Wie wir anhand meiner Ausführungen zum Thema sehen werden, drückte der rumänische Konjunktiv (RK) ursprünglich Potenzialität aus. Im Laufe der Sprachentwicklung hat der RK dann immer mehr die Aufgabe übernommen, zwei Verben miteinander zu verbinden – was ich unter dem Begriff Konnektivität zusammenfassen möchte. Schließlich hat der RK seinen Funktionsbereich derart expansiv ausgeweitet, dass er nicht nur bestimmte Modalverben verdrängt, sondern sich auch mit nicht-romanischen Wortschatzelementen untrennbar verbunden hat. Aber auch die Tatsache, dass sich in den übrigen Sprachen des Balkansprachbunds ähnliche Entwicklungen vollzogen haben, ist für die Betrachtung des RK von zentraler Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- Begriffserklärung
- Potenzialität: Die Herausbildung der Konjunktivkonstruktion im Rumänischen
- Konnektivität: Konjunktivkonstruktionen als Infinitiversatz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Vortrag untersucht die Multifunktionalität des rumänischen Konjunktivs. Die Zielsetzung besteht darin, die Entwicklung und die verschiedenen Funktionen des Konjunktivs im Rumänischen zu beleuchten, von seiner ursprünglichen Bedeutung der Potenzialität bis hin zu seiner Rolle als Konnektor und seine expansive Ausbreitung im Sprachgebrauch.
- Entwicklung des rumänischen Konjunktivs von der Potenzialität zur Konnektivität
- Der Konjunktiv als Bindeglied zwischen Verben
- Die Verdrängung anderer Verbformen durch den Konjunktiv
- Der Einfluss des Balkansprachbunds auf die Entwicklung des rumänischen Konjunktivs
- Der Konjunktiv als Ersatz für den Infinitiv
Zusammenfassung der Kapitel
Begriffserklärung: Diese Sektion definiert den Konjunktiv im engeren Sinne als eine Verbform, die eine als realisierbar, möglich und erwünscht betrachtete Handlung beschreibt, deren Realisierung aber ungewiss bleibt. Es wird zwischen Konjunktiv Präsens (ausdrückend Potenzialität) und Konjunktiv Perfekt (ausdrückend Irrealität) unterschieden und anhand von Beispielsätzen illustriert. Die Definition legt die Grundlage für die weitere Analyse der multifunktionalen Verwendung des rumänischen Konjunktivs.
Potenzialität: Die Herausbildung der Konjunktivkonstruktion im Rumänischen: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung des rumänischen Konjunktivs aus dem lateinischen Konjunktiv (Potentialis und Irrealis) in Bedingungssätzen. Es wird gezeigt, wie sich aus potenziellen Bedingungssätzen Konjunktivkonstruktionen wie "pot să vin" ("ich kann kommen") entwickelten. Die Entwicklung des Konjunktivmarkers "să" und die morphologischen Unterschiede zwischen Indikativ und Konjunktiv im Präsens werden erläutert. Der Kapitelverlauf zeigt die Bewahrung der Funktionen des lateinischen Konjunktivs im Rumänischen, besonders in Hauptsätzen als Optativ, Hortativ, Iussiv, Prohibitiv und Deliberativ, und in Nebensätzen zur Darstellung indirekter Soll-Fragen, finaler und konsekutiver Handlungen. Die Verwendung des Konjunktivs zur Ergänzung fehlender Imperativformen wird ebenfalls hervorgehoben.
Konnektivität: Konjunktivkonstruktionen als Infinitiversatz: Der Fokus liegt hier auf der festen Verankerung des Konjunktivs im rumänischen Sprachsystem, der dem Sprecher oft keine freie Wahl lässt. Obwohl ursprünglich eine Möglichkeitsform, wird der Konjunktiv in Verbindung mit bestimmten Verben obligatorisch. Die Modalität wird dann weniger durch den Konjunktiv selbst, sondern durch das ihn regierende Verb ausgedrückt. Der Kapitelverlauf demonstriert die zunehmende Austauschbarkeit des Konjunktivs mit dem Infinitiv, wodurch der konnektive Charakter des Konjunktivs im Vordergrund steht und er seinen modalen Charakter weitestgehend verloren hat. Die Funktionen des lateinischen und rumänischen Infinitivs als Nominalform (Subjekt, Objekt) und seine Verwendung nach Präpositionen werden verglichen und kontrastiert, um den Wandel in der Verwendung des Konjunktivs zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Rumänischer Konjunktiv, Potenzialität, Konnektivität, Expansivität, Multifunktionalität, Modus, Infinitiv, Balkansprachbund, Sprachentwicklung, Modalverben, Lateinischer Konjunktiv.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Vortrag: Der rumänische Konjunktiv – Von der Potenzialität zur Konnektivität
Was ist der Gegenstand des Vortrags?
