Die nachfolgende Hausarbeit geht der Frage nach, wie die Gesellschaftsflucht bei Kracht von Seiten der Protagonisten durchgeführt wird und welche gesellschaftlichen Determinanten als Ursachen dafür angeführt werden können. Dabei soll der Roman „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ als Teil eines dystopischen Diskurses im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Krachts Entwurf einer sozialistischen Sowjetrepublik in der Schweiz wurde von der Literaturforschung und -kritik in einen dystopischen Kontext gestellt.
Thomas Morus' zwischen Philosophie und Literatur stehender Roman „Utopia“ (1516) gab Anstoß zu einem vielstimmigen und vielgestaltigen utopischen Diskurs. Eine Vielzahl von Autoren und Autorinnen haben in der Folge in ihrem Schreiben fiktionale Welten als Utopie oder Dystopie geschaffen und damit einerseits Modelle für die Zukunft entworfen. Andererseits sollten in diesem Prozess utopische Konzepte kritisiert oder zeitgenössische Gesellschaftsverhältnisse als zu verwerfende, gescheiterte Lebensmodelle entlarvt werden.
Auch in Christian Krachts Roman „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ ist eine wiederholte Bezugnahme auf utopische und dystopische Konzepte evident.
Zum einen fällt die von Kracht entworfene Sozialistische Schweizer Sowjetrepublik und deren Kolonialpolitik, die sich als zivilisatorische Segnung für unterworfene afrikanische Völker versteht, in diesen Zusammenhang. Darüber hinaus stößt der Leser auf technische Zukunftsvisionen wie die ersten Verschmelzungen von Mensch und Maschine zu einer nächsten evolutionären, hybriden Gattung. Betrachtet man das bisherige Schaffen Christian Krachts, fällt das Motiv der Abkehr von der Gesellschaft und ihren Modellen als zentraler thematischer Bestandteil ins Auge. Das Scheitern des Individuums in seiner sozialen Umgebung ist in allen vier Romanen Krachts omnipräsent.
Nach einer kurzen Inhaltsangabe des Romans werden die zentralen Begriffe Gesellschaft, Zivilisation, Dystopie, Utopie und kontrafaktische Geschichtsschreibung in Kurzform eingeführt. Der nächste Schritt umfasst dann die Untersuchung inhaltlicher Aspekte von „IWHS“. Dazu zählt auch die Analyse der im Roman entworfenen Gesellschaft. Danach sollen Verbindungen zu den restlichen Werken Krachts bezüglich wiederkehrender Themen und Motive, die sein Schaffen hinsichtlich dem Thema der Gesellschaftsflucht auszeichnen, gezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Inhaltsangabe „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“
- 3. Definitionen zentraler Begriffe
- 4. Die Mottos von „Ich werde hier sein...“
- 5. Das Gesellschaftsmodell in „Ich werde hier sein...“
- 6. Sozialistische Sozialisation und Infiltrierung
- 7. Posthumanistische Andeutungen in „Ich werde hier sein...“
- 8. Der namenlose Ich-Erzähler als Vertreter des „neuen Menschen“
- 9. Flucht
- 10. Bezüge zu anderen Werken Krachts
- 11. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Motiv der Gesellschaftsflucht im Werk von Christian Kracht, insbesondere in seinem Roman „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“. Sie untersucht, wie die Protagonisten die Flucht von der Gesellschaft vollziehen und welche gesellschaftlichen Determinanten als Ursachen dafür genannt werden. Der Roman wird in den Kontext dystopischer Diskurse gestellt und auf seine zentralen Begriffe, Gesellschaftsmodelle und Utopie- und Dystopie-Konzepte untersucht. Die Arbeit befasst sich auch mit den wiederkehrenden Themen und Motiven in Krachts Werk und zieht Verbindungen zu anderen Werken des Autors. Schließlich werden generelle Thesen über Krachts Verhältnis zum Menschen und seiner Rolle im Sozialgefüge formuliert.
- Analyse der Gesellschaftsflucht im Werk von Christian Kracht
- Untersuchung der dystopischen Elemente in „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“
- Definition zentraler Begriffe wie Gesellschaft, Zivilisation, Utopie und Dystopie
- Analyse der Gesellschaftsmodelle im Roman
- Bezüge zu anderen Werken Krachts und deren wiederkehrende Themen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Gesellschaftsflucht im Werk von Christian Kracht ein und stellt den Roman „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ in den Kontext dystopischer Diskurse. Kapitel zwei bietet eine Inhaltsangabe des Romans und beschreibt die von Kracht entworfene sozialistische Sowjetrepublik in der Schweiz und deren Kolonialpolitik. In Kapitel drei werden die zentralen Begriffe Gesellschaft, Zivilisation, Dystopie, Utopie und kontrafaktische Geschichtsschreibung definiert. Kapitel vier und fünf befassen sich mit den Mottos und dem Gesellschaftsmodell des Romans. In Kapitel sechs werden die sozialistische Sozialisation und Infiltrierung in der SSR untersucht. Kapitel sieben beleuchtet posthumanistische Andeutungen im Roman. Kapitel acht analysiert den namenlosen Ich-Erzähler als Vertreter des „neuen Menschen“. Kapitel neun behandelt die Flucht der Protagonisten. Kapitel zehn untersucht Bezüge zu anderen Werken Krachts. Das abschließende Kapitel zieht ein Fazit und formuliert generelle Thesen über Krachts Verhältnis zum Menschen und seiner Rolle im Sozialgefüge.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Gesellschaftsflucht, Christian Kracht, „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“, Dystopie, Utopie, Sozialismus, Kolonialismus, Posthumanismus, Schweiz, Flucht, Zivilisation, Gesellschaft.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2015, "Hurra, die Welt geht unter". Motive der Gesellschaftsflucht in Christian Krachts „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336512