1955 kamen die ersten Arbeitskräfte aus Italien, ab 1969 wurden Arbeitskräfte aus Spanien angeworben, 1961 aus der Türkei, 1964 aus Portugal, 1965 aus Tunesien und zuletzt, ab 1968 aus Jugoslawien. Die so genannten Gastarbeiter1 . Viele wurden zu Einwanderern, ohne es zu ahnen. Aber: die Deutschen ahnten es auch nicht.
Vor wenigen Jahren war es noch undenkbar, das MigrantInnen jemals ein Thema für die Altenpflege sein könnten. Zwar lebten vereinzelt alte Menschen anderer Herkunft in Deutschland, jedoch wurde von ihnen aber kaum Notiz genommen. Auch wird der pflegerische Alltag in Krankenhäusern zunehmend internationaler. MigrantInnen bringen für uns zunächst fremde Lebensgewohnheiten und Wertvorstellungen, und damit auch andere Erwartungen an die Krankenpflege und den Pflegeprozess ein. Wir müssen feststellen, dass zum pflegebedürftigen Kundenstamm nicht nur junge MigrantInnen gehören, sondern zunehmend ältere. Hierbei handelt es sich größtenteils um die Generation, die nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich am Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland beteiligt war. Viele von ihnen sind aus unterschiedlichsten Gründen nach ihrem Berufs-leben in Deutschland geblieben um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Die Altenpflege muss sich auf die wachsende Notwendigkeit und eine gesteigerte Nachfrage aus diesem Teil der Bevölkerung einrichten und sich Lösungen überlegen, um dem Anforderungen an eine transkulturelle Altenpflege gerecht zu werden.
Im Folgenden werde ich mich eingehend mit den Anforderungen an eine kulturspezifische Altenpflege beschäftigen und Möglichkeiten zur Bewältigung dieser Anforderungen aufzeigen, da ich die Thematik aus ethischer Sicht für sehr wichtig halte.
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
1 Der neue Kundenstamm der MigrantInnen. Begriffsklärung
2 Altersstruktur von Ausländern in der BRD
3 Besondere Merkmale der Biographie von Migranten
3.1 Die Rückkehrorientierung
3.2 Ethnizität und Altern
4 Zur Lebenssituation von älteren MigrantInnen
4.1 Gesundheitliche Situation
4.2 Wohnsituation
4.3 Einkommensverhältnisse
4.4 Soziale Netzwerke und Unterstützungspotentiale älterer Migranten
5 Einstellung bezüglich der Heimversorgung von Seiten der MigrantInnen
6 Zugangsbarrieren
7 Pflegebedarf
8 Anforderungen an eine Alteneinrichtung und dessen Personal, um kulturspezifische Pflege leisten zu können
8.1 Anamnese
8.2 Aufbau einer auf Vertrauen basierenden Pflegebeziehung
8.3 Kommunikation
8.4 Evaluation
9 Projekt: Die Gestaltung eines multikulturellen DRK Seniorenzentrums
9.1 Projektbeschreibung
9.2 Wege zur interkulturellen Öffnung
9.3 Stand des Projektes 1999
10 Schlussbemerkung
Einleitung
1955 kamen die ersten Arbeitskräfte aus Italien, ab 1969 wurden Arbeitskräfte aus Spanien angeworben, 1961 aus der Türkei, 1964 aus Portugal, 1965 aus Tunesien und zuletzt, ab 1968 aus Jugoslawien. Die so genannten Gastarbeiter[1]. Viele wurden zu Einwanderern, ohne es zu ahnen. Aber: die Deutschen ahnten es auch nicht.
Vor wenigen Jahren war es noch undenkbar, das MigrantInnen jemals ein Thema für die Altenpflege sein könnten. Zwar lebten vereinzelt alte Menschen anderer Herkunft in Deutschland, jedoch wurde von ihnen aber kaum Notiz genommen. Auch wird der pflegerische Alltag in Krankenhäusern zunehmend internationaler. MigrantInnen bringen für uns zunächst fremde Lebensgewohnheiten und Wertvorstellungen, und damit auch andere Erwartungen an die Krankenpflege und den Pflegeprozess ein. Wir müssen feststellen, dass zum pflegebedürftigen Kundenstamm nicht nur junge MigrantInnen gehören, sondern zunehmend ältere. Hierbei handelt es sich größtenteils um die Generation, die nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich am Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland beteiligt war. Viele von ihnen sind aus unterschiedlichsten Gründen nach ihrem Berufsleben in Deutschland geblieben um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Die Altenpflege muss sich auf die wachsende Notwendigkeit und eine gesteigerte Nachfrage aus diesem Teil der Bevölkerung einrichten und sich Lösungen überlegen, um dem Anforderungen an eine transkulturelle Altenpflege gerecht zu werden.
Im Folgenden werde ich mich eingehend mit den Anforderungen an eine kulturspezifische Altenpflege beschäftigen und Möglichkeiten zur Bewältigung dieser Anforderungen aufzeigen, da ich die Thematik aus ethischer Sicht für sehr wichtig halte.
