Die Idee einer Erkenntnistheorie hatte mit Immanuel Kant erstmals begonnen, konkrete Züge anzunehmen. Ihm ging es um die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis überhaupt. Die Metaphysik sollte auf „den sichern Gang einer Wissenschaft“, wie es die Mathematik und Physik seien, gebracht werden und die zentrale Frage lautete: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“ Für Kant stand fest, daß es reine Mathematik und reine Naturwissenschaft gibt und daß diese synthetische Urteile a priori enthalten. Nach der Auffassung wie sie von Anhängern des logischen Empirismus vertreten wurde bzw. über Russell und Whitehead in die analytische Philosophie gelangt ist, ist dies jedoch fraglich. Synthetische Erkenntnis beruht danach immer auf Erfahrung, auf dem unmittelbar Gegebenen, ist also a posteriori. Nur analytische Erkenntnis kann unabhängig von Erfahrung, also a priori, gewonnen werden. Die Wahrheit der analytischen Aussagen wird auf die logische Wahrheit, die durch einen logischen Formalismus (Russell, Whitehead) definiert wird, zurückgeführt. Einen Wendepunkt in der Philosophie des logischen Empirismus und in der Entwicklung von der Erkenntnistheorie zur ‚Philosophie des Geistes’ markierte die These des Physikalismus, derzufolge die physikalische Sprache die Universalsprache der Wissenschaft ist. Ziel war es, durch ein gemeinsames Sprachfundament das System der Wissenschaft zu vereinheitlichen (Carnap, Hempel). In der 2. Hälfte der 50er Jahre entwickelten sich hieraus Identitätstheorien von Physischem und Mentalen (Feigl, Smart, Armstrong). Danach werden geistige Zustände als mit Gehirnzuständen identisch angenommen (reduktiver Physikalismus oder reduktiver Materialismus). Eine Antwort auf Probleme, die sich aus dieser Theorie ergaben, bot der eliminative Materialismus, demzufolge es überhaupt keine mentalen Phänomene gibt, sondern nur physikalische (Feyerabend, Churchland, Rorty).
In der vorliegenden Arbeit soll der Einfluß von Sellars (Der Empirismus und die Philosophie des Geistes) auf die Philosophie von Rorty und insbesondere seine Beurteilung der Gehirn-Geist-Problematik aufgezeigt werden. Im Kontext mit anderen Positionen innerhalb der ‚Philosophie des Geistes’, insbesondere der Position des anomalen Monismus von Davidson und des Funktionalismus von Putnam soll die Position Rorty’s diskutiert werden. Schwerpunkt soll dabei die unterschiedliche Behandlung des Gehirn-Geist-Problems als zentralem Thema der Philosophie des Geistes sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1 Richard Rorty und der eliminative Materialismus
- 2.2 Richard Rorty, Wilfrid Sellars und der ,Spiegel der Natur'
- 2.2.1 Das Mentale und das Leib-Seele-Problem
- 2.2.2 Der Mythos des Gegebenen
- 2.2.3 Die Idee einer Erkenntnistheorie
- 3. Diskussion
- 4. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Einfluss von Wilfrid Sellars auf die Philosophie von Richard Rorty, insbesondere im Kontext der Beurteilung des Gehirn-Geist-Problems. Die Arbeit analysiert Rortys Auseinandersetzung mit dem eliminativen Materialismus und untersucht, wie er Sellars' Konzepte des "Spiegels der Natur" und des "Mythos des Gegebenen" auf die Frage nach dem Verhältnis von Körper und Geist anwendet.
- Richard Rortys Interpretation des eliminativen Materialismus
- Der Einfluss von Wilfrid Sellars auf Rortys Philosophie
- Die Rezeption von Sellars' Konzepten des "Spiegels der Natur" und des "Mythos des Gegebenen"
- Die Rolle der Erkenntnistheorie in der Diskussion um das Gehirn-Geist-Problem
- Die Positionen von Rorty im Vergleich zu anderen Philosophen wie Donald Davidson und Hilary Putnam
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Diskussion um den Empirismus und seine Abgrenzung von der analytischen Philosophie dar. Sie beleuchtet den Einfluss von Ludwig Wittgenstein, Willard van Orman Quine und Wilfrid Sellars auf diese Entwicklung. Zudem werden die Konzepte des logischen Empirismus und der Erkenntnistheorie im Hinblick auf die Frage nach der Möglichkeit synthetischer Urteile a priori erläutert.
2. Hauptteil
2.1 Richard Rorty und der eliminative Materialismus
Dieser Abschnitt befasst sich mit den Problemen der Identitätstheorien von Physischem und Mentalen und stellt den eliminativen Materialismus als eine alternative Position vor. Die Kritik an den Identitätstheorien sowie die Argumentation des eliminativen Materialismus werden kurz dargestellt.
2.2 Richard Rorty, Wilfrid Sellars und der ,Spiegel der Natur'
Dieser Abschnitt analysiert Rortys Rezeption von Sellars' Philosophie, insbesondere dessen Konzepte des "Spiegels der Natur" und des "Mythos des Gegebenen". Der Zusammenhang zwischen dem Mentalen und dem Leib-Seele-Problem sowie die Bedeutung der Erkenntnistheorie in diesem Kontext werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die vorliegenden Arbeit widmet sich der Philosophie von Richard Rorty, insbesondere im Kontext der Beurteilung des Gehirn-Geist-Problems. Die zentralen Schlüsselwörter und Themen sind der eliminative Materialismus, der "Spiegel der Natur", der "Mythos des Gegebenen", die Erkenntnistheorie, das Leib-Seele-Problem und die Philosophie von Wilfrid Sellars.
- Quote paper
- Dr.rer.nat., M.A., PhD Christian Grimm (Author), 2004, Wilfrid Sellars’ Einfluß auf die Beurteilung der Gehirn-Geist-Problematik am Beispiel der Philosophie von Richard Rorty, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33483