Die vorliegende Arbeit möchte wesentliche Grundzüge des frühchristlichen Kirchenbaus im römischen Imperium, von den Anfängen im 3. Jh. n. Chr. bis zur allmählichen Durchsetzung der römisch-katholischen Kirche im weströmischen Reich im 7. Jh., an verschiedenen Exempeln und in vergleichender Betrachtung zum liturgischen Hintergrund, vorstellen.
Zentrale Themen werden der Einfluss der Liturgie auf die Gestalt der Kirchenbauten und im II. Teil die diversen Arten von christlichen Sakralbauten, unterschieden nach ihrer Funktion und im Falle der germanischen Eigenkirchen auch nach ihrer Trägerschaft sein. Angesprochen werden als funktional zu unterscheidende Typen: Hauskirchen, Bischofs- und Gemeindekirchen, Memorialkirche, Eigenkirche und Wallfahrtszentren. Um das Thema einzugrenzen, wird der Fokus auf der Entwicklung des Kirchenbaues ab dem 4. Jh. im gut dokumentierten Alpengebiet mit den angrenzenden Gebieten und auf Rom, besonders in Hinsicht auf die Monumentalbauten, liegen.
Zum Ende soll ein kurzer Exkurs zu den großen Wallfahrtszentren des 4. Jh. in Palästina und Syrien, sowie ein Blick auf die christlichen Sakralbauten im oströmischen Reich, den Überblick über die frühchristlichen Sakralbauten abrunden.
Ziel der Ausführungen ist es letztlich, die wichtigsten verschiedenen Bautypen funktional einzuordnen und dort, wo sich am Baukörper Rückschlüsse auf die Funktion, Liturgie oder besondere Trägerschaft ziehen lassen, diese darzustellen. Der große Formenreichtum wird eine generelle Zuordnung von Bautypen nur insofern ermöglichen, als man grobe, generelle Tendenzen und Strukturen aufzeigen kann.
Alle im Text angesprochenen Bauten erscheinen in einem Katalog im Anhang mit den wichtigsten Grunddaten (Dimensionen, Typus, Datierung, Standort, Material etc.) und einer Abbildung. Eine ausführliche Beschreibung der Objekte im Text wird meist entfallen, da das Ziel ein Überblick über die frühen Bauten sein soll.
Das frühchristliche Klosterwesen wird nicht mit in die Betrachtungen aufgenommen, da dieses Thema so umfangreich ist, dass es eine eigene Bearbeitung erfahren müsste.
Inhalt
1. Einleitung
2. Forschungsgeschichte
3. Historische Entwicklung des frühen Christentums von den Anfängen bis zum 7. Jh.
I Liturgiegeschichtliche und funktionale Betrachtung von frühen Kirchenbauten
I 1 Die Taufe
I 2 Die Eucharistie und der Wortgottesdienst
I 3 Märtyrerverehrung
II Früher Kirchenbau vom 3. Jh. -7. Jh.
II 1 Frühe Gemeinde- und Bischofskirchen
II 1.1 Frühe Hauskirchen
II 1.2 Bauten der konstantinischen und nachkonstantinischen Zeit
II 1.2.1 Längsbauten - Basiliken und Saalkirchen
II 1.2.1.1 Saalkirchen
II 1.2.1.2 Doppelanlagen
II 1.2.1.3 Basiliken
II 1.2.2 Zentralbau -Baptisterien
II 2 Memorial- und Eigenkirchen
II 2.1 Memorialkirchen
II 2.2 Die Eigenkirchen
III Exkurs: Entwicklung im byzantinischen Raum und in Nordafrika ab dem 5. Jh.
III 1 Kuppelbau
III 2 Christliche Kultbauten in Nordafrika
IV Fazit
V Anhang
V 1 Literatur
V 2 Abbildungsnachweis
V 3 Katalog der angeführten Kirchen in alphabetischer Reihenfolge (nach Orten)
V 4 Karten
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit möchte wesentliche Grundzüge des frühchristlichen Kirchenbaus im römischen Imperium, von den Anfängen im 3. Jh. n. Chr.[1] bis zur allmählichen Durchsetzung der römisch-katholischen Kirche im weströmischen Reich im 7. Jh., an verschiedenen Exempeln und in vergleichender Betrachtung zum liturgischen Hintergrund, vorstellen.
