Was genau unter Intersituativität verstanden werden kann, wie zwei soziale Situationen miteinander verbunden sind und ob man von einem Zustand zwischen einzelnen Situationen ausgehen könnte, sind die drei Kernfragen, die die vorliegende Arbeit behandeln soll. Um eine Grundlage für die Diskussion über zwischensituative Vorgänge zu schaffen und um überhaupt eine spezifische soziale Situation von einer anderen abgrenzen zu können, sollen zu Beginn erste Definitionsversuche der Situation von Erving Goffman dargestellt werden, welche anschließend durch Überlegungen von Cetina und Latour zu ergänzen sind. Anhand erster Ideen von Hirschauer wird dann in die Thematik der Intersituativität eingeleitet. Hier werden seine Ideen kurz wiedergegeben und diskutiert. Anschließend wird auf den gegeben Grundlagen eine eigene konkrete Vorstellung von Situationsübergängen gegeben. Diese Vorstellung wird am Ende der Seminararbeit am Beispiel eines „vernecular“ Videos diskutiert, in dem sich verschiedene Situationen sowie ihre Übergänge deutlich abzeichnen. In einem Fazit werden die Ergebnisse zu guter Letzt noch zusammengefasst und die Analysefähigkeiten des erarbeiteten Schemas für Intersituativität betrachtet.
Spricht man allgemein von einer „Situation“ (falls überhaupt möglich), so scheint jedem schon beim ersten Hören bewusst zu sein, was gemeint ist. Häufig wird darunter schlicht eine Akkumulation von Verhältnissen oder Umständen verstanden, in denen sich jemand oder auch mehrere Personen gleichzeitig befinden. Denkt man allerdings genauer über diesen Begriff nach, fällt einem schnell auf, dass es doch nicht ganz so einfach ist. Beispielsweise die Frage nach den Bestandteilen, die zusammengesetzt das große Ganze – also die Situation – ergeben, wirft schnell Uneinigkeiten auf. Oft ist nicht klar, welche Faktoren noch Teil der Situation sind und welche sie überhaupt nicht betreffen. Sitzt man, von einem spannenden Film gefesselt, vor dem Fernseher, so wirkt es für die Definition der Situation irrelevant, wie das Wetter außerhalb des Hauses ist. Sobald sich aber jemand, wegen Sturmwarnung, Sorge um die Qualität der Bildübertragung macht, wird das Wetter für diese Person zu einem beeinflussenden Faktor der Situation. Spezifiziert man noch die Situationen, die man betrachten möchte, indem man nur die Situationen zur Untersuchung auswählt, welche einen sozialen Charakter aufweisen, erhöht sich die Komplexität dieses Problems.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definierende Aspekte von sozialen Situationen
- Die soziale Situation nach Goffman
- Karin K. Cetinas ,,Synthetische Situation”
- Interaktion als Versammlung
- Die Soziale Situation - ein Konzeptvorschlag
- Intersituativität nach Hirschauer
- Intersituativität aufeinander folgender Situationen
- Das Modell des Rollenwechsels
- Situationswechsel im Vernecular Video
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Phänomen der Intersituativität, also der Verbindung von sozialen Situationen. Dabei werden die bestehenden Definitionen der "sozialen Situation" von Goffman, Cetina und Latour analysiert und mit der Idee der Intersituativität nach Hirschauer in Verbindung gebracht. Die Arbeit untersucht, wie sich Situationen aufeinander beziehen und wie diese Zusammenhänge im Kontext von Medien und neuen Technologien verstanden werden können.
- Definition von "sozialer Situation" im Wandel
- Einfluss von Medien und neuen Technologien auf soziale Situationen
- Konzept der Intersituativität und seine Anwendung auf Situationsübergänge
- Situationswechsel im Kontext von "vernecular" Videos
- Analyse von Situationsübergängen mithilfe eines eigenen Modells
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem der Situation als komplexen und vielschichtigen Begriff dar, der in der Soziologie bereits von Erving Goffman untersucht wurde. In Kapitel 1 werden Goffmans Definition der "sozialen Situation" und ihre Erweiterung durch Karin Knorr Cetina und Bruno Latour vorgestellt. Kapitel 2 beschreibt das Konzept der Intersituativität nach Hirschauer und zeigt auf, wie sich Situationen im Kontext von Medien und neuen Technologien miteinander verbinden. Kapitel 3 stellt ein eigenes Modell für Situationsübergänge vor, das anhand eines "vernecular" Videos veranschaulicht wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der Soziologie wie "Situation", "soziale Situation", "Intersituativität", "Medien", "neue Technologien", "Interaktion", "Versammlung", "Rollenwechsel" und "vernecular Video". Die Untersuchung beleuchtet den Einfluss von neuen Technologien auf soziale Situationen und die Verbindung zwischen einzelnen Situationen.
- Quote paper
- Sebastian Gründig (Author), 2016, Verhalten in sozialen Situationen. Intersituativität aufeinanderfolgender Situationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337603