Das Thema Armut und deren Problematik wurden in den letzten Jahren, in der Politik wie auch in der Forschung, immer stärker wahrgenommen und zur Sprache gebracht. Insbesondere die wachsende Kinderarmut gibt dabei Anlass zur Sorge. Wenn hier von Kinderarmut gesprochen wird, meine ich aber nicht, dass Kinder in der Gesellschaft Mangelware werden sondern, dass Kinder arm sind. Obwohl ersteres auch ein besonders großes Problem zur Zeit ist. Dass es Armut, v.a. Kinderarmut, in der Bundesrepublik Deutschland nicht gibt ist ein Mythos der bis in die 90er Jahre hinein bestand. In erster Linie verbindet man Armut auch immer mit den Ländern der Dritten Welt. Doch die Realität zeigt, dass Kinder seit mehr als zwanzig Jahren zu den armutgefährdetsten Bevölkerungsgruppen zählen. Im Augenblick sprechen wir von ungefähr 2,8 Millionen (!) Kinder und Jugendlichen, die arm sind. Davon leben über eine Million in Sozialhilfe- Haushalten. (Butterwegge 2004, S.5) Ziel dieser Arbeit ist es nun über die Zahlen hinaus einen Einblick in die Komplexität dieses Themas zu erlangen. Zu Beginn soll daher zuerst der Armutsbegriff anhand unterschiedlicher Armutsdefinitionen erläutert werden. Im Folgenden wird mit Hilfe der Daten des Elften Kinder- und Jugendberichts und des Statistischen Bundesamtes die Verteilung der Armut bezüglich verschiedener Kategorien dargestellt. Zu diesen gehören schwerpunktmäßig das Alter und die Familienform. Des weiteren möchte ich auf die möglichen Folgen, der Armut auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, sowie die Ursachen eingehen. Im Anschluss daran erfolgen einerseits Bewältigungsformen innerhalb der Familie und andererseits geplante politische Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut. [...]
Inhalt
1. Einleitung
2.1 Definition von Armut
2.1.1 Absolute Armut
2.1.2 Relative Armut
2.1.2.1 Ressourcenansatz
2.1.2.2 Lebenslagenansatz
2.2 Verteilung der Armutsquote
2.3 Folgen von Armut
2.4 Ursachen für Armut
2.5 Bewältigungsmaßnahmen
2.5.1 Bewältigungsmaßnahmen innerhalb der Familie
2.5.2 Bewältigungsmaßnahmen der Politik
3. Schluss
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Thema Armut und deren Problematik wurden in den letzten Jahren, in der Politik wie auch in der Forschung, immer stärker wahrgenommen und zur Sprache gebracht. Insbesondere die wachsende Kinderarmut gibt dabei Anlass zur Sorge. Wenn hier von Kinderarmut gesprochen wird, meine ich aber nicht, dass Kinder in der Gesellschaft Mangelware werden sondern, dass Kinder arm sind. Obwohl ersteres auch ein besonders großes Problem zur Zeit ist.
Dass es Armut, v.a. Kinderarmut, in der Bundesrepublik Deutschland nicht gibt ist ein Mythos der bis in die 90er Jahre hinein bestand. In erster Linie verbindet man Armut auch immer mit den Ländern der Dritten Welt. Doch die Realität zeigt, dass Kinder seit mehr als zwanzig Jahren zu den armutgefährdetsten Bevölkerungsgruppen zählen.
Im Augenblick sprechen wir von ungefähr 2,8 Millionen (!) Kinder und Jugendlichen, die arm sind. Davon leben über eine Million in Sozialhilfe- Haushalten. (Butterwegge 2004, S.5)
Ziel dieser Arbeit ist es nun über die Zahlen hinaus einen Einblick in die Komplexität dieses Themas zu erlangen. Zu Beginn soll daher zuerst der Armutsbegriff anhand unterschiedlicher Armutsdefinitionen erläutert werden. Im Folgenden wird mit Hilfe der Daten des Elften Kinder- und Jugendberichts und des Statistischen Bundesamtes die Verteilung der Armut bezüglich verschiedener Kategorien dargestellt. Zu diesen gehören schwerpunktmäßig das Alter und die Familienform. Des weiteren möchte ich auf die möglichen Folgen, der Armut auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, sowie die Ursachen eingehen. Im Anschluss daran erfolgen einerseits Bewältigungsformen innerhalb der Familie und andererseits geplante politische Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut.