Zentrale Themen werden der Einfluss der Liturgie auf die Gestalt der Kirchenbauten und im II. Teil die diversen Arten von christlichen Sakralbauten, unterschieden nach ihrer Funktion und im Falle der germanischen Eigenkirchen auch nach ihrer Trägerschaft sein. Angesprochen werden als funktional zu unterscheidende Typen: Hauskirchen, Bischofs- und Gemeindekirchen, Memorialkirche, Eigenkirche und Wallfahrtszentren. Um das Thema einzugrenzen, wird der Fokus auf der Entwicklung des Kirchenbaues ab dem 4. Jh. im gut dokumentierten Alpengebiet mit den angrenzenden Gebieten und auf Rom, besonders in Hinsicht auf die Monumentalbauten, liegen.
Zum Ende soll ein kurzer Exkurs zu den großen Wallfahrtszentren des 4. Jh. in Palästina und Syrien, sowie ein Blick auf die christlichen Sakralbauten im oströmischen Reich, den Überblick über die frühchristlichen Sakralbauten abrunden.
Ziel der Ausführungen ist es letztlich, die wichtigsten verschiedenen Bautypen funktional einzuordnen und dort, wo sich am Baukörper Rückschlüsse auf die Funktion, Liturgie oder besondere Trägerschaft ziehen lassen, diese darzustellen. Der große Formenreichtum wird eine generelle Zuordnung von Bautypen nur insofern ermöglichen, als man grobe, generelle Tendenzen und Strukturen aufzeigen kann.
Alle im Text angesprochenen Bauten erscheinen in einem Katalog im Anhang mit den wichtigsten Grunddaten (Dimensionen, Typus, Datierung, Standort, Material etc.) und einer Abbildung. Eine ausführliche Beschreibung der Objekte im Text wird meist entfallen, da das Ziel ein Überblick über die frühen Bauten sein soll.
Das frühchristliche Klosterwesen wird nicht mit in die Betrachtungen aufgenommen, da dieses Thema so umfangreich ist, dass es eine eigene Bearbeitung erfahren müsste.
2. Forschungsgeschichte
Erste wissenschaftliche Arbeiten zu frühen christlichen Zeugnissen entstanden ab der Mitte des 19. Jh.. Nur wenige Werke dieser Zeit beschäftigen sich mit vergleichenden Betrachtungen oder einer systematischen Aufarbeitung der Beobachtungen[2], zunächst waren besonders die Begräbnisstätten in Roms Katakomben[3] von Interesse.
Ende des 19. Jh. wendeten sich die Klassische Archäologie und die Kunstgeschichte den frühchristlichen Kunstdenkmälern zu. Der Fokus der Betrachtung lag auf ikonographischen Themen und Monumentalbauten in Rom sowie den Wirkungsstätten in Israel und Nordafrika, Die beherrschende Fragestellung „Orient oder Rom“ war für diese Fixierung ausschlag-gebend und führte praktisch dazu, das kleinere Kirchenbauten noch lange Zeit unbeachtet blieben.[4]
In dieser Zeit etabliert sich die christliche Archäologie als eigene Disziplin, getrennt von der Kirchengeschichte. Neben Bau- und Kunstbeschreibungen fanden jetzt auch archäologische Methoden Einzug in die Erforschung der christlichen Zeugnisse. Wichtige Standartwerke zu diesem Thema – vorwiegend noch bezogen auf die Monumentalarchitektur - stammen von Archäologen wie F. W. Deichmann und C. Andresen.[5] Ein grundsätzliches Sammelwerk hierzu bietet A. Effenberger an.[6]
Mit den frühchristlichen Zeugnissen außerhalb der zentralen Stätten waren im Verhältnis erst relativ spät Gegenstand der Forschung.[7] So begann erst ab den 50er Jahren des 20. Jh. die intensive archäologische Untersuchung der frühen Kirchen im Alpenraum, auch wenn es hier bereits ab dem beginnenden 20. Jh. Grabungen gab.[8] Auch die Mittelalterarchäologie[9] nahm sich des Themas an.[10]
Besonders K. Gamber, F. Glaser und H. R. Sennhauser haben sich in den letzten Jahrzehnten mit Fragen von Entwicklung und speziellen Charakteristika von Kirchenbauten der Alpenregion und angrenzender Gebiete sowie dem Bezug zur Liturgiegeschichte auseinander gesetzt.[11] Im letzten Jahr erschien ein umfangreicher Tagungsband[12] der sich weitreichend mit dem Thema auseinandersetzt und derzeit den aktuellsten Stand wiedergeben dürfte.
