Die historisch-politische Betrachtungsweise zahlreicher Veröffentlichungen zu den kontrovers diskutierten Stalin-Noten wird durch die vorliegende Arbeit mit einer staatsrechtlich-historischen Perspektive verknüpft. Ziel ist es, die Frage zu beantworten, ob die Stalin-Noten eine verpasste Chance darstellen, das Interesse des Parlamentarischen Rates bei Einführung des Grundgesetzes zu erfüllen.
Die Forschungsfrage bedingt den inhaltlich-strukturell zweigeteilten Aufbau der Arbeit. Im ersten Teil wird auf der Grundlage der Darstellung des Schicksals Deutschlands nach Ende des Zweiten Weltkrieges der Weg zum Grundgesetz dargestellt. Hinsichtlich seiner Bedeutung für den zweiten Teil wird der Schwerpunkt auf den Parlamentarischen Rat, seine Zusammensetzung sowie seine Intention bei der Verfassungsgebung gelegt. Zur Ermittlung dieser werden Methoden herausgearbeitet, insbesondere die historische Auslegung, welche den provisorischen Charakter des Grundgesetzes sowie die Intention des Rates – ein wiedervereinigtes Deutschland – erkennen lassen.
Der zweite Teil der Arbeit gibt vor dem Hintergrund der Grundlagen sowjetischer Deutschlandpolitik sowie der Darstellung der Ereignisse um die Stalin-Note vom 10. März 1952 einen Überblick über verschiedene Argumentationsansätze zur Frage einer möglichen verpassten Chance der Wiedervereinigung. Den Argumenten für ein Verschleppungs- bzw. Täuschungsmanöver Stalins (z.B. die Bedrohungssituation der Sowjetunion wegen der anstehenden Verhandlungen zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft und wegen der fortschreitenden Westintegration der Bundesrepublik; die Unbestimmtheit von Stalins Angebot; der sich anschließende, zeitaufwendige Notenwechsel) werden die Argumente, welche für eine Ernsthaftigkeit der Stalin-Note sprechen, gegenübergestellt. Da hier im Besonderen die Alternativlosigkeit beider deutscher Teilstaaten aufgrund der West- bzw. Ostintegration und das damit einhergehende Verkennen einer Chance und das tatsächliche Übermitteln der Note als argumentative Ansätze herausstechen, kommt die Arbeit zu dem Ergebnis, dass die Stalin-Note eine verpasste Chance darstellt, das Wiedervereinigungsinteresse des Parlamentarischen Rates zu erfüllen.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzfassung
- 1 Einleitung
- 1.1 Forschungsgegenstand
- 1.2 Eingrenzung des Themengebietes
- 1.3 Struktur der Arbeit.
- 1.4 Verwendete Literatur.
- 2 Das Grundgesetz
- 2.1 Das Schicksal Deutschlands nach Ende des Zweiten Weltkrieges..
- 2.2 Der Weg zum Grundgesetz........
- 2.2.1 Die Frankfurter Dokumente
- 2.2.2 Der Herrenchiemseer Konvent..
- 2.2.3 Der Parlamentarische Rat.......
- 2.2.4 Die Zusammensetzung des Parlamentarischen Rates
- 3 Die Intention des Parlamentarischen Rates.
- 3.1 Die Ermittlung des objektivierten Willens des Gesetzgebers.
- 3.1.1 Historische Auslegung..
- 3.1.2 Die Präambel als Teil des Grundgesetzes
- 3.1.3 Das Grundgesetz als Provisorium .......
- 3.1.4 Ein Akt der freien Selbstbestimmung?
- 3.2 Zwischenfazit..
- 3.1 Die Ermittlung des objektivierten Willens des Gesetzgebers.
- 4 Die Stalin-Noten.
- 4.1 Grundlagen des sowjetischen Imperiums
- 4.2 Deutschlandpolitik der Sowjetunion.
- 4.3 Das Dilemma zweier deutscher Teilstaaten
- 4.4 Eine Überwindung der Teilung.
- 4.5 Die Übermittlung der Noten.....
- 4.6 Das Angebot der Stalin-Note vom 10. März 1952.
- 4.7 Erste Reaktionen........
- 4.8 Der weitere Notenwechsel
- 5 Eine verpasste Chance?
- 5.1 Ein Störmanöver gegen die Westintegration der Bundesrepublik.
- 5.2 Kein grundlegender Wandel konfrontativer sowjetischer Politik?..\n
- 5.3 Das Grußtelegramm Stalins zur Gründung der DDR....
- 5.4 Die Ost- und Westintegration als Ausdruck der Alternativlosigkeit.
- 5.5 Eine Frage der Perspektive..........\n
- 5.6 Die fehlinterpretierte Glaubwürdigkeitslücke.
- 6 Fazit
- Literaturverzeichnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Stalin-Noten aus staatsrechtlich-historischer Perspektive und befasst sich mit der Frage, ob diese eine verpasste Chance darstellten, das Interesse des Parlamentarischen Rates bei Einführung des Grundgesetzes zu erfüllen. Die Arbeit analysiert die Intention des Parlamentarischen Rates und die sowjetische Deutschlandpolitik im Kontext der Stalin-Noten.
- Die Intention des Parlamentarischen Rates bei Einführung des Grundgesetzes
- Die Stalin-Noten und ihre mögliche Rolle bei der Wiedervereinigung Deutschlands
- Die sowjetische Deutschlandpolitik und die Motivation hinter den Stalin-Noten
- Die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland und die Ostintegration der DDR
- Die Alternativlosigkeit der deutschen Teilung und die verpasste Chance der Wiedervereinigung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Stalin-Noten und deren Bedeutung für die deutsche Nachkriegsgeschichte ein. Kapitel 2 beleuchtet den Weg zum Grundgesetz, wobei der Fokus auf den Parlamentarischen Rat und seine Intention liegt. Kapitel 3 analysiert die Intention des Parlamentarischen Rates und untersucht die Methoden zur Ermittlung des objektivierten Willens des Gesetzgebers. Kapitel 4 stellt die Stalin-Noten vor und beleuchtet die Grundlagen des sowjetischen Imperiums und die Deutschlandpolitik der Sowjetunion. Kapitel 5 diskutiert die Frage, ob die Stalin-Noten eine verpasste Chance zur Wiedervereinigung darstellten. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Stalin-Noten, Grundgesetz, Parlamentarischer Rat, Wiedervereinigung, Deutschlandpolitik, Sowjetunion, Ost- und Westintegration, Alternativlosigkeit, verpasste Chance, historisch-politische Perspektive, staatsrechtlich-historische Perspektive.
- Citar trabajo
- Thomas Weiser (Autor), 2016, Die Stalin-Noten. Eine verpasste Chance, das Interesse des Parlamentarischen Rates bei Einführung des Grundgesetzes zu erfüllen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337588