der Schikane handelt es sich um Handlungen, die vorwiegend der Diffamierung des Anderen dienen, (Trescher2014, 41)
- Diffamierung gezielteVerleumdung
Dritter
- Sie dient dem Eigennützen des Täters, ist unnötig und vermeidbar
7. Ebenen der Demütigung:
1. Interaktionsebene: (face to face Kommunikation)
2. Institutionsebene (durch Heimstruktur)
3. Demütigungen auf gesamtgesellschaftlicher Ebene
- Alle Ebenen bedingen sich gegenseitig.
- Demütigungen sind an der Tagesordnung und manchmal unvermeidbar.
- Sie können durch die Diagnose Demenz, durch die Einrichtung oder durch Einzelpersonen entstehen.
Heimstrukturen können, müssen allerdings keine Schikane erzeugen. (Interaktionsebene)
8. Schlussfolgerungen von Dr. Trescher: „Die Pflegewissenschaft ist praxisbezogen und selbst das Problem, wenn sie pädagogische Konzepte bereitstellt, die wiederum als Lösungsansätze dienen.“ (Trescher2013, 330ff)
- Konzepte aus der Pflegewissenschaft erzeugen Demütigungsstrukturen und hospitalisieren die Menschen, was zu einer Verstärkung der Demenzsymptome fuhren kann.
- Es soll sich Konzepte aus der Behindertenpädagogik bedient werden.
Folgende Konzepte kommen in betracht:
1. Empowerment
2. Persönliches Budget aus der Desinstitutionalisierungsdebatte der Sonderpädagogik
3. Teilhabe und Inklusion (Normalisierungsprinzip)
4. Führen und Wachsen nach Litt (Begleiten und Geschehen lassen)
8. Literaturverzeichnis
-Böhm, W. (2005): Deprivation. In: Winfried Böhm (Hg.): Wörterbuch in der Pädagogik. 16. Auflage. Stuttgart: KrönerVerlag, 145
-Ermini, F., Stähelein D., (1993): Gibt es eine Prävention der Demenz? In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie JG 26 (H6), S 446-452
-Jantzen, W. (1898): Enthospitalisierung und verstehende Diagnostik. In: Georg T. (Hrsg.): Enthospitalisierung- ein Etikettenschwindel ? Neue Studien, Erkenntnisse und Perspektiven der Behindertenhilfe. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S.43
-Jervis, G. (1978): Kritisches Handbuch der Psychiatrie. Frankfurt am Main: Syndikat
-Kidwood, T. (2008): Demenz. Der person-zentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen.
Bern: Hans Huber Verlag
-Kruse, A. (2007): Alter. Was stimmt? Die wichtigsten Antworten. Freiburg im Breisgau: Herder Freiburg, S. 50
-Lingg, A. (2007): Demenz. In: Georg T., Wolfram K. und Kerstin S. (Hrsg.): Handlexikon Geistige Behinderung. Schlüsselbegriffe aus der Heil und Sonderpädagogik, Sozialen Arbeit, Medizin, Psychologie, Soziologie und Sozialpolitik. Stuttgart: Kohlhammer, S. 69
Sütterlin, S., Hosmann, I., Klingholz R. (2011): Demenzreport. Wie sich die Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufdie Alterung der Gesellschaft vorbereiten können. 1. Auflage Hrsg, vom Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung. S6-14
-Theunissen, G. (1998): Empowerment und Enthospitalisierung. In: Georg T. (Hrsg.) Enthospitalisierung-ein Etikettenschwindel? Neue Studien, Erkenntnisse und Perspektiven in der Behindertenhilfe. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 62-93
-Theunissen, G. (1982): Abgeschoben, isoliert, vergessen. Schwerstgeistigbehinderte und mehrfachbehinderte Erwachsene inAnstalten. Beiträgezur Sozialpsychiatrie, Behindertenpädagogik, ästhetischen Praxis und sozialen Integration. Frankfurt/Main: R.G. Fischer, S. 96 -Trescher, H. (2014): Demenz als Hospitalisierungseffekt? Demenz als sonderpädagogische Herausforderung! Behindertenpädagogik, 53 (1), S.30-46
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