Zu den Baptisterien bietet die Dissertation von Sebastian Ristow eine umfassende Darstellung des aktuellen Forschungsstandes an.[13]
3. Historische Entwicklung des frühen Christentums von den Anfängen bis zum 7. Jh.
Die Verbreitung des Christentums über den nordafrikanischen und südeuropäischen Raum begann bereits zur apostolischen Zeit, also ab etwa 31. Hatten die urchristlichen Gemeinden ihre Missionstätigkeit zunächst vor allem in der unmittelbaren Umgebung Jerusalems aufgenommen, wo sie ansässig waren und die Parusie Christie erwarteten, verließen im 1. Jh. die ersten die Stadt. Die Weltmission des Paulus, welche als Wegbereitung der christlichen Mission außerhalb des syrisch/palästinensischen Raumes gilt, begann sogar bereits in der 1. Hälfte des 1. Jh..[14]
Ausgehend von den neu entstehenden Gemeindezentren in Ephesus, Alexandria, und Antiochia, sowie von Rom und Konstantinopel breitete sich der Kult bis zur 2. H.des 2. Jh. zuerst in Nordafrika, in der Türkei und Griechenland, der spanischen und französischen Mittelmeerküste, ein wenig später auch den Rhein entlang, in Mittelitalien und an der Adriaküste aus. Die Mission nutzt das römische Straßensystem welches die urbanen Strukturen verband.[15] (Karten 1 und 2) Die Christen nutzen die Vorteile der Städte, wie fertige Verwaltungsstrukturen u.ä., für den Aufbau eigener Strukturen und missionieren von den großen Zentren aus die kleineren Städte und das Hinterland.[16] Die Gemeinden sind vor allem in den Städten zu finden, bis zum 4. Jh. war das Christentum ein urbanes Phänomen, die Kirchen befanden sich fast immer an den Stadtmauern, am Rande der Städte.[17] Die, in der nachapostolischen Zeit, periodisch einsetzende Verfolgung und Unterdrückung der Christen durch das römische Imperium, hemmte das Gemeindeleben und führte zum Massenabfall.[18]
Erst nach den Mailänder Edikten von 311, welche allen Religionen gegenüber Toleranz versichern, endeten die Verfolgungen, beschlagnahmte Güter wurden zurückgegeben.[19]
Um 325 verbreitete sich das Christentum im Donaugebiet, der iberischen Halbinsel Mittel- und Süditalien, vereinzelt auch auf den britischen Inseln, in der Belgica, Germania und Raetia und im Noricum. (Karte 3) Ab 380 setzte ein massenhafter Übertritt zum Christentum ein. Die römisch/katholischen h. Kirche hatte jetzt in fast jeder Stadt des Reiches einen Bischofssitz.
Die Christianisierung der germanischen Stämme vollzog sich vom 3. Jh. bis zum 6. Jh.. Beginnen bei den Westgoten im Donauraum, verbreitete sich besonders eine Variante des christlichen Glaubens, der Arianismus, unter den germanischen Stämmen. Nach dem Tode des Theodosius und dem Zerfall der römischen Reichskirche, blieb selbige im Gebiet der germanischen Stämme nur in den großen Städten erhalten, im Rest des Landes ist die arianische[20], eigenkirchlichstrukturierte Landeskirche vorherrschend.[21] So ist die Verbreitung der Eigenkirchen, mit den charakteristischen Stiftergräbern innerhalb des Kirchenbaues auf einzelnen Gehöften höhergestellter, adliger Stammesführer oder auf separaten christlichen Friedhöfen, nördlich der Alpen, in Westfrankreich, Spanien und im Donauraum anzutreffen.
