„Das Drama auf der Bühne ist erschöpfender als der Roman, weil wir alles sehn, wovon wir sonst nur lesen“, dieses Zitat von Franz Kafka beschreibt recht deutlich, welchem Aspekt von Attraktivität das Theater unterliegt. Menschen gehen in das Theater um sich der Unterhaltung des Schauspiels hinzugeben, um es genauer mit den Worten von Bertold Brecht zu sagen: „Seit jeher ist es das Geschäft des Theaters wie aller anderen Künste auch, die Leute zu unterhalten“. Das Theater nimmt im Bereich der Kunst eine gewisse Position in unserer Gesellschaft ein, die wohl vor allem mit dem Zwecke der Unterhaltung in Verbindung gebracht wird.
Doch wie kommt es, dass sich das Theater über die Zeit von seinen historischen Anfängen bis heute einer so starken Präsenz bedienen konnte? Hierzu ist zunächst zu bedenken, dass das Theater ebenso wie alle anderen Betriebe und Unternehmen den wirtschaftlich- ökonomischen Regeln unterliegt. So stellt es z B. genauso wie diese Arbeitsplätze wie die des Regisseurs oder des Schauspielers bereit, die für ihre Arbeit entlohnt werden. Es kann nicht nur alleine von seinen Aufführungen und der Schauspielkunst seiner Akteure als Institution und Kulturbetrieb „überleben“. Eine genauso wichtige vielleicht sogar noch wichtigere Rolle nimmt hierbei das Publikum ein, denn ohne dieses wäre eine Vorstellung undenkbar – man bedenke alleine die Eintrittspreise, welche für eine jede Aufführung zu entrichten sind, damit sich das ökonomische Rad des Theaters als Kulturbetrieb weiterhin drehen kann.
Doch aus welchen Personen bzw. welchen Gruppen von Menschen setzt sich dieses Publikum zusammen? Diese Frage mit der schlichten Antwort des Kunstinteresses zu beantworten wäre zu banal. Denn wer gilt als Kunst interessiert und wer nicht? Wie kommt dieses Interesse zu Stande? Und welche Unterschiede sind dabei zu verorten? Diese Fragen sollen im weiteren Verlauf dieser Arbeit anhand der Analysen des Soziologen Pierre Bourdieu untersucht werden. Anschließend daran soll versucht werden eine Verbindung zu dem Werk „Wir alle spielen Theater“ von Erving Goffman hergestellt zu werden. Doch zunächst soll ein kurzer Einblick in den Gegenstand des frühen, klassischen Theaters gewährleistet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Warum Theater?
- 3. Bildung und Kunst
- 4. Zum Privileg des Genusses
- 5. Aneignungsweisen von Kunst
- 6. Wir alle spielen Theater?
- 7. Zusammenführung und Schlusswort
- 8. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Stellung von Kunst und Kultur in der Gesellschaft, speziell mit dem Theaterpublikum. Sie untersucht, wie sich das Interesse an Theater entwickelt und welche Faktoren die Wahrnehmung von Kunst beeinflussen.
- Die Rolle des Theaters in der Gesellschaft und seine Unterhaltungsfunktion
- Die Bedeutung von Nachahmung und die Freude an der Darstellung im Theater
- Der Einfluss von Bildung und Schlüsselqualifikationen auf die Kunstwahrnehmung
- Die Dekodierung von Kunstwerken und die verschiedenen Interpretationsansätze
- Die Verbindung von Theater und Alltagsleben im Kontext der Performancekunst
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Wie setzt sich das Theaterpublikum zusammen und welche Faktoren beeinflussen die Kunstwahrnehmung? Sie führt in die Thematik ein und stellt die relevanten Forschungsansätze von Pierre Bourdieu und Erving Goffman vor.
- Kapitel 2: Warum Theater?: Dieses Kapitel beleuchtet die Ursprünge des Theaters und die Beweggründe für seine Entstehung. Es werden die Theorien von Aristoteles und Bertold Brecht zur Nachahmung und Unterhaltungsfunktion des Theaters diskutiert.
- Kapitel 3: Bildung und Kunst: Dieses Kapitel analysiert die Kunstwahrnehmung anhand der Theorie von Pierre Bourdieu. Es geht auf die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen und die Dekodierung von Kunstwerken ein, wobei verschiedene Interpretationsansätze und deren Auswirkungen auf das Verständnis von Kunst betrachtet werden.
- Kapitel 4: Zum Privileg des Genusses: Dieses Kapitel untersucht, wie soziale Faktoren die Kunstwahrnehmung beeinflussen und welche Rolle das Kapital (ökonomisches, kulturelles und soziales) in diesem Kontext spielt. Es werden die unterschiedlichen Zugänge zum Theater und die damit verbundenen Privilegien analysiert.
- Kapitel 5: Aneignungsweisen von Kunst: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Arten der Aneignung von Kunst. Es untersucht, wie Theatererfahrungen individuell gestaltet und interpretiert werden und wie sich diese Aneignungsprozesse auf die soziale Interaktion und die Identität des Einzelnen auswirken.
- Kapitel 6: Wir alle spielen Theater?: Dieses Kapitel beleuchtet die Theorie von Erving Goffman und stellt die Verbindung zwischen Theater und Alltagsleben her. Es untersucht, wie Menschen in sozialen Situationen verschiedene Rollen einnehmen und diese im Sinne einer „Performance“ gestalten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Kunst- und Kultursoziologie, insbesondere mit der Analyse des Theaterpublikums. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Kunstwahrnehmung, Theater, Dekodierung, Schlüsselqualifikationen, soziales Kapital, kulturelles Kapital, Performance, Rollendistanz, Goffman, Bourdieu, Theater als Unterhaltung, Theater als Lernprozess.
- Citar trabajo
- Christian Rauschert (Autor), 2014, Zur Stellung von Kunst und Kultur in der Gesellschaft. Eine soziologische Analyse des Theaterpublikums, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338310