2.1 Definition von Armut
Eine allgemeingültige Definition von Armut bzw. Kinderarmut ist in der Literatur bisher kaum zu finden. Damit deutlich wird, von welcher Form von Armut hauptsächlich in Deutschland gesprochen wird und auf welche ich mich in dieser Arbeit beziehen werde, ist eine Unterscheidung zwischen „absoluter Armut“ einerseits und „relativer Armut“ andererseits notwendig.
2.1.1 Absolute Armut
Die absolute Armut entspricht dabei dem laienhaften Verständnis von „arm sein“. Danach werden Personen als „arm“ bezeichnet, wenn ihnen das Notwendige zum Überleben fehlt (z.B. Nahrung, Kleidung, Wohnung).
2.1.2 Relative Armut
In einem Land wie Deutschland, dass trotz hoher Armutsquoten dennoch zu den reichsten Ländern Europas und der Welt gehört, spricht man dagegen von der „relativen Armut“. Die „relative Armut“ orientiert sich dabei am gesellschaftlichen Durchschnitt, dem sozusagen „Normalen“. Allerdings erweist sich dadurch das Problem eines adäquaten empirischen Messinstrumentes. In der bisherigen Armutsforschung gibt es zwei Ansätze, derer man sich bedient: Der Ressourcenansatz und der Lebenslagenansatz.
(Bundesministerium für Familie 2002, S.138)
2.1.2.1 Ressourcenansatz
Der Ressourcenansatz dominierte über lange Zeit. Danach sind Personen arm, „wenn ihnen monatlich weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkom-mens zur Verfügung stehen.“(Holz 2003, S.S.3)
In dessen Mittelpunkt stehen die finanziellen Ressourcen, welche durch die Indikatoren Einkommensarmut und Sozialhilfebezug bemessen werden. Einkommensarmut entspricht der oben genannten Definition nach Holz. Das Haushaltsnettoeinkommen entspricht dabei dem gesamten monatlichen Haushaltseinkommen. Häufig wird die Armutsgrenze sogar nochmals unterteilt. 40% des durchschnittlichen Haushaltseinkommen entsprechen dann „strenger Armut“, während Personen an der 60% Grenze „von Armut bedroht“ sind.
Um das Ausmaß des Sozialhilfebezugs festzustellen, wird jährlich die Sozialhilfestatistik durch das Statistische Bundesamt erhoben. Allumfassend kann diese Erhebung allerdings nicht genannt werden, da in dieser Statistik die „verdeckte Armut“ nicht mitberechnet wird. Diejenigen Personen, die anspruchsberechtigt wären, aber keine Sozialhilfe beantragt haben werden somit nicht erfasst. Dennoch wird mit diesen Daten am häufigsten das Ausmaß der Armut beschrieben.
2.1.2.2 Lebenslagenansatz
Im Gegensatz dazu treten beim Lebenslagenansatz vermehrt Probleme der Messung und Gewichtung auf. Dieser will mit einem mehrdimensionalen Blickfeld Faktoren wie Wohnraumversorgung, soziale Kontakte, Bildungsabschluss und weitere berücksichtigen. Neben den Einkünften sind schließlich die unterschiedlichen Lebenslagen, wie auch die Lebensweise für Reichtum und Armut von Bedeutung. Zwar ist das Forschungskonzept des Lebenslagenansatzes bisher noch unzureichend entwickelt, aber für eine Definition von Armut aus kindzentrierter Sichtweise wurden bereits Entwürfe gemacht. Die Nationale Armutskonferenz hat im Rahmen ihrer „Sozialpolitischen Bilanz: Armut von Kindern und Jugendlichen“ einen kindgerechten Armutsbegriff anhand von 5 berücksichtigten Dimensionen formuliert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1. Grundbedingungen für die Entwicklung
(Nationale Armutskonferenz 2001, S.6)
Der erste Punkt befasst sich, wie auch der Ressourcenansatz, mit der finanziellen Situation der Familie, gemessen am gesellschaftlichen Standard.