Erst im 5./6. Jh. begann der allmähliche Übertritt der arianischen Christen zur römisch-katholischen Kirche. Die Gebiete in denen das Eigenkirchenwesen herrschte, wurden im 8. Jh., nach dem sich die römisch/katholischen . Reichskirche endgültig durchgesetzt hatte, abermals christianisiert, da es zu starken synkretistischen Prozessen sowie zum Renaissance des alten heidnischen Glaubens gekommen war.[22] Die Christianisierung der Slawen beginnt im 6. Jh. von Aquilea, und im 8. Jh. von Salzburg aus.[23]
I Liturgiegeschichtliche und funktionale Betrachtung von frühen Kirchenbauten
Besonders in den frühen Jahren des Christentums unterliegt die Ausführung des Kultes aufgrund der wechselhaften Situation der neuen Religionsgemeinschaft häufigen Veränderungen. Diese schlagen sich, bei expliziten Sakralanlagen, in der Ausführung der Gebäude nieder.
Die wichtigsten Bestandteile des religiösen Lebens früher Christen waren die Taufe, die Eucharistie und die Tageszeitliturgien bzw. Wortgottesdienste. Die Abläufe sind mit unterschiedlichen Raumanforderungen verbunden, welche bei der nun folgenden Betrachtung der wesentlichen Elemente frühchristlichen Liturgie, dargestellt und in Bezug gebracht werden sollen.
I. 1 Die Taufe
Einer der wichtigsten Momente, war die Initiation neuer Mitglieder. Zunächst geschah die Taufe ohne besondere Auflagen oder Regeln. Jeder getaufte Christ konnte seinerseits taufen. Ab der Mitte des 2. Jh. wurde für die Taufanwerber, die sogenannten Katuchemenen, ein strenger Aufnahmeritus mit Skrutinum eingeführt, der unter Umständen eine jahrelange Vorbereitungszeit von den Anwärtern abforderte.[24] Nach dieser Zeit wurden sie vom Bischof der Gemeinde getauft. Täufer und Taufanwärter betraten den Raum durch verschiedene Eingänge, ein Umstand der sich möglicherweise an einzelnen Bauten noch nachweisen lässt.[25] Die Taufe geschah durch eine Ganzkörpersalbung, dem anschließenden Eintauchen des ganzen Körpers in ein großes Taufbecken, bzw. dem Übergießen/Besprengen des Electen[26], Haupt und Fußsalbung, Anlegen des weißen Taufgewandes, Gebet, Stirnsignierung und anschließender Eucharistiefeier, an der die Neuen nun erstmals teilhaben durften. Die Praxis des Ganzkörpertauchbades erklärt die Größe der, in den Baptisterien befindlichen, Bassins. Ab der Mitte des 4. Jh. fanden diese Taufen fast ausschließlich nur noch einmal im Jahr in der Osternacht statt. Die steigende Anwärterzahl machte es unmöglich, gleichzeitig in der Kirche zu taufen und die Gemeinde in der Vorbereitung zum Ostergottesdienst zu versammeln. Es wurden Baptisterien, separat - aber in der Nähe der Bischofskirchen - benötigt. Die frisch Geweihten zogen nach ihrer Taufe zur österlichen Abendmahlsfeier in einer Prozession in die Kirche ein. Vor der Taufe war die Teilnahme an dieser Feier für die Anwärter nicht erlaubt. Das Geschehen in den Baptisterien ist auf das Bassin, die Piscina, ausgerichtet. Um dieses Zentrum ist der meist runde, oktagonale oder quadratisch-rechteckige Baukörper angelegt. Baptisterien sind Zentralbauten. Ihre charakteristische Form, mit dem großen Becken in der Mitte, korrespondiert deutlich mit der eben beschriebenen Taufpraxis bis zum 5. Jh.[27]
Danach kam die Erwachsenentaufe fast gänzlich zum Erliegen. Die meisten Täuflinge waren jetzt Säuglinge. Das Katechumenat entfiel, war es doch für die Neugeborenen wichtig sofort getauft zuwerden, bevor Krankheiten o.ä. sie ungetauft sterben ließen und ihren Seelen , nach zeitgenössischer Vorstellung, damit der Eintritt ins Himmelreich gänzlich verwehrt worden wäre. Die Taufpraxis wurde auf die heute noch praktizierte Scheitelbenetzung und -salbung beschränkt. Das Aufkommen der Säuglingstaufe schlägt sich in kleinen Taufbecken innerhalb der oblongen Kirchen – den Orte der Eucharistie und der Wortgottesdienst - nieder. Die Anzahl der großen externen Baptisterien geht zurück.[28]