Der Vortrag untersucht die vielseitigen Funktionen des rumänischen Konjunktivs und seine Entwicklung von seiner ursprünglichen Bedeutung der Potenzialität hin zu seiner Rolle als Konnektor im modernen Rumänisch. Die Analyse umfasst die morphologischen Veränderungen, den Einfluss des Balkansprachbunds und den Vergleich mit dem lateinischen Konjunktiv und Infinitiv.
Welche Themen werden im Vortrag behandelt?
Der Vortrag behandelt die Entwicklung des rumänischen Konjunktivs, seine Verwendung in verschiedenen Satzkonstruktionen (Hauptsätze und Nebensätze), seine Funktion als Ersatz für den Infinitiv, den Vergleich mit dem lateinischen Konjunktiv und Infinitiv, sowie den Einfluss des Balkansprachbunds auf seine Entwicklung. Die multifunktionale Natur des Konjunktivs im heutigen Rumänisch steht im Mittelpunkt.
Wie ist der Vortrag strukturiert?
Der Vortrag gliedert sich in eine Begriffserklärung, ein Kapitel zur Potenzialität (die ursprüngliche Bedeutung des Konjunktivs und seine Entwicklung im Rumänischen) und ein Kapitel zur Konnektivität (die zunehmende Verwendung des Konjunktivs als Konnektor und Ersatz für den Infinitiv). Zusätzlich enthält er eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
Was wird unter "Potenzialität" des rumänischen Konjunktivs verstanden?
Unter "Potenzialität" wird die ursprüngliche Bedeutung des Konjunktivs verstanden, nämlich die Darstellung einer als realisierbar, möglich und erwünscht betrachteten Handlung, deren Realisierung aber ungewiss bleibt. Dies entspricht in etwa dem lateinischen Potentialis. Der Vortrag verfolgt die Entwicklung dieser ursprünglichen Bedeutung im Rumänischen.
Was wird unter "Konnektivität" des rumänischen Konjunktivs verstanden?
"Konnektivität" beschreibt die zunehmende Verwendung des Konjunktivs als Bindeglied zwischen Verben, oft als obligatorischer Ersatz für den Infinitiv. Im Laufe der Entwicklung hat der Konjunktiv in diesen Fällen seinen modalen Charakter weitgehend verloren und fungiert hauptsächlich als konnektives Element.
Welche Rolle spielt der Balkansprachbund in der Entwicklung des rumänischen Konjunktivs?
Der Vortrag untersucht den Einfluss des Balkansprachbunds auf die Entwicklung und die heutige Verwendung des rumänischen Konjunktivs. Dieser Einfluss wird im Kontext der beschriebenen Veränderungen und der Entwicklung der Konnektivität analysiert.
Wie wird der rumänische Konjunktiv mit dem lateinischen Konjunktiv und Infinitiv verglichen?
Der Vortrag vergleicht die Funktionen des lateinischen Konjunktivs (Potentialis und Irrealis) mit der Entwicklung und heutigen Verwendung des rumänischen Konjunktivs. Ein weiterer Vergleich bezieht sich auf die Funktionen des lateinischen und rumänischen Infinitivs und deren jeweilige Verwendung im Satzbau.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Vortrags?
Die Schlüsselwörter sind: Rumänischer Konjunktiv, Potenzialität, Konnektivität, Expansivität, Multifunktionalität, Modus, Infinitiv, Balkansprachbund, Sprachentwicklung, Modalverben, Lateinischer Konjunktiv.
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- Dr. Patrick Roesler (Author), 2016, Potenzialität, Konnektivität, Expansivität. Zur Multifunktionalität des Konjunktivs im Rumänischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338024