Zwei Jahre lang habe ich als Pflegefachkraft in einer Einrichtung der Behindertenhilfe gearbeitet. In dieser Zeit habe ich viele Menschen mit Beeinträchtigung kennen gelernt. Besonders eingeprägt hat sich bei mir die Erkenntnis, wie sehr diese Menschen in einer „Parallelwelt“ leben. Sie leben und arbeiten in eigens für sie errichteten Einrichtungen. Und auch in der Freizeit bleiben sie eher unter sich oder zumindest innerhalb der Familie. Durch diese Erfahrungen motiviert habe ich für mich ein Praktikum im Gesundheitsamt entschieden. Ich war interessiert daran, durch welche Methoden und Verfahren und nach welchen rechtlichen Grundlagen es zu Entscheidungen kommt, die das Wohnen und die Freizeit von Menschen mit Beeinträchtigung betreffen.
Für den größeren Teil der deutschen Bevölkerung ist Selbstbestimmung heute bereits seit der Kindheit selbstverständlich. Dieser Umstand ist wohl insbesondere der stabilen Demokratie geschuldet. Menschen mit Behinderung sehen sich im Vergleich vermehrt Grenzen und Fremdbestimmungen gegenüber. Ein Großteil der Betroffenen kann seinen Arbeitsplatz nicht frei wählen, sondern muss sich mit dem arrangieren, was angeboten wird. Viele haben nicht die Möglichkeit frei zu entscheiden, wo und mit wem sie leben wollen. Sie müssen auch erleben, dass Partnerschaften und Sexualität unterbunden werden. Die Freizeit, der Tag, die Mahlzeiten werden verplant und das „Taschengeld“ wird zugewiesen. Die meisten Wohnformen beinhalten eine relativ große Abhängigkeit der Betroffenen von anderen Menschen. Aber abhängig zu sein, bedeutet fremdbestimmt zu sein. Sind in einem ländlichen Landkreis alternative, mehr selbstbestimmte, Wohnformen überhaupt umsetzbar? Hat der ländliche Raum die erforderlichen Ressourcen? In Fachzeitschriften werden vermehrt innovative Modellprojekte für selbstbestimmtes Wohnen vorgestellt. Aber der größere Teil dieser Projekte wird in urbanen Gebieten umgesetzt. Können Menschen mit Behinderung in der Stadt eher selbstbestimmt leben?
In Teil II dieser Arbeit soll die Frage geklärt werden, ob der ländliche Raum ein fördernder oder hemmender Faktor für selbstbestimmtes Wohnen von Menschen mit Beeinträchtigungen ist. Um zu klären was unter selbstbestimmtes Wohnen zu verstehen ist, wird Selbstbestimmung aus der Sicht Betroffener erklärt. Außerdem werden die aktuelle Wohnsituation und dazugehörige Unterstützungsbedarfe von Menschen mit Beeinträchtigung dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Teil
1. Institution
1.1. Allgemeines
1.2. Hierachie
1.3. Leitbild
1.4. Aufgaben nach Abteilungen
II. Teil
1. Falldarstellungen
2. Ist der ländliche Raum ein fördernder oder hemmender Faktor für selbstbestimmtes Wohnen von Menschen mit Beeinträchtigungen?
2.1. Behinderung/ Beeinträchtigung
2.2. Der ländliche Raum
2.2.1.Definition und Merkmale
2.2.2. Soziale Ressourcen und Probleme des ländlichen Raums
2.3. Selbstbestimmung bei Beeinträchtigung
2.4. Wohnen mit Beeinträchtigung
Fazit
Persönliches Resümee
Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2014, Praktische Soziale Arbeit im Gesundheitsamt. Ist der ländliche Raum ein fördernder oder hemmender Faktor für selbstbestimmtes Wohnen von Menschen mit Beeinträchtigung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335915
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