I. 2 Die Eucharistie und der Wortgottesdienst
Die Gemeinden der apostolischen und nachapostolischen Zeit wiederholten in Erwartung der baldigen Parusie Christi in ihren Gottesdiensten das letzte Abendmahl, entsprechend der frühen Überlieferungen dieses Aktes aus den Schriften des neutestamentlichen Umkreises.[29]
Dieses Sättigungsmahl, die Agape, bestehend aus Spenden der Teilnehmer wurde täglich im Hause eines Gemeindemitgliedes eingenommen. Noch im 1. Jh. setzt sich aber der paulinische Abendmahlstypus – Brot und Wein - symbolisierend Leib und Blut Christi beim Gedächtnismahl – durch. Das Sättigungsmahl rangierte zum geselligen Beisammensein und zur Armenspeisung, an dem auch die Katuchemenen teilhaben konnten, die von der Eucharistie prinzipiell ausgeschlossen waren. Wo Agape und Eucharistie weiter verbunden waren, blieb der Zugang zu beiden verwehrt[30] Die eschatologische Ausrichtung der frühen christlichen Gemeinden erübrigte den Bau von größeren Kultanlagen und expliziten Gemeinderäumen. Auch fehlte noch die hierarchische Gliederung in der Gruppe, allen getauften Christen war das Spenden der Sakramente erlaubt, Lesungen aus den heiligen Schriften bzw. Wortgottesdienste wurden in Gruppen abgehalten. Daraus resultiert, dass die frühen Räume der Zusammenkünfte keine spezielle Form hatten und vor der Mitte des 3. Jh. kein expliziter christlicher Kultraum, als solcher, ausgemacht werden kann.[31]
Dies änderte sich, als durch steigende Gemeindemitglieder- und Taufanwärterzahlen, sowie die damit einhergehende Einführung des geregelten Katechumenats, die Wohnhäuser für die Gottesdienste und Taufen nicht mehr zweckmäßig waren.
Jetzt werden größere Kultbauten in oblonger Form für den Wortgottesdienst und die Eucharistiefeier errichtet. Nach dem Ende der diokletianischen Verfolgung und auch vor dem Hintergrund des Nachlassen der unmittelbaren Parusieerwartung, setzt ein regelrechter Bauboom ein.
Die liturgischen Abläufe eines Gottesdienstes bestanden aus zwei Einheiten. Nach dem Einzug des Klerus, wurden Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament vorgenommen und Psalmen gesungen. Diese Einzugsprozessionen, die besonders bei den Österfeierlicherkeiten stattfanden, strebten auf den Altar zu, der Klerus nahm auf der Priesterbank, der Bischof auf der Cathedra platz. Die Ausrichtung der sakralen Räume nach Osten resultierte aus der Hinwendung zur aufgehenden Sonne, der Verehrung Christi als wahres Licht der Welt.[32] Die gestreckte Form der Kirchen resultiert aus der Zweckmäßigkeit bezüglich der Prozessionen, der Blickrichtung auf den Altar, ausgerichtet nach der Erwartung paradiesischer Zustände, nach der Ankunft des Gottesreiches. Anders, als bei der Taufe steht hier nicht ein singuläres Ereignis im Mittelpunkt, welches von allen Seiten betrachtet werden konnte, sondern eine Hoffnung, auf die man zustrebte.[33]
[...]
[1] Der Zusatz „n. Chr.“ entfällt im folgenden Text, da er für die Thematik selbstverständlich ist. Alle Datierungen, wenn nicht anders angegeben, verstehen sich als nach christlich.
[2] Als Beispiel früher analytischer Arbeitsweise J. Corbelet, Historie dogmatique, liturgique et archäologique du sacrament de baptême, Paris 1882.