1 Der neue Kundenstamm der MigrantInnen. Begriffsklärung
Es gestaltet sich recht schwierig, eine für die Pflege verwendbare Definition des Begriffs MigrantInnen zu finden. Deshalb werde ich in meiner Hausarbeit lediglich eine Beschreibung des Wortes statt einer genauen Definition verwenden.
Der Begriff „MigrantInnen“ beschreibt unterschiedliche Personen mit verschiedenen Migrationshintergründen und Aufenthaltsstati. Man kann zwischen ArbeitsmigrantInnen aus so genannten Anwerberländern, die in den 60er Jahren bis 1973 nach Westdeutschland gekommen sind, deren Nachkommen, welche teilweise hier in Deutschland geboren wurden, Aussiedlern und Asylbewerbern bzw. Flüchtlingen unterscheiden[2].
2 Altersstruktur von Ausländern in der BRD
Die Altersstruktur der ausländischen Bevölkerung ist im Gegensatz zur deutschen Bevölkerung jünger. Dies gilt besonders für die Gruppe der 16 - 25 Jährigen, deren prozentualer Anteil bei ca. 13 - 17 % liegt. Dies ist auf die Zuwanderung von jungen Erwachsenen und einer hohen Geburtenrate zurückzuführen, die 1975 noch bei 2,4 Kindern pro Frau im Alter zwischen 15 – 45 Jahren lag. Im Zuge der Integration hat sich diese Zahl zwar dem Geburtenniveau der deutschen Frauen angenähert (derzeit 1,2), liegt aber immer noch bedeutend höher (derzeit 1,8). Seit der letzten Volkszählung im Jahre 1987 hat sich die Zahl der Migranten laut Statistischem Bundesamt mehr als verdoppelt. Dies bedeutet, dass im Jahre 1997 ca. 0,5 Mio. Ausländer im Alter von über 60 Jahren in Deutschland lebten. Vergleicht man die Zahlen mit denen aus dem Jahr 1996 handelt es sich um einen Zuwachs von 7 %. Die Erwartungen tendieren dahin, dass die Gesamtzahl der 60 Jährigen im Jahre 1996 von 2,5% bis zum Jahre 2010 auf 6,4% ansteigt, was eine Zahl von 1,3 Millionen MigrantInnen bedeutet[3].
Die größte Gruppe der Ausländer stellen die ArbeitsmigrantInnen aus den ehemaligen Anwerberländern dar. 1997 gehörten von insgesamt 7,3 Millionen MigrantInnen ca. 4,6 Millionen, also 63% der Gruppe der ArbeitsmigrantInnen an. Der Anteil der über 60 Jährigen an der ausländischen Bevölkerung ist aufgrund ihres Verbleibs in der BRD besonders hoch[4].
3 Besondere Merkmale der Biographie von Migranten
Die Biographien der ersten Migrationsgeneration weisen typische Merkmale auf, die ausschlaggebend für die Lebenslage im Alter sind. Wenn man die ethnischen, kulturellen und sozialen Unterschiede der ausländischen Bevölkerung betrachtet, muss man gleichzeitig von unterschiedlichen Lebensstilen ausgehen[5].
3.1 Die Rückkehrorientierung
Das provisorische und Rückkehrorientierte Leben stellt ein zentrales Merkmal der Migrationsbiographie dar. Als so genannte Gastarbeiter richteten die Migranten ihr Leben entsprechend provisorisch ein, und auf eine Rückkehr mit möglicher Status -und Lebensverbesserung im Herkunftsland aus.
„Wieder in die Heimat zurückzukehren“, dieser Wunsch wird von der überwiegenden Mehrheit der ArbeitsmigrantInnen geäußert. Es ist ein Wunsch, der den gesamten Migrationsverlauf mit geprägt hat und der in verschiedenen Phasen unterschiedliche Intensität aufweisen kann.[6]
„Eigentlich wollte man ja nur für ein paar Jahre zum Arbeiten kommen. Eigentlich will man nur noch ein, zwei weitere Jahre bleiben. Eigentlich wartet man nur noch darauf, dass die Kinder die Schule, die Berufsausbildung beenden“[7]. Der Zeitpunkt der Rückkehr wird immer wieder verschoben. Der Großteil der ArbeitsmigrantInnen lebt nun inzwischen seit 15, 20 oder mehr Jahren in der Bundesrepublik. Ein Teil der ArbeitsmigrantInnen hat inzwischen mehr Lebensjahre in Deutschland als im Herkunftsland verbracht. Von einem vorübergehenden Aufenthalt kann also keine Rede mehr sein. Eine Rückkehr kommt meist eher einer zweiten Auswanderung gleich. Gründe, nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben im Migrationsland zu bleiben gibt es viele: Eine prekäre Einkommenssituation (niedrige Pensionen und Streichung der Ausgleichszulagen bei der Rückkehr), häufig schlechter Gesundheitszustand (und die damit verbundene Sorge um eine schlechtere medizinische Versorgung im Herkunftsland), eine wirtschaftliche und/ oder politische Krisensituation in der alten Heimat ( wie in Ex- Jugoslawien oder Kurdistan), aber auch Entfremdung von der Herkunftskultur bzw. familiäre Bindungen im Migrationsland[8].
