Melford Spiros Text „Cultural Relativism and the Future of Anthropology“ erschien inmitten einer debattenfreudigen Zeit über die Dichotomie Relativismus und Universalismus. Das Problem des Partikulären und des Ganzen beschäftigte zwar schon seit langer Zeit die Philosophen. Nichts Neues, die Frage – hingegen eine Modifikation in der Verwendung dieser Problematik. Während bis anhin zumeist auf philosophischer Ebene von Relativismus die Rede war, bezog sich die entstandene Debatte auf eine Anthropologiespezifische, auf eine Kulturbetonte. Melford Spiro liefert mit seinem Text einen Beitrag zur Ausdifferenzierung begrifflich naheliegender Formen des Kulturrelativismus, die inhaltlich gar nicht so nahe beieinander liegen, wie es scheint. Seine Unterscheidung des deskriptiven, normativen und epistemologischen Kulturrelativismus sollte für eine transparentere Verwendung der Begriffe förderlich sein. Im Speziellen untersucht Spiro den epistemologischen Kulturrelativismus, was ihn zum Schluss kommen lässt, dass einzig mit der Methode der interpretativen Anthropologie dem unwissenschaftlichen Partikularismus entgegnet werden könne. Schliesslich stellt Spiro die Gretchenfrage: "Can Anthropology be a Science?"
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Drei Formen des Relativismus
- Deskriptiver Relativismus
- Normativer Relativismus
- Epistemologischer Relativismus
- Drei Relativismen – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Übergänge, Abstraktion und Ethnozentrismus
- Übergänge – Kognitiver Relativismus/Moralischer Relativismus
- Das Problem der Abstraktion
- Ethnozentrismus
- Kritik am Epistemologischen Relativismus
- Die Forderung radikaler kultureller Diversität
- Funktionalistische Universalität
- Frage nach der Wissenschaftlichkeit
- Can Anthropology Be a Science?
- Should Anthropology Be a Science?
- Kritik an der Hermeneutik des Epistemologischen Relativismus
- Die subjektive Methodik hermeneutischer Anthropologie
- Der ethnographische Partikularismus hermeneutischer Anthropologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Melford Spiros Text "Cultural Relativism and the Future of Anthropology", der sich mit der Debatte um Relativismus und Universalismus in der Anthropologie auseinandersetzt. Das Hauptziel ist es, die verschiedenen Formen des Kulturrelativismus zu beleuchten und Spiros Kritik am epistemologischen Relativismus zu untersuchen.
- Die verschiedenen Formen des Kulturrelativismus (deskriptiv, normativ, epistemologisch)
- Spiros Kritik an der Hermeneutik des epistemologischen Relativismus
- Das Problem der Wissenschaftlichkeit in der Anthropologie
- Die Frage nach Universalitäten und kultureller Diversität
- Die Rolle des Individuums im Verhältnis zur Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Relativismus und seine Bedeutung für die Anthropologie ein. Sie stellt Melford Spiro und seine wissenschaftliche Position vor, die von der "Culture and Personality" Richtung geprägt ist. Spiro beschäftigt sich mit der Frage, wie subjektive individuelle Charakteristiken im Menschen sich zur Kultur verhalten und strebt einen wissenschaftstheoretischen Weg aus dem Problem der Relativität an.
Das zweite Kapitel widmet sich den verschiedenen Formen des Relativismus, wobei der deskriptive, normative und epistemologische Relativismus detailliert behandelt werden. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser drei Formen aufgezeigt.
Im dritten Kapitel werden die Themen Übergänge, Abstraktion und Ethnozentrismus im Kontext des Kulturrelativismus betrachtet. Dabei wird die Problematik der Abgrenzung zwischen kognitiver und moralischer Relativität sowie die Rolle der Abstraktion in der anthropologischen Analyse beleuchtet.
Kapitel vier widmet sich der Kritik am epistemologischen Relativismus. Die Forderung nach radikaler kultureller Diversität und die funktionalistische Universalität werden als zentrale Themen diskutiert.
Das fünfte Kapitel thematisiert die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Anthropologie. Spiro befasst sich mit der Frage, ob die Anthropologie eine Wissenschaft sein kann und soll.
Im sechsten Kapitel kritisiert Spiro die Hermeneutik des epistemologischen Relativismus, insbesondere die subjektive Methodik und den ethnographischen Partikularismus hermeneutischer Anthropologie.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe, die im Text behandelt werden, sind: Relativismus, Universalismus, Kulturrelativismus, Deskriptiver Relativismus, Normativer Relativismus, Epistemologischer Relativismus, Hermeneutik, Ethnographie, Wissenschaftlichkeit, Individuum, Kultur, Diversität, Ethnozentrismus, Abstraktion, Übergänge, "Culture and Personality", "psychic unity of man".
- Quote paper
- lic. phil. I Markus Fuchs (Author), 2004, Melford Spiros Kritik des Kulturrelativismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33267