[3] Hier besonders De Rossi, La Roma sotterranea, Rom 1864-1877 und J. Wilpert, Die Malereien der Katakomben Roms, Freiburg 1903, ders., I sarcofagi cristiani antichi, Rom 1929.
[4] Weigand, E., Die Orient – oder - Romfrage in der frühchristlichen Kunst, in: Zschrft. für Neutestamentliche Forschung 22 1923, S. 233ff.
[5] Deichmann, F. W., Frühchristliche Kirchen in Rom, Basel 1948, ders. Ravenna, Hauptstadt des spätantiken Abendlandes, Wiesbaden, 1969, ders. Einführung in die Christliche Archäologie, Darmstadt 1981. Andresen, C. Einführung in die Christliche Archäologie, Berlin 1971.
[6] Effenberger, A., Frühchristliche Kunst und Kultur, Leipzig 1986.
[7] Sennhauser, H. R., Der Ausgangspunkt das „östliche Alpengebiet“ Kirchen als Sachquelle, in: Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet – von der Spätantike bis in die ottonische Zeit, Sennhauser, H. R., (Hrs.) Band 1 München 2003, S. 3.
[8] Egger, R., Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen Norikum, Wien 1916.
[9] Die christliche Archäologie hat sich lange Zeit als Anschluß an die klassische Archäologie mit der Spätantike auseinander gesetzt, während die Archäologie des Mittelalters sich dem Frühmittelalter zuwandte. Fehring, Günter. P., Einführung in die Archäologie des Mittelalters, Darmstadt 1992, S. 18. Heute darf man die Grenzen etwas fließender sehen, beide Sparten greifen sowohl in frühere als auch in spätere Epochen über. G. Strohmaier-Wiederanders, Geschichte des Faches und des Lehrstuhles “Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst“ an der Theologischen Fakultät der HU-Universität, in: Theologie und Kultur –Geschichte einer Wechselbeziehung, Halle 1999, S. 9-17 dort S. 15.
[10] U.a. E. Lehmann, M. Borgolte, G. Binding, H. Thümmler.
[11] Gamber, K., Domus Ecclesiae - die ältesten Kirchenbauten Aquilejas sowie im Alpenraum und Donaugebiet bis zum Beginn des 5. Jh. liturgiegeschichtlich untersucht, Regensburg 1968, ders., Liturgie und Kirchenbau, Studien zur Geschichte der Messfeier und des Gotteshauses in der Frühzeit, Regensburg 1976. Glaser, F., Frühes Christentum im Alpenraum, Regensburg 1997, Sennhauser, H. R., Oswald, F., Schaefer, L., Voromanische Kirchenbauten Bd.1-3 München 1966, 1968, 1971.
[12] Sowohl ein Katalogteil, in dem eine große Anzahl Kirchenbauten vorgestellt werden, als auch viele Einzelthemen zu architektonischen, archäologischen und historischen Fragestellungen, sind hier zu einem, das Gebiet erschöpfend traktierenden, aktuellen Werk zusammengestellt wurden. Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet – von der Spätantike bis in die ottonische Zeit, Sennhauser, H. R., (Hrs.) Band 1 und 2, München 2003.
[13] Hier wird, aufbauend auf älteren Publikationen wie Khatchatrian, Le baptistère de Nisibis, Vatikanstadt 1957, und weiteren Katalogwerken, eine vollständige Aufarbeitung aller bekannten Baptisterien vorgenommen. Eine Darstellung, die der Autor in Folgepublikationen fortzuführen gedenkt. Ristow, Sebastian, Frühchristliche Baptisterien, in: Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 27, Münster 1998, S. 10.
[14] Das Weitertragen des Glaubens wurde vor allem durch die Verstreuung der christlichen Gemeinden in Palästina initiert welche vor den diversen politischen Querelen in Jerusalem, die ihren Höhepunkt in dem Bar-Kochba-Aufstand (132-135) fanden, flohen. Berichtet auch die schriftliche Überlieferung, vor allem von der Missionstätigkeit der Apostel, so kann man doch davon ausgehen, dass vor allem diese Migration zur Verbreitung des Christentums beitrugen. Goppelt, Leonard, Die apostolische und nachapostolische Zeit, Berlin 1965,. 22ff, Opitz, Helmut, Die Alte Kirche, Berlin 1983, S. 42-45.