Zusätzlich wird ermittelt, ob beim Kind selbst materielle Armut vorliegt, d.h. ob es an der Grundversorgung fehlt. Adäquate Bekleidung wie Ernährung werden in der Abbildung beispielsweise genannt.
Neben der materielle Dimension ist es besonders wichtig die kulturelle und soziale Situation mit einzubeziehen. Diese umfassen u.a. Kompetenzen, soziale Kontakte und Umgang mit Konflikten.
Zuletzt, aber keineswegs am unwichtigsten, ist der Gesundheitszustand aufgeführt.
Anhand der Berücksichtigung all dieser Dimensionen wird die Einschätzung des Spielraumes der Entwicklung und die Einschätzung der Teilhabe- und Lebenschancen eines Kindes ermöglicht.
Von „armen Kindern“ spricht man dementsprechend dann, wenn einerseits „familiäre Armut“ und andererseits eine Einschränkung in den Lebenslagendimensionen vorliegt. Liegt dagegen letzteres alleine vor, so sind die Kinder zwar „arm dran“, nicht jedoch „arm“ im definierten Sinne. (Nationale Armutskonferenz 2001, S.7)
Zusammenfassend zur Definition von Armut möchte ich nochmals hervorheben, dass es aufgrund unterschiedlicher Betrachtungsweisen zu verschiedenen Definitionen kommt. Eine für mich zentrale Definition, gemäß des relativen Armutsbegriffes, hat der Ministerrat der EG Mitte der 80er Jahre ausgesprochen. Nach dieser gelten Personen, Familien und Gruppen als arm, „die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist.“ (Bundesregierung 2001, S.9)
2.2 Verteilung der Armutsquote
In diesem Abschnitt soll die Verteilung der Armutsquoten unter verschiedenen Gesichtspunkten näher betrachtet werden. Aufgrund des Themas beziehe ich mich v.a. auf die Altersverteilung, aber auch auf die Familien- bzw. Haushaltszusammen-setzung. Jede Kategorie wird entweder anhand des Sozialhilfebezugs oder der Niedrigeinkommensschwelle gemessen. Deshalb möchte ich zuerst einen Überblick der Entwicklung der Sozialhilfe geben. Die angegebenen aktuellen Zahlen beziehen sich dabei auf das Jahr 2002.
Die Zahl der Sozialhilfeempfänger stieg seit Einführung der Sozialhilfe im Jahre 1963 von rund 500.000 in den 60er Jahren auf derzeit 2,76 Mio Personen. Einen deutlichen Anstieg gab es v.a. mit der Einbeziehung der neuen Bundesländer im Jahre 1991. Einen erheblichen Rückgang dagegen gab es 1994 als das Asylbewerberleistungs-gesetz eingeführt wurde und rund 450.000 Personen ins Asylbewerberleistungsrecht wechselten.
Der entsprechende Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Bevölkerung ist seit den 60er Jahren von 1% auf 3,3% gestiegen. Was die Struktur und Verteilung betrifft, so hat sich auch einiges verändert. Der Ausländeranteil der Sozialhilfeempfänger ist zwischen 1980 und 2002 von 8% auf 22% (!) angestiegen. In der altersgemäßen Zusammensetzung der Hilfeempfänger erhöhte sich der Anteil der Kinder unter 18 Jahren von 35% auf 37% bei gleichzeitigem Rückgang des Anteils der über 65jährigen von 20% auf 7%. (Statistisches Bundesamt 2002)
Die folgende Abbildung zeigt wie sehr Ausländer und Kinder im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen prägnant sind.
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- Quote paper
- Daniela Klepke (Author), 2004, Kinderarmut in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33679
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