3.2 Ethnizität und Altern
Die Frage nach der Ethnizität im Alter als ein weiteres charakteristisches Merkmal nimmt in der wissenschaftlichen Diskussion einen wichtigen Stellenwert ein, da allgemein Konsens darüber besteht, dass sie sowohl den Prozess wie auch die Qualität des Alterns beeinflusst. Die europäische Forschung stützt sich hierbei im wesentlichen auf US-Amerikanische Untersuchungen und Ergebnisse. Diese können nicht ohne weiteres auf die deutschen Verhältnisse übertragen werden, da sich vor allem durch das Postulat, „kein Einwanderungsland“ zu sein, erhebliche Unterschiede bezüglich der rechtlichen Rahmenbedingungen zwischen den beiden Ländern ergeben, unter denen die Migration erfolgt[9].
Es existiert allerdings keine eindeutige Klärung dieses Begriffes, der je nach Fragestellung und Methode unterschiedlich operationalisiert wird. Konsens besteht darin, dass es sich um ein soziales Konstrukt handelt, welches entwicklungsfähig ist und auch Entwicklung erfährt, und nicht um etwas Naturgegebenes. Als wichtiger rationaler Kern werden hierbei gemeinsame historische Erfahrungen angesehen, die die soziale Lage einer Gruppe im kollektiven Bewusstsein widerspiegeln. Diese Gemeinsamkeit kann auf realen kollektiven Erfahrungen beruhen oder sich auf einen Mythos beziehen. Bei den ArbeitsmigrantInnen der ersten Generation ist ersteres der Fall, man spricht deshalb auch von "authentischer Ethnizität"[10].
Individuen mit soziokulturellen Gemeinsamkeiten werden nun unter dem Begriff ethnische Gruppe bzw. ethnic community zusammengefasst.[11]
Heckmann fasst die Hauptmerkmale des Ethnizitätskonzeptes wie folgt zusammen:
"soziokulturelle Gemeinsamkeiten, Gemeinsamkeiten geschichtlicher und aktueller Erfahrungen, Vorstellungen einer gemeinsamen Herkunft, eine auf Selbst-Bewusstsein und Fremdzuweisung beruhende kollektive Identität, die eine Vorstellung ethnischer Grenzen einschließt, und ein Solidarbewusstsein"[12]
Die oben erwähnten Gemeinsamkeiten implizieren allerdings keineswegs, dass ethnische Gruppen homogen sind.
Die ethnische Prägung unterscheidet sich nun nicht nur innerhalb der Individuen einer ethnischen Gruppe, sondern auch im Lebenslauf der einzelnen Individuen selbst. Bestehen durch die Erwerbstätigkeit noch soziale Kontakte zur deutschen Bevölkerung und zu anderen ethnischen Gruppen, so nehmen diese in der Regel beim Eintritt in den Rentenstand ab. Dietzel - Papakyriakou beschreibt dies als eine Zeit des „Disengagements“ von außerethnischen und des Rückzuges auf innerethnische soziale Beziehungen".[13]
Da im Alter eine Tendenz zur Rückbesinnung auf die Vergangenheit besteht, werden jene Anteile der Identität verstärkt, die in der Sozialisation früh und tief angelegt worden sind, wie z.B. kulturelle Symbole und Muttersprache bzw. Dialekt.[14]
Ethnizität wird sowohl positiv als auch negativ angesehen. Unter anderem kann sie eine Ressource für das Alter darstellen. Ihr wird eine Kontinuitätsfunktion für die Person zugesprochen, die in kritischen Momenten aktualisiert wird[15].
[...]
[1] Vgl.: Dragica Baric-Büdel, (2001, S. 11)
[2] Vgl.: http://www.uni-duisburg.de/Institute/RISP/abtpro/prolog/Pflege1.pdf, Kaewnetara , (2002, S.3)
[3] Vgl.: Dragica Baric- Büdel, (2001, S.10)
[4] Vgl.: Dragica Baric- Büdel,(2001, S.10)
[5] Vgl.: Dragica Baric- Büdel, (2001, S.25)
[6] Vgl.: Dietzel-Papakyriakou, (1990,:S. 346)
[7] Zitat aus einem Privatgespräch mit einem Patienten des DRK- Seniorenstifts in Münster/ Westf.
[8] Vgl.: Dragica Baric- Büdel, (2001, S.26)
[9].Vgl.: Dietzel-Papakyriakou, (1990: 346); (1990a; 1993)
[10] Vgl.: Auernheim, (1990: S. 106/108f)
[11] Vgl.: Auernheim, (1990: S. 108f); vgl. Heckmann (1991: S. 56f)
[12] Heckmann, (1991: S. 57)
[13] Vgl.: Dietzel-Papakyriakou, (1990: S. 346ff)
[14] Vgl.: Dietzel-Papakyriakou, (1990: S.347); (1993b: S.468/470)
[15] Vgl.: Dietzel-Papakyriakou, (1993b: S.18)
- Arbeit zitieren
- Manuel Greune (Autor:in), 2004, MigrantInnen im Pflegeheim. Anforderungen an eine kulturspezifische Altenpflege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33704
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