[15] Allgemein zum röm. Straßennetz Heinz, Werner, Reisewege der Antike, Stuttgart 2003, Zur Verbreitung des Christentums siehe: Kinder Hermann/ Hilgemann Werner, Weltgeschichte, München 2002, S. 106f.
[16] Opitz, 1983, S. 54f.
[17] Wolff, Arnold, Zur Lage der frühchristlichen Kirche in der antiken Stadt, in: Akten des XII internationalen Kongresses für christliche Archäologie Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 20, 2 Münster 1995.
[18] Opitz, 1983, S. 99-107.
[19] Die Verfolgungen endeten letztlich erst unter Theodosius, als 380 n. Chr. das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde, Opitz, 1983, S. 139ff
[20] Der Arianismus (nachdem Presbyter Arius) zeichnet sich durch seine besondere Christologie aus. Im Gegensatz zur katholischen Lehre, in der Vater und Sohn eins sind, werden sie im A. nur als ähnlich verstanden, da der menschliche Jesus Geschöpf Gottes ist. Der A. wurde 381 aus der altkirchlichen Ökumene ausgeschieden, die Differenzen waren unvereinbar. Das führte auch zum Bau von separaten Kirchen Orten, die beide Glaubensgemeinschaften nutzte. Bis zu seiner endgültigen Aufgabe im 7. Jh. trennte der A. nun die nördlichen Gebiete vom Mittelmeerraum und hat entschieden zur unterschiedlichen, religiösen Entwicklung bis zur entgültigen Durchsetzung der katholischen Reichskirche beigetragen. Denzler, G. und Andresen, C. Wörterbuch Kirchengeschichte, München 1997 , S. 82f.
[21] Opitz, 1983, S. 152f.
[22] ebd., S. 153.
[23] Weltgeschichte, 2002, S. 110f.
[24] Messner, Reinard, Einführung in die Liturgiewissenschaft, Paderborn 2001, S.92ff
[25] Bei Baptisterien auf der Insel Kos konnte eine stark unterschiedliche Abnutzung der Stufen aufgezeigt werden, die im Zusammenhang damit gesehen werden kann, dass eine große Gruppe der Anwärter eintrat, sich umkleidete, während der Täufer von der anderen Seite her kam, um seine Taufvorbereitung nicht zwischen den, sich umziehenden, Katechumenen vornehmen zu müssen. Ristow, 1998, S. 88f.
[26] Ristow, 1998, S. 83. Es wird sich bei näherer Betrachtung der Taufbecken im folgenden Text II 1.2.2 Zentralbau -Baptisterien zeigen, dass die Tiefe selbiger nicht immer dazu geeignet ist, ein vollständiges Tauchbad in betracht zu ziehen.
[27] Es gibt aber auch bei den Baptisterien Längsbauten, so dass die zentrierte Ausrichtung als dominant, nicht aber als allgemein angesehen werden kann. Glaser, 1997, S. 40ff.
[28] Ristow, 1998, S. 85, Messner, 2001, S.103-109.
[29] Ausführungen im NT, die das frühe Gemeindeleben beinhalten sind vor allem die Paulusschriften: zum Thema Hausgottesdienst vorzüglich die Korintherbriefen. (1. Kor 6, 10 12, 2. Kor 3) und Römerbriefe (Röm16). Weitere ausführliche Beschreibungen sind in der lukanischen Apostelgeschichte (Apg 2,5,20) zu finden. Die Auswertung der frühen christlichen Schriften ist die Grundlage für die liturgiegeschichtliche Analyse, das Thema ist aber zu umfangreich, als das es hier bearbeitet werden könnte und wird deshalb ausgelassen. Ausführlich zu diesem Thema: Wick, 2002.
[30] Opitz, 1983, S. 91.
[31] Dura Europos Siehe II 1.1 Frühe Hauskirchen.
[32] Messner, 2001, S. 197f.
[33] Effenberger, 1986, S. 124f, Andersen 1971, S. 24f.
- Arbeit zitieren
- Carina Brumme (Autor:in), 2004, Frühchristliche Kirchenbauten vom 3. bis zum 7. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33291
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