Ziel dieser Arbeit ist es, die ersten Erfahrungen mit dem Enforcement in Österreich anhand einer empirischen Untersuchung näher zu durchleuchten. Dabei wird der Schwerpunkt auf der bisherigen Tätigkeit der österreichischen Enforcement-Stelle und den bereits veröffentlichten Fehlern des ersten Prüfungsjahres 2014 liegen. In manchen Bereichen sollen darüber hinaus erste Vergleiche mit dem deutschen Enforcement-System angestellt werden.
Als ein Verbund zahlreicher Länder bedarf die Europäische Union einer Einrichtung, die eine einheitliche Auslegung der Rechnungslegungsfragen in allen EU-Mitgliedstaaten gewährleistet und Jahresabschlüsse untereinander vergleichbar macht. Dieses Ziel zu erreichen war in der Vergangenheit nicht immer möglich, da die Länder innerhalb der EU ihre Bilanzen nach eigenen nationalen Vorschriften aufstellten. Mit zunehmender Internationalisierung des Bilanzrechts und der immer öfters auftretenden Bilanzskandale in den USA und Europa wurde der Ruf der Investoren nach einer einheitlichen Rechnungslegung und einer damit einhergehenden zusätzlichen Kontrolle neben der Abschlussprüfung immer lauter. Die ersten Schritte in die Richtung einer besseren Vergleichbarkeit wurden im Jahr 2002 mit der verpflichtenden Anwendung der IFRS für kapitalmarktorientierte Unternehmen ab dem Jahr 2005 gesetzt. Damit die richtige Anwendung dieser Standards auch gesichert werde konnte, wurden die Mitgliedstaaten ein paar Jahre später zusätzlich dazu angehalten eine Überprüfungsbehörde einzurichten, die im Falle fehlerhafter Abschlüsse den Unternehmen Strafen auferlegt. Konkrete Vorgaben, in welcher Struktur ein derartiges Enforcement von den einzelnen Ländern umzusetzen ist und welche Sanktionen für Fehler vorzusehen sind, gab es dafür nicht. Jedenfalls notwendig war jedoch die Umsetzung bis zum 20.01.2007. Österreich hat diese zeitliche Vorgabe als einziger Mitgliedstaat der EU bei weitem verfehlt und eine Enforcement-Behörde mit Inkrafttreten des Rechnungslegungs-Kontrollgesetzes am 01.07.2013 mehr als sechs Jahre zu spät eingeführt. Natürlich blieb Österreich in den Jahren zuvor nicht untätig, denn die ersten Pläne zur Umsetzung der EU Vorgaben stammen aus dem Jahr 2006. Diese Überlegungen wurden jedoch aufgrund heftiger Kritik verworfen und ein paar Jahre später mit dem Entwurf des RL-KG zum Teil erneut aufgegriffen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Problemstellung
- Aufbau der Arbeit
- Was ist Enforcement und warum ist es notwendig?
- Ziele des Enforcements
- Historische Entwicklung
- Leitlinien für das Enforcement-Verfahren
- Unterschiedliche Enforcement-Modelle
- Rein staatliches Enforcement
- Rein privatrechtliches Enforcement
- Mischformen
- Das deutsche und österreichische Enforcement
- Entstehung
- Aufbau
- Home-Country Prinzip vs Listing Prinzip
- Name and Shame-Prinzip
- Finanzierung
- Das Prüfverfahren
- Stichprobenprüfung
- Anlassprüfung
- Gegenstand der Prüfung
- Pre-Clearance
- Durchführung der Prüfung
- Prüfungsergebnis
- Stand der Forschung
- Empirische Untersuchung
- Gang der Untersuchung
- Erwartungen an das österreichische Enforcement-Verfahren
- Analyse aller unter das Enforcement fallenden Unternehmen
- Analyse der Grundgesamtheit
- Durchschnittliche Kosten für die Implementierung des Enforcements
- Unternehmenssitze der österreichischen Unternehmen
- Branchen
- Abschlussprüfer
- Abweichendes Wirtschaftsjahr
- Analyse der bisher geprüften Unternehmen
- Stichprobenprüfungen
- Anlassprüfungen
- Beginn der inhaltlichen Prüfungstätigkeit
- Prüfungsdauer
- Prüfungskosten
- Analyse der Unternehmen mit Fehlerfeststellungen
- Fehlerquote
- Fehlerakzeptanz
- Rechnungslegungsnorm
- Anzahl der Fehler pro Unternehmen
- Branchen
- Abschlussprüfer
- Analyse der bisherigen Fehlerfeststellungen
- Fundstellen
- Fehlerhafte Rechnungslegungsstandards
- Ansatz-, Ausweis- und Bewertungsvorschriften
- Fehlerveröffentlichungen
- Die Notwendigkeit und Ziele des Enforcements
- Das Prüfverfahren und die verschiedenen Enforcement-Modelle
- Die Erfahrungen der österreichischen Enforcement-Behörde im ersten Prüfungsjahr
- Die Auswirkungen des Enforcements auf die Unternehmenspraxis
- Vergleiche zwischen dem österreichischen und deutschen Enforcement-System
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Masterarbeit zielt darauf ab, die ersten Erfahrungen mit dem Enforcement in Österreich anhand einer empirischen Untersuchung näher zu beleuchten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der bisherigen Tätigkeit der österreichischen Enforcement-Stelle und den bereits veröffentlichten Fehlern des ersten Prüfungsjahres 2014. In einigen Bereichen sollen darüber hinaus erste Vergleiche mit dem deutschen Enforcement-System angestellt werden.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 2 beleuchtet das Konzept des Enforcements und erläutert seine Notwendigkeit und Ziele im Kontext der Rechnungslegung. Es werden verschiedene Enforcement-Modelle vorgestellt und das deutsche sowie österreichische Enforcement im Detail betrachtet.
Kapitel 3 beschreibt das Prüfverfahren, das von der OePR durchgeführt wird. Es werden die verschiedenen Arten der Prüfungen (Stichprobenprüfung, Anlassprüfung) sowie die Vorgehensweise bei der Prüfung erläutert. Das Pre-Clearance-Verfahren wird ebenfalls behandelt.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Stand der Forschung zum Thema Enforcement und zeigt die Ergebnisse verschiedener empirischer Studien auf. Es werden die Erfahrungen aus anderen Ländern und die Bedeutung des Enforcements für die Kapitalmärkte beleuchtet.
Kapitel 5 widmet sich der empirischen Untersuchung der ersten Erfahrungen mit dem Enforcement in Österreich. Es werden die Erwartungen an das Verfahren, die Analyse der prüfungspflichtigen Unternehmen, die Durchführung und Ergebnisse der Prüfungen sowie die Auswirkungen des Enforcements auf die Unternehmen betrachtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit beleuchtet die Themen des Enforcements in Österreich und Deutschland, die Prüfung von Jahresabschlüssen, die Rechnungslegungsstandards IFRS und UGB, die Tätigkeit der OePR und FMA, sowie die Analyse von Fehlern und deren Auswirkungen auf die Unternehmen.
- Quote paper
- Kerstin Kitir (Author), 2016, Enforcement in Österreich. Eine Analyse des ersten Prüfungsjahres 2014, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334430